Agent 47 ist wieder unterwegs. Nach seinem letzten eher mäßigen Kino Auftritt, betritt der kaltblütige Glatzkopf wieder sein Metier: Die Videospielwelt. Anders als gewohnt jedoch im Episodenformat. Ich konnte das bereits verfügbare „Intro Pack“ bereits spielen und verrate euch, was das neue „Hitman“ so kann.
Die Hitman Formel
Wie bereits erwähnt besteht das neue Hitman aktuell nur aus einer abgespeckten Version. Nach und nach sollten weitere Missionen für das Spiel folgen, die komplette Version wird sogar noch Monate auf sich warten lassen, ein Verfahren wie es Telltale Fans bereits kennen. Doch macht das Ganze hier wirklich Sinn?
Aber beschäftigen wir uns zunächst mit dem was ich gespielt habe. Der Umfang beläuft sich auf zwei Tutorial Missionen und der ersten großen Story Mission in Paris. Zu Beginn werden wir mit den Mechaniken vertraut gemacht, die schnell an vergangene Ableger erinnern. Das Ziel ist es eine oder mehrere Feinde zu eliminieren, wie man das anstellt, ist euch überlassen. Ihr könnt versuchen zur Zielperson zu sprinten, diese schnell auszuschalten, und anschließend die Evakuierung einzuleiten, aber ich garantiere euch, es ist nicht gerade die einfachste Methode und die spaßigste ohnehin nicht. IO Interactive macht euch im Tutorial schnell klar worauf es ankommt, nämlich alte Hitman Tugenden. Untertauchen, nicht auffallen, Verkleidungen, sowie Timing. Im Intro muss man so etwa einen Kriminellen auf einem Schiff ausschalten. Bestimmte Bereich des Schiffes können aber nur einige, wenige Mitarbeiter erreichen.
Ganz klassisch also wird zum Beispiel ein Sicherheitsmann ins Hinterzimmer gelockt, indem man einfach einen Staubsauger bestätigt. Kurz die Luft abgeklemmt und schon kann man sich als Security Dienst ausgeben. Doch Leichtfertigkeit wird bestraft. Überwältigte Gegner lassen schließlich auch Gegenstände oder Waffen fallen, sollten diese, oder gar die Körper derer offen herum liegen, löst das schnell Panik aus und macht die Mission umso heikler. Drum gilt auch hier wieder: Keine Spuren hinterlassen! Einsteigern dürfte dieses Hitman besonders gut liegen. Dank der neuen „Gelegenheiten“ bieten sich viele mögliche Optionen im Checkpoint Format, wie wir vorgehen können. Von diesen „Gelegenheiten“ gibt es so viele, dass man selbst die Tutorial Missionen stundenlang spielen müsste, um alle Wege erprobt zu haben. Profis blenden die Hilfe aus und verlassen sich auf ihr Spielverständnis. Wie es eben echte Killer so tun.
Sandbox Gameplay vom Feinsten
Anhand der Paris Mission kann man jedoch noch besser auf die Möglichkeiten eingehen. Denn dies ist eine enorm große Karte, denn der Spielplatz ist eine Fashion Show in Paris auf einem Anwesen. Es gilt gleich zwei Ziele zu eliminieren. Nun eröffnen sich zahllose Optionen. Eines der Ziele betritt nämlich regelmäßig den Sektempfang und trinkt an der Theke, wenn man die Wege studiert weiß man auch zu welchem Zeitpunkt. Sofern man die Hilfen auslässt ist hier eine echt gute Beobachtungsgabe und viel Geduld gefragt.
Quelle: Square EnixAber so kennt und will man Hitman auch spielen. Drum würde es sich im weiteren Verlauf so ereignen, dass man sich heimlich Rattengift aus der Küche schnappt, einen dort bediensteten ermeuchelt um seine Kleidung zu ergattern, um dann das Getränk des ersten Zieles zu vergiften. Es geht aber auch noch ausgefeilter. So kann man sich nach einiger Recherche an die Versen eines männlichen Fashion Modells heften und sich so kleiden und schminken wie dieser. Zufällig steht er in Kontakt mit einer der Zielpersonen und über ein arrangiertes Treffen in einem privaten Raum könnt ihr dann zuschlagen. Auch wie ihr die Gegner eliminiert ist euch überlassen. Ob Klavierseite, schallgedämpfte Pistole, Ertränken oder Genickbruch. In einer der Tutorial Mission war es so auch etwa möglich Metallrohre im richtigen Moment auf euer Opfer fallen zu lassen.
Quelle: Square EnixZudem kommt dazu, dass die Karte enorm riesig ist und vor Möglichkeiten sprudelt. Während es also zu Beginn an Fülle von Missionen zu mangeln scheint, lässt man den Spielern aber wahnsinnige Freiheit was sein Vorgehen angeht.
Doch es sind nicht nur die Möglichkeiten. Die Schleichmechanik funktioniert einwandfrei. Ducken und an Objekte anlehnen funktionierte stets tadellos. Das muss sich auch. Die KI ist nämlich nicht Ohne und agiert in der Regel absolut nachvollziehbar. Sogar mit einer Verkleidung schöpfen die Mitarbeiter Verdacht und fragen sich, ob sie einen solchen Glatzkopf tatsächlich im Kollegium haben. Gewöhnungsbedürftig, teils auch etwas störend ist, dass manche Aktionen gegenüber anderen Objekten oder Personen nur ausgeführt werden können, wenn man auch gerade so exakt steht, dass der Befehl mit der entsprechenden Taste auch eingeblendet wird, was glücklicherweise aber nicht auf so wichtige Befehle wie Schleichen, Ducken oder Schießen zurückfällt.
Ein Spiel in Häppchen - Was hat es mit den Episoden auf sich?
Aufgrund des so runden Gameplays und der Vielseitigkeit im Spieldesign, ist der Wiederspielwert umso höher. Es befriedigte mich innerlich nicht einfach nicht nur die Mission durchgespielt zu haben. Ich wollte wissen, wie sich auch die Nutzung der anderen Gelegenheiten anfühlt. Und dann spielt sich Hitman auch fast wie eine neue Mission, nur auf derselben Karte, die dank ihrer Größe jedoch genug Abwechslung bietet. Sie punktet aber nicht nur mit Größe. IO Interactive hat diese mit so viel Details und Lebendigkeit versehen, sodass das Setting sehr viel nachvollziehbarer und atmosphärischer ist.
Die Gäste im Pariser Level reden miteinander, die Techniker sprechen über Abläufe, in der Küche wird fleißig gekocht, an den Tischen Champagner getrunken und sogar die Reporter sind verärgert wenn man dem Kameramann durchs Bild läuft, da diese nun den Dreh von vorn beginnen müssten. Auch die enorme Anzahl an Figuren muss hoch angerechnet werden, ebenso wie der Verzicht auf Ladezeiten innerhalb des Levels. Dazu zaubern die Entwickler ein optisch durchaus hübsches Spiel auf den Bildschirm. Die gespielte Xbox One Fassung machte ordentlich einiges her. Zudem gibt es für die Konsolen eine nette Grafikeinstellung. So können wir die Framerate auf 30 FPS festsetzen und jegliche Framerate Einbrüche und das damit verbundene Ruckeln ausschalten, oder wir können auf eine dynamische FPS setzen, die je nach Situation zwischen 60 und 30 Bildern pro Sekunde liegt. Trotz der vielen NPC’s kommt das Spiel ohne so extreme Ruckler aus, wie es etwa in Assassin’s Creed Unity der Fall war. Und das trotz Full HD Auflösung auf beiden Konsolen.
Quelle: Square EnixDoch wie ist das jetzt eigentlich mit diesen Episoden? Man hat nun vielleicht 8, 9 Stunden in Hitman investiert und viele alternative Spielwege ausprobiert. Aber wie geht’s weiter? Das Spiel wird nun regelmäßig mit Inhalt gefüttert. Allerdings nicht wöchentlich wie es in Resident Evil Revelations 2 der Fall war. Sechs weitere Episoden sind geplant, inhaltlich werden diese wahrscheinlich gleichauf liegen. Die Wartezeit von ca. 4 Wochen kann man mit der vollständigen Erkundung des Intro Packs überbrücken, oder aber mit den angekündigten Live Events, bei denen spezielle Herausforderungen dazu kommen sollen, nettes Gimmick, der große Lückenfüller wird es sicher aber nicht sein. Inwieweit dieses Episodenformat aufgeht kann ich an dieser Stelle noch nicht sagen, mit einem Einstiegspreis von 14,99€ für die Konsolen und 12,99€ für den PC bekommt man aber ein faires Angebot vorgesetzt. Wahlweise kann man anschließend einzelne Episoden für 7,99€ erwerben, das Upgrade Paket mit allen weiteren Episoden kaufen, oder direkt das Komplettpaket mit dem Intropack und allen Erweiterungen für 50, bzw. 60€. Was die Story anbelangt kann ich bisher noch kein Urteil fällen, schließlich wurde einem im Intro Pack nur ein kryptischer Einstieg vermittelt. Die Tutorial Missionen sind an die Anfänge von Agent 47 angelehnt, die Paris Mission dagegen spielt nach den bisherigen Hitman Abenteuern. Von einer Story kann man bislang also noch nicht wirklich sprechen.
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Fast makellos?
Abgesehen vom vielleicht fragwürdigen Episoden Modell, hat Hitman überhaupt nennenswerte Schwächen? Oh ja, die wohl nervigste Schwäche ist der Online Zwang. Ich bin eigentlich immer online und somit sollte man meinen, die meisten Spieler sollten sich davon nicht gestört fühlen mit ihrer Plattform online zu sein. Nur leider sind die Square Enix Server anscheinend in keinem sonderlich guten Zustand, so geschah es nicht selten, dass ich in einer Mission die Verbindung zu den Servern verloren habe und das heißt kurz und knapp: Man wird aus dem Spiel geworfen. Und das nervt tierisch, gerade weil die Ladezeit, bis eine Mission startet nicht gerade die Kürzeste ist. Immerhin: Das Spiel speichert öfters automatisch und auch manuell lässt sich jederzeit im Spiel speichern, auch mehrere Speicherplätze stehen zur Verfügung. Die Server Problematik sollte man jedoch schnell in den Griff bekommen. Manch einer könnte sich zudem an der fehlenden deutschen Sprachausgabe stören, aber immerhin gibt es deutsche Untertitel und die Qualität der englischen Sprecher ist auf einem hohen Niveau.
Warum beschwere ich mich also nicht groß über den Umfang, wie man es sonst gerne liest? Weil ich meinen Test nicht auf das Gesamtwerk Hitman beziehe, weil dieses noch in weiterer Ferne liegt. Denn für den recht humanen Preis bekommt man durchaus einiges geboten. Klar, das reine, schnelle Durchspielen der Missionen dürfte kaum länger als 3 Stunden dauern. Aber solche Spielertypen sollten generell nicht zum neuen Hitman greifen. Denn Timing, Geduld, Erkunden, Ausprobieren, all das gehört zum neuen Hitman dazu, mehr sogar noch als in Absolution. Hitman macht erst dann Spaß, wenn man sich intensiv mit dem Game auseinander setzt. Weil sonst macht die ganze Spielerfahrung nichts her, und dann wird einem solchen Speedrunner auch der Umfang zu wenig sein. Der klassische Hitman Fan wird aber genau das wollen und lieben. Und das scheint IO Interactive zum Glück zu wissen.
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Fazit
Ach, Episoden hin oder her, die Schlagzeilen gehören allein dem Verbreitungsmodell des Spiels. Und das ist schade und wird dem Spiel nicht gerecht. Schließlich wurde hier spielerisch ein Hitman auf die Beine gestellt, wie es sich die Fans nicht besser malen hätten können. Große Areale, zahlreiche Möglichkeiten in der Vorgehensweise, zig Mordinstrumente und eine lebendige Welt lassen Fans von Agent 47 durchaus Raum für Freude. Das alles kommt sogar zu einem fairen Preis, wenn da nicht die Serverprobleme wären, die einem gern mal aus dem Spiel werfen. Empfehlen kann ich das neue Hitman jedem Stealth Liebhaber und sowieso jedem Hitman Fan, und das nahezu uneingeschränkt. Es sei denn ihr habt ein Problem auf die neuen Inhalte zu warten, denn dann ist die Endfassung auf Disk die bessere Wahl. Entgehen sollte man sich das Spiel dennoch definitiv nicht. Denn auch wenn es „nur“ das Intro Pack ist, bleibt der Rest aber auf diesem Level, erwartet uns ein insgesamt großartiges Werk, und auch wenn manch einer größer oder kleiner das Wort „Episode“ im Hintergrund behält, es macht dies noch nicht zu einem schlechteren Spiel, dem ich deswegen Punkte abziehe. Das Intro Pack nämlich ist es was man bekommt, und das lässt leicht zusammenfassen: Fantastisch!