Als ich den ersten Trailer zu RIME sah wusste ich einfach nicht, was mich damit erwarten würde, ich wusste nur: Das muss ich spielen! Nach einigen Unstimmigkeiten mit Sony kommt RIME nun glücklicherweise für alle Plattformen und ich verrate euch in diesem Review, was dieses Spiel eigentlich ist, und ob man damit Spaß haben kann.
Mein Name ist...
Ein kleiner Junge wacht an einem malerischen Strand auf. Einen Namen hat dieser wohl nicht, der bleibt auch bis zum Ende verborgen. Wo man ist, und was es zu tun gilt, das bleibt ebenso verborgen. Somit gilt es einfach mal selbst den Entdeckerdrang zu entfachen und sich die Insel mal anzuschauen. Und hier sind wir auch schon bei einem sehr entscheidenden Punkt. Im gesamten Spiel werdet ihr nicht eine einzige Anweisung lesen, bis auf die für die Steuerung. Somit erkundet man in den ersten Spielminuten zunächst die wunderschöne Umgebung, die in einem Cel-Shading Look gehalten ist, der dank des Settings stark an Wind Waker erinnert. Andere Menschen scheint es nicht zu geben. Lediglich auf Möwen, Krebse und Wildschweine stößt man zu Beginn.
Die Insel ist aber schon in den ersten Minuten nicht einfach nur schön, sondern sie wirkt durchdacht. Jeder Hügel, jeder Waldabschnitt und jede Klippe scheint mit Grund dort zu sein, ohne dass es dort viele Lebewesen gibt, wirkt die Welt irgendwie vertraut, lebendig. Nach einem kleinen Rätsel, lernt man seinen ersten Begleiter kennen, der aber auch nicht wirklich einer ist. Der kleine Fuchs ist die meiste Zeit im Spiel gar nicht an unserer Seite, sondern dient mehr als kleine Orientierung, denn ein HUD gibt es ebenfalls nicht. Wenn man ihm blind folgt, spielt man quasi das Hauptspiel durch. Abseits dieses Pfades gibt es noch Höhlen oder Vorsprünge, die kleine Extras bereit halten. Von Nebenquests zu sprechen wäre jedoch zu viel des Guten. Schnell wird auch klar, mit dieser Welt stimmt etwas nicht, bzw. Sie wirkt magisch. Gleißende Lichtstrahlen hier und da, merkwürdige schwarze Wesen und eine Gestalt mit roten Cape die uns immer wieder zu beobachten scheint. Es tun sich viele Fragen auf. Aber ich nehme nicht viel vorweg, wenn ich sage, dass RIME mehr Fragen aufwirft als es beantwortet. Das ist etwas schade und fühlt sich in der Hinsicht nach dem Durchspielen etwas unbefriedigend an, da auch die Figuren im Spiel zu blass bleiben.
Glücklicherweise kann man das auch nur von der Story behaupten. Denn der eigentlich Kern des Spiels ist beruhigend schön. Die meiste Zeit werdet ihr damit verbringen, die Welt zu erkunden, eure Neugier auszupacken, und Rätsel lösen. Kämpfe und Action? Vergesst es. Dieses Spiel ist ein kleines Erlebnis für die Seele, wer Abwechslung im Sinne von „jetzt muss was passieren, und jetzt muss was neues passieren“ erwartet, wird mit RIME nichts anfangen können.
In der Ruhe liegt die Kraft
Hier wird einem anderen Typ von Spieler etwas geboten. Dem Geduldigen, der gerne eine geheimnisvolle Welt entdecken und sich von ihr mitreißen will. Das betone ich, weil RIME im Gegensatz zu anderen offenen Welten einfach sehr viel mehr Charme versprüht, was auch an dem grandiosen und atmosphärischen Soundtrack liegt. Dennoch ist technisch nicht alles rund. Zumindest die Konsolen Fassung leidet unter enormen Frametimes und an der nie konstanten Framerate, da sie dynamisch ist. Dadurch wirkt das Bild selbst bei weit über 30 FPS oft stotternd und selten komplett flüssig. Auch wenn die Welt natürlich durch tolle Optik und Weitsicht besticht. Es ist eigentlich erstaunlich wie sehr ich dort eingetaucht bin, obwohl es abseits des gewollten Pfades nicht wirklich gibt, was sonst andere Spiele auszeichnet. Keine Nebenquests, keine Dialoge, keine Events o.ä.
Ein anderer großer Faktor sind die Puzzles. Deren Niveau ist relativ schwankend. Während einige wirklich kreative Rätsel dabei waren, die mich dazu brachten öfter als ein mal drüber nachzudenken, gab es auch einiges an seichter Nachdenkkost. Da ich aber schon vergleichbare Dinge in Zelda bereits liebte, habe ich auch in RIME meinen Spaß damit. Da vermisse ich schon bald gar nicht, dass es keinerlei Kämpfe gibt oder besondere Features und Werkzeuge, die ich zum Weiterkommen benötige. Die Steuerung gliedert sich sehr schlicht. Laufen, Springen, Rollen, Dinge hochheben oder aktivieren und rufen. Der Ruf ist für die Magie in der Welt wichtig. Muss ich etwa die Kraft einer leuchtenden Kugel entfesseln, damit sich ein paar Meter weiter eine Plattform bewegt, muss ich auf diesen Ruf zurückgreifen. Das ist sehr spartanisch, aber an Abwechslung mangelte es mir nie wirklich. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass die Umgebung sehr vielfältig sein kann und auch raumübergreifende Rätsel im Spielverlauf zunehmen, die die grauen Zellen anregen. Da die Spieldauer auch nicht allzu hoch ist, hat sich auch keine Langeweile oder Verbrauchtheit eingestellt. Ich hätte dennoch lieber das ein oder Feature später gerne noch ins Boot geholt, um die Spielzeit ein wenig zu verlängern, etwa um das Konstrukt der Story auch fertig zu stellen und nicht nur den Rohbau stehen zu lassen.
Fazit
RIME ist ein Spiel für die Seele. Ein Spiel für Entdecker, Neugierige und Puzzlefreunde, aber keins für Ungeduldige. Die wunderschöne und atmosphärische Welt macht allein mit ihrem Dasein Freude, die Rätsel sind oftmals ein gelungenes Gameplay Element, nur leider nicht immer. Wer Action braucht oder hohe Ansprüche an die Story stellt wird ebenfalls enttäuscht, da diese nicht befriedigend zu Ende erzählt wird und zu viel offen stehen lässt. Dafür ist die Insel einfach grandios designt und die Musik wundervoll atmosphärisch, sodass RIME dennoch ein wirklich schönes Gesamterlebnis für mich war, das sogar abseits der ganzen Action Spiel unheimlich gut tut. Menschen wie ich, die auch mit einem harmlosen Zelda zufrieden sein könnten, kann ich dieses Spiel wirklich ans Herz legen.