Eine Wiedergutmachung – EA Sports UFC 2 im Test

EA Sports lädt zum zweiten Mal in den UFC Ring ein und hat einiges auszubügeln. Schließlich ging nach der Markenübernahme von THQ nur ein mäßig beliebtes Spiel hervor, dass viele Fans nach dem großartigen UFC Undisputed 3 nicht so wirklich in ihr Herz schließen konnten. Mit UFC 2 will man aber alles besser machen. Ob das klappt? Der Test zeigt es.

Komplex, schwierig, gut!

Quelle: EA Sports

Modi hin oder her, aber eine Kampfsport-Simulation muss im Gameplay überzeugen, und daran hakte es noch vor zwei Jahren bei EA Sports. Aber schon kurz nach dem aufwändigen Einlauf und einer anfänglichen Begeisterung über die gute Charaktergestaltung stellt man schon bald einige Änderungen im neuen UFC Spiel fest. Nämlich rücken die Eigenschaften der Kämpfer in den Vordergrund. Je nach Gewicht, Größe und Kampfstil passen die Bewegungsmuster nun deutlich besser zu den jeweiligen Akteuren. Das spürt man deshalb, weil sich die Fighter im Vorgänger relativ ähnlich steuerten. Aber nicht nur die Bewegungen, auch die Moves und deren Ausführung passen gut. Noch immer gibt es nur eine Ausdauer Leiste, die sich leert, wenn man viele Moves nacheinander ausführt. Nach einer kurzen Schlagpause erholt sich diese. Das kennt man und hat sich auch bewährt, daher macht es Sinn dieses Feature ebenfalls wieder zu integrieren, um den Simulationsfaktor hochzuhalten.

Quelle: EA Sports

Die Bereiche des MMA werden alle prima eingefangen. Ob Schläge & Tritte im Stand, Clinches oder Bodenkämpfe, man findet wieder alles vor. Während die Standkämpfe wie eh und je ablaufe, bemerkt man dennoch einen Punkt den sich viele Fans nach dem Vorgänger gesehnt haben. Denn dort war das Treffer-Feedback sehr unterschwellig und passte nicht zu dem was die Kämpfer wirklich einsteckten. Nun aber spürt man dank ordentlicher Vibration und Inszenierung, wenn ein Treffer schon mal gelbe Sternchen in den Kopf steigen lässt. Aber auch sonstige harte Treffer haben nun das gewünschte Feedback. Neuerungen vermisst man dort aber sonst. Noch immer gibt es zwei Tasten für Schläge, zwei für Tritte, eine Taste zum Verstärken dieser Angriffe und eine für Körpertreffer. Das kann man schon beinahe als UFC Formel bezeichnen. Noch immer ist dieses System sehr komplex, weswegen Neuankömmlinge Probleme haben dürften, auch weil ein Tutorial leider nicht eingebaut wurde. Spieler der Vorgänger dürften sich aber schnell wieder rein finden. Spielerisch hat sich bei den Clinches und Bodenkämpfen sogar ein bisschen mehr getan.

Quelle: EA Sports

War es vorher noch nötig die Griffe, die sich hinter den Stickkombinationen verbargen, auswendig zu lernen, wenn man genau solche anwenden wollte, hat man dies nun etwas einsteigerfreundlicher gestaltet. Über dem rechten Stick erscheinen dann maximal vier Positionen (oben, unten, links, rechts) verschiedene Positionen. Beim Halten in die jeweilige Richtung füllt sich ein gelber Ring je nach Skill und Fitness schneller oder langsamer. Im besten Falle geht euer UFC Star nun in die gewünschte Position über. Allerdings kann der Gegenüber per RT oder R2 dies verhindern, bzw. blocken.  Per L1 oder LB können auch fortgeschrittene Aktionen eingeleitet werden. Praktisch ist somit, dass zum einen auch beschriftet ist, welche Richtung zu welchem Ergebnis führt, zum anderen ist es angenehmer in eine Richtung zu drücken, als Kombinationen mit dem rechten Stick zu vollführen. Besonders im Bodenkampf ist die Ausdauerleiste wichtig geworden. Positionswechsel sind nämlich aufwendig und kosten Kraft. Deswegen lohnt es sich teilweise auch mal kurz auszuharren, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen.

Die Kämpfe profitieren zudem von einer breiteren Palette an Animationen, die zudem auch realistischer abgebildet werden, weshalb sich die Kämpfe griffiger anfühlen. Nur selten kommt es zu fragwürdigen Kollisionsabfragen. Auch wenn die Animationen sich weiter verbessert haben, sind die Aktionen und der Schlagabtausch noch lang nicht so flüssig in ihren Abfolgen, wie in der Realität. Doe Physik geht in die richtige Richtung, aber da ist dennoch Luft nach oben. Luft nach oben hat auch die Beurteilung der Ringrichter. Denn wenn in den eingeblendeten Highlights ausschließlich kritische Treffer meinerseits eingeblendet werden und der Gegenüber trotz kaum nennenswerter Aktionen gewinnt, dann frustriert das natürlich.

Karriere Knick

Herzstück der letzten UFC Ableger war natürlich der Karrieremodus. Dieser ist auch in UFC 2 wieder an Board, und auch den habe ich ausführlich gespielt. Allerdings mit einem eher weinenden Auge. Denn was ich da erlebt habe glich beinahe komplett dem, was ich schon vor zwei Jahren gespielt habe. Wieder startet man im Ultimate Fighter Wettbewerb, mit denselben Einlaufanimationen wie damals, und prügelt sich mit ein paar Siegen in die UFC. Dort können wir Matches annehmen, zwischen drei Gegnern können wir uns einen auspicken. Natürlich aber nur jemanden, der in der Rangliste unmittelbar in unserer Nähe ist. Dazwischen können wir drei Trainingseinheiten absolvieren, für Stand, Clinches und Boden gibt es jeweils vier Einheiten, die wir nach einer kurzen Einführung durchspulen. Dabei können wir neuerdings wählen, ob die Trainingseinheit leicht, mittel oder schwer sein soll. Je schwerer, desto höher der Trainingserfolg, aber umso mehr steigt das Verletzungsrisiko, das uns im schlimmsten Fall ein frühes Karriere-Aus bescheren kann. Eine ganz nette Neuerung, aber nicht bahnbrechend. Viel störender ist, dass die Trainingseinheiten, die wir immer wieder absolvieren sehr inspirierend, eintönig und aus dem Vorgänger gegriffen sind. Da möchte ich gerne UFC Undisputed 3 wieder als Referenz anführen, wo wir nicht nur Clinch Wechsel immer wieder runter leierten oder auf den Boxsack eindroschen, sondern auch Beinarbeit am Boxsack trainieren mussten oder mit einem Reifen gearbeitet haben.

Quelle: EA Sports

Klar, auf Dauer auch nicht die größte Innovation, dennoch war für mehr Abwechslung gesorgt, weil es sich tatsächlich auch mal um eine Art Minispiel handelte, die wunderbar zum MMA Alltag passte. Da man wirklich viel Zeit mit dem Training verbringt, wäre hier mehr Abwechslung dringend nötig. Immerhin kann man dies auch simulieren lassen.

Ansonsten kann man seinen Fighter anpassen, wobei hier auch nicht der enorme Freiraum geboten ist, wie aus zuvor genannter Referenz, aber genug, um sich ausreichend selbst mit seinem Kämpfer identifizieren zu können. Abseits dessen können wir auch mit verdienten Punkten aus den Kämpfen neue Fähigkeiten, bzw. Moves freischalten, um unseren UFC Spartaner auf unseren Kampfstil abzustimmen. Auch das ist alles bekannt. Leider wäre damit der Karrieremodus größtenteils besprochen und viele Dinge, die ich mir erhofft hatte, wurden ausgelassen. So hatte ich mir mehr Story Inhalte gewünscht, wie etwa Fehden mit anderen Kämpfern, Sequenzen oder auch Interviews, deren Antworten sich auf unseren Ruf und die UFC auswirken. Auch hätte ich mich über mehr „Drum Herum“ gefreut. Vielleicht einen finanziellen Aspekt? Einen familiären? Es müsste nicht mal eins davon sein, aber mehr Mut und mehr Leidenschaft hätten mich trotzdem positiv gestimmt.

Mehr, mehr, mehr!

Quelle: EA Sports

Fast schon Pflicht für ein EA Sports Spiel ist es den Ultimate Team Modus zu integrieren. Auch vor UFC 2 macht man da keinen Halt. Aber ein Team basierter Modus in einem 1 vs. 1 Spiel? Das hat man wie folgt umgesetzt. Man kann sich ein Team aus fünf Mitstreitern erstellen. Die Gewichtsklasse und der Kampfstil spielt dabei keine Rolle. Dann kann man mit jedem seiner glorreichen Fünf nun Kämpfe bestreiten für die man Credits bekommt. Mit diesen Credits kann man sich Boosts oder Moves kaufen, die eure Kämpfer verbessern. Mit immer mehr Siegen steigt ihr in höher ranginge Divisionen auf. Wie es sich für Ultimate Team gehört, kann man aber auch Echtgeld einsetzen, um sich die Ingame Währung zu erkaufen. Glücklicherweise hat EA aber einen kleinen Riegel vorgeschoben, sodass sich Echtgeld Nutzer höchstens einen zeitlichen Vorteil verschaffen können, aber keinen spielerischen. Dafür wurde eine Art Begrenzung für Moves eingebaut. Während man Grundmoves, die jedem zur Verfügung stehen, beliebig tauschen kann, zieht die Nutzung höher ranginger Moves Punkte von eurem Konto ab, weswegen man schon Unsummen ausgeben müsste, um dauerhaft einen spielerischen Vorteil zu übernehmen. Das alles ist eine nette kleine Abwechslung, gerade weil so Online Kämpfe, die auch in normaler Form enthalten sind, eine Prise Extra Motivation bekommen. Natürlich kann aber dort aber auch reine Offline Matches bestreiten.

Quelle: EA Sports

Aber auch sonst ist UFC 2 vom Umfang her gut aufgestellt. Neben den genannten Modi kann man auch richtige Events nachspielen und auch Tipps abgeben wer gewinnt. Tippt man richtig, erlangt man Packs für den Ultimate Team Modus freischalten.

Außerdem gibt es eine Art Arcade Modus. Der Knockout-Modus verzichtet nämlich etwa auf den Bodenkampf und konzentriert sich rein auf Faust und Fußgefechte. Man hat zudem nur einen Lebensbalken von maximal zehn Punkten, der sich nur bei starken Treffern leert. Allerdings kann die Leiste auch durch erfolgreiche Paraden solcher Angriffe wieder gefüllt werden. Das spielt sich sogar ziemlich taktisch und ist tatsächlich eine gelungene Neuerung.

Auch beim Roster kann man sich nicht über mangelnden Umfang beschweren. Über 250 Fighter wurden in das Spiel integriert und erstmals kann man auch mit Frauen um den Sieg ringen. Deren körperliche Eigenschaften wurden außerdem gut in das Spiel übertragen, sodass sich diese von ihren männlichen Kollegen unterscheiden. Somit bietet UFC 2 reichlich Unterhaltung und auch mehr als sein direkter Vorgänger.

Dabei macht das Spiel auch technisch eine absolut runde Figur. Die meisten Kämpfer sehen sehr originalgetreu und detailliert aus, sowohl Gesicht, als auch Körper, nur manche haben etwas unpassende Gesichtskonturen. Aber auch auf Details hat man geachtet, wie Schweiß, das Bewegen der Haut bei ruckartigen Bewegungen und auch Blessuren sieht man an den Stellen, auf die man besonders oft einschlägt. Die von mir getestete Xbox One Fassung lief dabei auch immer flüssig. Die deutschen Kommentatoren machen dabei zweckmäßig ihren Job. Einige gute Kommentare mit passender Betonung bringen sie hervor. Deutlich dynamischer fühlen sich die Kämpfe aber mit der englischen Tonspur an, deren Kommentare qualitativ doch noch um einiges hochwertiger sind.

Fazit

EA Sports macht mit UFC 2 einiges richtig und verbessert den hauseigenen Erstling sowohl im Gameplay stichpunktartig, aber an den richtigen Stellen, als auch merklich am Umfang. Wenn man das Gameplay kritisieren will, dann höchstens in dem Punkt, dass die Übergänge der gegenseitigen Schläge und Tritte etwas flüssiger sein könnten. Doch auch das hat sich hier schon sichtbar verbessert im Gegensatz zum Vorgänger. Mit einem breiten Roster, neuen Modi und besonders dem Ultimate Team schafft man hier ein Spiel, dass sich UFC Fans definitiv beruhigter zulegen dürften, Einsteiger dürften aufgrund des fehlenden Tutorials mehr Probleme haben. Einzig der Karrieremodus tritt deutlich auf der Stelle, hier muss EA Sports dringend etwas tun um für mehr Abwechslung und Pluspunkte in der Präsentation zu sorgen. Insgesamt ist es aber eine gute Kampfsport-Simulation geworden und eine kleine Wiedergutmachung.

Good

  • Großes Roster
  • Punktuelle, aber gute Gameplay-Verbesserungen
  • Neue Modi
  • Dynamischere Animationen
  • Tolle Charaktermodelle

Bad

  • Karrieremodus tritt auf der Stelle
  • Übergänge von Animationen noch nicht ganz ausgereift
  • Ringrichter Entscheidungen teils konfus
8.3

Toll

The Guy who loves Videogames

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