Mit Vollgas in die Endzone – Die Football Simulation „Madden NFL 17“ bei uns im Test

Nach dem doch relativ großen Sprung der Madden Serie im letzten Jahr, gilt es nun in große Fußstapfen zu treten. Aber können die angekündigten Verbesserung Wort halten und erneut einen Deep Pass landen?

Altes für das Auge, Neues für die Ohren

Quelle: Electronic Arts

Die Madden Serie legte in den letzten Jahre relativ große Sprünge hin. Vom Jubiläums Spiel Madden 25 bis hin zu Madden 16 gab es weitreichende Verbesserung, gerade optisch und spielerisch. Optisch können im neuesten Teil jedoch keine großen Sprünge erwartet werden. Während der hauseigene Bruder FIFA 17 mit der All Zweck Engine Frostbyte ausgestattet wurde, setzt man beim American Football Pendant nach wie vor auf die Ignite Engine. Die verrichtet nach wie vor eine absolut saubere Arbeit. Die Stadien sehen imposant aus, die Spieler sind mit Details versehen und auch deren Bewegungen und Kollisionen sind größtenteils sehr gelungen. Aber das kennt man eben schon aus dem großartigen Vorgänger. Mit Madden 17 verbessert man sich hier nur im Detail, Nichtkenner der Serie werden sich schwer tun Unterschiede zu erkennen. Diese beziehen sich eher auf die Charaktermodelle. Gesichter oder Hautporen sehen noch etwas detaillierter und realistischer aus als zuvor. Da kann man auch mal über kleinere Clipping-Fehler hinweg sehen.

Quelle: Electronic Arts

Eine weitaus größere Änderung vernimmt man jedoch akustisch. Man tauschte das Kommentatoren Team aus und verpflichtete nun Brandon Gaudin, sowie den ehemaligen Defensive Back und American Football Analysten Charles Davis. Die Stimmen der beiden finde ich persönlich nicht besser oder schlechter als die von Jim Nantz und Phil Simms, aber dafür was und wie sie es erzählen. Das neue Kommentatoren Duo spricht deutlich ungezwungener und freier, Sätze zu Spielanalysen, gerade von Charles Davis, passen sehr gut zu den gerade entstandenen Situationen. Es kommt deutlich seltener vor, dass Aussagen fallen, die nicht so Recht zur Gesamtsituation passen wollen. Außerdem sind die Analysen deutlich detaillierter und ich persönlich war viel interessierter an dem Gesagten, als ich es von vorherigen Teilen gewohnt war. Nichtsdestotrotz wiederholen sich manche Phrasen noch etwas oft. Doch EA versprach Live Updates zu liefern. So soll es Download Pakete mit neuen Kommentaren geben, die das Repertoire erweitern und auch aktuelle Geschehnisse einbinden. EA zeigte sich sehr stolz mit Veröffentlichung der neunen Kommentatoren und des neuen Sound Arrangement. Das dürfen sie aber auch definitiv sein. Denn auch abseits der Kommentatoren hat sich der Aufwand im Sound Design gelohnt. Tackles, Schüsse ans Aluminium oder Zurufe klingen noch einmal präsenter.

Entscheidend ist auf dem Platz

Auf dem Platz hat sich in den letzten Jahren auch sehr viel getan. Gerade des letztjährliche, umfangreiche Update im Passspiel brachte Fortschritt. Dieses mal hat man sich besonders mit dem Running Game beschäftigt. Deren Animationen und Aktionen wurden maßgeblich überarbeitet. Talentierte und fähige Running Backs können sich nun eleganter durch die gegnerische Abwehr mogeln, 1 vs. 1 Duelle vielseitiger angehen und besonders in der Art der Aktionen scheint mehr Variabilität dazugekommen zu sein. Während sich die Stiffs Amrs, Spins oder Hurdles im Vorgänger sehr ähnlich anfühlten, bzw. Oft gleich aussahen, schafft man es in Madden 17 durch einen größeren Umfang an Animationen mehr Optionen zu schaffen, mehr Situationen zu kreieren und den Realismus zu fördern. Zugegeben, es kann auch zu einer Art „Minispiel“ kommen, wenn der gegnerische Verteidiger einen auf den Boden drücken will, wobei man sich trotzdem noch ein paar Yards nach vorne drücken kann, aber das lockert das Geschehen ein wenig auf, ohne den Faktor „Simulation“ zu sehr zu schwächen. Dafür fühlt sich nicht jede Aktion gleich an, es wird nun mehr Bezug zur Spielsituation genommen, wodurch das Laufspiel deutlich komplexer wird. Einsteiger haben es besonders gut getroffen, denn auf den unteren beiden Schwierigkeitsgraden führen die Running Backs automatisch solche Aktionen aus, zwar nicht immer die beste, aber nachvollziebare. So können Neulinge analysieren, wie man in welcher Situation laufen sollte, anhand der tatsächlichen Spielzüge. Profis müssen wie gewohnt auf den höheren Schwierigkeitsgraden die richtigen Tasten zum richtigen Zeitpunkt drücken, diese dürften sich also kaum von diesem einsteigerfreundlichen Automatismus angesprochen fühlen, wohl aber über die Verbesserungen am Gameplay. Für Profis ist es jedoch weiterhin ärgerlich auf eigens erstellbare Spielzüge verzichten zu müssen. Dies würde sicher das Spiel, als auch den Franchise Modus auf eine noch taktischere und auch persönlichere Ebene hieven.

Quelle: Electronic Arts

Dieses wurden außerdem im Defensiv Bereich etwas überarbeitet. So gestaltet sich die Raumdeckung als vielschichtiger, da es mehr Variabilität bei der Auswahl der zu deckenden Räume gibt als vorher, was das Passspiel gerade in Bezug auf die langen Pässe für Angreifer etwas erschwert, auch weil die Verteidung gerade in der Praxis sehr ordentlich funktioniert, auch wenn es hin und wieder mal zu unverständlichen KI-Aussetzern kommt. Insgesamt arbeitet diese aber zuverlässig, gerade im Hinblick auf das Laufspiel. Den die Entwickler haben daran gedacht, nicht nur die eine Seite zu verbessern, sondern beide Parteien zu berücksichtigen. So wurden diesbezüglich neue Aktionen ergänzt und auch beim Verteidigen kann man den Fokus speziell besser auf die Fumbles legen. So kann man Madden 17, wie auch den Vorgängern, ein sehr gut ausbalanciertes Gameplay attestieren. Ebenfalls überarbeitet wurde das Spielen mit den Special Teams. Das Schießen etwa hat eine neue Mechanik spendiert bekommen. Nun gilt es nicht mehr den rechten Stick nach vorne zu drücken, sondern die 3-Knopf Mechanik hält Einzug. Man zielt nach wie vor mit dem linken Stick, löst den Kick mit einem Knopfdruck aus, und legt mit einem Klicken im richtigen Moment sowohl Stärke, als auch Genauigkeit des Kicks fest, was sich zunächst gewöhnungsbedürftig steuert, aber auch anspruchsvoller ist. Damit wollte man erzielen, dass die Field Goals kein geschenkter Punkt mehr sind, wie sie es sonst meistens waren. Das Gegenteil hat aber gerade die letzte NFL-Saison bewiesen. Des Weiteren wurden neue Spielzüge für die Special Teams hinzugefügt. So gibt es nun den flachen Squib-Kick wieder und auch die Bandbreite an Trick-Spielzügen wurde erweitert und dürfte gerade Tatktik-Füchse mit mehr Variation begeistern.

Madden greift unter die Arme

Quelle: Electronic Arts

Einsteiger dürften sich besonders im Franchise Modus besser zurecht finden als zuvor. Dieser würde etwas anders aufbereitet, denn nun gibt es die Big Decisions, also Entscheidungen die Verträge, Verletzungen oder Drafts anbelangen. Das hat es natürlich auch schon vorher gegeben, doch man rückt dies etwas in den Fokus, da gerade Anfänger oder Gelegenheitsspieler sicher nicht immer solche Entscheidungen berücksichtigt haben. Ebenfalls einsteigerfreundlicher fallen zum Beispiel die Cuts aus, die während der Pre-Season durchgeführt werden müssen. Während man zuvor selbst den Kader nach Abschusskandidaten sortieren musste, schafft das Spiel hier Abhilfe und schlägt mögliche Spieler anhand der Daten vor. Eine komplett manuelle Ansicht kann man sich nach wie vor schaffen.

Quelle: Electronic Arts

Eine besondere Neuerung ist zudem das „Play the Moment“ Feature. Hier spielt man lediglich besondere Spielzüge, etwas 3rd Down Conversions, Spielzüge kurz vor der Endzone oder solche die unter Zeitdruck stehen, der Rest wird simuliert. Natürlich kann man aber jederzeit in das Spielgeschehen eingreifen und das Schicksal selbst in die Hand nehmen. Das ist gerade für Gelegenheitsspieler interessant, die sich an der Spielzeit eines Matches stören und nur die entscheidenden Spielzüge spielen möchten. Auch ist es möglich etwa nur die Offense oder Defense zu spielen, falls man eine der beiden Ausrichtungen gesondert bevorzugt oder mit besonderen Augenmerk üben möchte. Diese Features dürften jedoch absolut uninteressant für die Madden Veteranen sein. Interessanter dürfte dagegen die Spielplanung sein. Vor Beginn eines Matches im Franchise Modus, hat man die Möglichkeit speziell auf die Gegner abgestimmte Drills zu üben, die einen Vorteil verschaffen können. Denn man erhält Informationen über Stärken und Schwächen des Gegners und kann so die passenden Drills für Offense und Defense auswählen. Je nach Abschluss werden die Drills mit verschiedenen Medaillen belohnt etwa Gold oder Bronze. Je nachdem wie gut die Drills abgeschlossen wurden, erhält man einen Team Bonus auf diese Spielzüge im richtigen Spiel, wenn diese dort ausgeführt werden. Leider bleibt der Umfang von Neuerungen komplett unberührt. Ob neue Modi oder der Editor, alles bleibt irgendwie beim Alten und bis auf den überarbeiteten Franchise-Modus spielt sich der Rest wie sonst auch. Hier wünsche ich mir, trotz des letztjährlich erschienenen Ultimate Team Draft Modus etwas mehr Mut und Kreativität.

Fazit

Madden NFL 17 ist nicht der ganz große Wurf in Richtung Fortschritt, wie es der erfolgreiche Vorgänger war. Es gibt kluge Verbesserungen, wie das Laufspiel, das neue Kicking-System, die Trick-Spielzüge der Special Teams oder die deutlich erhöhte Einsteigerfreundlichkeit, gerade im Franchise Modus. Aber dies sind mehr oder weniger nur Änderungen im Detail. Denn leider blieben die großen Neuerungen aus, auch gerade was Modi und Umfang anbelangt. Immerhin begeistern mich die Spielanalysen des neuen Kommentatoren-Duos. Besonders die Live-Aktualisierungen dürften hier spannend zu beobachten sein. Insgesamt ist Madden 17 jedoch eine nochmals leicht verbesserte Version des Ablegers des Vorjahres, die sich für Einsteiger jedoch wirklich lohnen könnte, da EA um die wachsende Popularität des American Footballs, gerade außerhalb der USA, Bescheid weiß. Fans kommen ohnehin nicht um die Simulation herum. Sie macht viel richtig, kaum etwas falsch, heißt im Klartext, wer sich für Football interessiert oder sowieso schon Fan ist: Absolute Kaufempfehlung! Für nächstes Jahr dürfen die Neuerungen aber gerne wieder etwas größer ausfallen.

Good

  • Gelungene Gameplay Neuerungen ....
  • Gute, neue Einsteigerhilfen
  • Deutlich flexibleres Laufspiel
  • Tolle Analysen der neuen Kommentatoren
  • Sinnvolle Überarbeitung der Mechaniken der Special Teams
  • Nach wie vor optisch und inszenatorisch stark

Bad

  • ... die dennoch sehr überschaubar sind
  • Keine Neuerungen beim Umfang
  • Immer noch kleinere Clipping-Fehler vorhanden
8.7

Toll

The Guy who loves Videogames

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