Der Kampf um den Fußball-Thron: Pro Evolution Soccer 2018 im Test

Nachdem Pro Evolution Soccer seit dem 2015er Ableger wieder mit Vollgas auf Aufholjagd ist, stellt sich natürlich auch dieses Jahr wieder die Frage, ob Konami seine Hausaufgaben gemacht hat. Ich hatte das Privileg Konsolen und PC Fassung zu testen und verrate euch, wie PES 2018 ausfällt.

PES 2018

Quelle: Konami

Das Stadion bebt

Beginnen möchte ich aber nicht mit irgendwelchen Features, sondern mit einem Umstand, der Fans lange negativ aufstieß. Denn Konami vernachlässigte die PC Versionen und spendierte ihnen das Xox 360/ PS3 Technik Gerüst. Anders in diesem Jahr, denn endlich erhält man auf dem PC dieselbe Qualität, wie auf den aktuellen Konsolen. Nicht besser, aber auch eben nicht schlechter. Das ist zumindest eine positive Nachricht für alle, die PES aufgrund der schlechten PC Versionen gemieden haben.

PES 2018

Quelle: Konami

Und nun geht es auf den Platz. Technisch hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert, auch eine professionelle Analyse von Digital Foundry bestätigte das. Die Mehrheit der Star Gesichter wirkt aber noch eine Ecke realistischer, aber sonst bleibt PES 2018 in etwa auf dem Niveau des Vorgängers, was an sich ja kein negativer Umstand ist, etwas deutlichere Änderungen hätte ich mir aber dennoch gewünscht. Immerhin hat Konami aber an der Atmosphäre gewerkelt. Okay, FIFA bleibt, ohne dass ich da jemanden überrasche, in dieser Hinsicht auf Rang 1, aber die Japaner haben hier merklich Fortschritte gemacht. Das liegt nicht nur an dem herausragend nachgebauten Signal Iduna Park, der übrigens nicht in FIFA 18 enthalten ist und somit PES 2018 exklusiv ist, auch Kameraschwenks in den Spielertunnel wurden überarbeitet und zeigen nun andere Perspektiven. Zudem muss ich mich positiver über die Kommentatoren äußern. Hagemann hat nämlich beigebracht bekommen, wie man auch emotionalere Sätze sprechen kann, zudem gibt es nun mehr sachliche und gut eingesprochene Analysen zu Spielzügen und Situationen. Hansi Küpper ist ohnehin wieder das Ass des Kommentatoren Duo’s. Denn immer noch sind viele flache Phrasen enthalten, gerade von Hagemann, der zudem in nahezu jedem Spiel immer „Welttore“ sieht. Aber immerhin, ein Fortschritt ist da.

Entscheidend is auf'm Platz

Spielerisch hält sich der Vorwärtsmarsch der letzten Jahre doch etwas in Grenzen. Mit dem automatischen Abschirmen, hat man mehr Realismus ins Spiel gebracht, was obendrein noch gut aussieht und eine sinnvolle Ergänzung ist, dennoch fände ich manuelles Abschirmen spielerisch passender, als eine automatische Abschirmung. Auch das Spieltempo wurde nochmals gedrosselt. Im letzten Jahr kritisierte ich nach meinem Gamescom Besuch, dass man keine gute Dynamik zwischen dem guten langsamen Spielaufbau von hinten heraus, und schnellen Ausbrüchen in der Offensive schaffen konnte. Hier muss ich jedoch anerkennen, dass das nun besser funktioniert, warum auch immer, aber die Dynamik ist im neuen Teil spürbar besser gelungen. Das mag möglicherweise am optimierten Spieltempo liegen, aber sicher auch an den deutlich runder gewordenen Animationen. Die sind nicht unbedingt ganz „neu“, sondern einfach flüssiger und besser in den Spielfluss integriert. Dazu gehört auch dass Ballannahmen, etwa mit Knie oder Brust, deutlich genauer und realistischer ablaufen. Auch Kollisionsabfragen sind präziser geworden und bieten keine Slapstick Shows mehr.

PES 2018

Quelle: Konami

Die Ballphysik ist ja typischerweise wieder auf Champions-League Nievau. Hier hat sich zwar nichts verändert, aber das muss es auch gar nicht, denn diese ist nach wie vor vorbildlich. Auch die taktischen Möglichkeiten im Team-Management sind gewohnt umfangreich und laden zum Experimentieren ein. In anderen Bereichen ist die Stagnation jedoch deutlicher spürbar. Denn PES 2018 steuert sich in vielerlei Hinsicht exakt gleich, wie im Jahr davor. Die gleichen Schüsse, Pässe und Flanken und dazu gibt es immer noch keine verschiedenen Tempostufen. Entweder man spaziert gemütlich, oder man sprintet. Da müssen die Entwickler mehr Variation einbringen. Zwar wurde das Tempo beim Anlaufen in der Verteidigung angepasst, aber immer noch gibt es, bis auf das Grätschen, kein manuelles und aktives Eingreifen im Zweikampf, dadurch wirkt das Verteidigen nach wie vor etwas unausgereift und nicht immer wird so agiert, wie man es eigentlich gewollt hätte. Aber das sind eben auch Probleme, die man schon länger mit sich herum schleppt, daher fällt der Unterschied zu PES 2017 trotz einiger wirklich cleverer Ansätze, nicht konsequent genug aus. Auch das leidige Thema Torhüter wurde bei Schüssen enorm verbessert, aber gerade bei hohen Bällen habe ich doch einige KI Aussetzer feststellen können. Ich rede nicht von Fehlern die menschlich sind, sondern schlichtweg Aussetzern. Aber auch die sind nicht neu in der Serie, somit kann man dem Gameplay attestieren, dass es gerade in Hinblick auf Dynamik spürbare Verbesserungen gibt, zu viele Baustellen aber nach wie vor offen sind. Die gewachsenen Optionen etwa bei den Standards sind ebenfalls positiv herauszustellen, aber auch das kann den Gesamteindruck über eine gedrosseltere Entwicklung als in den letzten Jahren nicht mildern.

Der große Coup

PES 2018

Quelle: Konami

Den großen Umbruch sucht man auch abseits des Spielgeschehens. Dass Pro Evolution Soccer über das schmalere Lizenz Paket verfügt ist nach wie vor wenig überraschend, aber immerhin konnte man dank exklusiver Partnerschaften zumindest Vereine wie Barcelona oder Liverpool für sich gewinnen, zudem sind wieder drei deutsche Clubs mit Dortmund, Schalke und RB Leipzig dabei. Neu dagegen ist die chilenische Liga, sowie die Rückkehr der argentinischen Liga, das ist erfreulich, die Lizenz deutscher oder englischer Teams wäre für den europäischen Markt jedoch sicher attraktiver gewesen. In Sachen Modi gibt es dagegen schon deutlich erfreulichere Nachrichten, denn hier gibt es gleich zwei neue, spannende Modi. Mit Zufallspartie bekommt man einen ganz zufällig zusammen gewürfelten Kader, mit dem man gegen ein ebenfalls zufällig erstelltes Team antreten muss. Das ist ein ganz witziger Modus für Zwischendurch, der große Dauerbrenner wird es bestimmt nicht. Dafür hat aber der 3 vs. 3 Modus das Potenzial dazu, damit hat man nämlich schon gewisse Ähnlichkeit mit Fifa’s Pro Club Modus, zumindest vom Team Gedanken her. Diesen Modus könnt ihr wahlweise lokal oder online spielen, und erfordert echten Teamgeist und Absprache. Der Modus kann gerade mit Freunden sicher auch auf längere Sicht unterhalten. Wo ich aber schon FIFA anspreche, dem Modus hätte ein bisschen mehr Drumherum sicher gut getan.

PES 2018

Quelle: Konami

Das gilt aber insbesondere für den Karriere Modus, bzw. Werde zur Legende Modus. Der ist eine exakte Kopie des Vorgängers und wirkt gegen den Journey Modus mittlerweile eher wie nach dem Motto „Hauptsache dabei“. Hier gilt bereits seit längerer Zeit dringender Handlungsbedarf. Den gab es auch im Meisterliga Modus, immerhin aber gab es Verbesserungen bei den Transferverhandlungen, sowie kosmetischen Verbesserungen im Management. Inhaltlich kann man zumindest was Teams und Spieler angeht manuell nachbessern. Denn natürlich ist wieder der prall gefüllte Editor an Board, um die Bundesliga etwa über Umwege doch noch halbwegs integrieren zu können. PS4 und PC Nutzer haben da das Sonderlos gezogen und dürfen sich eigene Dateien ins Spiel laden. Sollte also ein fleißiger Fan bald den Bundesliga Patch in Gänze herausgebracht haben, können PS4 und PC Spieler diesen bequem und einfach hochladen und die editierten Inhalte genießen. Xbox One Nutzern bleibt dieser Luxus immer noch verwehrt, da hilft nur mühselige Arbeit.

Fazit

Nach den letztjährigen großen Schritten, geht PES seine Entwicklung nun etwas gemächlicher an. Die verbesserte Spieldynamik komplettiert zusammen mit dem optimierten Tempo, der präziseren Physik, den runderen Animationen das gewohnt gute Gameplay Paket. Alte Stärken wurden beibehalten, etwa die Ballphysik, die zahlreichen taktischen Möglichkeiten und auch die zugängliche Steuerung. Aber dafür müssen wir immer noch mit alten Schwächen leben, wie etwa dem invariablen Sprinttempo, dem eingeschränkt variablen Zweikampf,  sowie der Stagnation bei Schüssen und Pässen, als auch der bekannten Modi.

PES 2018 ist insgesamt einen, wenn auch nur kleinen Schritt nach vorne gegangen und ist für Fans ohnehin ein Pflichtkauf. Auch FIFA Jünger sollten sich zumindest die Demo anschauen, denn PES hat längst wieder zu alter Stärke gefunden, wenngleich noch immer Luft nach oben ist.

Good

  • Zwei neue Modi...
  • Verbesserte Spieldynamik
  • Ball wird abgeschirmt...
  • Verbesserte Standards
  • Optimierte Physik
  • Deutlich atmosphärischere Präsentation
  • Alte Stärken (Ballphysik, Animationen und Taktik-Optionen)
  • Umfangreicher Editor mit Daten Upload (PC und PS4)

Bad

  • ...dafür Stillstand bei den bekannten Modi
  • Lizenzpaket weiterhin sehr lückenhaft
  • ...nur leider automatisch und nicht manuell
  • Keine neuen Schüsse, Pässe oder Optionen für den Zweikampf
8.4

Toll

The Guy who loves Videogames

1 Comment

  1. “ sowie der Stagnation bei Schüssen und Pässen“ du kannst bei der Steuerung einstellen ob das alles mit Hilfen oder alles manuel ablaufen soll. Eine „Full Manuel“ Steuerung gibt dir viel mehr Freiheiten. Schlecht Recherchiert, Typisch für nen Fifa Fanboy 😀

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