Nach sechs Jahren wird nun endlich die Hauptreihe der DiRT Serie fortgesetzt. Während gerade DiRT 3, sowie Spin-Off Showdown sehr auf Arcade setzten, konnte man mit dem jüngsten Ableger DiRT Rally wieder Simulations Fans an Land holen. In DiRT 4 sollen beide Spielergruppen vereint werden, klappt das auch?
Ein schwieriger Spagat
Schon zu Beginn erhalten wir direkt die Möglichkeit zu wählen, welchen Spielstil wir nutzen möchten. Wählbar sind „Gamer“ und „Simulation“. Der erste Stil richtet sich vor allem an Einsteiger oder solche, die gerne Rally fahren, ohne für kleinere Fahrfehler bestraft zu werden. Simulation dagegen richtet sich an die Profis. Hektisches Gegenlenken, zu spätes Abbremsen, oder falsches Timing beim Fahren in die Kurven zieht hier immer Konsequenzen mit sich. Allerdings ist man nicht auf zwei feste Dinge angewiesen. Im Spiel kann man den Schwierigkeitsgrad der CPU bestimmen, diverse Fahrhilfen wie ABS, Bremsassistent oder Traktionskontrolle aktivieren oder deaktivieren. Je mehr Hilfen man nutzt, desto geringer fällt unser Gewinn für Rennen aus. Sich mit der Zeit also etwas zu trauen lohnt sich.
Anfänger werden sich in den deutlich erweiterten Lektionen wohl fühlen. Hier lernt man alle Grundlagen und Kniffe, um seine Skills zu verbessern, damit man eventuell nicht mehr auf so viele Fahrhilfen zurückgreifen muss. Verzichten muss man dagegen auf die Rückspulfunktion. Das ist etwas ärgerlich, da man auf langen Rally Etappen somit kurz vor Ende noch das komplette Rennen versauen kann. Experten werden sich daran weniger stören, wenn man aber schon Anfänger oder Arcade Spieler mit ins Boot holen will, dann hätte man sie zumindest optional hinzufügen können.
Mit eigenen Team zum Sieg
Hilfen und Fahrmodi hin oder her. Egal ob man Gamer oder Simulation gewählt hat, es kommt richtiges Rally Feeling auf. Beide Varianten lassen sich super spielen, bieten ein hervorragendes Fahrgefühl und fühlen sich immer nachvollziehbar an. So macht es auch spürbar einen Unterschied, ob der Wagen Vorderantrieb hat, ein Allrad Auto ist, ob man auf Schotter, Asphalt oder Schnee fährt.Auch wenn ich damit nicht zurecht komme, aber selbst auf Simulation und fast gar keinen Fahrhilfen ist jeder Ausbruch meines Wagens stets nachvollziehbar und daher nie unfair. Selbst mit allen Fahrhilfen spielt sich DiRT 4 nicht wie auf Schienen. Sollte der Wagen dennoch einige Macken abbekommen, so wirkt sich das nicht nur auf das Aussehen aus, sondern auch die Mechanik. So kann es zu Überhitzung kommen, im schlimmsten Fall verliert man gar seinen Reifen oder wird komplett fahrunfähig.
Während eines Rally Events kann man auch seinen Wagen reparieren, doch ewig Zeit und Geld hat man dafür nicht, daher muss es meist ausreichen, nur das notdürftigste zu reparieren, bevor es zum nächsten Rennen geht. Denn die Karriere, die durch Auswählen verschiedener Events, bei denen man mehrere Rennen verschiedener Art absolvieren muss, um Credits für neue Autos zu bekommen oder um diese zu verbessern, wirkt sehr nach Standard. Umso erfreulicher ist es, dass man mit ein paar Feautures für Tiefgang sorgt. So kann man sein eigenes Team gründen, Design und Name der Fahrzeuge festlegen, Sponsoren an Land ziehen, um sich Boni Gelder zu angeln, sogar ein Team lässt sich anheuern. Aber richtig gute Techniker, PR Agenten und Chefingenieure lassen sich nicht gleich zu Beginn auf euer Team ein. Je besser ein Mitarbeiter ist, desto teurer ist dieser. Außerdem benötigt ihr für solche einen höheren Level, den man durch erfolgreich absolvierte Rennen erarbeiten muss. Durch Erweiterung der Team Anlage können mehr Techniker oder bessere Mitarbeiter an Land geholt werden, was auch unseren Ruf steigert und bessere Sponsoren Deals lockt. Leider wird man dabei nur durch dröge Menüs geführt. Hier fehlt es an einer besseren Präsentation, um das Mittendrin auch außerhalb der Rennstrecke zu steigern. Auch sonst wird die Karriere nur notdürftig in Szene gesetzt. Es wird viel mit 08/15 Menüs gearbeitet. Das hat die Serie schon mal besser hinbekommen.
Viel drin, aber nur mäßig präsentiert
Am generellen Umfang kann man dennoch wenig aussetzen. Neben der klassischen Rally, dem Historic Rally Modus und der FIA World Rallycross gibt es auch nun den Landrush Modus, in dem man mit Buggy’s über staubige Pisten brettert. Damit unterscheiden sich die Modi auch genug, um jedem Geschmack etwas bieten zu können. Zudem gibt es verschiedene Wetter Modi, Tageszeiten und Streckenuntergründe, um jedes Setting abzudecken. Dazu kommt noch „Your Stage“, ein Streckengenerator. Dieser erstellt immer wieder andere Strecken, was für mehr Abwechslung sorgt. Leider hat man nur sehr wenig Einfluss auf die Erstellung. Es gibt lediglich jeweils einen Regler für die Länge und die Komplexität, dazu noch wie das Wetter wird. Zudem gibt es noch im Spritztour Modus Herausforderungen abzuschließen und im Multiplayer kann man sich ebenfalls dem Wettkampf um eine Treppchen Position widmen.
Technisch überzeugt DiRT leider nur auf dem PC und ist doch auf dem Niveau von DiRT Rally. Die Effekte sehen dort gelungen aus, ebenso wie die Fahrzeug Modelle und Umgebungen. Auf den Konsolen wurde der Detailgrad deutlich runter geschraubt, die Vegetation macht dabei noch den deutlich schlechteren Eindruck. Die Fahrzeuge sehen aber auch hier gut aus. Die Abstriche wurden gemacht, um eine flüssige Bildrate zu liefern, und das gelingt auch. Das Spiel läuft mit butterweichen 60 FPS. Lediglich in Landrush kann es aufgrund der enorm vielen Staubeffekte zu Tearing kommen. Zumindest waren das meine Erfahrungen bei der Xbox One Version. Die Technik Analyse von Digital Foundry zeigt aber auch auf der PS4 solche kleinen Problemchen, die aber absolut verschmerzbar sind. Die Pro Version kommt leider auch nur auf Full HD, grafische Verbesserungen halten sich dort in Grenzen. Der Sound dagegen überzeugt auf ganzer Linie. Nicht nur die Menü Musik ist gut gewählt, auch das Knattern der Motoren sorgt für tolles Feeling.
Fazit
Anfänger und Profis gleichermaßen glücklich zu machen ist genreübergreifend eines der schwierigsten Unterfangen, und dennoch ist es Codemasters gelungen. DiRT 4 ist sehr individuell spielbar und bietet Einsteigern, Arcade und Simulations Fans genügend Hilfe, als auch Tiefgang. Doch egal wie man es spielt, das Fahrgefühl ist einfach großartig. Es ist je nach Wagen und Gegebennheit sehr variabel und fühlt sich stets nachvollziehbar an. Zudem sorgen die Modi auch noch lange für Spielspaß. Neuerungen, wie das eigene Team ergänzen sich super in das Spiel, leider krankt es an einer sehr mäßigen Präsentation. Rally Fans, egal welcher Art, finden in DiRT 4 einen insgesamt realistischeren Ableger, als es etwa noch DiRT 3 war, und ist dank des Fahrgefühls und der Ausrichtung eine tolle Fortsetzung der Reihe und damit auch einen Kauf wirklich wert. Besitzer von DiRT Rally sollten abwägen, ob sich der Umstieg tatsächlich lohnt.