Welch eine Aufruhr das doch eigentlich so heiß erwartete Metro Exodus auslöse, als bekannt gegeben wurde, dass das Spiel für den PC zunächst exklusiv im Epic Games Store erscheint. Über die Hintergründe berichteten wir. Nun aber ist das besagte Spiel endlich zu haben und wir verraten euch, ob das Spiel auch mit Qualität Aufruhr erregen kann.
Das Tor zur Welt
Metro Exodus startet zunächst sehr klassisch. In engen, dunklen Tunneln der Moskauer Metro schleicht sich Protagonist Artjom umher. Nur wenige Lichtquellen ermöglichen die Sicht, immer wieder schreckt man wegen unheimlicher und nicht weiter definierbarer Geräusche auf. Ehe man sich versieht, springt ein genmutiertes Wesen aus der Dunkelheit und versucht Artjom den Gar auszumachen.
Ja, solche Szenen gab es in Metro 2033 und Metro: Last Light so manche und auch Metro Exodus treibt uns zwischendurch Angstschweiß auf die Stirn. Doch ohne irgendwas zu spoilern, es kommt zu einer überraschenden Wende schon früh im Spiel, die Artjom und einige Mitstreiter zwingt, Moskau zu verlassen, denn Überlebende gibt es nicht nur da.
So ist der dritte Ableger der Erste, der uns außerhalb des verschneiten Moskaus auch mal durch ganz andere Gegenden streifen lässt. Man entdeckt Gebiete, die sich die Natur schon teilweise wieder einverleibt hat und so durchquert auch bewälderte Szenerien. Das ist innerhalb der Serie eine willkommene Abwechslung. Einher damit geht auch, dass Metro nun offener wird. Weiträumige Areale laden zum Erkunden ein, dazu kommt noch der Survival Aspekt.
Wer hier aber befürchtet, man müsse auf Nahrung oder Schlaf achten, der sei beruhigt. Metro gibt sich hier dezenter. So findet man seine Ziele etwa nur per Karte und Kompass, die Strahlung muss beachtet werden und auch die Maske muss bei Bedarf geflickt werden. Auch empfiehlt es sich seine Waffe zu reinigen, da diese beim Laden sonst klemmen kann. Insgesamt sind diese „Pflichten“ aber nie zu aufdringlich.
Artjom auf Reisen
Die Welt von Metro: Exodus wirkt durchaus lebendig, hier ist es erfrischend, dass man nicht nur dunkle Gänge bereist. Ein dynamischer Tag -und Nachtwechsel runden dies ab. Diese sind nicht nur atmosphärischer Natur, bei Nacht schlafen die Menschen und sehen schlechter. Wenn es also einen Zeitpunkt gibt, der sich dazu eignet Banditenlager zu überfallen, dann bei Dunkelheit. Ergattern kann man dabei nützliche Ressourcen. In Metro: Exodus kommt es nicht mehr auf die Patronen als Währung an, hier steht Crafting im Vordergrund. Besitzt man die nötigen Komponenten, kann man sich nützliche Dinge herstellen oder Waffen erweitern. Dies passiert an Board der Aurora, eines Zuges. Damit bewegt sich die Crew von Artjom durch das verseuchte Russland und fungiert als Basis.
Das Gameplay des Shooters weiß absolut zu überzeugen. Die Welt ist nicht nur aufgrund der grafischen und detailverliebten Opulenz Wert erkundet zu werden, immer wieder trifft man auf Charaktere, freundlich oder feindlich, die Quests bereithalten. Belohnt wird man mit Gegenständen oder Infos über die Spielwelt und deren Ereignisse. Wer ohnehin mehr über die Welt erfahren möchte, sollte in den Optionen die Funktion aktivieren, dass Schilder übersetzt werden. Die kyrillische Schrift wirkt zwar stimmig, aber wer der russischen Sprache nicht mächtig ist, sollte die Option aktivieren, sonst verpasst man einiges. Die Welt hält so viele Dinge zum Erkunden bereit, was der ohnehin schon dichten Endzeit-Atmosphäre stets zugutekommt. Die Musik und extrem starke Soundkulisse tun dabei ihr Übriges.
Viel Licht, wenig Schatten
Es gibt also neben der Hauptstory einiges zu tun, doch was genau man innerhalb des Spiels tut, ist nicht ganz unwichtig, schließlich wirken sich Entscheidungen auf den Spielverlauf und sogar das Ende aus. Etwa ob einer eurer Kameraden schwer verletzt wird, oder ob diese eure Crew verlassen, das sind nur einige Beispiele der Auswirkungen. Dabei hat man nur selten die Wahl zwischen „Gut“ und „Böse“ bzw. „Richtig“ oder „Falsch“. Ob etwas für euch positive Folgen haben wird, ist nicht immer direkt ersichtlich, das macht die Entscheidungen auch so spannend und vielschichtiger.
Metro: Exodus bietet jedoch nicht nur diese „neue Welt“, manchmal ist es eben auch ganz klassisch, mit seinen Tunneln, der unheimlich dichten Atmosphäre, und den engen Gängen. Somit ist es keine völlige Abwendung von den bisherigen Spielen, sondern eine absolut sinnvolle Weiterentwicklung. Dabei stimmt auch das Gunplay und die Waffenführung, sowie das Treffer-Feedback sind toll gelungen. Ob man allerdings die Waffen sprechen lässt, oder sich als stiller Schleicher wagt, das ist dem Spieler überlassen. Vorgegeben wird einem da keine Spielweise, bietet aber unterschiedliche Herausforderungen. Spaß machen beide Arten aber.
Wenn man mal gerade keine Banditen beseitigen muss, mutierte Monster umschleicht, Waffen craftet oder dunkle Untergründe durchforstet, dann wird man wahrscheinlich gerade der Story folgen trotz des Open-World Ansatzes jedoch nie ihren roten Faden verliert. Die Geschichte ist zudem gut erzählt und mitreißend. Hinzu kommt eine deutsche Vertonung von schwankender Qualität, welche von „naja“ bis „hervorragend“ reicht.
Schön ist einfach die Fülle an vertonten Dialogen, selbst Charaktere aus Nebenquest wissen viel zu erzählen. Umso enttäuschender ist dafür, dass Artjom im Gegensatz dazu kein einziges Wort über die Lippen bringt. Das wirkt besonders in manch emotionaleren Dialogen mit seiner Frau sehr unvollständig und merkwürdig und ist auch leider kein Problem, über das man leichter hinwegsehen kann.
Fazit
Boykott aus Trotz? Dann ist man selbst Schuld! Metro: Exodus ist ein wunderbar atmosphärischer Endzeit-Shooter, der neben der bekannten, gruseligen Tunnel eine weitläufige und vielseitige Oberwelt bietet, die nicht nur grandios aussieht, sondern auch inhaltlich viel zu bieten hat. Angetrieben wird das Spiel von der tollen Geschichte, die leider mit einem stummen Helden auskommen muss. Nichtsdestotrotz überzeugt der dritte Ausflug in das atomar verseuchte Russland erneut und bringt die Serie dank mehr Offenheit, Entscheidungsfreiheiten, Crafting und Erkundung auf ein neues Level. Diesen mindestens 20-stündigen Ausflug von Artjom und seinen Gefährten sollte man sich nicht entgehen lassen!