Gears of War 4 im Test – Aus Alt macht Neu?

The Coalition tritt ein schweres Erbe an und soll die große Gears of War Serie nicht nur zurück, sondern auch auf Xbox One und PC bringen. Bringen die Entwickler aber auch frischen Wind mit? Unser Test klärt auf.

Eine neue Bedrohung

Quelle: The Coalition/ Microsoft

Die Locust sind bezwungen, der große Krieg ist vorüber. Zum 25-jährigen Gedenken ehrt man die Helden der damaligen Ereignisse. In einer gedanklichen Rückschau schlüpfe ich in die Rolle einiger unbekannter Soldaten und spiele die letzten Minuten des Krieges. Keine Angst, wir spielen nicht einfach Gears of War 3, sondern aus einer anderen Perspektive. Der kurze, aber großartig inszenierte Ausflug in die Vergangenheit offenbart zunächst spielerisch bewährte Gears Kost. Die Waffen vermitteln ein gutes Handling, das Deckungssystem rockt wie eh und je und es gibt wieder mächtig Action auf dem Bildschirm. Aber das wird später nicht immer so sein. 

Doch bereits nach kurzer Zeit schlüpft ihr in die Rolle der neuen Charaktere, nämlich J.D. Fenix, Sohn von Marcus Fenix, sowie Del und die einzige Dame Kait. In den virtuellen 25 Jahren haben sich einige Dinge verändert. Heftige Stürme suchen das Land heim und bedrohen die umliegenden Kolonien. Die Regierung, die COG bekämpfen zudem Abtrünnige, Leute wie eben J.D. Fenix, die sich nicht von der COG diktieren lassen. Demensprechend fehlt es solchen Dörfern an Energie und genau jene versuchen die neuen Helden aus einer COG Basis zu stehlen. Damit wird die COG, im deutschen KOR genannt, natürlich besonders aufmerksam auf die jungen Rebellen. Aber wenn das mal das einzige Problem wäre, denn eine neue Gefahr steigt empor, der Schwarm. Warum einige Gegnertypen hier den Locust verdächtig ähnlich sehen möchte ich nicht verraten, was aber kein Spoiler mehr ist, ist die Rückkehr von Marcus Fenix, und das nicht nur nebenbei.

Die gefallen mir

Nach der düsteren Ankündigung auf der E3 lässt sich auch dem fertigen Spiel eine etwas dunklere Atmosphäre bescheinigen. Auch weil sich das Spiel abseits der Action Passagen auch einmal Zeit für das Setting und die Charaktere nimmt. Das junge Trio setzt besonders auf lockeren Witz, hin und wieder auch ernstere Wortwahl. Die teils auf cool getrimmten, gar trashigen Dialoge aus den Vorgängern wird man hier nicht so stark auffinden. Und darüber bin ich dankbar. Von mir aus hätte es sogar noch eine Spur ernster ausfallen können. Gut finde ich auch die ruhigen Momente, in denen man langsam voran geht, die vielen visuellen Eindrücke aufnimmt und einfach den Gesprächen der Charaktere lauscht. Vor allem kann ich dort ein besseres Bild der Figuren projizieren und machen sie mir durchaus ganz sympathisch.

Die große, alte Stärke

Quelle: The Coalition/ Microsoft

Aber natürlich sind die Schießereien der Hauptpart der Kampagne und machen wieder unheimlich viel Spaß. Das Handling ist grandios, das Deckungssystem äußerst präzise und griffig. Befindet man sich etwas hinter einem Baumstumpf zur Deckung und tut ein Gegner das selbige auf der gegenüberliegenden Seite, könnt ihr mit einem Griff den Feind aus der Deckung greifen und ihn mit einem schnellen Nahkampf-Angriff ausschalten. Das ist auch nützlich, weil einem der Schwarm und die KOR auch wirklich das Leben schwer machen, was nicht nur an einigen neuen und fiesen Gegnertypen liegt, sondern auch an der wirklich guten KI, die sich gut hinter Deckungen versteckt und sich nicht davor scheut auch mal zu flankieren. Neue Waffen sind natürlich auch dabei, darunter auch sehr abgefahrene. Mit einer etwa verschießt man rotierende Sägeblätter, die Gegner in zwei Hälften trennen und beim Auftreffen auf ein Objekt in eine neue Richtung gelenkt werden und weiter für Vernichtung sorgen.  

Das spielt sich natürlich auch sehr ähnlich zu den Vorgängern, was aber nicht verkehrt ist. Das Gameplay der Serie war schon immer eine große Stärke, was sich auch mit Teil 4 nicht verändert hat. Neu dagegen sind neue Einflüsse im Leveldesign. So sollte man stetig Ausschau halten, nach Objekten die den Gegnern schaden könnten, etwas durch Schüsse lösbare Planken. Solche können Gegner mitreißen und sind wichtig in besonders intensiven Kämpfen. Anfangs fallen diese Objekte noch einfach ins Auge, später muss man gezielt Ausschau halten. Zudem sind auch die Stürme ein wichtiges spielerisches Element, so werden Granaten völlig unkontrollierbar, auch das voran stürmen durch den Wind fällt nicht gerade einfach. Spielerisch ist der neue Ableger also sehr ähnlich zu den Vorgängern, die Auflockerungen durch ruhigere Passagen und den Einfluss der Umgebung sind aber sehr willkommen. Sehr selten kommen auch kleinere Highlights, eines davon ist etwa eine Verfolgungsjagd auf einem Motorrad. Aber The Coalition hätte sich ruhig noch mehr trauen dürfen. Das Setzen auf alte Stärken ist natürlich gern gesehen, aber die neuen Entwickler haben auch bewiesen, dass ihre neuen Einflüsse durchaus auch Potenzial haben, um die Serie auf ein neues Level zu hieven.

Viele Hände, schnelles Ende

Quelle: The Coalition/ Microsoft

Natürlich aber macht das Spiel noch mehr Spaß, wenn man es einfach im Koop-Modus spielt. Das ist sowohl online, als auch lokal möglich. Ein seltenes, umso schöneres Feature. Und damit kann ich den Bogen zum Multiplayer spannen. Erwähnt sei natürlich der Horde-Modus 3.0.  

Erneut kämpfen bis zu 5 Spieler gegen Wellen von Feinden, die nach und nach immer stärker werden. Mit Credits können vor, bzw. nach einer Welle Objekte zur Verteidigung erworben werden, wie etwa Barrikaden, Fallen oder Geschütze. Auch Spaß macht das Klassensystem, welches aus fünf Klassen besteht, die ganz eigene Fähigkeiten besitzen. Natürlich ist es ratsam ein möglichst ausgeglichenes Team zu haben, um möglichst viele Vorteile vereinen zu können. 

Daneben existiert natürlich auch weiterhin noch der klassische Mehrspielermodus, in dem wir auf bisher 10 Karten in verschiedenen Modi antreten können. Am Ende einer jeden Runde gewinnt ihr zudem jetzt Münzen, mit denen ihr wie in Halo 5, Ausrüstungsgegenstände kaufen könnt. Das ist soweit okay, weil die Mikrotransaktionen im Multiplayer die Balance selbst möglichst unberührt lassen. Der Die Online Matches machen aber wieder enorm viel Laune, was nicht nur am besseren Balancing der Waffen liegt, sondern auch an den wirklich gut gestalteten Karten. 

 

Optisch in der Champions-League

Quelle: The Coalition/ Microsoft

Aber kommen wir zum Schluss noch zum technsichen Teil. Natürlich driftet der Gears of War Stil von einem realistischen Look etwas ab, Teil 4 macht aber schon eher einen Schritt in diese Richtung. Die überdimensionierten Körper aus den Vorgängern sind deutlich entschlankt worden, aber dennoch weit davon weg realistisch auszusehen. Das ist aber kein Nachteil, denn der Grafikstil ist wirklich toll, nicht nur das, das gesamte Spiel gehört zu dem Besten, was gerade die Xbox One auf dem Bildschirm gezaubert hat. Wunderbare Details, tolle Texturen, grandiose Lichteffekte, Gears of War 4 sieht echt richtig gut aus. Gerade in den Außenarealen bei Nacht spielt der Deckungs-Shooter richtig stark auf.

Auch die Animationen sehen flüssig und geschmeidig aus, gerade die sich im Sturm windenden Bäume und Gräser sind echt ein Augenschmaus. Zudem ist die Bildrate stets flüssig. In der Kampagne liegt die bei 30, in den Mehrspielermodi bei 60 FPS. Ruckler sind mir aber nie aufgefallen. Dazu gesellt sich die astreine Präsentation und Inszenierung, die besonders in den Sequenzen richtig auftrumpfen. Komplettiert wird das Erlebnis von einem episch starken Soundtrack, der stets das Gesehene passend unterstreicht und für eine noch dichtere Atmosphäre sorgt. Gelungen ist auch die deutsche Sprachausgabe, die zwar nicht herausragend, für deutsche Verhältnisse aber deutlich überdurchschnittlich ist.

Fazit

Gears of War 4 schlägt wieder voll ein, ohne aber ein wirklicher Neustart zu sein. Man setzt auf bekannte Stärken, wie dem Deckungssystem, dem Waffen-Handling und der tollen Präsentation. Die wenigen wirklichen Neuerungen aber wissen sich gut in die Serie zu integrieren. Bitte mehr davon, das fällt in Teil 4 noch zu spärlich aus! Aber das ist Meckern auf hohen Niveau. Gears of War 4 ist ein unheimlich starker Ableger, der bis zur letzten Sekunde Spaß macht, dabei grandios aussieht und sich selbst in Szene zu setzen weiß. Windows 10 Nutzer und Xbox One Besitzer kommen eigentlich nicht um dieses Werk herum. Ich freue mich jetzt schon auf die kommenden Spiele, die The Coalition hervorbringen wird. Denn mit Gears of War 4 haben sie bewiesen, dass sie es drauf haben, die Serie nach dem eher enttäuschenden Judgement Ableger, wieder auf ein richtig hohes Niveau zu bringen. Und jetzt entschuldigt mich, der Horde-Modus ruft.

Good

  • Famose Grafik
  • Deckungssystem gut wie eh und je
  • Tolle Inszenierung un Präsentation
  • Spielt sich griffig und eingängig
  • Sehr gelungener Multiplayer

Bad

  • The Coalition hätte sich ruhig noch mehr "Neues" wagen können
9.3

Hervorragend

The Guy who loves Videogames

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