Ganz legale Abzocke: mobile „Freemium“-Games

Als echter Gamer kommt unweigerlich der Zwang auf, den Kopf zu schütteln, wenn man sich die Preise ansieht, die viele Entwickler für digitale Gegenstände online aufrufen. Selbstverständlich sind Lootboxen und Co. für Konsolen-Zocker und PC-Gamer nichts Neues. Was allerdings in Mobile-games so passiert, erstaunt dann doch. Zudem ist dieser Bereich rechtlich extrem schlecht geregelt, sodass schon Kleinkinder im Vorschulalter mit Glücksspielmechaniken in Kontakt kommen. Und hier zeigt sich dann auch: Abzocke ist legal möglich.

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Wenn Glücksspiel geregelter als Freemium ist

Gemeinhin sorgen sich Menschen um ihre Sicherheit beim Spielen. Aus diesem Grund gilt in Deutschland etwa der Glücksspielstaatsvertrag. Dieser regelt unter vielen anderen Punkten auch, wie nah Spielhallen beieinander liegen dürfen oder wie groß die Entfernung von diesen zu Schulen sein muss. Ebenfalls mit dem Fokus auf das Internet gibt es eine Vielzahl von Gesetzen, die sich um das Online-Glücksspiel kümmern.

Ein Anbieter von Online-Casino-Spielen muss mindestens über eine europäische, wenn nicht über eine deutsche Glücksspiellizenz verfügen, um seine Dienste anbieten zu dürfen. Wer also heute in einem Casino ohne Konto und Registrierung sein Glück herausfordern möchte, kann davon ausgehen, dass die Rechtmäßigkeit der Spielangebote von einer europäischen staatlichen Institution überwacht wird.

Bei Mobile-games ist das anders. Zwar gibt es hier von den App-Stores von Google als auch Apple Vorgaben, an die sich Entwickler halten müssen. Einschränkungen mit Blick auf als Beispiel Kinderspiele scheint es hingegen kaum zu geben. Schlimmer noch: „Freemium-Games“ können kostenlos heruntergeladen und gespielt werden, setzen dann jedoch massiv auf Glücksspielelemente, um Spielern sämtlicher Couleur das Geld aus der Tasche zu ziehen. Glücksräder, Lootboxen und diverse andere Dinge laden zur nächsten Mikro-Transaktion ein. Die Wahrscheinlichkeiten sind häufig noch schlechter als beim regulären Glücksspiel.

Im Gegensatz dazu wissen Glücksritter, die ihr Glück herausfordern, was sie tun. Sie setzen Echtgeld und spielen um einen Gewinn, der üblicherweise ein Vielfaches höher liegt als der Einsatz. Bei In-App-Käufen hingegen werden virtuelle Währungen, Gegenstände, Punkte etc. ohne jeglichen Mehrwert gekauft. Kombiniert werden letztgenannte Premium-Angebote für Spieler, die das Geld nicht bezahlen möchten, dann als Beispiel mit langen Wartezeiten, um die „Daumenschrauben“ etwas anzuziehen. In „Empire Z“ etwa kann es schon einmal acht Wochen dauern, bis so eine Ölraffinerie fertig ist.

Das Perfide an diesem Thema ist, dass Nutzer solcher Freemium-Games das Gefühl erhalten, die Entwickler müssten Geld für ihre Arbeit bekommen, was einerseits absolut richtig ist. Andererseits wird mit dem Blick auf klassische online casino PC- als auch Konsolenspiele klar, die üblicherweise irgendwo zwischen 30 Euro und 60 Euro liegen, dass die In-Game-Preise der Apps pure Abzocke sind. Denn schnell werden 99 Euro für Dinge aufgerufen, die nicht einmal eine Stunde lang Mehrwert bringen.

  1. 000 Euro für eine App

Erwachsene haben bereits weltweit massiv Probleme mit den tief in die Apps eingearbeiteten Glücksspielmechaniken. Milliarden werden ausgegeben für Beschleuniger, neue Truppen, Materialien und vieles mehr, um in Apps voranzukommen oder konkurrenzfähig zu bleiben. Doch heute betrifft das ebenfalls Kinder in der Grundschule. 2.000 Euro hatte ein Fünfjähriger erst über die Kreditkarte seiner Eltern für In-Game-Inhalte in einem „Kinderspiel“ ausgegeben.

Selbstverständlich müssen die Erziehungsberechtigten hier selbst aktiv werden. Aber wo ist der Gesetzgeber, der solche Mechaniken in Spielen verbietet, die Kleinkindern und Jugendlichen zugänglich sind? So wie im Glücksspielstaatsvertrag Kinder vor dem Spiel mit dem Glück geschützt werden, ist es an der Zeit, ebenso den App-Markt zu regeln.

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