The Witness im Test – Jonathan Blows neuestes Werk

The Witness, das neueste Spiel von Braid-Entwickler Johnathan Blow, ist endlich erschienen. Nachdem nun inzwischen sieben Jahre seit der Ankündigung des Spieles vergangen sind, werden viele sicherlich nichts mehr von den dem Spiel wissen. Oftmals bedeuten solch lange Zeiten in der Entwicklungsphase nichts Gutes für Spiele und beweisen auch immer wieder den steigenden Anspruch von Spielern.

Keine Herkunft und kein Ziel, dafür aber Rätsel

Quelle: Sony

Wer bin ich? Wo bin ich? Was mach ich hier und wo will ich hin? Alles völlig egal und auch nicht erklärt. Als namenloser Abenteurer befindet ihr euch auf einer einsamen Insel und versucht… nun, na was eigentlich? Jedenfalls befindet ihr euch auf einer Erkundungstour auf der genannten Insel. Gegner hält die Insel hunderte bereit, und zwar in Form von Schalttafeln. Fast 650 sind überall auf der Insel verteilt und extrem simpel aufgebaut, denn man muss immer nur eine Linie bis zum Ziel zeichnen. Das klingt zwar sehr einfach, ist es aber nicht unbedingt. Zu Beginn des Spiels werden diese noch keine Herausforderung darstellen, doch der Schwierigkeitsgrad steigt sehr schnell an. Sobald man das Startgebiet verlässt, erhält man einen Blick auf den wahren Umfang der Insel. Diese ist in zehn Bereiche eingeteilt, welche alle zu jeder Zeit zugänglich sind und gerne mal eine neue Rätselmechanik einführen. Wie zu Beginn, so muss man immer noch Linien ziehen, doch das Grundprinzip ändert sich immer wieder auf eine sehr erfrischende Art. Allerdings muss man dieses Prinzip auch erst einmal verstehen, denn auf Erklärungen muss man verzichten. Allerdings sind die Prozesse der Rätsel in der Regel nicht gerade Komplex, man muss sie nur einmal verstanden haben. Und genau das ist auch der Reiz an dem Spiel, denn in der Regel ist die Lösung der Rätsel nur einen Katzensprung entfernt und man muss zum Beispiel nur die Umgebung beobachten, allerdings ist gerade der Weg zu dieser Lösung die Schwierigkeit.

Quelle: Sony

Aber es gibt kaum etwas schöneres, als das Rätsel mit einer unglaublich einfachen Lösung zu knacken, zumal gerade solche Momente motivieren, wenn die Lösung gleich um die Ecke liegt und man dann diesen Aha-Moment erfährt. Man durchläuft Stück für Stück einen stetigen Lernprozess, welcher auch nötig ist, da teilweise mehrere verschiedene Rätseltypen kombiniert werden. Es kommt nicht selten vor, dass man vor einem der Rätsel steht und einfach keine Ahnung hat, wie man nun weiter vorgehen soll. Wie bereits erwähnt, wird der Schwierigkeitsgrad mit zunehmendem Fortschritt auch immer schwerer. Nicht selten starrte ich auf den Bildschirm, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, wie ich nun vorgehen soll, nur um kurze Zeit später die erstaunlich simple Lösung zu finden.  Man muss dem aber hinzufügen, dass der Schwierigkeitsgrad von The Witness niemals in eine unfaire Richtung umschlägt. Mir kam relativ schnell eine Assoziation zu Dark Souls – klar, The Witness ist um einiges Heller und weniger Blutrünstig, doch was die Schwierigkeit angeht, sind Parallelen zu erkennen. Sollte es mal dazu kommen, dass man wirklich nicht weiter kommt, so kann man sich aber auch einfach an einem der zahlreichen anderen Rätseln versuchen. Und durch die kleinen Belohnungen für das Abschließen eines der Rätsel ist immer genügend Motivation für das nächste gegeben. Die Belohnungen belaufen sich zum Beispiel auch auf das öffnen von Türen zu Geheimgängen, und jeder mag Geheimgänge. Am Ende eines jeden Abschnitts wartet zudem eine gelbe Kiste, welche sich öffnet und einen Lichtstrahl an die Spitze des höchsten Berges der Insel freigibt. Auch wenn das keinen direkten Nutzen hat, so fühlt man sich trotzdem extrem erleichtert und ist motiviert, sich dem nächsten Abschnitt zu stellen. Da haben wir auch schon die nächste Stärke von The Witness. Man wird neugierig. Man möchte mehr über die Geschehnisse erfahren und wissen, was das alles zu bedeuten hat. Und was sind diese steinernen Figuren, die man überall findet? Oder was hat es mit den philosophischen Zitaten in den Audiologs auf sich, die ich hier und da finde? Obwohl Jonathan Blows neues Werk gänzlich auf Zwischensequenzen verzichtet und dem Spieler auch keine Geschichte präsentiert, so möchte man trotzdem unbedingt das Ende des Spiels mit der wunderschönen Comicgrafik sehen.

Leider gibt es auch ein paar wenige Punkte, die ich hier bemängeln muss. Abseits von dem fehlenden Wiederspielwert, welcher für das Genre aber auch Typisch ist, stört mich sehr, dass man keine freien Speicherpunkte anlegen kann. Gerade in einem Spiel mit diesem Umfang, möchte ich schon selbst entscheiden, wann und wo ich speichern möchte. Aber das größte Manko ist wohl die Musik, beziehungsweise das Fehlen der Musik. Zwar ist die restliche Soundkulisse, also das Rauschen der Wellen oder die Schritte auf unterschiedlichem Untergrund, sehr atmosphärisch und gut gelungen, aber etwas Musik fehlt mir da trotzdem.

Fazit

Ich hätte nicht erwartet, dass mir The Witness so gut gefällt und mich mit seinen 80-90 Stunden Spielzeit um alles zu lösen sicherlich auch noch länger an den Bildschirm fesseln wird. Die Rätsel sind schön im Schwierigkeitsgrad ansteigend und bleiben am Ende doch immer Fair, wenn auch Hart. Dieser Aha-Moment lauert in The Witness wirklich an jeder Ecke und motiviert durchweg immer zum weiter machen. Dazu sollte man sich auch überlegen, ob man möglicherwiese ein paar an solchen Spielen interessierte Freunde dazu holt, denn ein kollektives Rätsel lösen ist bei diesem Spiel durchaus unterhaltsam. Was mir allerdings ganz klar fehlt ist die Musik, denn eine leise, sich wiederholende Melodie würde den Rätselspaß noch einmal um einiges erweitern. Ich kann also sagen, dass The Witness sicher nicht für jeden etwas ist und man sich darauf einlassen sollte. Wer kein Fan von Rätseln, Comicgrafik oder dem Fehlen von richtiger Geschichte ist, dem wird das Spiel wohl auch nicht zusagen, alle anderen werden damit sicher einige Stunden Spaß haben können.

Good

  • Hübsche Grafik
  • Tolle Atmosphäre
  • Guter Schwierigkeitsgrad

Bad

  • Kein freies Speichern
  • Keine Musik
8.7

Toll

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