Spektakel an der Ostfront – Tannenberg im Test

Tannenberg entführt uns in den ersten Weltkrieg. Namentlich inspiriert von der Schlacht um Tannenberg, findet das Geschehen, anders als im Vorgänger „Verdun“ an der Ostfront statt und soll eine andere Seite des Krieges zeigen. Ob sich das Spiel damit abheben kann und für eine Überraschung gut ist, zeigt unser Test.

Battlefield Lite?

Tannenberg

Quelle: M2H Games

Wie erwähnt entführt uns Tannenberg an die Ostfront des ersten Weltkrieges. Dabei erlebt man den Konflikt zwischen dem Russischen Reich, sowie Deutschland und ihren Alliierten. Wie auch der Vorgänger möchte man mit viel Authentizität in großen Schlachten überzeugen. Tatsächlich sind die Kämpfe immer groß, denn 64 Spieler kämpfen um verschiedene Posten auf einer der sechs Maps, dabei sind die Spieler in Squads aufgeteilt, welche etwa Vorteile beim spawnen bieten.

Sollte der Server mal nicht mit 64 echten Spielern gefüllt sein, wird der Rest mit Bots gefüllt, sodass es nie leer wird. Diese verrichten sogar einen ordentlichen Job, sie sind zwar von echten Spielern zu unterscheiden, aber bringen zu keiner Zeit das Balancing durcheinander.
Zugegeben, es fällt schwer Tannenberg zu beschreiben und zu bewerten, ohne dabei an Battlefield denken zu müssen.

Tannenberg

Quelle: M2H Games

Dem Umstand geschuldet, dass es ein Indie Game ist, muss man also im Vergleich natürlich ein paar Abstriche machen. Natürlich sorgt die Frostbyte Engine für mehr grafische Opulenz und auch dass dadurch physikalisch genaue Zerstörung der Umgebung möglich ist, sticht hervor. Dennoch schafft es Tannenberg in anderen Bereichen zu glänzen, natürlich durch den Einsatz von Bots, sodass die Lobbys voll sind, viel entscheidender ist jedoch, dass das Spiel von M2H und Blackmill Games wesentlich atmosphärischer und authentischer ist. Während in EA’s Shooter der erste Weltkrieg mit minimalistisch und modern gestalteten Menüs daher kommt, wirkt Tannenberg doch deutlich näher am Zeitgeschehen. Dazu kommt, dass die Kleidung der Soldaten möglichst nah an der echten Kleidung angelehnt ist, nicht nur das, auch die Waffen und sogar die Maps wurden originalgetreu gestaltet.

Diese Liebe zum Detail sieht und spürt man einfach. Die Ostfront wurde dabei optisch toll dargestellt, von schneebedeckten Wäldern, bis hin zu Feldern in der Sommersonne. Dabei können sogar Soldaten aus Rumänien, Österreich-Ungarn, Russland, Belgien oder Deutschland gespielt werden.

Ganz nah dran

Tannenberg

Quelle: M2H Games

Die großen und offenen Karten laden zum Taktieren ein. Die Maps sind durchdacht und bieten neben offenen Abschnitten auch viel Deckung und Möglichkeiten zum Verschanzen, als auch zum Flankieren. Die üppige Auswahl an Waffen lässt somit genug Spielraum für jeden Typ von Spieler zu, sodass hier jeder Spielstil Verwendung finden sollte. Ohnehin kam ich sehr gut in das Spiel rein, ohne mich angesichts anderer Shooter wirklich umstellen zu müssen. Dennoch spielt es sich doch irgendwie anders.

Tannenberg

Quelle: M2H Games

Es basiert allein auf Infanterie-Gefechten und verzichtet damit auf Artillerie und Kavallerie, was ich aber überhaupt nicht als Nachteil empfunden habe, so hat das Spiel eben seine Kernkompetenz und setzt diese auch gut um. Der Authentizität zuliebe halten die Soldaten auch kein halbes Magazin aus. Nach einem Schuss ist Schluss, je nach Entfernung und Waffe überlebt man den ersten Schuss eventuell noch und man kann sich in Deckung retten. Auch das habe ich, obwohl ich dessen nie ein Freund war, nicht als nachteilig empfunden. So wurde ich sofort vorsichtiger, habe mich eher von Deckung zu Deckung bewegt und war zudem mehr mit meinem Squad unterwegs, anstatt auf eigene Faust voran zu gehen. Das gute und auch realistischere Gunplay rundet somit das sehr gelungene Gameplay ab.

Tannenberg macht aber nicht alles gut. In nahezu jeder Lobby in der ich war, mussten Bots aushelfen, weil das Spiel von nur wirklich wenigen Leuten gespielt wird, wobei mich das noch am wenigsten gestört hat. Nerviger empfinde ich, dass das Spiel etwas mehr Polishing vertragen könnte. Man merkt dem Spiel halt doch irgendwie an, dass es ein Indie Titel ist.

Framedrops, hölzerne Animationen und gelegentliche Lags enttäuschten mich auf technischer Ebene. Inhaltlich haben große AAA-Titel natürlich mehr zu bieten, aber ich möchte Tannenberg diesen Umstand gar nicht negativ anrechnen, da man es sich grundsätzlich auf die Fahne geschrieben hat, aus dem was man macht, das Beste heraus zu holen.

Fazit

Entgegen von bunten und wilden Battle Royal -oder AAA-Shootern wagt das kleine Tannenberg den mutigen Schritt, einfach mal klassisch zu sein. Mit viel Liebe zum Detail und Authentizität fühlt man sich in diesem atmosphärischen Online-Shooter schnell heimisch. Denn Tannenberg beschränkt sich auf seine Kernkompetenzen: Große Schlachten, originalgetreues Umfeld und kein Schnick Schnack. Trotz noch recht leerer Server und einiger technischer Mängel bietet Tannenberg Fans des Vorgängers und Liebhabern von Weltkriegs-Shootern wohl einen der besseren Indie-Shooter aus diesem Segment.

Good

  • Sehr originalgetreue und authentische Darstellung
  • Toll designte, offene Maps
  • Gutes Gunplay
  • Taktisches Gameplay

Bad

  • Technische Mängel
  • Überschaubare Spieleranzahl
8.1

Toll

The Guy who loves Videogames

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