The Escapists – Die PS4 Version des Gefängisausbruch Titels im Test

Seit geraumer Zeit ist das Indie Spiel The Escapists von Publisher Team 17 und dem Entwickler Mouldy Toof Studios erhältlich und kam letzten Monat auch endlich für die PS4 in das PSN. Doch was bietet das Spiel, dass sich thematisch an Serien wie Prison Break und ähnlichen Ausbruch Filmen orientiert? Finden wir in dem Titel den richtigen Weg dem tröden Gefängnis Alltag zu entkommen, oder werden wir hinter schwedischen Gardinen verrotten? Dies erfahrt ihr in unserem Test.

Wie zum Kuckuck sind wir hier denn hingekommen?

Center Perks ruft zum morgendlichen Appell

Eine Geschichte bietet The Escapists im Grunde nicht. Stattdessen seid ihr ein Insasse in einem Gefängnis und versucht aus diesem auszubrechen. Warum oder wieso weiß man nicht, ist aber auch im Grunde egal, da das Knobeln und Rätseln hier im Mittelpunkt steht. Sicherlich hätte man noch eine Story drumherum stricken können, doch dies ließen die Entwickler gewollt beiseite.

So beginnt eure Reise nach dem Tutorial Gefängnis in dem ersten richtigen von sechs Gefängnissen, dem „Center Perks„, welches euch auch sofort einen riesigen Freiraum lässt. Dabei werden die Gefängnisse zunehmend schwerer, indem Sicherheitsvorkehrungen verschärft werden, Wachen weniger Geduld haben oder Tagesabäufe stringenter sind und ihr somit weniger Zeit habt zu planen. Zwar klingen sechs Gefängnisse auf den ersten Blick recht wenig, doch bis ihr zum Hochsicherheitsgefängnis „HMPIrongate“ angelangt seid, wird einige Zeit vergehen, bis ihr alle Tricks ausgetüftelt hat. Wer dann immer noch nicht genug hat, kann sich weiter messen im DLC, der das berühmte Alcatraz beinhaltet.

Eine übrigens schöne Anpassungsmöglichkeit gibt es gleich zum Spielbeginn. Zwar könnt ihr die Figur selber nur rudimentär individualisieren, aber ihr könnt alle eure Mitsassen und Wärter eigene Namen vergeben und so Freunde oder Feinde mit euch ins Gefängnis stecken. Somit könnt ihr wenigstens für euch rollenspieltechnisch für mehr Atmosphäre sorgen.

Das kleine Ausbruch Einmaleins

Der Hausmeister Job ist dreckig

Natürlich ist selbst im lockersten Gefängnis mit den freundlichsten Wärtern das Leben kein Zuckerschlecken und die Freiheit geraubt zu bekommen, stinkt doch gewaltig, selbst wenn es Kaviar zum Essen gibt. Folglich wollen wir natürlich Ausbrechen, indem wir uns durch einen Zaun graben oder verkleiden und vorne rausspazieren oder was sonst noch möglich ist. Dies muss man natürlich erstmal rausbekommen, wofür man Zeit braucht und natürlich die richtigen Tools.

Theoretisch habt ihr für euren Ausbruch und die Planung so viel Zeit wie ihr wollt, auch wenn ihr im Gefängnis einen festen Tagesplan habt. So wird euch vorgegeben wann ihr beim Essen sein müsst, Duschen gehen sollt, körperliche Ertüchtigung habt, eurem Insassen Job nachgehen sollt und weiteres. Solltet ihr zu oft nicht dort dann auftauchen, werden die Wachen misstrauisch und euch eher auf den Fersen bleiben oder eure Zelle nach illegalen Gegenständen durchsuchen. Wer natürlich offen dann Metallteile oder Feilen rumliegen hat, landet schonmal in Isolationshaft.

Natürlich habt ihr aber auch Freizeit und könnt da in Ruhe das Gefängnis erkunden. Dabei versucht ihr natürlich einen Weg hinaus zu finden und das dafür nötige Material zu sammeln. Letzteres könnt ihr z.B. aus den Zellen von Insassen „ausleihen„, solltet dabei aber nicht erwischt werden oder von anderen Mithäftlingen auf dem Schwarzmarkt kaufen. Gerade dafür ist es dann wichtig, dass ihr eurem Häftlingsjob, von denen es zehn gibt, nachgeht um an Geld zu kommen. Natürlich kann ein bestimmter Job vielleicht auch nützlich sein um ausbrechen zu können. Theoretisch könnt ihr somit alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist. Solltet ihr aber auffallen, können euch die Wärter eure verbotenen Items abnehmen oder die anderen Insassen schlagen euch zusammen. Dies führt in der Regel dazu, dass ihr auf der Krankenstation wieder aufwacht und Gegenstände verliert.

Natürlich könnt ihr auch für eure Kumpanen Gefallen erledigen und dafür Geld, Items oder evtl. sogar einen Komplizen bekommen. Die meisten Quests beschäftigen sich damit bestimmte Gegenstände zu beschaffen oder auch für Unruhe zu sorgen. Schade ist dabei jedoch, dass man nicht selber auf die Leute zu gehen kann, damit man diese um Hilfe bitten kann. Somit kommt die soziale Komponente des Titels ein wenig zu kurz, dafür ist der Knobel und Bastel Anteil immens hoch.

Das kenne ich doch von Mac Guyver

Training im Fitnessraum macht uns stärker

Wie ich schon erwähnte, kann man in dem Spiel fast alles mitnehmen und auch irgendwie Nutzen. Sei es Bettlaken um Gitterstäbe abzudecken, Klebebänder und Magazine um Poster herzustellen, Seife um Schlüsselabdrücke anzufertigen oder um mit selbiger und einer Socke eine Waffe zu bauen. Hier bietet The Escapists in seinem übersichtlichen Crafting Menu eine riesige Anzahl an Möglichkeiten und das, obwohl ihr maximal 3 Gegenstände miteinander kombinieren könnt. Dennoch kann diese Masse einen gerade am Anfang erschlagen, da man da noch nicht weiß, was man machen kann mit den Gegenständen. Zwar gibt es auch Rezepte, doch diese findet man erst später. Stattdessen ist am Anfang eigentlich einfach Ausprobieren die sinnvollste Methode.

Sollte man beim Crafting aber scheitern, haben die Entwickler netterweise mitgedacht und geben dann Tipps, welche Items miteinander verbunden werden können. Auch gibt es auf dem Gefängnis Gelände Münztelefone, bei denen ihr gegen entsprechend genug Kleingeld auch Tips kaufen könnt. So könnt ihr euch das Leben ein wenig einfacher machen am Anfang.

Natürlich sind wir nicht unbedingt der hellste Ausbrecher und auch, wenn wir außerhalb des Spiels eine gute Crafting Idee haben, die auch funktionieren würde, kann es sein, dass unser Charakter nicht genug hohe Intelligenz besitzt. Diese muss dann erstmal durch Aktivitäten gesteigert werden. Auch andere Werte wie Stärke oder Geschwindigkeit können gesteigert werden. Letztere z.B. indem man Hanteln oder das Laufband nutzt.

Nachts graben wir uns heimlich einen Tunnel

Ein wenig Durchhaltevermögen ist nötig

Sind wir da in der falschen Zelle?

Wer sich zu Beginn an The Ecapists setzt, wird gerade am Anfang des Spiels ein wenig Biß benötigen. Das Spiel erklärt einem nicht viel, selbst in dem Tutorial wird quasi nur gezeigt, welche Handlungen möglich sind, aber danach seid ihr auf euch alleine gestellt. Wenn man dann in der Umgebung aufwacht ist man gerade zu Anfang ein wenig ratlos was man machen soll oder was man überhaupt machen kann. Sobald man aber dann hinter das Prinzip kommt und die ersten Gegenstände hergestellt hat, fängt es plötzlich an zu knistern im Kopf und nach und nach kommen die Ideen von selbst. Der Titel lebt davon, dass der Spieler sehr viel selber einfach ausprobieren soll. Man darf sich jedoch gerade von den Fehlschlägen am Anfang nicht ins Bockshorn jagen lassen, sondern muss es einfach weiter versuchen.

Dennoch gibt es in dem Spiel manchmal einige Ungereimtheiten, die schwer nachzuvollziehen sind. Gerade die Interaktion mit den anderen Insassen erscheint zwischendurch merkwürdig und eher zufällig. Manchmal ist es nämlich nicht nachvollziehbar, warum diese einen die ganze Zeit ans Leder wollen, auch wenn man Ihnen nichts getan hat.

Ein anderes, vielleicht auch subjektives Gefühl, sind die zufälligen Zellenuntersuchungen der Wärter. Diese scheinen sich zu häufen, je näher man der finalen Ausbruchsphase kommt und gerade die eigene Zelle scheint dann öfter das Ziel zu sein. Na gut, vielleicht hat mich da auch ein Mithäftling verraten, nur weil ich das Messer bei ihm versteckt hatte und er daraufhin eine neue Gesichtsfarbe von den Wärtern bekam.

Als letzten Minuspunkt gibt es auch blöde Grenzen, die das Spiel einem setzt. So könnt ihr zwar unter normalen Zäunen einen Tunnel graben, solltet ihr jedoch vor der elektrischen Variante stehen, ist dies nicht möglich. Warum wird nicht gesagt und auch sonst gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, warum dies nicht gehen sollte.

Sehr positiv anzumerken ist jedoch, dass das Spiel einen hohen Wiederspielwert besitzt. Denn aus den Gefängnissen gibt es oft nicht nur ein Mittel um an das Ziel zu kommen und man ist geneigt verschiedene Methoden auszuprobieren.

Mal wieder der Pixel Look

Auch wenn der Pixel Look in Indie Spielen schon an der Tagesordnung steht, möchte ich ihn in The Escapists nicht missen. Irgendwie passt dieser Stil aus der Zeit der Mega Drive und SNES Ära zu dem Titel, da auch die damaligen Spiele uns wenig an die Hand nahmen und vieles selbst erlernen ließen. Sicherlich haben wir nur minimalistische Animationen die dennoch einem das Herz in der Brust schlagen lassen, wenn man wenige Schritte vor dem Ausgang steht.

Das Sounddesign kommt ebenfalls in einem ähnlichen Stil daher. Dabei wechselt aber die Untermalung schön um Spannung aufzubauen, wenn z.B. angegeben wird welche Zellen heute durchsucht werden.

Der Morgenappell kann uns wichtige Tips geben

Fazit

Im Prinzip ist The Escapists ein richtiger kleiner Charmebolzen und führt einen mittels Grafik- und Sounddesign auf einen kleinen Nostalgietrip. Dabei ist vor allem das Gameplay alles anders als nostalgisch. Wenige Spiele haben innerhalb ihres Gameplays mal ein Ausbruch Szenario und noch wenigere Titel machen ein komplettes Spiel daraus. Am ehesten kommt mir da noch spontan „Der Clou“ in den Sinn, wo es aber um Einbrüche geht. Dabei gefällt mir vor allem die Freiheit, die die Entwickler einem geben und es keinen stringenten Pfad gibt, den ich befolgen muss um aus dem Gefängnis rauszukommen. Ich kann und muss selbst überlegen was ich machen muss und werde nicht die ganze Zeit an die Hand genommen. Dies trauen sich heutzutage wenige Entwickler aus Angst, die Spieler zu überfordern und es ist schön, dass es noch ein paar gibt, die es dann doch tun. Sicherlich ist der Titel nicht für die breite Masse gedacht und hat auch paar kleinere Ungereimtheiten mit den unsichtbaren Grenzen und der Sozial-Interaktion, schafft es aber dennoch einen zu motivieren weiterzumachen, wenn man die erste halbe Stunde hinter sich gebracht hat und langsam die ersten Ideen reifen. Für einen potentiellen Nachfolger sehe ich jedoch auch viel Verbesserungspotential. Wie wäre es z.B. mit einem Hierarchiesystem bei den Insassen, Schmuggel von Draußen, mehr Ausbruchsmöglichkeiten und eine aktuelle Grafik. So sehr ich den Pixel, 8- und 16-Bit Look mag, so bin ich dennoch langsam davon übersättigt. Dennoch kann der Titel eine ganze zeitlang unterhalten und sorgt auch für die richtige Spannung. Immer wieder hofft man, nicht erwischt zu werden und nicht an die Reihe der Zelldurchsuchung zu komme, so dass einem schon die Nerven flattern können. Alles in allem ein wunderbares Action-Knobel Spiel, dass man zumindest mal angespielt haben sollte.

Good

  • Sehr viele Crafting Möglichkeiten
  • Möglichkeit Tips zu holen wenn man feststeckt
  • Mehrere Möglichkeiten zum Ausbruchsweg
  • Insassen mit Namen anpassbar

Bad

  • Sozialverhalten der Mitgefangenen nicht durchsichtig
  • Unerklärte Einschränkungen bei bestimmten Gegenständen
  • Einstieg ins Spiel nicht einfach
7.9

Gut

Gamer aus Leidenschaft, Nerd aus Liebe, Liebhaber aller Konsolen Bei Fragen, Anregungen, Wünschen oder einfach Small Talk schreibt mir an sascha.mensfeld@gamersplatform.de

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