Männer zu den Waffen! – Imperator: Rome im Test

Fans von Paradox Interactive aufgepasst! Mit Imperator: Rome entführen uns die Strategie-Experten in das antike Rom und lassen uns den Aufstieg des römischen Reiches nachspielen. Ob der Feldzug ein Erfolg ist oder im Keim erstickt, das klären wir in diesem Test.

Die große weite Welt

Imperator Rome

Quelle: Paradox Interactive

Wer das Spiel startet, wird zunächst begeistert über die Map scrollen. Die gebotene Karte ist riesig und reicht von West-Europa bis hin nach Indien. Dazwischen liegen gefühlt tausende kleine und große Provinzen, von den meisten habe ich, trotz großem Interesse an Geschichte, nie etwas gehört. Allein diese akribische Genauigkeit verdient ein großes Lob. Besonders ins Auge sticht die Zoomfunktion. Überblickt man von ganz oben die Map, so erblickt man ein bunte Weltkarte, die größeren Gebiete sind beschriftet. Zoomt man hinein, vergrößert sich natürlich das Gebiet, aber auch die Details nehmen zu. Wälder, Flüsse, Berge, Städte, Truppen werden allmählich erkennbar. Das sieht nicht nur faszinierend aus, es macht auch unheimlich Spaß. Nur selten kann man von einem Spiel dieses Genres behaupten, dass das Scrollen über die Map begeistert.

Imperator Rome

Quelle: Paradox Interactive

Im Grunde funktioniert Imperator: Rome wie ein ganz klassisches Strategiespiel. Je größer das Gebiet ist, welches wir beherrschen, umso größer sind unsere Steuereinnahmen und potenzielle Armeegröße. Wer Paradox Spiele kennt, der weiß dass diese noch einen Schritt weiter gehen, denn Bereiche wie Religion, Redekunst oder Ziviles beeinflussen das Machtkonstrukt. Zu viele Kriege stimmen die Nachbarn negativ, dadurch breitet sich Unmut unter der eigenen Bevölkerung aus. Aus Gebeten und Opfergaben schöpfen die Bürger neuen Mut. Wichtig ist somit den Staat stabil zu halten und keine Unruhe in irgendwelcher Form auch immer aufkommen zu lassen. Immer wieder gilt es Entscheidungen in all jenen Bereichen zu treffen, die sich auf die Zukunft auswirken. Agiert man zu lasch, könnte sich das irgendwann rächen. Anders herum kann eine strenge und korrupte Regentschaft zu Aufständen führen und euch destabilisieren. Imperator spielt sich in dieser Hinsicht hinreichend komplex, aber stets nachvollziehbar.

Dazu gehört auch das Wirtschaftssystem. Jede Stadt produziert ein spezifisches Handelsgut, mit diesen kann ich auch Handel betreiben, wenn ich mehr produziere, als ich verbrauche, das kommt der Staatskasse zugute. Mit dem erwirtschafteten Geld kann ich dann Güter importieren, von denen ich zu wenig oder gar nichts besitze. Um die Ressourcen-Förderung zu maximieren kann ich mehr Sklaven einsetzen, allerdings steigt damit die Gefahr von Aufständen. Ein spannendes Abwägen entsteht hieraus.

Alleingelassen

Allerdings fallen andere Bereiche überraschend flach aus. Die Forschung ist sehr simpel, zu simpel gestaltet und beschränkt sich auf das Abarbeiten einer Forschungsliste. Auch das Fenster Religion bietet nur wenige Interaktionsmöglichkeiten. Das passt deshalb nicht ganz ins Gesamtbild, weil das Spiel im sonstigen Bereich so komplex ist und man als Spieler damit auf sich selbst gestellt ist. Zwar gibt es ein Tutorial, erklärt dies aber nur ansatzweise wie Imperator: Rome wirklich funktioniert. Die Oberflächlichkeiten werden angesprochen, die ganzen kleinen Untermenüs mit ihren Buttons und Reglern, die eigentlich Spielentscheidend sind, werden nicht erwähnt, das was erwähnt wird, wird nämlich nicht oder nur ungenügend erklärt. Gerade für Neueinsteiger dürfte der Einstieg frustrierend sein.

Imperator Rome

Quelle: Paradox Interactive

Ohnehin ist es leicht sich in den Menüs zu verirren, auch nach vielen Stunden finde ich die Struktur die Paradox in den Menüs bietet unausgegoren und unübersichtlich. Eine Zusammenfassung aller Provinzen mit ihren jeweiligen Daten vermisse ich vergeblich, somit muss ich jede immer gesondert anklicken, um die Informationen zu erhalten. Auch nervig, wenn ich aufgrund einer eingegangenen Meldung das Gebiet suche, um welches es sich handelt (wo ich ebenfalls mehr Komfort vermisse) ploppen Meldungen über Heirat, Todesfall oder weitere Ereignisse auf, die ich erst abarbeiten muss, bevor ich mich meiner ursprünglichen Aufgabe widmen kann.

Imperator: Rome

Quelle: Paradox Interactive

Zudem wurden die Charaktere im Spiel schön einbezogen. Welche Charaktere fragt man sich zunächst. Jede Figur, etwa diverse Regenten, haben eigene Fähigkeiten und Charakterzüge. Zudem baut sich um ihn herum ein Familienstammbaum auf. Aus einem Paar wird eine Familie mit Kindern, aus diesen wiederum werden zukünftige Herrscher, und somit kann sich eine ganze Generation aufbauen. Tatsächlich ist es nicht gerade unwichtig, wen man als Gouverneur einsetzt, zudem sollten sich keine Leute in Entscheidungsverantwortung befinden, die sich für einen selbst als problematisch erweisen können. Zur Not kann ja immer noch ein wenig Bestechungsgeld aushelfen.

Je größer aber das eigene Hoheitsgebiet wird, umso schwieriger wird es für innere Stabilität zu sorgen. Illoyale Gruppen können sich formieren und für den Zusammenbruch sorgen. Das Spiel gibt einem alle Möglichkeiten diese Probleme zu lösen, aber welche der bessere Weg ist, das muss man selbst herausfinden. Der Zusammenhalt des Staates ist gerade im späteren Spielverlauf eine der größten Herausforderungen.

Immer druff

Imperator: Rome

Quelle: Paradox Interactive

Bis man allerdings da angekommen ist, dreht sich alles um die Eroberung feindlicher Territorien. Denn so komplex und spannend die innenpolitische Arbeit in diesem Spiel ist, allein dadurch ist ein Weiterkommen allerdings nicht möglich oder es ist viel umständlicher. Sogar das Tutorial bietet das ideale Beispiel dafür. In einer Mission musste ich ein perfektes Verhältnis zu einem Staat aufbauen, alternativ würde die Auslöschung auch zum Ziel führen. Es vergingen Jahrzehnte, ich bot Geld, Bündnisse, militärische Hilfe, aber die Zeit verstrich. Genervt erhob ich Anspruch auf deren Gebiet, erklärte den Krieg und eroberte das Land. Dies benötigte deutlich weniger Zeit.

Imperator: Rome

Quelle: Paradox Interactive

Die Armee kann ich aus verschiedenen Typen zusammenstellen. Bogenschützen, Kamelreiter oder sogar Elefanten kann ich zu einer Armee formieren. Ich kann taktische Optionen, wie Flankieren einstellen. Allerdings liegt der Erfolg dann doch nicht ganz in der eigenen Hand, denn der Sieg wird  automatisch ermittelt. Direkt eingreifen kann man nicht, somit fühlen sich die Kämpfe, die ja eigentlich so wichtig sind, nicht immer griffig und selbstbestimmend an, da man keinerlei Kontrolle über den Ausgang hat. Zumindest eine optische ansprechende Darstellung hätte die Kämpfe attraktiv gemacht, leider ploppt nur ein schlichtes Fenster über den Ausgang des Kampfes aus.

Langzeitmotivation bietet Imperator: Rome nur bedingt, sofern man sich an den Eroberungen auf Dauer immer noch erfreuen kann. Darüber hinaus hält das Zusammenhalten der inneren Stabilität noch bei Laune, aber ich habe nie das Gefühl in diesem Spiel weiter zu kommen, wenn ich mich mal nur auf Wirtschaft, Diplomatie und Innenpolitik konzentriere. Glücklicherweise macht das Einnehmen feindlicher Gebiete auch nach Stunden noch Spaß, wenn man sich erst einmal mühsam alles selbst beigebracht hat, Luft ist da aber in jederlei Hinsicht noch reichlich nach oben.

Fazit

Irgendwie will ich es lieben, nur gelingen will es mir nicht. Paradox hat eine herausragende Basis mit diesem Spiel geschaffen, wo das Fundament für jeden wichtigen Bereich gelegt ist. Ob Kampf, Wirtschaft, Charaktersystem, Imperator: Rome ist in so vielerlei Hinsicht in seinen Mechanismen verzahnt. Doch wer kein absoluter Kenner der Paradox Spiele ist, wird große Schwierigkeiten haben sich einzuarbeiten. Zudem fehlen Komfortfunktionen und trotz der enormen Komplexität in manchen Bereichen, ist das Spiel an anderer Stelle dann überraschend flach. Imperator: Rome ist Stand heute ein gutes Strategiespiel. Punkt. Wer Paradox kennt, der weiß, dass viel Patches folgen werden. Die braucht es auch, wenn es das werden will, was es potenziell in sich trägt.

Good

  • Große Karte mit toller Zoomfunktion
  • Komplexes Wirtschaftssystem
  • Tolle Darstellung des Settings
  • Viele spielbare Nationen
  • Atmosphärischer Sound

Bad

  • Schwieriger Einstieg/ Schwaches Tutorial
  • Langweilige Präsentation
  • Kämpfe verlaufen ohne Interaktivität
  • Unübersichtliche und fehlende Menüs/ Statistiken
7.5

Gut

The Guy who loves Videogames

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