Mittelerde: Mordors Schatten im Test – Nicht jeder Schatz besteht aus Gold und Silber

Schönheit kommt von innen

Die Orks sind – wie es sich für so eine Kreatur gehört- rundum hässlich und widerwärtig gestaltet. Grafisch gesehen ist der Titel hingegen ein Augenschmaus, so glänzen die muskelbepackten Wesen vor allem durch Detailreichtum. Dies kommt nicht nur der Gegnervielfalt zugute, sondern letztendlich auch dem Nemesis-System, welches die zu bekämpfenden Feinde noch individueller wirken lässt. Orks unterscheiden sich demnach zum Beispiel in ihrer Körpergröße, Gesichtsform und Hautfarbe, die sich typischerweise an Erdtönen von Gelb über Braun bis hin zu Grün bedient. Auch ihre Aufmachung und deren „Kleidungstil“ passt sich den individuellen Stärken und Schwächen an.

Schade nur, dass es der Gestaltung des Hauptcharakters Talion nicht so gut ergangen ist. So weißt seine Darstellung keine Besonderheiten auf und rückt durch seine Unauffälligkeit in den Hintergrund.  Da fällt es schwer, daran zu zweifeln, dass der Waldläufer 1 zu 1 auf die Last-Gen Versionen übernommen werden kann ohne Abstriche am Design hinzunehmen. Die Mimik wirkt im gesamten Spiel sowieso eher statisch und reißt heutzutage niemanden mehr vom Hocker.

Die Spielwelt ist zwar jederzeit gut mit Feinden gefüllt, taucht farblich aber eher in einen Brei aus Braun-Grau. Oft genug finden sich Büsche, Felsen, Mauern und eingestürzte Ruinen, die sich in ihrem Design gerne mal wiederholen. Aber mal ehrlich, wie sonst stellt man sich ein von Orks besetztes Mordor vor?
Schön anzusehen sind natürlich die gerenderten Cutscenes. Auf dem PC gibt es zusätzlich die Möglichkeit ein HD-Texture-Pack via Steam zu installieren. Das ganze sieht zwar imposant aus, aber um die Ultra-Einstellung in den Grafik-Optionen freizuschalten, werden auch ganze 6 GByte Grafikspeicher vorausgesetzt.

Fazit: Mein Schatz?

Trotz der kleinen und sich in ihren Elementen wiederholenden Spielwelt schafft Mittelerde: Mordors Schatten dank großer Inszenierung und seinen gut funktionierenden Spielelementen den Spieler in seinen Bann zu ziehen.
Dass das Kampfsystem früher mal benutzt wurde um mit der schwarzen Fledermaus durch die Lande zu ziehen, stört dabei nicht. Auch die auffälligen Ähnlichkeiten mit dem Genre- Konkurrent Assassin’s Creed fallen nicht schwer ins Gewicht. Sowohl die Batman- Arkham-Reihe als auch die Asassin’s Creed Ableger sind Genre- Kollegen und prägten das Bild stark mit. So ist es gar nicht verwunderlich, dass Neuling Mittelerde: Mordors Schatten von den alten Hasen einige Tricks abguckt. Vor allem wenn es sich dabei auch noch um die qualitativ hochwertigen Elemente der einzelnen Kandidaten handelt.
Aber gleichzeitig bringt Mittelerde mit dem Nemesis- System noch so viel Eigeninitiative mit, dass von einer reinen Kopie der Vorbilder abzusehen ist.
Der Charme der Vorlage von J. R. R. Tolkien schwingt immer mit und weiß zu überzeugen. Das alles lässt uns auch von der eher mauen Haupthandlung und der kleineren Spielwelt absehen. Insgesamt ein wirklich sehr gelungener Titel, der wohl nicht zuletzt aufgrund der anfangs eher niedrigen Erwartungen so positiv aufgenommen wird.

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