Forza Motorsport 6 im Test: Ein Rennspiel auf der Pole-Position

Mit einer ungewöhnlichen Verspätung erreicht Forza Motorsport 6 unsere Review-Ziellinie. Aber besser zu spät als nie, und somit können wir euch im frischen Jahr 2016 verraten, ob die neueste Renn-Simulation aus dem Hause Turn 10 Studios einen Kauf rechtfertigt.

Happy Birthday, Forza!

Quelle: Turn 10 Studios

Mit Forza 6 feiert man nun 10-jähriges Jubiläum der Reihe und wie könnte man das besser feiern, als mit einem richtig dickem Forza Paket. Drum kündigte man bereits im Vorfeld vieles an, aber was ist tatsächlich drin? Weit über 400 Autos von verschiedensten Herstellern und 26 Rennstrecken weiß das Spiel vorzuweisen und so kann man aus einer Vielzahl von fahrbaren Vehikeln wählen. Im Karrieremodus wird es aber sicher seine Zeit dauern, bis man alle Wagen freigeschaltet hat. Dort stehen nämlich mehrere Cups zur Auswahl, in denen wir mit Wagen aus unterschiedlichen Klassen antreten können. Ob man den Cup also mit einem VW Golf, 5er BMW oder einem 400 PS Ferrari Monster ist ganz euch überlassen. Die Gegner werden je nach gewählten Auto angepasst. Es gilt mehrere Rennen zu bestreiten um einen Cup beenden zu können, leider ist der Begriff „Karriere“ auch hier wieder unglücklich gewählt, denn all das was einen umfangreichen Karrieremodus ausmacht fehlt hier. Rennwochenende? Qualifying? Vergeblich. Teams oder Verträge? Nirgends. Siegerehrungen oder einen Rennkalender? Na gut, geschenkt. Aber erneut spart man an vielen Enden, was nie so wirkliches „Karriere“ Feeling aufkommen lässt. Auch die anderen Modi fallen eher klassisch aus, hier ist das dabei, was man auch von den Vorgängern kennt. Wo Forza nämlich punkten möchte, ist ganz klar auf der Piste.

Quelle: Turn 10 Studios

From Zero to Hero?

Quelle: Turn 10 Studios

Um wieder zur Karriere zurück zu kommen, dort startet man sein Rennen nämlich immer von einer mittleren Position der insgesamt 24 Fahrer. Noch vor Ablauf des Countdowns noch schnell in Cokcpit Modus geschaltet, denn der sieht absolut umwerfend aus. Bei jedem Auto wurden Amaturen und Details sehr originalgetreu nachgebaut. Aber zu viel gestaunt, das Rennen fängt an und ich habe den Start vergeigt. Jetzt gilt es den Anschluss nicht zu verpassen. Mit einem ordentlich krachenden und röhrenden Krach aus Motoren hänge ich mich an meine Vorderleute, aber die machen in der Kurve bereits die Ideallinie zu. Derweil schwärme gleichzeitig über das herausragende Fahrgefühl. Wer schon mit Forza Motorsport 5 zufrieden war, wird hier sein bisher größtes Glücksgefühl erleben. Dank dem Rumble Feature der Trigger fühlt sich jede Kurve absolut nachvollziehbar an und man erhält für jede Bewegung gutes Feedback. Der Wagen sitzt 1A auf dem Asphalt, außer man versucht sich daran ein bisschen Arcade Raserei heraus zu quetschen, denn dann bestraft euch das Spiel mit schlingern, einem Besuch mit dem Kiesbett oder einem Crash. Doch wer jetzt schon Panik bekommt, dass das Spiel zu schwierig und frustrierend ausfallen könnte, für den gilt Entwarnung. So genau wie noch nie lässt sich der Schwierigkeitsgrad einstellen, das betrifft nicht nur die Gegner, sondern auch mit welchen Hilfen euer Auto ausgestattet sein soll. Echte Profis stellen alle Hilfen natürlich aus und stellen Kollisionen auf realistisch, denn jeder Spieltyp soll und kann mit Forza glücklich werden. Immer noch beiße ich mir die Zähne an der KI aus. Dank der Drivatar Technologie fahren diese wie eure jeweiligen Freunde oder andere Spieler auf dieser Welt, sie tragen also nicht nur deren Namen, sondern fahren auch so. Demnach blockieren sie oft Überhol-Versuche, nutzen gern den Windschatten, starten selber teils aggressive Überholmanöver, sausen bei Überheblichkeit aber auch mal ins Aus. Beinahe menschlich wie sich die CPU verhält.

Im Regen liegt die Stärke

Quelle: Turn 10 Studios

Am Ende des Rennens kann ich gerade noch so den Sieg erringen, ich erhalte Forza typisch Credits, mit denen ich Autos upgraden oder mir neue Boliden erwerben kann. Außerdem erhält man Erfahrungspunkte mit denen ich im Level aufsteige, für jeden Levelaufstieg gibt es dann ein Los, bei dem Credits oder sogar ein Auto gewinnen kann. Auch erhält man wieder Affinitätspunkte, fahre ich oft Autos einer bestimmten Marke steigt dort mein Wert und ich erhalte dann Rabatte beim Kauf eines weiteren Autos dieses Herstellers. Das ist nichts neues, das Gefühl nach einem Rennen ist aber besser denn je. Selten hatte ich mehr Spaß auf einer virtuellen Piste, obwohl Forza 6 einmal mehr an Simulationsfaktor gewinnt. Ein erheblicher Grund dafür ist definitiv das Wetter. 3D Pfützen wurden groß im Vorfeld beworben. Manch einer könnte das sicher ironischerweise mit der Fisch KI aus Call of Duty Ghosts verglichen haben. Während diese in dem Shooter jedoch nicht unwichtiger hätte sein können, schaffen die Entwickler von Forza Motorsport 6 mit den dreidimensionalen Pfützen tatsächlich einen ganz großen Schritt nach vorn. Man sieht nicht nur die Pfützen, man weiß nicht nur dass es rutschiger ist, man spürt diese nämlich so intensiv wie nie zuvor. Dank der umfangreichen Vibrationsfunktionen des Controller lassen sich die Pfützen sehr gut nachempfinden, nicht nur welche Reifen gerade die Kontrolle verlieren, sondern auch wie diese verlaufen. Damit schafft man nicht nur ein sehr gutes Empfinden für das Fahrgefühl, sondern auch für eine kleine strategische Note. Bremst man früher um die eng in der Kurve anliegende Pfütze gut zu überstehen, oder nimmt man den sichereren Weg über die weite Außenbahn? Es lässt sich wahrlich schlecht beschreiben, aber in Forza Motorsport 6 habe ich bisher meine spannendsten Regen Rennen absolviert. Da kann die Konkurrenz lernen. Auch gibt es endlich Nachtrennen, die aber im Gegensatz zu den Nassschlachten deutlich unspektakulärer sind und sich nicht groß von denen in anderen Rennspielen unterscheiden.

Quelle: Turn 10 Studios

Die größte Enttäuschung liegt jedoch in der Statik des Wetters. Startet ihr nämlich ein Rennen bei guten Wetter, könnt ihr euch ganz sicher sein dass sich dieses nicht mehr ändern wird. Das ist ziemlich schade und haben die Kollegen Project CARS und Formel 1 deutlich dynamischer hinbekommen. Gerade in dieser Hinsicht vermisse ich noch schmerzlicher den Grand Prix im Karrie Modus, sodass ich ich mir die Reifen vor dem Rennen auswählen hätte könne, je nach Wetterbericht für das Rennen. Aber ich bin mir sicher, dass das dynamische Wetter weit oben auf der internen To-Do Liste steht.

Die Xbox lässt die Muskeln spielen

Quelle: Turn 10 Studios

In technischer Hinsicht kann Forza wieder einmal überzeugen. Ein ganz großen Plus ist die stabile Framerate. Mit flüssigen 60 Bildern pro Frame spielt sich ein Rennspiel einfach geschmeidiger. Und mit guten 1080p ist das Bild zudem scharf, wichtiger als das ist jedoch was man tatsächlich an Details auf den Bildschirm zaubert. Und gerade die Autos sehen unverschämt gut aus. Mit einer unglaublichen Verliebtheit zum Detail wurden die Boliden nachgebaut. Gerade im Forza Vista Modus, bei dem man sich alles genauestens ansehen kann, kann Forza punkten. Aber auch die Cockpit Perspektive trumpft groß auf. Die Amaturen wurden den Originalen sehr schön nachempfunden, was das Mittendrin Feeling nochmals erhöht. Besonders beeindruckend ist es, wenn in den Regen Rennen die Regen Tropfen in der Cockpit Perspektive absolut physikalisch korrekt an den Scheiben entlang streifen. Allein das macht schon Spaß! Auch die nahe Umgebung der Strecken ist wirklich gut gelungen. Das Spiel schwächelt erst bei weiter entfernten Objekten, die dann sichtbar an Detailgrad einbüßen. Besonders im Rückspiegel macht sich das bemerkbar, dort verschwinden weit entfernte Objekte einfach aus dem Bild, ein quasi umgekehrter Effekt wie bei Pop Ups. Zudem ist das Schadensmodell Forza-typisch überschaubar. Klar, Dellen, Schrammen und Schäden sind unschwer zu erkennen, aber bis zu einem gewissen Grad halten sich die Autos trotz schwerer Unfälle auf dem Niveau. Das Gehör wird dafür zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Die Motoren knattern so wie man es sich erhofft, Kollisionen krachen ordentlich, das Cockpit unterscheidet sich akustisch zudem erheblich. Insgesamt ist es damit noch ein Stückchen runder als der Vorgänger.

Quelle: Turn 10 Studios

Wie zu Beginn erwähnt, viel Neues gibt es im neuen Forza nicht. Das zieht sich von der immer noch gleichen Karriere hin zum immer noch gleichen Multiplayer, der immer noch solide funktioniert, ohne auch neue Ansätze zu wagen. Forza gewinnt nur auf der Strecke an Vielfalt. Und neben den genannten Neuerungen gibt es auch noch die Mods. Das sind Karten, die man im Spiel selbst erwerben kann. Die beinhalten beispielsweise Hilfen, wie bessere Bodenhaftung oder eine bessere Startposition. Aber das ist völlig freiwillig und auch eher einer Einsteiger Hilfe. Interessanter für die Profis sind dagegen Mods die das Fahren erschweren und zusätzliche Hilfen deaktivieren, das Spielerlebnis also deutlich intensivieren und anspruchsvoller gestalten. Dafür kann der Gewinn aber auch üppiger ausfallen, sollte man dennoch erfolgreich sein. Somit sind Mods eine recht nette, optionale Dreingabe für Einsteiger, als auch für Veteranen.

Fazit

Forza Motorsport 6 ist nichts weiter als die beste Renn-Simulation die man aktuell auf Konsolen spielen kann. Herausragendes Fahrgefühl, üppiges Fahrzeugangebot, tolle Regenschlachten, technisch sauber, spielerisch kann man dem Game echt kaum noch etwas vormachen. Verbesserungspotenzial gibt es dennoch. Das Wetter sollte nämlich dynamisch werden, und auch Schnee und Wind umfassen. Zudem ist die Karriere ohne die Rennwochenenden und ohne eine Art von Präsentation oder Inszenierung, wie es eine Größe wie Forza verdient hätte, relativ dröge was das Drum Herum betrifft. Auf der Piste liefern die Turn 10 Studios dafür echt echt ein Brett ab, wo kaum noch Luft nach oben ist. Mit Forza Motorsport 6 bekommt man nicht nur den besten Ableger der Reihe, sondern auch die beste Rennsport-Simulation für die neuen Konsolen. Die Jungs wissen einfach wie sich ein virtuelles Auto fahren lassen soll.

          Bildquelle: Turn 10 Studios

Good

  • Hervorragende Fahrphysik
  • Regenrennen überragend
  • Hohes technisches Niveau
  • Sehr gute KI
  • Riesige Auswahl an Autos und Strecken
  • Enorm umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten für Einsteiger und Profis

Bad

  • Immer noch fehlende Rennwochenenden
  • Dröge Kampagne und Inszenierung
  • Wetter ist leider nicht dynamisch
9.1

Hervorragend

The Guy who loves Videogames

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