Gelingt mit WWE 2K16 das Comeback? Unser Test klärt auf!

Ring frei für die neue Wrestling-Simulation aus dem Hause 2K. Es gilt allerdings abzuliefern, denn mit WWE 2K15 hat man nicht gerade die Fans für sich gewinnen können. Sowohl spielerisch, als auch inhaltlich fiel das Spiel ernüchternder aus als die Vorgänger und sicherte sich international, als auch bei uns nur Durchschnittswertungen. Aber hat das Jahr ausgereicht um das Spiel zu bringen was sich die Spieler gewünscht haben. Unser Test schafft Klarheit.

Mein Ich als Wrestler

Das Erste was ich in WWE 2K16 gemacht habe, war nicht ein Match zu bestreiten, nein ich war viel gespannter darauf, ob mein geliebter Editor endlich so ausfällt wie erhofft. Und ich war zunächst positiv überrascht. Neben männlichen Wrestlern können nun endlich auch Frauen erstellt werden, sowie Arenen und eigene Championship Gürtel und Shows. Der Superstar Editor ist gewachsen. Es gibt mehr Auswahl bei der Gestaltung des Gesichts, des Körpers, als auch der Kleidung. An alte Ableger kommt aber auch WWE 2K16 noch nicht heran. In manchen Segmenten ist die Auswahl noch sehr dünn, wie etwa den Wrestling Masken, oder den Körperkunst Tatoos. Ebenfalls ärgerlich ist die Navigation. Denn es gibt im Auswahlmenü eines Objektes keine Vorschau, sondern muss erst ausgewählt werden, es erfolgt eine unverhältnismäßig lange Ladepause, und dann sehe ich erst das Objekt an meinem Wrestler. Gefällt es mir nicht, navigiere ich mit weiteren Ladepausen versehen wieder zurück. Ist kein K.O. Kriterium, aber nervt. Auch schade ist, dass eine App, mit der ich das eigene Gesicht fotografieren und über einen erstellten Wrestler legen kann, noch nicht erhältlich ist. Auch einen genauen Termin nannte 2K noch nicht.

Quelle: 2K Games / Yuke’s / Visual Concepts

Nahezu unbegrenzt austoben kann man sich aber nach wie vor im Move-Set Editor. Der bietet etliche neue Angriffe und Bewegungen und lässt kaum Wünsche offen. Auch dass Gürtel und Arenen erstellbar sind gefällt mir, da ich für sowas aber viel zu faul bin, habe ich mich direkt umgesehen, was die Community so produziert hat. Neben diversen Indie Arenen und Wrestlern, findet man auch bereits sehr skurrile Gesellen, wie Wrestler in Footballspieler Kleidung, Hulk, Captain America oder Batman. Das bestätigt nur wie gut der Editor ist und wie kreativ die Community ist. Doch was sehen meine wachsamen Augen. Der ungeliebte Counter steht ja schon wieder unten in der Ecke. In WWE 2K15 wurde nämlich ein Download Limit für Objekte aus der Community eingeführt. So konnte man nur 20 Objekte innerhalb von 24 Stunden herunterladen. Wollte man sich also eine Indie Liga erstellen, brauchte man dafür unter Umständen mehrere Tage. Leider behält auch der neueste Teil diese unbeliebte Einschränkung. Auch wenn sich der Editor inhaltlich mehr als verdoppelt hat, so hinkt er noch an einigen Stellen zurück. Beim Entrance etwa kann ich fast aussschließlich nur Einzüge bereits vorhandener Stars kopieren. Eigene Hintergrundfilme und auch eigene Einlaufmusik kann ich immer noch nicht einbringen. Bitte beim nächsten Mal dran denken! 

Dir gehört die WWE

Quelle: 2K Games / Yuke’s / Visual Concepts

Wo wir schon dabei sind, für die Kreativen ist der WWE Universum Modus auch eine wichtige Adresse. Hier gestaltet man seine eigene WWE. Hier kämpfen die Leute die man will, um Titel die man will, in Arenen die man will und das in den Shows die man selbst ausgewählt hat. Zum Glück gibt es nun auch mehr Sequenzen und Handlungsstränge die das Geschehen auf Dauer interessant gestalten. Es werden Rivalitäten ausgefochten und Teams Allianzen geschlossen, Pay per Views nachgespielt und Lieblingswrestler nach vorn gebracht. Hier kann man sich nach allen Regeln der Kunst austoben. Das konnte man immer und kann man auch in 2K16 wieder. Wer es jedoch vorgegebener mag, dem sei der Showcase Modus wieder ans Herz gelegt. Hier spielt ihr Cover Figur Stone Cold Steve Austin und durchlebt seine Karriere, spielt Matches nach und seht interessante Einspieler mit Hintergrundinformationen. Die Kämpfe selbst orientieren sich sehr nah am tatsächlichen Geschehen und besondere reele Ereignisse sind auch im virtuellen Kampf vorgegeben, damit diese sich möglichst realistisch nachempfinden lassen. Durch diese Ereignisse bleibt das Spiel auch sehr fordernd und ist nicht allzu monoton, wie man es normalerweise erwarten würde wenn man immer wieder mit demselben Charakter kämpft.

Ich mach Karriere

Quelle: 2K Games / Yuke’s / Visual Concepts

Wer aber seinen eigenen Wrestler nach oben führen will, der kann dies im Karrieremodus nachholen. Dieser wurde mit dem letzten Ableger eingeführt, krankte jedoch unter Monotonie. Wie im Vorgänger muss man sich jetzt wieder als Anfänger in der NXT in das Main Roster von Raw und Smackdown kämpfen. Durch Kämpfe erhält man Erfahrungspunkte, die man in die Verbesserung seiner Eigenschaften und Talente investieren kann. Nach dem Tutorial steht euch sogar zur Auswahl, mit welchen Kämpfern ihr eine Fehde beginnen wollt, oder welche Wrestler ihr als Tag Team Partner gewinnen wollt. Etwas deutlicher wird dies durch das neue Charakter System. Man ist nämlich nun nicht mehr einfach so Heel oder Face, denn durch Aktionen oder bestimmte Antworten bei den neu dazu gekommenen Interviews, beeinflusst ihr euren Superstar, etwa ob er loyal ist, egoistisch oder auch aggressiv. Das ist an sich ein sehr guter Baustein, auf dem 2K aber zu wenig aufbaut. Das System bietet nun nämlich viele Möglichkeiten, die noch zu ungenutzt bleiben. Die selbst einfädelbaren Fehden werden oft von Sequenzen begleitet, ähneln sich aber nach einiger Zeit zu oft. Erst mit anderen Ligen kommt mehr Variabilität hinein. Insgesamt bleibt die Karriere aber noch etwas zu dröge, auch wenn an vielen Stellen merklich justiert wurde, aber da ist noch ordentlich Luft nach oben. 2K scheint aber erkannt zu haben was getan werden muss und haben schon an den richtigen Stellen angesetzt.

Spielerischer Stillstand, anstatt Fortschritt

Doch wie kämpft laufen die Matches denn nun ab? Als erstes wird euch das nochmals gedrosselte Spieltempo auffallen. Dem ein oder anderen mag das gefallen, mir missfällt es allerdings, dam an das Tempo selbst kaum variieren kann und dadurch die Dynamik etwas abhanden kommt. Auch schnelle Move Abfolgen zwischen den Kämpfern sind kaum richtig nachempfindbar. Was euch noch auffallen wird, ist dass ihr nicht mehr Kontern könnt wie üblich. Jeder Wrestler hat ein begrenztes Volumen an Kontern. Ist die Leiste aufgebraucht, müsst ihr diese durch Aktionen erst wieder auffüllen. Mehrmals hintereinander kontern kann sich also auch als Fehler darstellen und macht die Partien deutlich taktischer und schwieriger. Und da haben die Entwickler wirklich mal ein langjähriges Problem durch ein einfaches Mittel in den Griff bekommen. Ellenlange Konterorgien gehören somit nun der Vergangenheit an.

Quelle: 2K Games / Yuke’s / Visual Concepts

Was leider nicht der Vergangenheit angehört ist das Grabbling System aus WWE 2K15. Ja diese Aktionen finden auch in echt statt, nur sind sie im Spiel sehr störend umgesetzt und da  macht auch der neue Teil keine Ausnahme. Das Minispiel indem man mit dem rechten Stick den richtigen Punkt finden muss, ist spätestens nach vier, fünf Einlagen langweilig. Hier muss der richtige Kompromiss gefunden werden, weil so bereichert es das Spiel keineswegs. Etwas überarbeitet ist das Pin System. Der Befreiende muss anstatt eine Leiste bis zum grünen Punkt durchzudrücken nun ein leicht abgewandeltes Minispiel absolvieren. Eine Leiste füllt sich nämlich pro Count innerhalb eines Kreises. Der Spieler muss dann im richtigen Moment, wenn die rote Leiste den grünen Punkt erreicht, die Befreiungstaste drücken. Eine nette Neuerung, die sich aber keineswegs schlechter eignet als zuvor. Ansonsten hat sich spielerisch sehr wenig getan. Griffe, Irish Wips, Schläge, alles verläuft wie gehabt. Lediglich die Submissions wurden mit einem neuen System versehen. Innerhalb eines Achtecks muss der Angreifer seinen roten Balken lange genug über den blauen Balken des Verteidigers führen um ihn zur Aufgabe zu zwingen. Klingt gut, spielt sich aber noch nicht ganz präzise. Insgesamt hat sich also sehr wenig verändert. Das ist schade, denn abseits des neuen, sehr guten Kontersystems hätte es an einigen Stellen sicher ganz gut getan frischen Wind hinein zu bringen.

Wann kommt die neue Engine?

Auch technisch hat sich wenig getan. Die meisten Gesichter sind sehr originalgetreu imd toll umgesetzt, die Haut Partikel sind erkennbar und der Schweiß auf der Haut macht was her. Das ist allerdings nur bei den aktuellen Wrestlern der Fall. Die alten oder unbekannteren Kämpfer sehen oftmals sehr nach Old-Gen aus und haben eher eine Gummi Haut und aufgemalte Brusthaare, sehen also mehr wie selbst erstellte Wrestler aus. Die Animationen haben sich dagegen etwas verbessert. Zwar wirken einige Bewegungen immer noch recht steif. Aber so langsam sieht man den Charakteren an, dass sie Gelenke besitzen. Zudem sind die Umgebungstexturen und Details noch nicht ganz abgestimmt. Schöne Texturen wechseln sich sehr deutlich mit kahlen und leeren Stellen ab. Man merkt dem Spiel das alte Technikgerüst einfach noch an. Dagegen haben sich die Fans jedoch deutlich verbessert. Viel weniger Klone, detailliertere Gesichter und Animationen. Abgesehen von einigen Kanten im Gesicht, sind das die bisher schönsten Wrestling Fans in einem Wrestling Spiel.

Quelle: 2K Games / Yuke’s / Visual Concepts

Besonders gut inszeniert sich vor allem die Einzüge. Die orientieren sich sehr genau an den Vorlagen der echten Wrestler und wirken dank der Kamerafahrten imposant. Endlich wirken die Einzüge auch mal mehr wie eine TV Übertragung, denn endlich wird nicht jeder Einzug nach einer Ladepause präsentiert, sondern zusammenhängend, was der Atmosphäre sehr zugute kommt. Am Sound ist wenig zu meckern. Die knallen und sorgen für mächtig Stimmung. Auch die Kommentatoren verrichten gute Arbeit, auch wenn sie sich oftmals wiederholen. Aber natürlich macht ein Kampf Game mit mehreren am meisten Spaß. Deshalb gibt es auch wieder offline und online Action. Auf der Playstation 4 können jeweils vier Spieler an einem Bildschirm oder online gegeneinander antreten. Auf der Xbox One gilt online dieselbe Anzahl, offline können aber bis zu 6 Spieler in den Ring steigen. Und noch bevor hier Fragen aufkommen sei auch gesagt warum das so ist. Die PS4 unterstützt von Grund auf „nur“ vier Spieler an einer Konsole. Die Xbox One dagegen unterstützt bis zu 8 Spieler gleichzeitig pro Konsole, somit wären rein technisch gesehen sogar 8, statt der „nur“ 6 Offline Spieler möglich. Wer also WWE nur in großer Runde spielt, fährt mit der Xbox sogar einen kleinen Tick besser.

Fazit

Naja der ganz große Durchbruch lässt mit WWE 2K16 noch auf sich warten. Spielerisch, als auch technisch macht die Serie wenig neues und unterscheidet sich zu gering vom Vorgänger. Schade, denn das neue Kontersystem ist dabei schon ein sehr guter Ansatz. Auch die Karriere macht noch zu kleine Schritte, auch wenn diese ganz klar in die richtige Richtung gehen, etwa mit den Rivalitäten, den Interviews und der Charakterentwicklung. Was jedoch jeden Fan der alten WWE Spiele glücklich machen dürfte: Der Editor und der Umfang ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich gewachsen. Ob Arenen, Diven, Championships oder Shows, wenn einem die bestehende WWE nicht gefällt, dann macht man sich seine eigene WWE. Ob sich ein Kauf aber lohnt? Käufer von WWE 2K15 sollten abwägen, ob der inhaltliche Mehrwert, der durchaus gegeben ist, die wenigen spielerischen Neuerungen überspielen kann. Wer allerdings letztes Jahr ausgesetzt hat, sollte durchaus zugreifen. Denn in keinem Bereich hinkt der neue Ableger dem Vorgänger hinterher und die Entwickler verdienen sich mit diesem Spiel die Bewertung: Gute Fortsetzung, aber da ist noch viel Luft nach oben.

 

 

 

Hinweis: Der Test bezieht sich auf die von mir getestete Xbox One Fassung, die optisch und inhaltlich mit der Playstation 4 übereinstimmt, aber durchaus von denen der Xbox 360 und PS3 abweichen kann.

Good

  • Deutlich breiterer Editor
  • Massig Umfang
  • Lebendigerer Karrieremodus...
  • Tolles neues Kontersystem
  • Gut inszenierter Showcase-Modus
  • Die meisten Wrestler wurden optisch toll umgesetzt

Bad

  • Kaum spielerischer Fortschritt
  • Wenig technische Weiterentwicklung
  • ... der trotzdem noch viel Potenzial verschenkt
  • Nervige Ladezeiten im Editor
  • Eigene Musik immer noch nicht importierbar
  • Grabbling System nach wie vor langweilig
8

Toll

The Guy who loves Videogames

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