Kolumne – Steam ohne Metro: Exodus – Eine Schlammschlacht mit Folgen?

metro exodus

Quelle: Koch Media

Wow, wäre der Shitstorm rund um Metro: Exodus ein Erdbeben, dann würde die Richterskala hier voll ausschlagen. Aber der Reihe nach, was ist eigentlich passiert?
Als Metro: Exodus auf der Microsoft E3 Konferenz angekündigt wurde, stand die Fan-Welt Kopf. Das Franchise erfreut sich großer Beliebtheit, weshalb ein dritter Teil ohnehin schon lange erwartet wurde. Jetzt, viele Monate später, schlägt dem Spiel purer Hass entgegen. Wird das Spiel so mies? Mitnichten, das Gezeigte sieht großartig aus, das bekannte Metro Gameplay findet nun in offeneren Bereichen statt, die Natur hat sich stückweise die versuchte Umgebung zurück geholt und dabei sieht das Spiel hervorragend aus.

Nein am Spiel an sich liegt es überhaupt nicht, sondern am Store. Nun ja auch hier muss man einschränken. PS4 und Xbox Nutzer können sich das Spektakel in Ruhe aus sicherer Entfernung anschauen, denn das Spiel erscheint, wie nahezu jedes Spiel, digital im eigenen Store oder per Disk im Einzelhandel. Für den PC sieht es anders aus denn Metro: Exodus erscheint (Achtung!) nicht auf Steam! Stattdessen ist es über den Store von Epic Games zu erwerben.

 

Metro Exodus

Quelle: Deep Silver

Warum kein Steam? Es ist das liebe Geld. Steam verlangt einen größeren prozentualen Anteil, als es Epic Games beim Epic Games Store tut. Somit ist der Vertrieb über Epic günstiger für die Entwickler und Publisher, im Falle von Metro: Exodus verlangt Epic Games nur 12% des Erlöses. Steam verlangt je nach Erfolg 20-30%. Selbst jemand ohne Fachkenntnisse merkt hier schon, dass da ein großer Unterschied liegt. Das macht sich jetzt beim Preis bemerkbar, ganze 10$ wird das Spiel dadurch jetzt günstiger. Ja, Dollar, denn der Preis auf dem europäischen Markt bleibt laut dem jetzigen Stand gleich.
Dass das neue Metro nun aber im Epic Games Store erscheint und nicht bei Steam (erst ein Jahr später) brachte die PC Community mächtig auf die Palme und kein Gaming Forum blieb von dem Thema unberührt. Unberührt davon blieb ich übrigens auch. Was das Problem ist? Ich weiß es auch nicht. Die Leute wollen, dass jedes Spiel auf Steam erscheint, ist ja auch komfortabel. Aus wirtschaftlicher Sicht kann ich den Move weg von Steam aber mehr als nachvollziehen. Valve zwackt deutlich mehr Geld ab, im Schnitt das Doppelte. Und in welchem Shop ich das Spiel nun kaufe, kann einem doch relativ egal sein. Die Gegenargumente, die ich dann in Foren gelesen habe, konnte ich dennoch nachvollziehen, naja zumindest ein paar.

Dass man auf Tradings-Cards verzichten muss, halte ich noch für verkraftbar, weniger amüsant ist jedoch der Umstand, dass erst sehr spät mitgeteilt wurde, dass das Game gar nicht auf Steam erscheint, und das nachdem der Vorverkauf schon lange lief. Sowas muss man definitiv anders lösen, somit scheint der Wechsel auf den Epic Games Store eine kurzfristige Entscheidung gewesen zu sein. Immerhin bekommt man als Steam Vorbesteller die beiden Vorgänger gratis dazu, das entschädigt aber wohl kaum den Umstand, dass man ein Jahr länger warten muss.

epic games store

Quelle: Epic Games

Aber mal abgesehen von den Vorbestellern, ist es denn tatsächlich so schlimm das Spiel über den Epic Client zu starten? Immer wieder las ich, man wolle nicht noch ein Programm installieren, und das obwohl das in kürzester Zeit vollbracht ist und quasi keinen Mehraufwand bedeutet. Auch die Tatsache, dass Steam Mods unterstützt bringt die Diskussion nicht nach vorn. Die wurden schon bei den Vorgängern nicht unterstützt. Auch ist Metro: Exodus kein Spiel, welches von Gruppen oder irgendwelchen Online-Features profitieren könnte. Somit, ja, Steam bietet mehr, aber nichts was man in Metro Exodus gebrauchen oder nutzen könnte.
In dieser ganzen Diskussion geht es also gar nicht um das Spiel, es geht um Steam Nutzer, die sauer sind, dass ein Spiel nicht auf Steam erscheint und dabei nicht merken, dass sie dabei ein Monopol mit Händen und Füßen verteidigen. Natürlich ist Steam eine geniale Plattform, aber auch eine Plattform, die nahezu jeden Preis von den Publishern und Entwicklern verlangen kann, denn läuft ein Spiel nicht auf Steam, dann floppt es. Man stelle sich hier einen römischen Kaiser vor, der den Daumen nach unten zeigt. Steam entscheidet über Erfolg und Misserfolg, trotz dass Valve dabei immer noch unglaublich fair gegenüber seinen Nutzern ist. Aber eine Monopolstellung ist nie gut. Der Store von Epic könnte hier entscheidend über das große Steam Vermächtnis sein, denn erstmals stellt sich ein Konkurrent mit einem ähnlichen Konzept und exklusiven Spielen in den Weg von Valve. Dabei muss ein PC Spieler ja nicht mal auf etwas verzichten, denn beide Services sind kostenlos.

Konsoleros haben da einen teureren Konkurrenzkampf. PC Spieler müssen jedoch nur einen Doppelklick auf ein anderes Programm ausführen. Das ist die angenehmste Form der Konkurrenz. Und doch wehrt sich der Steam Nutzer. Das führte mittlerweile sogar dazu, dass Metro 2033 und Last Light auf Steam von den Nutzern mit schlechten Wertungen bombadiert werden. F*** Epic Games liest man dort nicht nur ein mal. Das hat nichts mit der Bewertung jener Spiele zu tun, und auch nicht mit Kritik. Das ist Hass, Ignoranz und Sturheit in Reinform und sowas kann geschäftsschädigend sein, weshalb ein Entwickler von 4A Games wohl auch sagte, man könne dann bei zukünftigen Spielen gleich die PC Version weglassen. Verständnis hätte ich dafür. Die Steam Community hat sich hier von seiner Schattenseite präsentiert, und das bleibt nicht unbemerkt. Auch The Division 2 erscheint für den Epic Games Store und auch andere Publisher werden das Ganze genau beobachten. Entweder gibt man aus Furch vor der Marktmacht von Steam klein bei, oder man schließt sich der Konkurrenz an und veröffentlich dort seine Spiele.

Quelle: Valve

Natürlich wäre es komfortabler,  wenn alles besinnlich auf einer Plattform ablaufen würde, aber so funktioniert Marktwirtschaft nun mal. Wer würde schon gern 20-30% des Erlöses abgeben, wenn es woanders nur 12% sind. Konkurrenz belebt das Geschäft, so könnte es durchaus sein, dass Valve seine Abgabenpolitik nochmal überarbeitet, es könnte von Vorteil für Entwickler/ Publisher und Nutzer sein. So aber ist es eine Schlammschlacht, Leidtragender ist Metro: Exodus, welches zwischen den Fronten steht und somit von vielen Spielern verachtet wird, nur weil es nicht im gewünschten Geschäft erhältlich ist und damit auch boykottiert wird.

Schon das Age of Empires Remake bekam das zu spüren, doch schon dort vertrat ich die Ansicht, dass es auch wirtschaftlicher Sicht keinen Grund für Microsoft gab und gibt, sich Steam unterzuordnen, sondern sein eigenes Ding zu machen. Der Begriff „PC Masterrace“ kommt nicht von ungefähr, die letzten Tage haben gezeigt, wie Teile der Community wirklich drauf sind. Das wird Folgen für die Zukunft des PC Gaming haben, in welcher Form auch immer. Und das wegen eines Konflikts, den man als albern abtun kann, oder aus tiefster Überzeugung in sich trägt.

 

Bildquelle: Koch Media/Deep Silver, Epic Games, Valve

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