Hach Agatha Christie, eine Schrifstellerin, die ich als kleiner Bub vor allem durch meine Mutter kennengelernt hab und auch wenn ich nie so in das Krimi Genre reinkam, gibt es doch einige nette Geschichten und Verfilmungen, aber auch Adventures. So haben Microïds und Artefacts Studio ein Adventure auf den Markt gebracht die auf der Handlung von „The ABC Murders“ beruht. Lasst uns also herausfinden, ob wir in den Schuhen von Hercule Poirot einen spannenden Fall auf die Schliche kommen oder lieber der Polizei die Arbeit hätten machen lassen sollen.
Scotland Yard ist mal wieder ahnungslos
In „The ABC Murders“ dreht sich die Geschichte um den belgischen Detektiv Hercule Poirot und seinen Assisstenten Hastings, welcher ein wenig naiv ist. Eigentlich wollte Poirot auch nie wieder als Detektiv arbeiten, kommt der Gentleman ja auch langsam in die Jahre und möchte noch ein gemütliches und geruhsames Leben führen und möchte in London sesshaft werden. Doch unverhofft kommt scheinbar oft.
Poirot wird persönlich von einem kaltblütigen Killer namens A.B.C. herausgefordert, welcher per Brief seine Opfer auf kryptische Art und Weise ankündigt, als wäre das ganze ein Spiel für ihn. Da Scotland Yard natürlich vollkommen im Dunkeln tappt, hat Poirot nun erst Recht keine Wahl als auszuhelfen und macht sich auf den Weg nach Südengland an den Tatort. Dort macht man sich dann natürlich zusammen mit Hastings auf die Suche nach Hinweisen und Beweisen, befragt Leute, schaut sich die Opfer und Tatorte an.
Der erste Mord scheint schon seltsam zu sein, ist es doch die arme Tabakladenbesitzerin Alice Asher. Doch was ist passiert? Weder gibt es Kampfspuren am Tatort, noch scheint es ein Motiv zu geben, da sie keine Feinde hatte und auch Wertsachen nicht angerührt wurden. Schnell fällt eine Gemeinsamkeit auf, der Mörder hinterlässt immer ein gleiches Merkmal, einen aufgeschlagenen ABC-Fahrplan der Bahn auf dem Opfer.
Wie erwähnt spielt man theoretisch die Geschichte aus dem gleichnamigen Roman von Agatha Christie nach. Kenner von diesem werden natürlich schon im Voraus wissen, worauf das ganze hinausläuft, können aber je nach Spielweise noch ein paar Überraschungen erleben. Für Krimifans ist die Geschichte natürlich relativ spannend und lädt zum Miträtseln ein, wer denn und warum er der Mörder ist.
Dialoge sind Gold, mechanische Rätsel aber auch
Groß das Spielprinzip eines Adventures zu erklären spare ich mir, da es inzwischen doch allgemein bekannt ist. Ihr redet mit Leuten, sammelt Gegenstände, kombiniert sie, löst Rätsel und kommt so der Geschichte auf den Grund. Daher wollen wir zu den wichtigeren Aspekten kommen, die dieser Titel vielleicht ein wenig anders macht.
Interessant ist zum Beispiel das Dialog System. Im Prinzip nicht viel anders, als in anderen Adventures, da ihr durch geschickte Auswahl von Sätzen eurem Gegenüber wichtige Informationen entlocken müsst. Dafür müsst ihr z.B. aufgebrachte Personen zunächst beruhigen, Fingerspitzengefühl nennt man sowas. Natürlich kein Problem für Poirot, dessen Art und ruhiges Wesen dafür prädestiniert. Aber ihr könnt auch ganz anders spielen und der absolute unsympathische Klotz sein, der will dass die Person antwortet und dem die Gefühle vollkommen egal sind. Hier kann er mittels Fokus auch seinen Gegenüber genau beobachten und anhand Mimik und Bewegungen zum Beispiel Rückschlüsse auf seine Stimmung ziehen.
Der Fokus Modus um die Mimik des Gegnübers zu deuten
Einer von beiden Wegen ist natürlich der Angemessenere, bringt euch ans Ziel, gibt euch viele weitere Hintergrundinfos und Punkte, gerade wenn ihr so reagiert, wie es Poirot auch im Buch getan hat. Der andere Weg sorgt dafür, dass Zeugen zum Beispiel aus dem Raum laufen und euch nichts mehr erzählen wollen. Zwar kommt ihr natürlich irgendwie dennoch ans Ziel, da das Spiel euch natürlich nicht davon abhält es zu beenden, aber es kann zum einen ein wenig aufwendiger werden und ihr werdet nicht alle Informationen herausbekommen. Sicherlich ist manchmal auch der schroffe Weg von Vorteil gegenüber Zeugen. Es ist einfach schön, dass Artefacts Studio nicht einen Zwangsweg vorgibt, der gewählt werden muss bei den Dialogen, wo man sich in anderen Spielen sonst im Kreis dreht, sondern teilweise seine eigene Geschichte erleben kann.
Der zweite wichtige Punkt in dem Titel sind vor allem die Mechanik Rätsel, die an Spiele wie „The Room“ erinnern. Hier könnt ihr z.B. ein Objekt mit einem versteckten Fach haben, indem etwas drin ist mit ihr ihr erst jenes Objekt aktivieren könnt. Doch das Fach öffnet sich erst wenn ihr vorher einen Code entschlüsselt, der auf diesem Objekt eingraviert ist und noch dort irgendwo eingegeben werden muss. Dabei könnt ihr das Objekt mittels Maus oder Controller in einer extra Ansicht in 3D um die eigene Achse drehen und Bewegen und euch genauer ansehen mittels Rein- und Rauszoomen. Diese Rätsel sind nicht sonderlich schwer oder fordernd und gehen gut von der Hand. Dennoch gibt es für alle Rätsel ein Hilfesystem, dass euch den nächsten Schritt verrät und nach kurzem Cooldown wieder genutzt werden kann. Persönlich finde ich diese Idee immer ganz nett, auch wenn sie einen zu schnell dazu verleitet sie in Anspruch zu nehmen.
Als letzter Punkt auf der Agenda steht, nachdem man genug Indizien gesammelt hat, dass Verknüpfen dieser um den Tathergang zu rekonstruieren. In einer schemenhaften Darstellung darf man dann die gesammelten Informationen zurechtschieben, bis Poirot merkt, so ist es gewesen. Angst vor möglichen Konsequenzen müsst ihr dabei nicht haben, sondern könnt es beliebig oft wiederholen.
Grafik und Erzählkunst alá Telltale Games?
Optisch erinnert der Titel eindeutig an bekannte Telltale Games Titel, wobei der Cel-Shading Look natürlich nicht neu ist, jedoch immer wieder ansprechend ist und es malerisch wirkt. Gerade für ein Adventure eigentlich gut geeignet. Was jedoch weniger gut gelungen ist, sind die Hotspots der verschiedenen Gegenstände. Zum einen gibt es keine Hotspot-Anzeige, wie man sie eigentlich in aktuellen Adventures gewohnt ist, zum Glück gibt es aber nicht wirklich viele Spots pro Bildschirm. Schade ist jedoch, dass die Abfrage dieser nicht so genau ist und teilweise diese ineinander übergreifen. Dies macht die Steuerung ein wenig fummelig, mit Maus noch in Ordnung, mit Controller ein wenig umständlicher. Dies ist jedoch aber auch nicht die Regel.
Was jedoch nicht so wirklich rüberkommt ist die Dramaturgie, die man versucht hat einzubauen. Dies ist meines Erachtens nach auch kein Problem der Entwickler, sondern eher der Story geschuldet da Hercule Poirot ein relativ ruhiger und rationaler Charakter ist und auch die Autorin, zumindest meiner subjektiven Meinung nach, ihre Geschichten auf eine relativ seicht fließende Art geschrieben hat, wenn auch diese selber spannend ist.
Wer übrigens auf eine deutsche Synchronisation hofft, wird enttäuscht sein. Zur Auswahl stehen einmal französisch, dank der Herkunft der Entwickler und der belgischen Abstammung Poirot’s, und in englisch. Beide Synchros sind aber gut gelungen und soweit man der Sprache mächtig ist auch gut verständlich, gerade da die Sprecher relativ ruhig und verständlich sprechen. Natürlich gibt es aber für uns deutsche Untertitel im Spiel.
Fazit
Ich bin ein Adventure Freund und daher wohl auch immer ein wenig voreingenommen, wenn ich einen sochen Titel teste. Im Grunde ist Agatha Christie: The ABC Murders ein grundsolides Adventure, dass jetzt nicht wirklich viel falsch macht, aber auch nichts großartig neues mit sich bringt. Die Story ist für Krimifans spannend, wenn man sie noch nicht kennt, wartet aber auch nicht mit großartigen Twists oder überraschenden Elementen auf, wie man sie in aktuellen Titeln der Konkurrenz erwartet. Dies liegt aber auch an der Geschichte, die immerhin aus dem Jahre 1936 stammt und damals die Erzählweise noch eine andere war. Generell kann man hier sagen, dass man einen Krimi zum mitspielen hat. Die Rätsel sind ausgewogen zwischen Dialoge und Mechanik, aber auch nie wirklich fordernd und für Adventure-Kenner eher zu leicht. Positiv ist halt hervorzuheben, dass es in den Dialogen nicht eine zwangsweise Lösung gibt im eigentlichen Sinne und dass die Stimmung und Atmosphäre des Hercule Poirot gut eingefangen wurde, auch wenn diese ruhige Gentleman Art nicht jedermans Geschmack ist. Die PC Umsetzung brachte keine Macken ans Tageslicht, wenn man die Hotspot Anzeige vernachlässigt, während die Konsolen Version wohl eher mit einigen Mängeln behaftet sein soll, welche wir jedoch selber nicht getestet haben und daher uns auf die PC Version beschränken mit der Wertung. Schade ist jedoch, dass der Titel nicht sonderlich lang ist und eigentlich an einem gemütlichen Samstag Nachmittag durchgespielt werden kann, wenn man sich nichts vorgenommen hat am Abend.