Recore im Test – Im Kern ein tolles Spiel, aber…

Recore, das neue Werk von Keiji Inafune und der ehemaligen Metroid Prime Entwickler, setzt auf Nostalgie, Geschick und Action. Reicht das, um zu überzeugen? Wir haben das Spiel auf der Xbox One ausführlich getestet und verraten euch, was das Spiel eigentlich ist, und ob sich der Kauf lohnt.

Joule never walk alone

Quelle: Microsoft/ Comcept/ Amature Studios

Wir spielen in Recore die Protagonistin Joule, die sich auf dem Planeten Neu-Eden befindet. Immer an ihrer Seite, der kleine Roboter Hund Mack. Auf dem Wüstenplaneten gibt es zahlreiche Kernbots, die Roboter sind euch aber nicht freundlich gesinnt. Was mag der Grund dafür sein? Für Joule gilt es dies herauszufinden und den Planeten für Menschen bewohnbar zu machen. Eine nette Thematik wird hier aufgegriffen, die Story zeigt sich jedoch nicht sonderlich komplex und hält sich zudem sehr im Hintergrund. Schade, da hätte man durchaus noch mehr raus holen können. 

Joule ist aber nicht allein mit ihrem Robo-Hund. Neben den feindlichen Kernbots wird sie auch noch solche finden, die sich ihrer Truppe anschließen werden. Alle mit ihren ganz persönlichen Eigenheiten. Doch dazu später mehr. Wir bewegen uns mit Joule in einer recht offenen Welt, deren Gestalt hauptsächlich von Sandünen, Bergen und imposanten metallenen Bauten gezeichnet ist. Dabei ist die Welt leider nicht komplett offen. Es gibt einige große Bereiche, die durch Ladezeiten getrennt sind, innerhalb dieser großen Areale kann man sich jedoch frei bewegen. Gesteuert wird unsere Protagonistin aus der Third-Person Ansicht, ausgestattet mit einem Gewehr.  

Jetzt wird es bunt

Quelle: Microsoft/ Comcept/ Amature Studios

Das Gewehr ist, wie zu erahnen, für die Kämpfe gegen die feindlichen Kernbots gedacht. Mit LT zielen wir mit starken Auto-Aim auf die Bots und feuern per RT eine Salve aus Energieschüssen ab. Munition gibt es nicht, wir müssen nach einer längeren Salve lediglich kurz warten bis die Energie im Gewehr regeneriert ist. Klingt zu simpel, aber Entwarnung, so einfach bleibt es dann doch nicht. Denn schnell stellt sich heraus, dass Farben eine wichtige Rolle spielen. Die Kernbots kommen nämlich in verschiedenen Farbvarianten daher, und daran müssen wir unser Gewehr ausrichten. Laufen etwa zwei blaue Roboter Wölfe und eine rote Robo Spinne auf uns zu, müssen wir mit dem Steuerkreuz entweder rote, blaue oder gelbe Energie auswählen und damit die jeweils passenden Gegner abschießen um Erfolg im Gefecht zu haben. Gerade in größeren Gefechten mit verschieden farbenen Gegnern gilt es reaktionsschnell die Farben auszutauschen, um mit den Schüssen gegenüber den Feinden effektiv zu sein.

Die Kernbots besitzen zudem die besagten „Kerne“, quasi deren Herz und Energiequelle. Schwindet die Energie der Feinde auf ein bestimmtes Maß, können wir per Greifhaken diesen Kern extrahieren. Der Kernbot wird sich jedoch wehren. Färbt sich das Seil des Greifhakens rot, müssen wir etwas nachgeben bevor es überspannt, verschwindet diese jedoch, muss man die Zeit nutzen und den gegnerischen Kern stehlen. Diese können wir widerum nutzen, um unsere Robo Freunde zu verbessern, sowohl was Angriff, Abwehr, als auch Energie betrifft. Unsere Kernbot Freunde, wie etwa unser Hund Mack, Spinne Seth oder Gorilla Duncan geben ebenfalls im Kampf eine gute Figur ab, meistens zumindest. Sie greifen ebenfalls Feinde an und verfügen über Spezialangriffe, die per Tastendruck ausgelöst werden können. Teilweise attackieren diese nur die Feinde und laufen dann komischerweise wieder zu uns zurück. Das kann in engen Gefechten ärgerlich sein. Insgesamt machen die Kämpfe aber wirklich Spaß. Gerade weil sie nicht eintönig werden, da man neben der richtigen Farbwahl der Schüsse, auch ausweichen, sowie den Begleiter koordinieren muss. Gerade auf der Oberwelt treten jedoch später zu viele Kämpfe hintereinander auf, was dann manchmal schon etwas zu viel des Guten wird. Zudem gleichen sich die Gegner oftmals, auch wenn es gute Adaptionen aus der Tierwelt gibt, hätte man da noch einige dazu kreieren können.

Die Spielerei mit der Nostalgie

Einen weiteren großen Teil im Spiel wird durch klassische Jump n‘ Run Kost bestimmt. In nahezu vergessener Manier springt man per Doppelsprung und Dash auf Plattformen und muss mit viel Geschick die Passagen im Spiel meistern. Gerade durch die bergige Landschaft müssen Wege gefunden werden, um auf höher platzierte Punkte zu gelangen. Glücklicherweise steuert sich Joule recht genau. An die Präzision eines Super Mario’s kommt es zwar nicht heran, aber man hat jedoch immer das Gefühl den Charakter gut im Griff zu haben. Stürze und Misslingen von Sprungpassagen resultiert somit rein aus eigenem Versagen. Gut so!  

Quelle: Microsoft/ Comcept/ Amature Studios

Richtig Schwung in die Mechanik kommt aber, wenn wir Roboter Spinne Seth freigeschaltet haben. Diese kann mit Joule im Gepäck an bestimmten gelb markierten Bahnen entlang laufen, bis man am Ende der Bahn in die Luft katapultiert wird. Dadurch ergeben sich noch spannendere und höhere Jump n‘ Run Ausflüge, gerade in der Oberwelt. Natürlich haben die anderen Gefährten auch spezielle Fähigkeiten. Mack kann etwa Objekte, die im Sand vergraben sind ausbuddeln. Per Tastendruck können wir dem Robo Dog einen Bereich zuweisen, den er untersuchen soll. Duncan ist dagegen der Kernbot für’s Grobe. Er ist besonders im Kampf hilfreich, kann aber auch Bereiche oder Objekte frei räumen, die verschüttet wurden. Denn auch Dungeons sind vertreten. Diese sind etwas „schlauchiger“ bieten aber vor allem Geschicklichkeitspassagen, die ebenfalls viel Spaß machen. Dort gilt es sogenannte Prismatische Kerne zu finden, die wir benötigen, um die Tore zu neuen Arealen im Spiel freizuschalten. Außerdem findet man dort Verbesserungen für euer Team, etwa Baupläne für neue Teile. Mit Ressourcen, die besiegte Feinde hinterlassen und auch in der Welt und in den Dungeons überall auffindbar sind, lassen sich die Baupläne in die Realität umsetzen. Damit verändern sich nur die Werte des Begleiters, sondern auch sein Aussehen. Aus einer rostigen, wackeligen Spinne, kann so auch ein futuristisches Monstrum werden.

Das Spiel steht sich selbst im Weg

Bis dahin wäre Recore ein wirklich tolles Erlebnis gewesen, mit nur wenigen Makeln. Leider aber hat man versucht die Spielzeit in die Länge zu strecken. So gilt es immer wieder nach Prismatischen Kernen zu suchen. Das ist besonders ärgerlich, wenn man gerade im Spielgeschehen gefangen ist, aber für das nächste Tor noch 6 weitere Kerne benötigt. Das bedeutet in der Regel nämlich, dass bereits durchforstete Gebiete und Dungeons erneut, mit etwa einem neu dazu gekommenen Begleiter, erneut besucht werden müssen. Und das kommt leider häufiger vor. Das reißt nicht nur aus dem eigentlichen Spannungsstrang heraus, sondern fühlt sich mitunter mühselig an und lässt die Motivation fallen. Das Erkunden, bzw. das Suchen solcher per se wäre nicht das Problem. Nur das Spiel scheint dieser Aufgabe keinerlei Relevanz in Bezug auf Motivation oder Inszenierung geschenkt zu haben. Daher erlebt man in dem sonst tollen Stunden immer wieder Hänger, die nicht hätten sein müssen. So hätte man sich darauf konzentrieren können, 5, 6 Stunden feinste Unterhaltung in einem kleineren Umfang bieten zu können, oder man hätte es auf eine noch komplexere Ebene gehievt, etwa mit anderen AAA-Titeln vergleichbar, in der man die Welt belebter gestalten hätte können, um Backtracking als Zeitstrecker meiden zu können. 

Quelle: Microsoft/ Comcept/ Amature Studios

Technisch ist Recore zudem auch nur solide. Zwar gefällt der Art-Style, die breite Farbpalette und das Design der Kernbots, es hakt jedoch an einigen Ecken. So sind ist das Spiel leider voll mit Ladezeiten, und die fallen leider nicht gerade kurz aus. Legt euch unbedingt eine Zeitschrift oder euer Handy neben dem Controller, um euch in der Zeit zu beschäftigen! Zudem sind einige Texturen nicht ganz sauber, es gibt einige Clipping Fehler und viele aufploppende Objekte. Die Framerate ist auch nicht immer ganz stabil und flüssig. Die Entwickler kündigten aber bereits die Ausmerzung einiger Fehler an. Dagegen sehen immerhin die Effekte oder Höhlen mit ihrer Beleuchtung sehr ansehlich aus. Tadellos ist dagegen der Sound. Neben der soliden deutschen Synchronisation, ist die musikalische Untermalung wirklich großartig. Auch die Roboter Sounds passen wunderbar zum Spielgeschehen.  

Zwar gefällt die Spielwelt durch den Stil anfangs sehr. Mit der Zeit kommt aber eine gewisse Eintönigkeit auf, hier wäre nämlich deutlich mehr drin gewesen. Man denke an Vulkane, Urwälder, Flüsse, Seen und Meere oder gar Eiswelten oder Metallstädte. Allgemein gibt das Szenarion zu viel her, als dass man nicht mehr hätte daraus schöpfen können.

Fazit

Recore verpasst den Zug Richtung Super Hit. Tolle Ideen, ein kreatives Kampfsystem, ein interessantes Ausgangsszenario, sowie ein feines Gameplay schaffen die Basis für einen kleinen Geheimtipp. Leider verschenkt man zu viel Potenzial. Ich hätte mir noch mehr Mut gewünscht im Hinblick auf Fähigkeiten, Szenarien in der Spielwelt, sowie Gegnerdesign. Denn das viele Backtracking stört den guten Spielverlauf, der durch die interessanten Kämpfe mit ihrer Farbmechanik, sowie die Jump n‘ Run Elemente erzeugt wird. Gerade letzteres versetzt einen nostalgisch in die N64 Zeiten zurück. Vielleicht liest sich mein Gedanke negativer, als es Recore eigentlich wiederspiegelt. Denn es ist ein Spiel, das viel Spaß bereitet und sich spielerisch von der Masse abhebt. Umso trauriger ist der Umstand, wenn man bedenkt wie großartig man dieses gute Fundament hätte ausarbeiten können. Jump n‘ Run und Action Freunde werden aber definitiv Spaß mit dem Titel haben. Ich bete jetzt schon für einen zweiten Ableger, der sich mehr traut, mehr von dem bietet was Recore eingeführt hat, und mehr bietet, von dem was man sich alles jetzt schon gewünscht hätte.

Good

  • Kreative Kämpfe aufgrund der Farb-Mechanik
  • Tolle Jump n' Run Elemente
  • Präzise Steuerung
  • Interessantes Ausgangsszenario
  • Gelungener Soundtrack

Bad

  • Nerviges Backtracking stört Spielablauf
  • Spielwelt wird mit der Zeit eintönig
  • Technische Mängel (Ladezeiten/ Clipping)
  • Gegner ähneln sich öfters
7.7

Gut

The Guy who loves Videogames

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