Vorhang auf, es wird wieder gerockt – Guitar Hero Live im Test

Raus mit den Klampfen, ab in die Verstärker. Es ist wieder Zeit zu rocken. Vor fünf Jahren erschien mit Guitar Hero 6: Warriors of Rock der letzte Teil der erfolgreichen Musikspiel-Serie. Mit neuem Konzept geht es nun wieder auf die Bühne. Doch kann Guitar Hero Live das alte Spielgefühl neu beleben, ohne die zuletzt wirkenden Ermüdungserscheinungen auftreten zu lassen. Die Entscheidung findet auf der Bühne statt.

Mittendrin, statt nur dabei

Quelle: Activision Publishing

Und die erste Neuerung des Spiels fällt schon mit dem Auspacken des Spiels auf. Die große Box kommt natürlich nicht nur mit dem Spiel, sondern auch mit der passenden Gitarre, sowie einem USB Dongle zur Verbindung. Die Gitarre verzichtet nun auf die markanten bunten Tasten. Der Gitarrenhals ist mehr am originalen Instrument orientiert, die Tasten sind nun in zwei Reihen aufgeteilt, einer schwarzen und einer weißen. In jeder Reihe befinden sich drei Tasten, somit hat die Guitar Hero Live Gitarre insgesamt eine Taste mehr als die alten Instrumente. Die Druckpunkte sind gewohnt gut, ebenso wie die Anschlagstaste, die zu meiner Freude auch wieder schön „klackert“. Das freut mich deshalb, weil man dadurch in der Vergangenheit immer besseres Feedback beim Anschlag hatte, als bei den lautlosen Exemplaren.  

Also Spiel gestartet, auf geht’s. Wir haben zwei Bereiche zur Auswahl, „LIVE“ und „GHTV“. Ich fange mit dem ersten Bereich an, da dieser quasi das Äquivalent zum früheren Karrieremodus darstellt. Es gibt nämlich zwei Festivals, die in mehrere Auftritte unterteilt sind, auf verschiedenen Bühnen und mit unterschiedlichen Genres. Ein Konzert beinhaltet in der Regel etwa um die drei, vier Songs. Bei der Auswahl im Menü wird das Geschehen von einer Art Radio Moderation begleitet, wo über das Festival gesprochen wird. Festival Stimmung mag jedoch nicht so wirklich aufkommen. Da hätte man die Menü Präsentation auch danach ausrichten müssen, anstatt einer standardisierten Menüauswahl. 

Quelle: Activision Publishing

Das ändert sich dann aber auch mit Beginn eines Konzerts. Man befindet sich zumeist Backstage mit seinen Bandkollegen, bekommt die Gitarre von den Angestellten umgeschnürt und begibt sich dann auf die Bühne. Warum das spannender aussieht als es klingt? Weil es komplett mit realen Menschen gefilmt wurde, was sehr an das neue Need for Speed erinnert. Beim Betreten der Bühne erstreckt sich ein riesiges Publikum aus realen Leuten in tollen Umgebungen, die einem vor Freude entgegen kreischen. Immer wieder schenkt die Kamera, die immer aus der Ego-Perspektive filmt, zu unseren Bandkollegen. Die geben sich oft leicht klischeehaft und motivieren mich und ihre anderen Kollegen gegenseitig. So jetzt aber los, Zeit zu rocken!

Spaß! Spaß! Spaß! Zumindest auf der Bühne

Quelle: Activision Publishing

Und endlich ploppt das Guitar Hero typische Notenbrett auf. Außer dem verzichtet Guitar Hero auf HUD Einblendungen. Das soll für mehr Feeling sorgen, ein paar mehr Informationen hätten ruhig auf den Bildschirm gepasst. Die ersten Noten spielen sich ungewohnt. Keine bunten Tasten mehr, dafür die schwarzen und weißen Tasten. Das Guitar Hero Gefühl kam aber schnell wieder in mir auf, trotz der Umgewöhnung, auch wenn meine Leistung noch zu wünschen übrig ließ. Wieder einmal funktioniert aber das Gameplay. Die Kalibrierung ist gut, es gibt kleine Kniffs wie Hammer On’s, bei denen man nur im richtigen Moment die Taste drücken muss, ohne sie anzuschlagen. Und auch kommt wieder die Powertaste zum Einsatz, mit der wir mehr Punkte absahnen können, wenn man die blau umrandeten Noten alle getroffen hat. Nicht nur echte Songs in vereinfachter Form mitspielen befriedigt ungemein. 

Quelle: Activision Publishing

 Auch die Präsentation stimmt. Die Fans feiern und singen mit, die Bandkollegen haben sichtlich Spaß. Es sei denn man trifft vermehrt die Noten nicht oder spielt falsche Töne. Dann verschwimmt das Bild kurz und die Gesichtszüge der Bandkollegen werden ernster, das Publikum sieht teilnahmslos, teilweise genervt von euren Verspielern. Das kann sogar soweit gehen, dass man mit Gegenständen beworfen wird. Da das Publikum nicht wie früher aus einem mäßig animierten Klötzchen Publikum besteht, kommen die Emotionen der Fans auch besser beim Spieler selbst an und vermittelt die bisher beste Guitar Hero Atmosphäre. Nur wird der Stimmungswechsel des Publikums immer von einem Verschwimmen des Hintergrunds begleitet. Daher merkt man schnell dass man hier mehrere Videos zu einem Song aufgenommen hat, deren Wechsel man durch das kurze Verschwimmen überspielen will. Aber wenn man darüber hinweg sehen kann, ist das Geschehen auf und unter der Bühne großartig.  

Auf höheren Schwierigkeitsgraden wird das Spiel dann unheimlich anspruchsvoll, das dank einer Taste mehr sogar noch deutlich als bei den Vorgängern. Den zwei Reihen sei Dank. Hier werden dann richtig Akkorde gegriffen, die dann auch mal über beide Reihen gedrückt werden müssen. Das bei einem höheren Tempo braucht sehr viel Übungszeit, aber fühlt sich dafür noch griffiger an. Als leidenschaftlicher Gitarren Spieler hatte ich dabei sogar noch mehr das Gefühl, nicht einfach nur eine Spielzeuggitarre in der Hand zu halten, denn tatsächlich vermittelt die zweite Reihe ein besseres Bild das sich am realen Gitarre spielen orientiert, und das macht dann noch einmal mehr Spaß als es bei den Vorgängern der Fall war. 

Quelle: Activision Publishing

Ist ein Konzert gespielt, gibt es die anschließende Bewertung, in der man auch erfährt, wie viel Prozent der Noten man auch getroffen und richtig gespielt hat. Jedoch ist mir, wie eingangs schon angerissen, das was neben dem Auftritt passiert zu wenig. Der „Live“ Modus besteht lediglich darin, Songs in dieser Live Atmosphäre runter zu spielen. Es gibt wenig drum herum. Keine eigene Band die man hoch bringen kann, somit keinen Editor, wie etwa früher beim Charakter oder der Gitarre. Es gibt keinerlei Interviews oder Konzerte die man eigenständig buchen kann, oder Gespräche mit den Fans im Backstage Bereich, geschweige denn eine Story. Ich weiß, wie der Name des Spiels verrät, will das Spiel sich eigentlich nur auf die Bühnenerfahrung konzentrieren, das macht es auch hervorragend, dem Spiel hätte etwas mehr Tiefe abseits des Gameplays aber sehr gestanden.

Mach mal den Fernseher an

GHTV ist dagegen eine Art Musiksender mit eigenem Programm. Hier werden per zufällig rund um die Uhr Songs gespielt, die man selber dann mitspielen kann, um in Ranglisten aufsteigen zu können oder um Durchgänge für den Musikkatalog zu sammeln. Ja richtig gelesen, um in dem Musikkatalog, der durchaus üppig ausfällt, einen Song spielen zu können, muss ein Durchgang ausgegeben werden. Die erhält man, indem man die durchlaufende Musikauswahl spielt, welches eine zufällige Anordnung aus dem Musikkatalog ist, die aber nicht die neue „Live“ Atmosphäre genießt, denn hier sind es die Videoclips zu denen man spielt. Wobei je nach Uhrzeit auch ein bestimmtes Genre abläuft. Daher ist nicht immer der richtige Song für einen dabei, den man gerade auch wirklich spielen möchte. Wer sich aber einfach auf das Gameplay konzentrieren möchte, findet hier eine nie endende Schleife an Songs. Aber dennoch stört mich, dass man die Lieblingssongs nicht so oft spielen kann wie man möchte. Denn wer hätte es gedacht, mit Echtgeld kann man sich davon nämlich reichlich Durchgänge kaufen.

Quelle: Activision Publishing

Das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Und dieses System verhindert leider auch einen reinen Übungsmodus, in dem man einen Song Stück für Stück ganz in Ruhe lernen kann. Immerhin befinden sich im Spiel selbst nun mehr Einblendungen und aktuelle Infos zu seinem eigenem Können oder Unvermögen. Daher gilt auch für GHTV: Wer für das Gameplay diesen Bereich betritt, wird hier für Tage, Wochen, Monate seinen inneren Frieden finden. Wer mehr möchte, könnte hier und da manchmal leicht verärgert werden. Was mich jedoch wirklich sehr erfreute war die ziemlich gute Musikauswahl. Von klassischen Pop-Rock Songs, über melodische Folk Songs, bis hin zu schweren und beinharten Metal Riffs. Guitar Hero Live bedient zahlreiche Genres, sogar aus dem EDM Bereich, und auch wenn es etwas komisch scheint einen Song von Calvin Harris oder Skrillex auf einer Gitarre zu spielen, aber trotzdem macht es einfach mächtig Spaß. 

 

Technisch lief die von mir getestete PS3 Version einwandfrei und profitiert dank der echten Menschen auch davon, grafisch dieses mal nicht hinter den Großen, der PS4 und Xbox One, anstehen zu müssen. Beim Spielen gab es selten aber auch mal kleine Mikro Ruckler die, jedoch keine Auswirkungen hatten, somit verschuldeten diese keine abgebrochenen Notenserien oder ähnliches. Lediglich die Fassung für Xbox One konnte ich außerhalb des Testlaufs anspielen. Dort habe ich diese Mikro-Ruckler allerdings nicht bemerkt. Außerdem blüht das Spiel erst so richtig im Mehrspielermodus auf. Mit mehreren Gitarren und/ oder einem Sänger wird das Spiel zum Party-Hit. Ein Schlagzeug wie in Rockband vermisst man jedoch trotzdem. 

Fazit

Guitar Hero Live verrät im Namen schon was es sein will, und genau das setzt es absolut hervorragend um. Das „Live“ Gefühl kommt dank des Publikums gut rüber, die Spielbarkeit und Komplexität profitiert stark vom neuen Controller und ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die Serie. Die neue Frische und der große Spaß, den man einfach beim Spielen verspürt, all das wird etwas überschattet von dem was abseits des Gameplays wartet, denn das ist sehr wenig. Festival Stimmung kommt nur wegen einer fiktiven Radiomoderation nicht auf, einen Editor, sowie eine richtige Karriere mit allem was das Bandleben aus macht fehlt mir sehr. Zudem hätte das Durchgangssystem wirklich nicht sein müssen und stört den Eindruck über das Gesamtpackt. Wer sich aber auf ein Musikspiel mit tollem Gameplay freut, Fan der Serie ist und das erwartet was der Titel verspricht, der wird hiermit lange seinen Spaß haben.

Good

  • Toller, neuer Controller
  • Gutes "Mittendrin" - Gefühl
  • Akkordfolgen nachvollziehbarer
  • Gute Musikauswahl

Bad

  • Mikrotransaktionen nerven
  • Wenig Drum Herum
  • Kein Schlagzeug
  • Kein richtiger Karriere-Modus
8.4

Toll

The Guy who loves Videogames

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