Rainbow Six Siege im Test – Ein Fest für Taktik Füchse

In der Schwemme der schnellen und groß inszenierten Action Shooter kommt einem der Anteil an cleveren und strategischeren Elementen etwas zu kurz. In diese Kerbe setzt sich nun Ubisofts neuester Rainbow Six Ableger, der nach einer kompletten Neuausrichtung nun endlich erhältlich ist. Doch lange Entwicklungszeiten sind nicht gerade gut für ein Spiel, oder?

Rainbow Six ohne Rainbow Six?

Quelle: Ubisoft

Rainbow Six Siege schreibt es sich auf die Fahne, das neue Gesicht der Taktik-Shooter zu werden. Dabei schafft es Ubisoft ein Rainbow Six zu erschaffen, den man nicht unbedingt als einen Teil der Serie bezeichnen müsste. Doch warum? Denn Siege verzichtet komplett auf eine Kampagne und auch auf das namensgebende Rainbow Six Team. Und das ist auf den ersten Blick sehr schade, denn auf die damalige Ankündigung von Rainbow Six Patriots hatte ich mich sehr gefreut. Dennoch konnte ich auch nach der Testphase nicht gerade behaupten, dass ich dies während des Spielens aktiv sehr vermisst habe. Was jedoch allein gespielt wird sind die „Situationen“, das sind Übungen, die man komplett alleine absolviert und unterschiedliche Aufträge erledigen muss, die auch im Multiplayer auf den Spieler treffen. Allzu viel braucht man sich von denen aber nicht zu erhoffen, sie dienen lediglich als längeres und anspruchsvolleres Tutorial. Doch da unterscheidet sich Siege deutlich von Spielen wie Counter Strike, da sich das Spiel Zeit dafür nimmt, die Funktionsweise vorzustellen und dem Spieler einzumünzen, bis er bereit für das eigentliche Spiel ist. Somit ist der Einzelspieler kaum der Rede wert, wer davon weiß und damit leben kann, für den dürfte dies kaum ein negativer Punkt sein. Wer aber einfach mit einer ganz anderen Erwartungshaltung heran gegangen ist, der wird sich neu auf das Spiel einstellen müssen. Zwar gibt es kleine kurze Sequenzen, haben aber absolut keine Relevanz.

Individualisierung wird groß geschrieben

Quelle: Ubisoft

Aber genug genörgelt, denn das würde dem Spiel nicht gerecht werden. Denn hinter der Leere im Einzelspieler verbirgt sich ein kleines Multiplayer Eldorado für Freunde von Taktik Shootern. Denn das erste Mal kommt man mit Taktik in Berührung bevor man sich überhaupt auf die Map begibt. Zunächst muss seine Klasse ausgerichtet werden, und schon da dürften absolute Einsteiger das erste Mal große Augen machen. Neben der obligatorischen Wahl seiner Waffen, muss man nämlich seine Fähigkeiten wählen. Die unterscheiden sich zwischen Angreifer und Verteidiger, sprich den Terroristen und deren Widersachern. Zudem ist die Anzahl und die Komplexität dieser Fähigkeiten zunächst leicht undurchsichtlich und ergibt sich erst durch die Praxis.

Quelle: Ubisoft

Die Qual der Wahl hat man dennoch nicht sofort, denn die Eigenschaften müssen erst freigeschaltet werden durch Ingame Credits. Aufgeteilt sind diese in verschiedene Truppen wie SAS, Speznaz oder GSG9. Nach der Zuteilung in Angreifer und Verteidiger geht es nach etwas längerer Ladezeit, die nicht ungern in einem Disconnect endet auch los. In verschiedenen Modi, „Geisel“, „Bombe“, und „Bereich sichern“ gilt es nun zu bestehen und noch vor Beginn des Gefechts können die beiden Parteien Vorbereitungen treffen. Die Angreifer können etwa mit Micro-Drohnen-Fahrzeugen die Umgebung absuchen und schon die Gegner ausfindig machen, oder evtl. die Geisel und möglich Wege um dahin zu kommen. Die Verteidiger hingegen können Türen, Wände oder Faltklappen absichern, das Eindringen der Angreifer zu erschweren. Um für Klarheit zu sorgen: Dieses Prozedere ist nur möglich, da die Karten strukturell gleich aufgebaut sind, mit einem Gebäude oder Objekt, in dem sich die Verteidiger befinden, sowie einem Außenbereich, den die Angreifer als Ausgangssituation nutzen. Nachdem diese Phase vorüber ist beginnt das Match und je nach Partei fallen nun unterschiedliche Optionen an, doch eine Gemeinsamkeit herrscht. Nämlich Stille.

Nichts für Denkfaule

Quelle: Ubisoft

Schauplatzwechsel. Währenddessen herrscht auch Stille im Haus. Die Türen wurden gesichert und Eingänge mit Stacheldraht verziert. Die Verteidiger peilen mögliche Punkte an, aus denen die Angreifer kommen könnten, die Hauptaufgabe ist aber hinhören. Denn die Stille des Spiels wird schon bald durch erste Geräusche unterbrochen. Es gilt diese zu lokalisieren, um sich daran auszurichten. Durch Einschusslöcher oder eingeschlagene Wände kann man vorsichtig hindurch lugen, um Feinde zu erspähen. Allerdings können die teils winzigen Löcher auch zum Vorteil der Gegner werden. Jedenfalls sorgt dies für eine stetige Veränderung der Karten und Situationen, was das Geschehen nochmals fordernder macht. Die Angreifer machen sich die spartanischen Eigenschaften des Hauses zunutze. Die verbarrikadierten Fenster lassen sich mit der Waffe einschlagen. Vorsichtig betreten die ersten Spieler das Haus. Doch ein lauter Knall ertönt, denn ein Teamkollege hat auf eigene Faust gehandelt und eine Tür per Sprengladung entfernt, dabei auch die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, Umso besser für den achtsameren Teil der Truppe. Und das ist das schöne an Siege, denn zu wenig Spiele konzentrieren sich so auf die Geräuschkulisse, und in wenigen Spielen ist es auch so wichtig dies zu tun. Dadurch werden die ganzen taktischen Komponenten komplettiert und es fühlt sich insgesamt einfach richtig und nachvollziehbarer an.

Quelle: Ubisoft

Die Spieler fangen nun auch an vermehrt ihre speziellen Fähigkeiten anzuwenden. Gerade noch den Herzschlagsensor ausgepackt, verschwimmt das Bild des Scan aufgrund des vom Gegners aktivierten EMP’s. Ein wieder anderer Angreifer umgeht die als Falle platzierte Sprengladung, die er mithilfe seiner Fähigkeit als Einziger orten konnte. Und so fügt sich auch für den Laien das Bild eines echten Taktik Shooters zusammen. Von Spielern mit Granatwerfern, Schilden, Gasgranaten, Schockdrohnen bis hin zu ausrollbaren Panzerplatten oder platzierbaren Überwachungskameras. Siege steckt so voller Möglichkeiten, dass es zum einen Spaß macht seinen eigenen Stil zu finden und diesen mit anderen Team Mitgliedern abzustimmen und zu verfeinern. Das Spiel gibt dank des Einzelspielers Zeit sich an das Prinzip zu gewöhnen, bietet aber reichlich Tiefe, die zum Erkunden einlädt. Zudem fühlt sich das Handling der Figur und der Waffen sehr präzise und zufriedenstellend an. Ob Movement, Neigen oder Zielen, das neue Rainbow Six fühlt sich so an wie man es sich angesichts des gelungenen Spieldesigns erhofft.

Aber: Wie lange funktioniert das Spiel?

Technisch macht Siege einen ordentlichen Eindruck. Die Texturen sind ok, ohne besonders zu glänzen, die Lichteinfälle vermitteln eine gute Stimmung, der Detailreichtum hält sich in Grenzen, Umgebungen sind eher mau, die Umgebung ist dafür vielerorts zerstörbar. Der Sound ist dafür umso brachialer. Tolle Soundeffekte werden von einem guten Druck unterstützt und auch räumlich sehr genau wieder gegeben. Auf den 11 gut ausbalancierten Karten kann man sich lange austoben. Doch hinter der Langzeitmotivation steht auch ein Fragezeichen. Denn zwar gefallen die Karten, ähneln sich im Grundgerüst aber sehr, ausgefallene Orte habe ich bisher vermisst. Zudem sind mit den drei vorhandenen Modi nicht gerade viele im Spiel untergebracht worden. Immerhin gibt es mit Terroristenjagd auch wieder einen PVE Modus, den man alleine oder mit anderen Spielern bestreiten kann. Dort gilt es in verschiedenen Modi auf verschiedenen Maps die „White Masks“, die sich in der Überzahl befinden, zu bezwingen. Das sorgt für eine nette Dreingabe zu den anderen Modi, dass dies insgesamt jedoch zu wenig ist, lässt sich kaum von der Hand weisen.

Fazit

Rainbow Six Siege schafft es eine Lücke zu stopfen, und das zur richtigen Zeit mit der nötigen Qualität. Das Spiel richtet sich ganz klar an eingefleischte Taktik-Shooter Füchse. Freunde von Counterstrike oder Payday werden hier sicherlich eine hervorragende Alternative finden. Die spielerische Tiefe , das deutlich ruhigere und langsamere Prinzip, es ist ein toller Kontrast zwischen all den hektischen und gleichen Ego-Shootern. Siege macht das was es möchte sehr gut und liefert in den Bereichen der Spielbarkeit und der Variabilität, dank Fähigkeiten und der Maps, genug um viele Fans zu gewinnen. Dennoch ist es einsteigerfreundlicher als manche Genre-Vertreter und ist daher auch für andere einen Blick wert. Nur sollte man sich davon frei machen, ein schönes Solo Erlebnis zu erhalten, denn damit kann das Game absolut nicht dienen. Denn Siege funktioniert nur im Multiplayer, dafür aber auch richtig. Trotzdem hoffe ich auf eine wachsende Anzahl an Modi und für die Zukunft gewagtere und speziellere Maps. Denn dann kann das Spiel auch auf Dauer ein ganz großer Renner innerhalb des Genres sein und bleiben.

Good

  • Ruhiger und langsamerer Spielverlauf
  • Teilweise zerstörbare Umgebungen
  • Enorm vielschichtiges und taktisches Gameplay
  • Spielfigur sehr individualisierbar
  • Gut ausbalancierte Karten....

Bad

  • Keine Kampagne/ dürftiger Einzelspielermodus
  • Fehler beim Matchmaking
  • Grafik und Präsentation eher mau
  • viel zu wenig Spielmodi
  • ....deren Grundstruktur jedoch zu ähnlich ist
8.4

Toll

The Guy who loves Videogames

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