Far Cry Primal – Das Urzeit-Spiel im Test

Seit dem ich ein kleiner Bub war wünschte ich mir natürlich immer schon in eine Welt abtauchen zu können mit Dinosauriern. Nicht zuletzt wegen den Jurassic Park Filmen. Wenige Entwickler haben jedoch ein Urzeit-Setting für ihre Videospiele benutzt und viele davon waren dann auch nicht wirklich gut. Nun brachte im Februar Ubisoft mit Far Cry Primal einen neuen Ableger heraus, der genau dieses Konzept aufgreift, nun gut ohne Dinosaurier, aber mit Mammuts und anderem. Doch ist es derselbe Titel nur in einem anderen Gewand oder liefert man uns hier wirklich neue Kost? Lest weiter und findet es heraus.

Ab nach Oros

Also ab geht es, 10.000 Jahre zurück in ein Urzeittal namens Oros. Dort springen wir in die Rolle des jungen Jägers Takkar, der gerade mit seinem Stamm den Wenja auf der Jagd ist. Natürlich ohne Gewehre oder technischen Schnickschnack, den gibt es ja noch nicht. Und unsere Beute ist halt ein Mammut oder ein Säbelzahntiger, wer sich traut. Doch etwas geht verdammt schief, wie ihr im Laufe der Story herausfindet.

Hola Schönheit

Takkar wacht plötzlich auf und ist allein auf sich gestellt. Die Wenja sind alle weg. Doch zum Glück treffen wir schnell auf die Sammlerin Sayla, mit der wir uns zusammenschließen. Takkar beschließt sofort seinen Stamm aufzubauen und die verstreuten Wenja zu suchen. Dies stellt sich aber schwerer dar als gedacht. Nicht nur machen uns andere Clans wie die Udam oder die Izila das Leben schwer, da wir mit denen im Clinch liegen. Auch unsere ehemaligen Wenja Brüder stellen sich quer und müssen erst überzeugt werden, dass es eine gute Idee ist wieder zum Stamm zu kommen, notfalls mit rauer Gewalt.

Im Prinzip ist dies auch schon die gesamte Story. Viele überraschende Wendungen gibt es halt nicht, sondern es läuft wirklich fast immer nach dem Muster „finde Wenja, überzeuge Wenja, baue Dorf aus, Bösewichte nerven uns, schalte Bösewichte aus“ ab. Dennoch ist diese relativ simple Story auf seine Art sehr faszinierend. Dies liegt vor allem an dieser ungewohnten Welt, die viele von uns erleben wollen, aber auch, weil Ubisoft es schafft die Story mit der Welt harmonieren zu lassen. Zu jener Zeit gibt es keine großen Intrigen, sondern die Sprache der Leute ist rau, wild und brutal. So einfach es klingt, desto faszinierender ist das ganze im Einklang mit der Urzeit.

Keule und Bogen statt Pistolen und Raketenwerfer

Mit dem ist nicht gut Kirschen essen

In der Urzeit ist natürlich das Waffenarsenal von Takkar eine gänzlich anderes als in der Moderne. Statt Pistolen, Granaten und ähnliches müssen wir uns auf einfache Waffen beschränken, wie eine Keule, einen Speer oder einen Bogen. Daher wird auch der Kampffokus ganz anders sein.

Meist gelangt Takkar nämlich dann an einem Punkt in den Nahkampf, egal ob mit Menschen oder wilden Tieren. Speer oder Keule dann ausgepackt und draufhauen oder stechen. Meist können wir dabei dann zwischen einem leichten und einem schweren Schlag uns entscheiden. Der Nahkampf aus der Ego Perspektive geht dabei relativ flott von der Hand, wirkt aber auch ein wenig zu simpel. Statt Ausfallschritte oder sonstige Spielereien gehen wir zum Gegner hin, hauen drauf, laufen kurz rückwärts um seinen Schlag auszuweichen und wieder von vorne. Auch das Trefferfeedback lässt dabei zu wünschen übrig. Hier hätte Ubisoft noch ein wenig mehr Arbeit rein stecken können.

Unser Jaguar legt sich auf die Lauer

Der Bogen hingegen ist wieder eine übermäßig starke Waffe. Ein Kopftreffer schaltet Feinde sofort aus und auch unsere Schussfrequenz ist so hoch, dass wir teilweise mehrere Gegner ausschalten können, bevor die überhaupt zu ihrer Keule greifen können.

Schade ist dabei jedoch, dass ihr zwar an menschliche Gegner euch heranschleichen könnt für Takedowns, dies jedoch bei Tieren nicht funktioniert. Klar könnte man argumentieren, dass diese einen wittern, jedoch denkt man sich als Jäger, der eins mit der Umgebung ist und sich an Wild heranpirscht, sollte dies auch möglich sein.

Positiv an der ganzen Geschichte ist übrigens, dass trotz des „relativ“ kleinen Waffenarsenals, man bemüht war dieses durch Kombination mit anderen Gegenständen effektiver zu machen. Als gutes Bespielt dient dabei Tierfett, welches ihr auf eure Waffen packen könnt. Ein Funke entzündet das und ihr habt z.B. eine nützliche Fackel für dunkle Höhlen oder um wilde Tiere auf Abstand zu halten.

Der Herr der Tiere

Hallo liebes Wölflein

Da wir hier keinen Jeep haben, brauchen wir andere Fortbewegungsmittel in der damaligen Zeit, also was tun? Ganz klar die natürlichen Begebenheiten nutzen und Tiere zur Hilfe holen. Ab einem bestimmten Punkt des Spiels könnt ihr nämlich Tiere zähmen.

Dadurch erhaltet ihr dann Begleiter, denen ihr Angriffsbefehele geben könnt, zum Beispiel ein Wolf oder Säbelzahntiger oder könnt auf einigen reiten und durch die Gegend flitzen, wie auf einem Mammut. Auch könnt ihr von dem Rücken dieser Tiere dann kämpfen, was aber eher nur in flachem Land Sinn macht.

Eines der ersten Tiere ist dabei eine Eule die ihr zähmen werdet. Diese funktioniert wie eine Art Drohne, zeigt euch das Gebiet, markiert Gegner für euch und kann später diese auch angreifen. Im Prinzip ist da ein wenig Technik in altmodisch alles, macht aber dennoch Spaß. Jedoch ist das ganze auch ein wenig zu simpel geraten, da das Ködern, welches man nutzen muss um die Tiere zu zähmen fast auf Knofpdruck funktioniert. Auch hier hätte man die Idee ein wenig weiter ausführen können.

Von Missionen und Rollenspiel

Bienenbomben eine einfallsreiche Waffe

Nachdem wir nun wissen, inwiefern die Kampfmechanik in die Urzeit übertragen wurde, wie sieht es dabei mit dem Missionsdesign und den Rollenspielaspekten aus, die Far Cry seit einigen Titeln bekommen hat?

Generell unterscheidet auch der Titel in Haupt- und Nebenmissionen, die aber thematisch alle an einem Ziel ausgerichtet sind. Dem Wiederaufbau des Stammes und des Dorfes der Wenja. Dabei unterscheiden sich die Missionen nicht wirklich von ihren Inhalten. Sicherlich, Hauptmissionen bekommt ihr von wichtigen Mitgliedern eures Stammes wie Sayla oder später dem Handwerker Wogah und Nebenmissionen von eher unwichtigeren Leuten.

Aber auch diese dienen dem gleichen Aspekt. Zwischendurch gibt es natürlich auch ein paar Highlight Missionen, wie die Verteidigung eures Dorfes vor einem Stamm, der euch in den Kochtopf stecken möchte.

Der Skilltree des Beastmaster

Auch gibt es diesmal wieder dynamische Quests, die plötzlich in der Welt auftauchen, aber diese sind relative Standardkost im Genre. Hier paar Tiere erlegen, dort paar Freunde befreien. Verbaut ist natürlich auch mal wieder der typische Synchronisationspunkt, hier Leuchtfeuer, die auch besondere Orte entdecken lassen. Alles was wir aus den Ubisoft Titeln schon kennen halt.

 

Natürlich bekommen wir auch für alles was wir tun Erfahrungspunkte, wodurch Takkar auflevelt und stärker wird. Jedoch sind die Fähigkeiten die wir freischalten können nicht das gelbe vom Ei. Sicherlich sind mehr Lebenspunkte immer schön und neue Takedowns oder die Verbesserungen der Beastmaster Fähigkeiten sind cool, aber auch nichts herausragendes.

Zuletzt die Sammelei. Diese gibt es auch in Ubisoft Titeln und auch hier ist das Belohnungssystem dafür relativ gering. Sicherlich macht es mehr Spaß als sonst, da vieles davon dem Aufbau unseres Dorfes zu Gute kommt. Jedoch motivierend ist dies nicht sonderlich und erinnert auch ein wenig an den Wiederaufbau Londons, welches wir im letzten Assassin’s Creed hatten.

Wunderschöne Urzeitwelt

Die Atmosphäre und Stimmung ist ausgezeichnet

Die Einzigartigkeit, die Far Cry Primal bietet, ist vor allem die Welt, welche Ubisoft erschaffen hat. Nicht nur das die Grafik einfach klasse aussieht, auch was sie uns da auf dem Bildschirm zaubern ist mitreißend.

Zunächst haben wir ein abwechslungsreiches Open World Gebiet mit grünen Tälern, Dschungel, Gebirgen und Schneelandschaften, die alle zum verweilen und beobachten einladen. Dabei wirkt die ganze Welt einfach lebendig mit der Flora und Fauna die überall zu finden ist und gerade mit Wetter- und Lichteffekten wunderbar inszeniert wurde.

Ah ein hübsches kleines Dorf

 

Dabei gibt es so viele wunderbare Momente die man erlebt und beobachten kann. Sei es die einigen Wenja Krieger, die gerade auf der Jagd sind, nachts Glühwürmchen oder den einsamen Wolf im Mondschein oder plötzlich ist alles auf der Flucht, weil es einen Steppenbrand gibt. Einfach Atemberaubend.

Hinzu kommt dabei das vollkommen fremdartige der Welt, und nicht nur in der Optik. Vor allem auch im Sound und insbesondere der Sprache können wir uns verlieren. So entwickelte Ubisoft eine echte Sprache für die Wenja, wie sie so in der damaligen Zeit möglich gewesen wäre.

Gerade dieses ungewöhnliche macht die ganze Welt noch glaubhafter und zieht mich in ihren Bann.

Fazit

Ich muss sagen, dass mich Far Cry Primal ehrlich begeistern konnte. Eigentlich hatte ich Angst, dass so kurz nach Far Cry 4 wir nichts wirklich neues bekommen würden, ähnlich wie es mit Battlefield Hardline nach Battlefield 4 war, doch dem ist nicht so. Die neue Welt, die Grafik, die Atmosphäre, dass alles zieht mich einfach in ihren Bann und lässt mich das Spiel genießen. Sicherlich ist es in Sachen Gameplay nicht das non plus Ultra. Die neuen Mechaniken sind ganz cool und da hat sich Ubisoft auch Gedanken gemacht, aber gerade in Missionsdesign und Belohnungssystem hakt das Spiel ein wenig. Nichtsdestotrotz hatte ich wahnsinnigen Spaß mit dem Titel und der Entdeckung dieser fremden Welt, die unserer doch gar nicht so unähnlich ist. Zudem erlebt ihr in den ca. 40 Spielstunden auch mit, wie sich so ein Volk entwickelt und sich sogar langsam anfängt essentielle Fragen zu stellen. Daher kann ich eigentlich jedem Shooter Fan diesen Titel nur ans Herz legen!

Good

  • Faszinierende Welt
  • Eigene Sprache für die Wenja
  • Motivierender Wiederaufbau
  • Stimmige Atmosphäre
  • Unverbrauchtes Setting
  • Gute Ideen die im Fluss des Setting bleiben

Bad

  • Geschichte kein Novum
  • Zähmen zu simpel
  • Sammeln keine wirklichen Belohnungen
  • Teilweise repetetiv
8.7

Toll

Gamer aus Leidenschaft, Nerd aus Liebe, Liebhaber aller Konsolen Bei Fragen, Anregungen, Wünschen oder einfach Small Talk schreibt mir an sascha.mensfeld@gamersplatform.de

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