Explosionen. Zerstörung. Eine riesige, offene Welt. Das was es, an das ich dachte, als ich Just Cause 3 auf meinem PC installierte. Im lang erwarteten dritte Teil der Just Cause Serie soll man nun für noch mehr Chaos sorgen können, denn mit Grappling Hook, Fallschirm, Wingsuit und allen möglichen Waffen legt ihr alles in Schutt und Asche. Doch wie das funktioniert und ob es auch Spaß macht, erfahrt ihr in diesem Test.
Weniger Story, mehr Action
Die Story ist in Just Cause Spielen wohl eher Nebensache. Doch ist diese leider auch wirklich nicht besonders gut geworden, denn sie bietet nicht nur einen schwachen Einstieg, sondern ist entweder viel zu ernst oder zu sehr auf lustig getrimmt. Zu Beginn kommt ein musikalischer Einstieg in welchem uns die Charaktere vorgesetzt werden, als seien sie uns schon lange Zeit bekannt, was zu leichter Verwirrung führen kann. Daraufhin kann man sich eine Reihe Dialoge anschauen, welche in der deutschen Sprachausgabe einfach schwach und durch unmotivierte Sprecher vertont sind, zudem überlappen sie sich hin und wieder. Des weiteren sind diese zum Teil einfach unpassend und können mit dem flachen Humor nicht überzeugen. Ich habe tatsächlich gleich zu Beginn wieder zur englischen Sprachausgabe gewechselt, in welcher die Sprecher besser sind, auch wenn der Inhalt hier natürlich derselbe ist. Ich sag’s mal so: Man muss die Dialoge nicht skippen, wird aber auch nicht unbedingt davon beeindruckt.
Die Story selbst ist schnell zusammengefasst: Ein Diktator namens Di Ravello führt sein strenges Regime auf der Inselgruppe Medici, welche das nur dort vorkommende Material Bavarium enthält. Dieses kann für mächtige Waffen und als sehr effiziente Energiequelle benutzt werden. Und wie das so unter Diktatoren ist, hat sich auch dort eine Gruppe Rebellen gebildet, zu welcher ihr zählt. Als Rico Rodriguez macht ihr es euch zur Aufgabe, die Revolution voranzutreiben und Di Ravello zu bekämpfen. Dabei arbeitet ihr euch Stück für Stück voran und befreit Städte und Militärbasen von Di Ravellos Männern um seinen Einfluss zu reduzieren und den der Rebellen zu erhöhen.
Allerdings können die Missionen auch nicht unbedingt immer überzeugen. Einige sind so unglaublich actiongeladen und spannend, dass man hofft sie würden nie enden, so zum Beispiel Verfolgungsjagden mit unzähligen Fahrzeugen und Helikoptern, welche ihr schön in Just Cause-Mannier auf den Schrottplatz verfrachten könnt. Doch direkt darauf müsst ihr nur einen Lastwagen von A nach B fahren. Wo bleibt denn da der Story-Flow? Der in manchen Missionen aktive Timer sorgt zudem nicht für Spaß und ein Gefühl der Geschwindigkeit, sondern ist viel eher nervig und hinderlich, da ich nicht nur möglichst schnell von A nach B sprinten will.
Coole Gadgets und Explosionen
Das Herzstück von Just Cause 3 ist ganz klar die riesige Welt und die Möglichkeit, für so viel Chaos zu sorgen wie sonst nirgendwo. Schon zu Beginn des Spieles wird uns gesagt, dass alle Mittel recht sind. Also dann mal los! Rico ist mit drei wichtigen Gadgets ausgestattet: Gleitschirm, Wingsuit und Grappling Hook. Mit dem bekannten Grappling Hook könnt ihr euch in sekundenschnelle auf Hausdächer, Berge, fahrende Autos und alles andere in Reichweite des Hakens ziehen. Darüber hinaus gibt es das Feature, dass man mehrere Haken verschießen und so Gegenstände (oder Personen) miteinander verbinden und sogar zueinander ziehen kann. Dies ist nicht nur für Rico als Abrissexperte äußerst nützlich, sondern auch für Rico als Spaßvogel. Manchmal macht es eben einfach Spaß, Unfug mit dem Haken zu treiben und Menschen oder Autos an vorbei fliegende Flugzeuge oder an sich drehende Windräder zu heften. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und lustig ist es allemal. Im Kampf kann man dieses Feature natürlich auch sehr sinnvoll einsetzen indem man große Gegnerfahrzeuge kurzerhand in einen Abgrund zieht oder etwas (z.B. explosive Tanks) auf diese Stürzen lässt.
Das nächste –äußerst nützliche- Gadget ist der Wingsuit. Wozu brauche ich denn bitte ein Flugzeug, wenn ich einen Wingsuit und einen Grappling Hook habe? Fortbewegung wird mit dem Wingsuit zu einem wahren Spektakel und lässt Spielern immer die Möglichkeit offen, gefährliche Kurse zu fliegen. In Kombination mit dem Grappling Hook, durch welchen ihr euch immer wieder etwas Schub verpassen könnt, könnt ihr beinahe unbegrenzt über die Inseln fliegen. Der Gleitschirm wird dadurch zu einer reinen Bremse, wenn man kurz über dem Boden ist oder man die Feinde im Kugelhagel von oben erledigen will. Wenigstens lässt sich dieser sehr präzise steuern. Doch eines verstehe ich nicht so ganz: lasse ich den Fallschirm weg und knalle aus 50 Meter Höhe auf die Straße überlebe ich es (wenn auch schwer verwundet) aber ein paar Schüsse oder Explosionen machen mir den Garaus.
Quelle: Square EnixDoch was würden die Gadgets nützen, ohne die richtige Möglichkeit diese Einzusetzen? Keine Sorge, in Just Cause 3 werden euch genügend Möglichkeiten dazu geboten. In Verbindung mit dem im Spielverlauf immer weiter steigenden Arsenal an Waffen und Fahrzeugen könnt ihr für ordentliches Chaos sorgen. Wieso nicht einfach mal auf einem Kampfjet surfend Raketen auf eine Militärbasis regnen lassen? Immerhin gibt es im Spiel mehr als 100 Militärbasen und besetzte Städte. Manche davon sind allerdings ohne einen gewissen Fortschritt im Spiel kaum zu schaffen, da im Sekundentakt Luftschläge, EMPs und co. auf Rico einprasseln. Doch durch den Storyfortschritt werden diese Dinge Stück für Stück deaktiviert. Um eine Basis erfolgreich zu befreien ist es nötig, diverse kleine Ziele zu erfüllen, so zum Beispiel ein paar Turbinen unter Zeitdruck ausschalten, Gastanks zerstören, Antennentürme einreißen und so weiter. In Städten läuft es nach dem selben Prinzip, nur dass es hier heißt, man solle Schalter drücken, die Tore der Polizeistation öffnen, Lautsprecher zerstören und zum Beispiel Plakatwände einreißen. Hat man das alles dann erfolgreich erledigt, bekommt man neues Equipment als Belohnung. Dieses Equipment kann mithilfe eines Signalsenders per Rebellenabwurf im Frachtkontainer in unmittelbare Nähe geliefert werden. Glücklicherweise müssen diese Abwürfe nun nicht mehr gekauft werden, sondern besitzen eine Art cooldown bis zum nächsten Abwurf. Leider muss man dafür aber in Städten und Befreiten Militärbasen immer wieder neue Sender holen. Jedes Fahrzeug der Spielwelt kann zu einer Garage geliefert werden um anschließend per Rebellenabwurf verfügbar zu sein. Gut zu wissen: für die Schnellreisefunktion benötigt ihr Leuchtfakeln, welche ebenfalls immer wieder aufs neue abgeholt werden müssen.
Viel zu tun
Habt ihr einmal keine Lust mehr auf das Befreien von Militärbasen und Dörfen, so bietet die Welt noch mehr als genug andere Sachen zu tun. Es gibt kleine Zufallsevents à la „Rette den Rebellen aus dem Gefangenentransport“, welche für zwischendurch immer wieder nett sind. Interessanter hingegen sind die auf der Karte angezeigten Herausforderungen. Diese sind immer schön abwechslungsreich und gehen von einfachen Renn-Events über Zerstörungsorgien mit bestimmten Vorgaben (z.B. nur Grappling Hook, etc.) bis hin zu Wingsuit-Herausforderungen. Durch die beinahe unendlich erscheinende Kartengröße überlappen sich die Herausforderungen auch nicht und man entdeckt immer wieder neue Gebiete. Die Herausforderungen machen auch allesamt Spaß, obwohl die in Verbindung mit Fahrzeugen zu wünschen übrig lassen. Dies liegt allerdings nicht am Design der Herausforderungen, sondern an der Fahrzeugsteuerung. Diese ist leider sehr unpräzise und schwammig und kann mit vielen anderen aktuellen Spielen (etwa GTA 5) wirklich nicht mithalten. Naja aber wer fährt in Just Cause 3 auch schon Auto, wenn man einen Wingsuit hat? Als Belohnung für eine Abgeschlossene Herausforderung bekommt ihr Zahnräder, durch welche Mods für Rico freigeschaltet werden. So bekommen Fahrzeuge einen Nitro-Boost, Rico hat mehr Sprengsätze oder kann mehr Verbindungen mit dem Grapple Hook machen und so weiter. Also allerlei nützliche Mods, ohne die man trotzdem gut spielen kann.
Quelle: Square EnixEinen Multiplayer-Modus hat Avalance dem Spiel nicht verpasst, obwohl der Multiplayer-Mod für Just Cause 2 bereits sehr beliebt war. Die einzige Möglichkeit mit anderen zu konkurrieren, sind die verschiedenen Bestenlisten, welche dauerhaft mit eurer Leistung aktualisiert werden. Wie genau diese funktionieren, ist mir allerdings rätselhaft, da ich in mehreren schon mit -meiner Meinung nach- durchschnittlichen Leistungen auf Platz 1 kam. Bei den Bestenlisten handelt es sich beispielsweise um den längsten Wingsuit-Flug, die meisten Treffer aus einem Magazin und alles andere erdenkliche. Dass diese auch immer sichtbar sind und man sie nicht ausblenden kann, kann für nicht-Interessierte ganz schön nervig werden.
Technische Probleme in einer schönen Welt
Eines muss ich Medici lassen: Wenn dort weniger von Rico erzeugte Explosionen wären, würde ich dort gerne Urlaub machen. Die Inseln sind allesamt schön gestaltet, egal ob man sich in felsigen Landschaften oder an malerischen Stränden befindet, selbst die Küstenstädtchen fügen sich sehr passend in die Umgebung ein. Sogar der Wellengang ist äußerst sehenswert und wertet das Gesamtbild noch einmal auf.
Wenn ich diesen Abschnitt hier beenden könnte, gäbe es eine deutlich bessere Endwertung. Leider geht das aber nicht. Getestet wurde Just Cause 3 auf einem System, welches deutlich über den empfohlenen Systemvoraussetzungen liegt. Zu den Problemen des Spieles zählen unter anderem scheinbar zufällig auftretende Abstürze, egal ob man nur etwas Auto fährt oder eine riesige Basis zerlegt, es kann einen immer treffen. Hinzu kommen noch Einbrüche der Bildrate und allgemeine Grafikfehler wie etwa Objektflimmern. Laut Berichten von Betroffenen, hilft das Spielen im Offline-Modus von Steam etwas. Und laut weiteren Berichten hat die Konsolenversion mit ähnlichen Problemen, allerdings schwerwiegender zu kämpfen. Dies wird hier in der Wertung allerdings nicht berücksichtigt.
Fazit
Was habe ich von Just Case 3 erwartet? Ehrlich gesagt einfach nur eine geballte Ladung Action und Chaos. Meine Erwartungen wurden auf jeden Fall erfüllt, aber mehr leider auch nicht. Die Story und die deutsche Vertonung lassen zu wünschen übrig und Abstürze, Einbrüche der Bildrate sowie Grafikfehler sind sehr große Mankos. Allerdings interessiert die Story nur wenig und meistens läuft das Spiel flüssig. Durch Grappling Hook, Wingsuit und das unglaubliche Arsenal hinterlässt Just Cause 3 bei mir trotzdem einen im Großen und Ganzen positiven Eindruck. Jets surfen, Gegner an Flugzeuge hängen und riesige Explosionen verursachen macht eben einfach Spaß. Wenn die Avalanche Studios nun noch einen Patch für die angesprochenen technischen Probleme liefern, kann man in aller Ruhe alles Zerstören.