Durch Mark und Bein – Sniper Elite V2 Remaster im Test

Der zweite Weltkrieg neigt sich dem Ende entgegen, doch hinter den Kulissen spielt sich ein weiterer Wettstreit ab. Das Wissen um die Technologie der gefährlichen deutschen V2 Rakete, in Form von deutschen Wissenschaftlern, gilt es nun für das eigene Lager zu gewinnen. Die Rote Armee versucht mehr und mehr deutsche Wissenschaftler bei ihrem Vorstoß nach Berlin zu rekrutieren. Als Karl Fairburne ist es eure Aufgabe dies zu verhindern und die Wissenschaftler für die Alliierten zu gewinnen. Klar, das haben wir 2012 schon mal auf Xbox 360, PC und PS3 erlebt, aber macht es die Remastered Version jetzt besser?

Wissen ist Macht

Sniper Elite

Quelle: Rebellion

Die Ausgangslage der Story in Sniper Elite V2 Remastered klingt spannend, aber viel mehr als dies hat das Spiel nicht zu erzählen. Die Story wird vor jeder Mission in einem Monolog, der aus ein paar Sätzen besteht, vorangetrieben. Selten gibt es kurze Zwischensequenzen. Besonders viel erzählerischer Tiefgang wird aber nicht geboten. Dass ist schade, denn eigentlich fixt mich die Geschichte schon an, schafft es aber nicht wirklich mitzureißen. Zu flach und uninspiriert wird das Geschehen erzählt. Aber was soll’s, dann muss es das Gameplay richten.

Und das macht durchaus Spaß. Aus der Third-Person Ansicht wird Fairburne durch das schon halb zerstörte Berlin gesteuert. Zudem ist es möglich in die Hocke zu gehen, um zu schleichen und leiser zu sein, kriechen kann er ebenfalls und auch in Deckung gehen ist möglich. Die Levels sind eher schlauchig und linear aufgebaut, bieten hin und wieder auch mal offenere Areale mit alternativen Routen. Im Kern folgt man aber einem ganz klaren Faden. Es gilt nun mehrere Kontrollpunkte zu erreichen, bis dann das Ende der Mission erreicht ist. Bis dahin müssen verschiedene Aufgaben erledigt werden, wie etwa eine Kirche infiltrieren, eine Panzer Garnison zu zerstören, oder einem deutschen Wissenschaftler von oberhalb Deckung zu geben. Die große Abwechslung hält sich zwar in Grenzen, es reicht aber, um bei der Stange gehalten zu werden.

Sam Fisher vs. Rambo?

Sniper Elite

Quelle: Rebellion

In den Missionen gilt es zahlreiche Feinde auszuschalten, entweder leise und unauffällig, oder mit dem Kopf durch die Wand. Beide Varianten funktionieren und machen Spaß, hin und wieder hatte ich allerdings das Gefühl, als wolle man den Spieler eher dazu verleiten die Rambo-Methode zu spielen, denn nicht immer gab es Pfade zum Flankieren, sodass eine frontale Konfrontation unausweichlich war. Die Schleich-Variante empfand ich allerdings als etwas spaßiger. So kann man sich an feindliche Soldaten anschleichen und per lautlosen Nahkampf-Kill ausschalten. Auch eine Pistole mit Schalldämpfer steht zur Verfügung und gliedert sich gut in die Taktik-Methode ein.

Das Scharfschützengewehr steht so ein bisschen dazwischen. Diese Waffe benutzte ich tatsächlich sehr oft und macht im Umgang auch am meisten Spaß, da ich weit entfernte Gegner ausschalten kann, allerdings verursacht man damit viel Lärm und lockt die Gegnerhorden sofort auf sich. Schade, dass man die Waffen nach einer jeden Mission nicht modifizieren kann. Jedoch herrscht an manchen Schauplätzen auch eine solche Geräuschkulisse, dass die Schüsse auch mal überhört werden können. In einer Mission läuteten immer wieder die Kirchenglocken, oder an einer Flakbasis wurden Flugzeuge beschossen. Wenn ein solcher Lärm gerade eintritt wird dies angezeigt und bietet kurzzeitig die Möglichkeit auch lautere Kills durchzuführen.

Sniper Elite

Quelle: Rebellion

Das bereits erwähnte Scharfschützengewehr bietet natürlich die höchste Präzision. Wenn man die Luft anhält kann man außerdem einen genauen Fokus setzen, um das Ziel leichter zu treffen. Das funktioniert aber nur, wenn die Atmung ruhig ist. Das ist definitiv eine clevere Einschränkung. Auch muss man die Entfernung in seinen Schuss einberechnen, denn je weiter das Ziel entfernt ist, desto höher muss man ansetzen. Schwerkraft und so. Jedoch gilt es auch immer wieder andere Scharfschützenauszuschalten, erkennen kann man diese an der reflektierenden Linse. Landet man einen besonders guten Treffer, setzt die Kill-Cam ein und präsentiert auf brutale Art, wie die Kugel in den Körper eindringt und Knochen zertrümmert. Unnötige Gewalt? Vielleicht, aber cool sieht es einfach trotzdem aus!

Die kapitulierende KI

Weniger imposant stellt sich allerdings die KI an. Die Gegner rennen oft von links nach rechts, manchmal auch geradeaus in ihr Verderben. Teils hören sie einen Schusswechsel zwei Gänge weiter nicht, an anderen Stellen aber schon. Die Wahrnehmung der Feinde ist somit sehr schwankend. Ein Funker merkte beispielsweise nicht, dass ich mich in einem Schusswechsel mit drei seiner Kollegen befand, in einer anderen Mission rannten sich zwei Soldaten in einer Tür fest und verschmolzen mit dieser. In dieser Hinsicht hat sich zum Original nichts verändert.

Sniper Elite

Quelle: Rebellion

Auch das Deckungssystem offenbart einige Schwächen, nicht immer konnte ich mich hinter Objekte kauern, zudem war es mir an anderen Stellen nicht möglich vernünftig aus der Deckung heraus zu zielen. Das passiert nicht oft, aber oft genug um es zu bemerken. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn man sich schon sehr nah an einen Gegner heran gepirscht hat, und dann ein flüssiger Übergang in die nächste Deckung nicht gelingt.

Remaster geglückt?

Sniper Elite

Quelle: Rebellion

Die offensichtlichste Änderung im Gegensatz zum Vorgänger ist natürlich die Optik. Je nach System wird hier mit Full HD oder gar 4K ein deutlich schärferes Bild geboten. Die Texturen wurden allesamt ordentlich remastert und sind nun deutlich detaillierter, gerade Bodentexturen sind dreidimensionaler. Dabei sind mir die Beleuchtung besonders positiv aufgefallen, die kann durchaus auch mit aktuellen Titeln mithalten. Insgesamt merkt man dem Spiel dennoch sein Alter an. Hakelige Bewegungen, eintönige Umgebung, da ist man im Jahr 2019 einfach auf einem anderen Standard.

Im Gegensatz zum Vorgänger ist der Unterschied dennoch immens, die optische Aufbereitung ist unterm Strich somit geglückt Dass die Umgebung abseits des Geschehens wenig zu bieten hat, ist wohl dem gealterten Original geschuldet. Bei einem Remake wäre sicher noch einiges mehr drin gewesen. Sound und Sprecher sind solide, ohne aber nach oben oder unten auszuschlagen. Auch hier merkt man das Alter an, trotzdem ist das auditive Erlebnis durchaus stimmig.

Sniper Elite

Quelle: Rebellion

Nach der relativ kurzen Kampagne hört Sniper Elite VS Remastered aber nicht auf, denn die Neuauflage bietet alle DLC’s inklusive. Neben neuen Waffen findet man somit auch die Bonus Mission „Assassinate the Fuhrer“ wieder. Zudem gibt es mit Herausforderung und Kill-Serie zwei weitere Modi. Und auch danach geht es noch weiter, denn es wird reichlich Multiplayer Spaß geboten, neben einem Multiplayer mit Deathmatch, Capture the Flag und mehr, gibt es noch einen Koop-Modus. Die Online-Modi konnte ich aufgrund keiner gefundenen Matches jedoch nicht anspielen.

Fazit

Rebellion hat ein gutes Remaster hervorgebracht. Das Spielprinzip fühlt sich so gut wie im Original an und gerade die Scharfschützen-Passagen machen echt Laune. Doch leider sind alte Schwächen auch hier wieder vorhanden. Die etwas dümmliche KI, das hakelige Movement und die präsentationsarme Story kennt man bereits aus dem Vorgänger. Merklich aufpoliert wurde jedoch die Optik, und auch wenn man dem Spiel trotzdem noch sein Alter ansieht, ist der Unterschied stellenweise sehr deutlich. Wer das Spiel unbedingt mal nachholen möchte, dem sei in jedem Fall das Remake ans Herz gelegt, denn das Original sieht aus heutiger Sicht wirklich veraltet aus. Mit dem Remaster bekommt man einen spaßigen Shooter, der noch ein wenig unter alten Wehwehchen leidet.

 

 

Bildquelle: Rebellion

Good

  • Gute grafische Aufarbeitung...
  • Toller Umfang
  • Gelungener Koop-Modus
  • Spaßiges Sniping-Gameplay

Bad

  • ...welche das Alter des Spiels dennoch nicht verbergen kann
  • Schwaches Storytelling
  • Teils hakeliges Movement beim Deckungssystem
  • Dumme KI Gegner
7.4

Gut

The Guy who loves Videogames

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