Madden NFL 16 im Test – Reicht es zum Touchdown?

Football, die Sportart, die Amerika vor die TV-Bildschirme und in die Stadien zieht. Kaum verwunderlich, dass die dazu gehörige Spielereihe von EA Sports auch viele Fans hat. Mit Madden NFL 16 kommt ein weiterer Ableger auf den Markt und unser Test wird klären, ob es sich um einen klassischen Neuaufguss handelt, oder ob die Entwickler genug neue Features und spannende Neuerungen eingebracht haben, um sich vom Vorgänger abzuheben.

Wie im TV!

Schon beim Start begegnet uns das wohl aufwendigste Intro, das unter Sportspielen in den letzten Jahren eingebettet wurde. Der Superbowl von 2009 wurde hier gewählt und mit beinahe filmreifer Inszenierung setzt man einen Trend fort und setzt ihm ein Sahnehäubchen auf, nämlich der Zelebrierung des Footballs. Aufwendige Kamerafahrten, Slow-Motions und ein aufbrausendes Publikum sollen uns sofort in die Welt der NFL eintauchen lassen. Nach einer imposanten Sequenz heißt es dennoch selbst Hand anzulegen und den Superbowl zu einem Ende zu bringen, wobei uns das Spiel direkt auf die neuen Features hinweisen möchte. Welche das sind, erkläre ich euch genauer.

Quelle: Electronic Arts

Sei der Spielmacher

Der Quarterbeck ist nicht nur im realen Football Dreh und Angelpunkt für ausgehende Bälle, auch in Madden NFL 16 hat man sich mehr mit den Möglichkeiten des Ballverteilers beschäftigt. So bekommt dieser mehr Optionen für seine Pässe. Ihr könnt neben den bekannten Würfen wie Lobs oder Bullet Passes gibt es auch High und Low Pass.

Quelle: Electronic Arts

Wie der Name bereits vermuten lässt handelt es sich bei High Passes um Zuspiele, bei denen man einige Verteidiger mit einem hohen Ball überspielen möchte, Low Passes sind dagegen tiefer gerichtete Bälle, die an die Receiver gerichtet sind. Die neuen Touch-Pässe sind etwas kräftigere Bälle, die man nun noch präziser hinter die Linebacker und vor die Safety’s bringen kann. Auch die KI der Ballgeber wurde überarbeitet und die Quarterbecks reagieren noch besser auf Spielsituationen. Dies hängt dann jedoch auch vom Spielertyp ab. Ein Newton wird auf eine Situation anders reagieren als ein Manning, und dadurch ist es gerade bei der Kaderplanung in den verschiedenen Modi noch wichtiger, einen Quartbeck zu haben der auf euren Spielstil zugeschnitten ist..

Die hohe Kunst des Fangens

Die Verbesserungen der Quarterbecks wären aber nur halb so spannend, wenn man nicht auch das Catch-System überarbeitet hätte. Während man zuvor per Y/ Dreieck – Taste den Ball fangen konnte, unterscheidet das Spiel nun zwischen drei verschiedenen Arten das Leder aus der Luft zu fischen. Neu ist auch, dass euch je nach Situation und Erfahrung das Spiel die Taste einblendet, die es zur Einleitung des jeweiligen Catches empfiehlt.

Quelle: Electronic Arts

Da wäre zum einen der Run after Catch, kurz: RAC. Hier geht der Empfänger nicht direkt zum Ball hin, sondern dreht seinen Körper in Richtung gegnerische Endzone, um den Ball besser mitnehmen zu können, damit er weitere Yards mit einem Run gut machen kann. Ist der Platz allerdings eng, handelt es sich um eine sehr riskante Methode. Bei hohen Bällen, die der Verteidiger kontern möchte, eignet sich dagegen der Aggressive Catch, bei dem sich der Receiver komplett in Richtung Ball dreht, springt und ihn am höchsten Punkt zu fangen versucht. Die Wahrscheinlichkeit danach noch einen Run zu starten ist allerdings sehr gering, da die Aktion voll und ganz dem Catch gewidmet ist und der Spieler in die Falllinie springt.

Quelle: Electronic Arts

Die letzte Art ist der Ballbesitz Catch. Auch hier ist die Sicherstellung des Catches im Vordergrund, der Receiver vermeidet jedoch aggressiv in den Ball zu gehen und damit handelt es sich hierbei auch um die sicherste Variante. Einen Run kann man meist nicht mehr einleiten, da die Spieler nach dem Catch zur Abschirmung zu Boden gehen. Diese Neuerungen sind die wohl auffälligsten im Spielverlauf im Offensivspiel und gerade die Catches fühlen sich frisch und intelligent an, da man nun mehr individuellen Freiraum bei seinen Entscheidungen hat.

Offense vs. Defense

Aber bei so viel Optimierung der Offensive, muss auch die Defense einen drauf setzen. So ist beispielsweise Ball Hawk zurück. Per Tastendruck richtet sich der verteidigende Spieler nach dem heran sausenden Ball aus und versucht diesen vor dem Receiver abzuschirmen. So kann der Spielzug im Idealfall abgewehrt werden, misslingt der Versuch aber, hat der Receiver freie Bahn und kann zu einem vielversprechenden Run ansetzen.

Quelle: Electronic Arts

Die andere Methode dagegen ist neu. Denn man kann auch seinen Fokus auf die Abdeckung des Receivers lenken. Zwar wird man hierbei keine Interceptions einleiten können, aber dafür ist der Raumgewinn niedrig, im Idealfall könnt ihr den Ball sogar aus den Händen des Receivers schlagen. Auch hier empfiehlt das Spiel per Einblendung, welche Aktion sich hier eignen würde.

Mit kleinen Schritten zum Ziel

Insgesamt handelt es sich also um keine besonders großen Eingriffe in das Gameplay. EA Sports setzt Akzente mit den Catches und den Möglichkeiten sie zu verteidigen, und da dies auch die Basis des Spiels ist, sind die Neuerungen gut und wichtig. Die zunehmende Komplexität kommt Profis entgegen, Einsteigern wird das Prinzip leicht verständlich entgegengebracht. Im Laufspiel hat sich leider wenig getan. Die Runs lassen sich einen Tick präziser steuern, aber neue Optionen gibt es hier nicht. Auch wurde der Defensiv Bereich hier nicht sonderlich aufgewertet. Schlecht spielt es sich trotzdem nicht, da man hier auf die bewährten Verbesserungen des Vorgängers setzt.

Quelle: Electronic Arts

Spaß hat man sowieso auch noch mehr durch die hervorragende Inszenierung. Die Kommentatoren haben zwar nicht viele neue Sätze dazu gelernt, aber befinden sich somit immer noch auf einem hohen Niveau. Die eingangs gelobten Kamerafahrten ziehen sich zwar nicht ganz so spektakulär durch das Spiel wie im Intro, dennoch legt EA Sports hier noch eine Schippe drauf und begleitet uns durch das Match, wie man es etwa aus TV Übertragungen kennt und liebt. Die Overlays und Playbooks dagegen sind absolut unverändert, weswegen man den neuen Madden Ableger nicht sonderlich von seinem Vorgänger unterscheiden kann. Aber warum auch etwas Bewährtes ändern.

Breites Paket mit viel Potenzial

Geändert hat man allerdings einige Dinge abseits des eigentlichen Spielgeschehens. So gibt es nun den Draft-Modus, den man als eine Mischung aus „schnelles Spiel“ und „Ultimate Team“ beschreiben könnte. Man bekommt nämlich ein eher mittelklassiges Team zugestellt und im darauf folgenden Draft müsst ihr dieses Team bestmöglich verbessern.

Quelle: Electronic Arts

Es finden 15 Runden statt und immer werden euch drei Spieler, in der ersten Runde Trainer, zur Auswahl gestellt. Allesamt sind dies gute bis sehr gute Spieler, deren Position ist aber pro Runde immer unterschiedlich und so gilt es immer den für euch sinnvollsten Spieler aus den drei möglichen zu picken. Dabei ist es wichtig auf die Balance zu achten, also dass alle Positionen gute Vertreter aufweisen. Das Spiel selbst findet online statt und ist nur drei Minuten lang. In einer „Saison“ gilt es drei Matches zu bestreiten. Wenn ihr diese kurze Season erfolgreich seid könnt ihr Packs für den Ultimate Team Modus ergattern.

Quelle: Electronic Arts

Ansonsten präsentiert sich Madden aber sehr vorhersehbar. Wieder mit an Bord sind der gerade erwähnte Ultimate Team Modus, Gauntlet und auch Franchise. Bei allen finden sich kleinere Neuerungen, wie etwa das Scouting System aus dem Franchise Modus. Man investiert seine verdienten Punkte nun nicht mehr in eine der gefühlt hundert Attribute um dort die Stärke sehen zu können, sondern es werden nur noch die drei wichtigsten Werte zur Investition frei gestellt. Das sorgt für eine Entschlankung und für etwas mehr Übersicht im Scouting Chaos der Vorgänger. Die Menüs präsentieren sich etwas aufgeräumter und marginal überarbeitet, neue Skill Challenges sind dabei, aber große Neuerungen finden wir nicht, es sind eher Details. Trotzdem hinkt die Spielerkarriere nach wie vor deutlich hinterher und braucht dringend deutliche Überarbeitungen in Sachen Präsentation. Etwas mager ist nach wie vor der Editor. So vermisse ich das Erstellen eigener Taktiken für Spielzüge, die man dann in einem eigenen Playbook unterbringen könnte.

Quelle: Electronic Arts

Besonders gefreut hätte ich mich über einen üppigeren Spieler Editor, sowie das Erstellen eines eigenen Clubs, inklusive Logo, Trikot und Stadion. Wie wäre es denn mal mit einem Modus, in dem man sich mit einem selbst erstellten Club in die Endspiele der NFL spielt, EA? Zudem müssen wir auf eine deutsche Sprachausgabe verzichten, und auch die Texte und Menüs sind alle immer noch nur auf Englisch. Bei den guten amerikanischen Kommentatoren stört mich das wenig, aber in den Menüs wäre es schön mal endlich auf deutsche Texte zu treffen.

Technisch oben auf

Optisch zeigt sich Madden NFL 16 wieder mal von einer ansehnlichen Seite. Die Ignite Engine weiß zu überzeugen und die Spieler sehen erneut klasse aus. Die Bewegungen sehen dank der Technik wieder einmal sehr realistisch aus. Hin und wieder sind etwas unbeholfene Verrenkungen dabei, aber darüber kann man hinweg sehen. Die Stadien sind aufwendig präsentiert, die Verhaltensweisen der Spieler absolut an ihren Vorbildern orientiert, die Fans weisen noch höhere Individualität auf, aber große Sprünge wird man zwischen Madden NFL 16 und seinem Vorgänger wohl kaum erkennen. Das betrifft auch den erneut guten Sound, der von noch besserer Fan Untermalung unterstützt wird. Auch die heroische Menü Musik musste weichen, stattdessen beschallen uns etwa Tracks von John Newman oder auch The Weekend, geht vom Stil her also eher in Richtung FIFA, aber damit macht man mehr richtig als falsch. Abzüge gibt es aber bei den Clipping Fehlern. Immerhin: Seit der Early Access Phase von EA Access haben sich diese etwas dezimiert, treten aber immer noch häufig genug auf. Zudem war das Spieltempo nach einem Catch war niedriger als das sonstige, aber auch das tritt nur noch selten auf.

Fazit

Während Madden NFL 15 einen enormen Sprung nach vorn machte, beschränkt sich der neue Ableger auf eine alte EA Sports Tugend: Nicht viel neues, aber Sinn muss es machen. Und tatsächlich bringt das Spiel wenig Neues mit sich, die Auswirkungen davon sind aber durchaus groß. Die dazu gewonne Komplexität, gerade in der Offensive, macht das Spiel deutlich dynamischer und das Gameplay somit zu einer hervorragenden Erfahrung. Gepaart mit der einwandfreien Präsentation, der besseren KI und den leichten Verbesserungen im Umfang, schafft man es erneut den Vorgänger zu überbieten. Madden NFL 16 ist ein rundum sorglos Paket für alle Football Fans, das an den richtigen Punkten angesetzt hat und damit auch einen Kauf absolut rechtfertigt, zumindest was die Xbox One und Playstation 4 Version betrifft.

Good

  • Tolle Inszenierung
  • Technisch hohes Niveau
  • Mehr taktische Komplexität bei Wurf und Catch
  • Neuer Draft-Modus überzeugt
  • Hervorragendes Gameplay

Bad

  • Immer noch zu viele Clipping Fehler
  • Spieler Karriere geht inhaltlich unter
  • Editor nach wie vor zu mager
8.6

Toll

The Guy who loves Videogames

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