Aven Colony im Test – Aufbau-Überraschung oder Durchschnittskost?

Aufbaustrategie ist eines dieser Genre, welches ich immer auf eine besondere Art angehen kann. Diese Strategiespiele sind ruhig, entspannend, dennoch aber geistig fordernd. Mit Aven Colony gibt es nun neues Futter, das uns eine Kolonie in einem futuristischen Setting errichten lässt. Ob das aber auch Spaß macht, klären wir in diesem Test.

Aven Colony

Quelle: Team17/ Mothership Entertainment

Aller Anfang...

Aven Colony

Quelle: Team7/ Mothership Entertainment

Aven Prime ist ein erdähnlicher Planet, der bevölkert werden soll. Naja leichter gesagt als getan, schließlich gibt es so viele Dinge zu beachten. Zu Beginn stehen aber erwartungsgemäß die Basics. Die Leute brauchen Wohnraum, Nahrung, Wasser, saubere Luft. Letztere gibt es leider nicht in dem Ausmaß wie auf unserer Erde, daher können sich die Bewohner nur in dem von uns bebauten Gebiet aufhalten. Doch wie geht man seine ersten Bauarbeiten an? Während auf dem PC am unteren Bildschirmrand eine sehr klassische Bauleiste vorhanden ist, gibt es auf den Konsolen ein Ringmenü. Dort werden die Oberkategorien gelistet und jede Kategorie beherbergt ihre spezifischen Gebäude. Das ist glücklicherweise sehr übersichtlich und auch im Spiel ist der Umgang damit einfach und unkompliziert. Allerdings finden wir dort viele Gebäude Typen, die einem so erst einmal nicht viel sagen. Außerdem gibt es viele Untermenüs mit Statistiken, Daten oder Zufriedenheitswerten. Auch als Kenner von Aufbaustrategiespielen muss ich zugeben zunächst mit der schieren Anzahl an Menüs überfordert gewesen zu sein. Dafür gibt es ja auch die Kampagne.

Und jetzt: Ressourcenkunde!

Hier lernt man nach und nach den Einstieg in die Welt von Aven Colony einzutauchen. Nachdem grundsätzliche Bauten wie Wohnraum, Luftfilter, Gewächshäuser oder Wasserpumpen erbaut wurden, gilt es in kleinen Schritten tiefer einzutauchen. Die Bewohner brauchen nämlich Arbeit, eine ausgewogene Ernährung, Schutz vor Stürmen oder Gewittern und natürlich Freizeitaktivitäten. Bis dahin ist es zunächst aber wichtig, die Produktionsketten des Spiels zu verstehen. Dass man Getreide zu Mehl und schließlich zu Brot weiterverarbeitet, dürfte Genre-Kenner vor kein Novum stellen. Allerdings gibt es auch viele Rohstoffe, die sich hinter kryptischen Namen verstecken und nur im Spiel existieren. Damit lassen sich dann aber wiederum andere Güter oder Gebäude und betreiben. Denn Energie ist ebenfalls ein wichtiges Gut, gerade in Form von Strom. Denn Gebäude verbrauchen Strom, im Winter sogar noch mehr als im Sommer, daher ist der Blick auf die untere Statusleiste immens wichtig. Auch der Ausbau von Gebäuden spielt hier eine Rolle, denn meist gibt es drei Stufen, auf die wir unser Gebäude ausbauen können, wodurch sie an Effizienz zunehmen.

Aven Colony

Quelle: Team7/ Mothership Entertainment

Dort bekommt ihr mitgeteilt, wie euer Nahrungsverbrauch ist, wie viel Wasser ihr benötigt oder ob der Strom ausreicht. Auch die Bürgerzufriedenheit wird dort dargestellt. Von den Bewohnern gibt es in Aven Colony aber nicht übermäßig viele, im Gegensatz zu Cities Skylines müsst ihr nur mehrere Hundert Bürger in eurer Basis bewirten. Aber keine Sorge, die die da sind, halten euch genug auf Trapp. Das Setting wird dabei sehr gut in das Spiel eingebunden. Aven Colony ist nicht einfach ein Aufbaustrategiespiel, welches auf einem fremden Planeten stattfindet, sondern es befasst sich auch mit den Möglichkeiten, die in Verbindung damit stehen. Die Umstände des Planeten zwingen einen nämlich ein wenig zum Umdenken, auch Jahreszeitenwechsel erweitern die sonst leider eher mäßige Dynamik der Spielwelt. Weiterhin ist es auch ratsam Handel zu treiben, denn einige Rohstoffe finden sich nicht oder nur begrenzt auf eurem neuen Planeten, daher ist ein Austausch mit eurem Kolonialschiff nicht nur empfehlenswert, sondern auch essenziell, wenn man alle Facetten des Spiels kennen lernen und nutzen möchte. Aber das Setting hält auch Gefahren bereit. So kann es zu einem Meteoritenhagel kommen, zu schweren Gewittern oder zu Pilzbefall. Für all diese Gefahren gibt es natürlich auch Gebäude, mit denen man dem entgegen wirken kann, die Kunst ist nur sie frühzeitig einzubeziehen, und nicht erst wenn man mit der Gefahr konfrontiert ist. Schließlich stehen auch hin und wieder Wahlen an. Wenn die Leute unzufrieden sind, wird man euch nicht mehr als Gouverneur haben wollen. So gilt es abzuwägen, worin man seine Rohstoffe investieren möchte. Baut man Infrastruktur aus, setzt man auf auf neue Gebäude, mehr Effizienz oder rüstet man sich erst gegen mögliche Gefahren?

Und das Ganze nochmal von vorn

Aven Colony

Quelle: Team7/ Mothership Entertainment

In der Kampagne spielt man immer wieder kleinere Missionen, um das Spiel kennen zu lernen. So gilt es etwa eine Wohnstation zu bauen, ein Forschungszentrum zur Erforschung neuer Technologien oder mal muss man auch eine bestimmte Anzahl an Gütern exportiert haben. Das ist für den Einstieg sehr hilfreich, wenn man das Spiel kennt aber keine treibende Kraft mehr. Denn eine richtige Story oder eine vernünftige Inszenierung wird man hier nicht finden. Das ist etwas schade, aber macht die ersten Stunden mit dem Spiel nicht weniger intensiv. Es reicht nicht sich an dieses Spiel zu setzen, man muss sich damit richtig auseinander setzen. Hat man aber die Abläufe verinnerlicht, werden die folgenden Stunden eher zur Routine. Denn ein spannendes Endgame hat man hier nicht auf die Beine gestellt. Hat man erst einmal verinnerlicht wie man das Spiel angehen muss, spielt es sich auf lange Sicht immer gleich und bietet, wenn dann alle Gebäude erst einmal gebaut sind, wenig Anreiz und Motivation für die nächsten Spielstunden. Dennoch ist der Weg dahin intensiv, denn man kann durchaus auch mal komplett im Spiel abtauchen, dafür bietet nämlich die erforderliche Tiefe. Und Statistiker kommen voll und ganz auf ihre Kosten. Für nahezu jeden Bereich gibt es ansehliche Diagramme über die Gegebenheiten unserer Kolonie.

Aven Colony

Quelle: Team7/ Mothership Entertainment

Ansehlich ist das Spiel über weite Strecken auch, gerade auf den Konsolen kommt man über durchschnittliche Grafikpracht nicht hinaus, die Soundkulisse ist ebenfalls in Ordnung, man merkt dem Spiel aber an, dass ein sehr kleines Entwicklerteam dahinter steckt. Dass das Spiel in der Hinsicht keine Bäume ausreißt, ist ein verschmerzbarer Umstand. Ich finde den Umstand, dass man ein sehr komplexes Aufbaustrategiespiel ebenfalls für die Konsole bringt nämlich umso besser. Und auch Aven Colony gehört zu den Strategiespielen, die für Konsole ebenfalls hervorragend funktionieren. Zwar ist es etwas hakelig sich durch die Info-Boxen zu klicken, das Bau-Menü im Ring Design ist dagegen aber schnell und übersichtlich. Da das Spiel zudem sehr entspannt und angenehm im Spieltempo ist, braucht es keine schnelle Maus um gut im Spiel zu sein. Schnelligkeit ist nämlich nicht der Ansatz, sondern das Analysieren, Verstehen und Vorrausschauen, und das funktioniert auch mit dem Gamepad. Von der PC Version kann man dennoch in der Hinsicht zumindest enttäuscht sein, dass der Steam Workshop nicht eingebunden wurde, das hätte in Aven Colony sicher die Motivation auf Dauer länger hoch halten können.

Fazit

Ein Aufbaustrategiespiel für Genre-Kenner ist Aven Colony auf jeden Fall, denn das Setting wurde clever in das Spiel eingewoben und es gibt viele Abläufe und Begriffe, die es erst zu erlernen gilt. Dieser Lern-Prozess geht eine ganze Weile und war für mich der spannendste und spaßigste Teil des Spiels. Hat man erst einmal einen routinierten Ablauf in seinen Aktionen, verliert Aven Colony zunehmend an Reiz. Hier hoffe ich tatsächlich auf DLC’s, die das Endgame noch verfeinern und abwechslungsreicher machen. Bis man aber erstmal da angekommen ist, erlebt man in Aven Colony ein sehr durchdachtes, cleveres und komplexes Aufbauspiel, das auch auf Konsole absolut empfehlenswert ist. Wer Ruhe und Zeit mitbringt, sich gerne in Abläufe rein fuchst und Umstände für sein Vorgehen analysiert, dafür aber eine eher spartanische und innovationsalose Kampagne, sowie mangelnde Abwechslung im späteren Spielverlauf hinnehmen kann, der wird mit Aven Colonie seinen Spaß haben.

Good

  • Tolle Einbindung des Sci-Fi Settings
  • Gute Konsolen Umsetzung, dank äußerst gelungener Steuerung
  • Zunächst hohe Lernkurve, da es viel zu entdecken gibt ...
  • Besonders umfangreiche Info-Diagramme für genaue Analysen

Bad

  • Kampagne und Missionsdesign fallen lieblos aus
  • Keine Mod Unterstützung oder Missions-Editor
  • ... danach sinkt die Motivation aufgrund gleicher Abläufe aber leider
  • Technisch bestenfalls Durchschnitt
7.4

Gut

The Guy who loves Videogames

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