WWE 2K18 versucht mit neuen Ideen, einer frisch überarbeiteten Engine und einigen Gameplay Verbesserungen das Wrestling Spiel vollends zu einer 2K Marke zu beanspruchen, denn nach der Übernahme der Marke im Spielesektor, konnte 2K noch nicht ganz zu alten Glanzzeiten vorstoßen, wie sie THQ prägte. Gelingt das nun aber in diesem Jahr?
Optisch endlich Next-Gen?
Mit kleineren grafischen Verbesserungen konnte WWE die letzten Jahre zwar den Sprung in die nächste Generation schaffen, ein optisches Highlight bildete die Reihe aber bei Weitem nicht. Nun wurde ordentlich an der Engine geschraubt, und tatsächlich ist das Spiel mitunter wirklich hübsch geworden. Die Hauttexturen der Wrestler sind deutlich detaillierter und auch die Gesichter sind zumindest größtenteils wirklich gelungen. Zudem stimmen Beleuchtung und Umgebungen, sodass das Spiel endlich angemessen aussieht. Leider hinken der Backstage Bereich und die Haar Physik noch deutlich hinterher. Letztere wabern nach wie vor eigenwillig umher und wirken nicht gerade authentisch. Auch wenn das ein kleiner Stimmungskiller ist, kann besonders die Präsentation dafür umso mehr überzeugen und fangen das Stimmungsbild der realen WWE wunderbar auf. Das liegt auch an den noch stimmigeren Kamerafahrten, die gerade bei den Einzügen einer TV Übertragung sehr nahekommen.
Vorm Ziel gestolpert
Wie bereits in den letzten beiden Spielen ist das Herzstück der Karrieremodus, der sich jetzt schlicht „Mein Spieler“ nennt. Erneut gilt es vom Anfänger zum Champion aufzusteigen, der Ansatz ist zwar alt, aber was man daraus machen kann, haben gerade im Sport Genre Madden und FIFA mit Longshot, bzw. dem letzten Journey Ausflug bewiesen. Was die Story angeht, glänzt WWE 2K18 hier leider nur als Schlusslicht, denn eine große übergeordnete Story sucht man vergeblich, man rutscht eher so von einer Fehde in die andere. Aber das ist ja schon mal mehr als das was der Vorgänger konnte. Denn während wir dort absolut generische Kämpfe mit einigen Promos hatten, hat man hier eine eigens designte Fehde, die sich auch voneinander unterscheiden und dadurch auch Wiedererkennungswert haben. Leider stimmt die Präsentation nicht, denn eine Vertonung bleibt aus, zu der fragwürdigen Gestik gesellen sich lediglich Textboxen. Das hat die Sport Konkurrenz bereits besser hinbekommen.
Die große Neuerung ist aber, dass man sich eine Hub-Welt geschaffen hat. Man bewegt sich jetzt frei im Backstage Bereich, kann dort die Schneiderin aufsuchen, um sein Outfit zu ändern, mit anderen Wrestlern sprechen oder beim Produktionsleiter das nächste Match vorbereiten. Die Dialoge mit NPC’s in der Umgebung fallen recht monoton aus, meist haben die Personen wenig zu sagen, ein richtiger Dialog kommt also nicht zustande. Außerdem verkommt der Backstage Bereich die meiste Zeit zum unnötigen Marathon. Um ein Match zu starten, muss man dem Produktionsleiter einen Besuch abstatten, dort das Match absolviert muss man zum Parkplatz, um nach einer Ladesequenz den neuen Tag zu starten, bei dem man zum Produktionsleiter geht, um das nächste Match oder Event zu starten. Man hat diesen Bereich also, um die meiste Zeit darin vom Parkplatz zum Büro und umgekehrt zu laufen. Das ist ein natürlich riesiges, verschenktes Potenzial. Denn der Ansatz, sich frei bewegen zu können, Dialoge zu führen und den Wrestler zu optimieren ist genau der richtige Weg, nur leider wurde das nur viel zu halbherzig umgesetzt.
Da merkt man dem Spiel halt an, dass sich innerhalb eines Jahres nicht viel bewegen kann. Hier hätten eine richtige Vertonung, tiefgreifendere Dialoge und eine vernünftige übergeordnete Story sicher einiges bewirkt. Immerhin kann man alles was den Charakter betrifft schnell über das Hauptmenü ändern…naja zumindest in der Theorie, denn auch wenn man alles übersichtlich auswählen kann, gibt es für alles Mögliche Ladezeiten, das stört den Spielfluss und gehört eigentlich nicht ins Jahr 2017. Immerhin ist der Fortschritt innerhalb der Karriere besser. In WWE 2K17 habe ich etwa 15 Stunden in die Karriere investiert, war aber immer noch in der NXT und auf Rang 5 der Titelherausforderer, obwohl mein Wert bereits den aller NXT Teilnehmer überschritt. Im neuen Teil geht es fast sogar schon zu schnell. Hier hat es nicht lange gedauert, da war ich schon NXT Champion, von da an ging es sogar recht fix zu RAW, hinein in relevante Fehden, sodass mich mein Vorankommen weiter motiviert hat.
Immerhin ist die Kampagne dafür abwechslungsreicher und hält meine Motivation oben. Neben dem Karrieremodus gibt es noch den Road-to-Glory Modus. Hier kämpft man online mit seinem selbst erstellten Kämpfer und muss dabei bestimmte Ziele erfüllen, sogar an PPV’s kann man teilnehmen und ist daher eine gute Abwechslung zum herkömmlichen Online Modus. Ebenfalls enthalten ist natürlich auch wieder der WWE Universum Modus. Hier wurde im Gegensatz zum Vorgänger mehr getan. So sind Intensitäten der Fehden bestimmbar, sodass es entweder eine eher seichte Fehde ist, oder eine persönliche, bei welcher sich die Kontrahenten bei jeder Gelegenheit eins um die Ohren hauen. Es gibt nun auch vernünftigere Promos und besonders zu begrüßen sind die zahlreichen Zwischensequenzen bei Rivalitäten, sodass es nicht nur auf dem Papier eine intensive Fehde ist.
Lootbox, statt Kleiderschrank
Aber das neue Wrestling Spiel hat sich nicht nur in eine positive Richtung entwickelt, denn zwar lassen sich Wrestler mit erworbenen Credits kaufen, aber dafür müssen etliche Kleidungsstücke, mit denen man den eigenen Wrestler gestalten kann, erst per Lootbox freigeschaltet werden, rein nach dem Zufallsprinzip. Das nervt und geht auf Kosten der Motivation, denn es gibt wirklich nur sehr sehr wenig Auswahl, das alles über Lootboxen freizuschalten ist da nicht die beste Art. Dazu kommt, dass die wertvollen Credits, mit denen man die Lootboxen nur öffnen kann, auch für die Investition in die Werte des eigenen Charakters fließen. Damit ist es eher ein Entweder – Oder – Spiel, denn sonderlich viele Credits bekommt man angesichts ihrer immensen Notwendigkeit nicht gerade. Warum man sich dafür entschieden hat, ist mir absolut schleierhaft. Abseits davon gibt es immerhin massig Inhalt. Ca. 200 Wrestler sind enthalten, dazu kommen zahlreiche Arenen. Die Anzahl lässt sich dank des Download Managers für erstellte Wrestler auf eine gigantische Summe erhöhen, nur warum man weiter am 20 Downloads pro Tag Limit hält, ist ebenfalls für mich nicht verständlich.
Genug gemeckert, ab ins Match. Nach den toll inszenierten Einzügen erklingt die Ringglocke und der Fight beginnt. Kenner sind sofort drin, an der grundsätzlichen Herangehensweise hat sich nichts verändert, mit Viereck auf der Playstation, bzw. mit X auf der Xbox wird geschlagen, mit X auf der PS4, bzw. mit A setzt man zum Griff an und führt verschiedene Moves, wie Neckbraker, DDT’s oder Suplexes aus. Das ist eingängig, bietet auf Dauer vielleicht für Profis zu wenig Abwechslung und Anspruch. Doch man hat mit den neuen Tragegriffen ein wenig Variation ins Spiel gebracht. Es gibt nun Griffe, mit denen man den Gegner auf verschiedene Arten tragen kann, um ihn auf den Boden zu slamen oder auf verschiedene Objekte zu hieven. Das ist eine deutliche Verbesserung, schließlich wurde das nie richtig angegangen in den letzten Jahren und kann so besser angewendet werden. Über das Konter System wurde ja schon immer gestritten, es ist natürlich verdammt anspruchsvoll, aber dafür fordernd, sodass der nicht attackierende Spieler immer darauf fokussiert sein muss. Im großen und Ganzen spielt sich WWE 2K18 also ähnlich zu seinen Vorgängern, sowohl seinen Stärken, als auch Schwächen. Das neue Trage-System löst aber immerhin ein langjähriges Problem, dass die Kämpfe etwas aufwertet. Ein Aufwertung ist ebenfalls die Tatsache, dass sich nun bis zu 8 Wrestler gleichzeitig den Ring teilen können, was die Standard Konsolen zwar an die Grenze des Machbaren zu treiben scheint, PS4 Pro und PC, sowie bald die One X bekommen das aber auch flüssig hin.
Fazit
Es fällt mir so schwer wie selten dieses Spiel einzuordnen. Während man in vielerlei Hinsicht schon den richtigen Weg gewählt hat, verpasst man es auch dann ins Ziel zu laufen und die eingeschlagenen Richtungen auch konsequent auszuführen. WWE 2K18 verpasst viel Potenzial, es bedarf wahrscheinlich eine mehrjährige Entwicklungszeit, um das zu vollenden, was man begonnen hat. Dennoch ist und bleibt es ein sehr motivierendes Wrestling Spiel, mit dem ich viele Stunden Spaß hatte und welches ich sicher auch noch regelmäßig bis zum nächsten Ableger spielen werde, was an der tollen Präsentation des Spektakels liegt, sowie den zahlreichen Möglichkeiten dieses Spiel zu spielen. Fans machen wenig Falsch, wenn der Vorgänger bereits begeistern konnte, alle anderen sollten zumindest mal einen Blick riskieren, denn trotz des verschenkten Potenzials hat sich viel getan und zum Positiven verbessert.