Godzilla – Die verstrahlte Riesenechse im Test

Godzilla! Wer wie ich mit Filmen der späten 80‘ und frühen 90‘ aufgewachsen ist und dessen Papa auch die ganzen alten Monsterfilme auf VHS selbst aufgenommen hat, der wird beim nennen des Namens der Riesenechse sofort so ein leichtes Kribbeln in einer der hinteren Hirnregionen spüren. Godzilla, das steht für Zerstörungswut, wie sie jeder großen Naturkatastrophe würdig ist! Das steht für regnerische Sonntage an denen man als kleiner Bub mit dem Papa auf der Couch rumlungerte und mitfieberte, welche Gefahren Godzilla diesmal überstehen müsse!

Mit „Godzilla“ kommt ein Spiel von Publisher Bandai Namco, welches sich genau dieser Thematik annimmt. Monster verkloppen, Städte zerstören und der Menschheit zeigen, was sie letztendlich von ihren thermonuklearen Tests im pazifischen Ozean haben!

Ist es ein Vulkanausbruch? NEIN! Ist es ein Tsunami? NEIN! Was ist es dann… ?

Quelle: Bandai Namco

Wenn man seine neue Position als Riesenmonster antritt, muss man natürlich wissen, was da auf einen zukommt. Deswegen werden wir uns erstmal die Spielmodi ansehen. In „Godzilla“ habt ihr, wenn man es auf ein Wort runterbrechen muss, nur ein Ziel: Zerstörung! Aber eben diese Zerstörung könnt ihr auf verschiedene Arten über die Menschheit bringen. Im Modus „Meister der Zerstörung“ verfolgt ihr eine Reihe von Missionen, die im Grunde alle das gleiche beinhalten. Ihr kommt in ein Gebiet in dem ihr versuchen müsst die Generatoren zu zerstören und ein zufällig ausgewähltes Kaiju zu besiegen. Während ihr die Städte zerstört und die Kaiju niederringt sammelt ihr Kraft auf, die dafür sorgt, dass Godzilla oder ein anderes Kaiju an Größe zulegen und somit an Stärke gewinnen. Zudem sammelt ihr vereinzelt auch besondere Gene oder Gegenstände auf, die ihr braucht um euren Godzilla in der Evolution weiter voranzubringen. Aber dazu später mehr.

In „König der Kaiju“ kämpft ihr euch durch 6 zufällige Arenen, in denen ihr jeweils ein zufälliges Kaiju besiegen müsst um als König der Kaiju zu gelten.

 

Da haut Mecha-Godzilla ganz schön auf die Pauke
Quelle: Bandai Namco

Beim VS-Modus könnt ihr euch nur im Online-Mulitplayer anderen Spielern stellen. Aber es scheint so, als wenn der Online-Multiplayer schon ziemlich verweist ist. Ich habe einige Kämpfe online ausgetragen und es dauerte jedes Mal nicht nur eine gefühlte Ewigkeit, bis ein anderer Spieler gefunden wurde, nein ich habe auch 3 mal gegen den gleichen Spieler gekämpft. Zudem bricht die Leistung bei insgesamt 3 Kämpfern dermaßen ein, dass das Spiel so kaum spielbar ist. Die Ruckelorgie und die verzögerte Ausführung von Eingaben sind nur die zwei schwerwiegendsten Probleme des Onlinemultiplayer.

Im „Evolution“ Modus könnt ihr Godzilla mit Hilfe der gesammelten Gegenstände und der „Evolutionskraft“ weiterentwickeln, ihm neue Fähigkeiten verpassen oder neue Monster freischalten und diese dann ebenfalls entwickeln. Das Ganze funktioniert mit einem klassischen Talentbaum, der mit jedem Fortschritt neue Möglichkeiten eröffnet.

Dann gibt es noch den „Diorama“-Modus und den Kaiju-Guide. Im „Diorama“-Modus könnt ihr, wie der Name schon vermuten lässt, eure eigenen kleinen Dioramen aufbauen. Ihr könnt die Location wählen und die dann mit Panzern, Jets und Monstern zustellen. Aber erwartet jetzt kein großes Ding, das Ganze ist sehr spartanisch gehalten und wirkt eher wie Füllwerk als echte Idee. Der Kaiju-Guide hingegen ist vermutlich doch das beste am ganzen Spiel. Denn hier bekommt ihr Infos zu allen Kaiju die im Spiel untergebracht sind. Hier erfahrt ihr alles zu den Monstern, ihrer Herkunft, ihren ersten Filmauftritten und Besonderheiten. Auch muss ich erwähnen, dass das Lesen dieser Infos wohl am meisten Spaß gemacht hat, da man hier auch als Godzillafan und -kenner noch neue Sachen erfährt.

… Es ist Godzilla!

Quelle: Bandai Namco

Was hab ich mich gefreut. Endlich ein neues Godzillaspiel. Mein letztes war das „Destroy all Monsters“ auf dem Gamecube… hach, schöne Kindheit. Und jetzt kommt meine Lieblingsriesenechse auf die PS4, dass kann ja nur geil werden, richtig?! Falsch!

Ich weiß gar nicht wo ich hier ansetzen soll, um nicht eine in Spirale der Negativerfahrungen zu verfallen. Ich könnte ja erstmal ganz sachlich anfangen, nämlich mit dem ersten mal Starten! Das erste was man zu sehen bekommt ist ein typisches Godzilla-Intro mit viel Zerstörung und vielen völlig übertriebenen Explosionen. Dazu das Godzilla-Theme im Hintergrund und schon ist man in der richtigen Stimmung. Jetzt will man selbst ganze Städte in Schutt und Asche legen! Aber erstmal begrüßt euch ein wirklich selten so lieblos gestaltetes Menü in dem ihr die Modi auswählen könnt. Startet ihr einen Modi (im Grunde ziemlich egal welchen) steigt ihr mit eurem Monster direkt in das Spiel ein. Eine Einleitungssequenz oder zumindest ein kurzes Einleiten der Monster sucht man hier vergebens.

Während ihr euch dann mit dem Monster durch die Stadt, den Hafen oder das Industriegebiet kloppt werdet ihr andauernd von der kleinen japanischen Dame in einem kleinen Bild am Rand des Bildschirms begleitet oder eher genervt, die andauernd irgendwelche Befehle und Infos durch den Funk ruft. Ist natürlich die Frage wie Godzilla den Funk abfängt, aber gut ich mein er ist eine mutierte Riesenechse, warum soll er keine Funkwellen empfangen können? Aber egal, das kann man ja zur Not auch runterregeln und damit ist dieser Nervfaktor aus dem Weg. Wenn man dann nicht mehr dem Geschwätze ausgesetzt ist, fallen einem ganz andere Dinge auf. Von der PS2-Grafik und dem lieblosen Design abgesehen, kommt das Spiel mit einem einfach nur völlig langweiligen Gameplay daher.

Ihr habt im Prinzip drei ganz einfache Angriffarten, die sich untereinander nicht mal kombinieren lassen, sondern nur in ihrer festgelegten Reihenfolge genutzt werden können. Kaum Variation im Spielgefühl, so würde ich es beschreiben, wenn man immer nur 3x normaler Angriff 1x schwerer Angriff drückt und das in ständiger Wiederholung. Ab und an darf man noch eine Spezialattacke ausführen aber das wars dann auch. Aber gut, daran kann man sich ja gewöhnen und mit der Evolution kommt ja zumindest noch etwas Abwechslung rein, wenn man eine 180° Drehung ausführen kann oder die Spezialleiste schneller voll wird. Nun gut, wenn zumindest die Zielgebung und die Abwechslung stimmt, passt das ja auch alles noch. Im Grunde habt ihr jedoch immer das Ziel die anderen Kaiju zu erledigen. Dies allein kann schon sehr frustig werden. Sollte ich z.B. noch einmal gegen so ein fieses Mothra kämpfen müssen, dass mit seinen Angriffen meine eigenen unterbricht und, wenn man ganz großes Pech hat, solch lange Angriffswellen startet, dass mein eigenes Monster aus seiner „Ich wurde getroffen“-Animation nicht mehr herauskommt, dann werd ich selber noch zur mutierten Echse!

Nie wieder Mothra…bitte!
Quelle: Bandai Namco

Natürlich ist das nicht der Normalzustand, aber es kommt wirklich häufig genug vor, dass es mich total gefrustet hat. Und auch das Spielprinzip weißt eine gewisse Langeweile auf, denn in allen Stages des „Meister der Zerstörung“ passiert immer das gleiche. Ihr geht an Land, haut euch den Weg zu den Reaktoren frei, kämpft gegen das auftauchende Kaiju, haut danach die restlichen Reaktoren kaputt und geht ins nächste Level, wo euch dasselbe nochmal erwartet und dann wieder und dann wieder. Abwechslung oder irgendeine Art von individuellen Spieldesign sucht man hier vergebens. In jedem Level habt ihr die gleiche stupide Aufgabe. Sehr schade.

Was man dem entgegenhalten muss ist der Fakt, dass kein Monster aus dem Godzilla-Universum in diesem Spiel fehlt. Also zumindest würde mir keins einfallen. Die Auswahl ist, wenn man sich durch das zähe Spiel durchzwängt und langsam andere Monster freispielt, doch sehr groß. Auch dass die etwas unbekannteren Monster wie Manda oder Ebirah ihren Weg ins Spiel gefunden haben freut den eingeschworenen Godzilla-Fan (Auch wenn es die beiden Beispiele nur in der schriftlichen Kaiju-Guide-Form gibt). Selbst das Spielgefühl der verschiedenen Monster ist eigentlich ganz in Ordnung. Godzilla als Beispiel steuert sich eben sehr schwerfällig und träge, was ja auch zu einem schwerfälligen Riesenmonster passt, während Mothra schon etwas fixer unterwegs ist. Die Charaktermodelle der Monster sind eigentlich nicht schlecht. Sehen wir mal von der Grafik ab, die weit hinter den PS4 Verhältnissen zurückbleibt, macht es doch Spaß sich die mutierten und zusammengeschraubten Riesen anzusehen. Selbst die eingesetzte Musik aus dem originalen Soundtrack macht einen guten Eindruck und vermittelt die gewohnte Godzillastimmung. Das Freischalten neuer Monster motiviert zwar auch zum erneuten Starten des Spiels, aber die oben genannten Probleme verursachen so ein „ich hätt eigentlich Bock drauf aber irgendwie bin ich genervt davon“- Gefühl.

Von technischer Seite…

Wenn man mal das inhaltliche außen vor lässt und sich das Grundgerüst des Spiels ansieht wird auch hier eines deutlich: Es steckt keine Liebe drin. Die technischen Ressourcen der PS4 wurden für dieses Spiel bei weitem nicht ausgenutzt. Das erste was einem beim Betrachten ins Auge springt sind die wirklich lieblosen Texturen der Gebäude und der Umgebung. Hier wurde einfach im Schnellverfahren irgendwie eine Textur zusammengematscht, Hauptsache man hat was da. Auch zerfallen die Gebäude in der immer gleichen Animation. Fällt im Spiel direkt nicht auf, aber wirkt total 2010. Sehr unschön!

Auch was die Welten angeht, in denen man sich bewegt, sind diese wahrlich winzig und nur durch eine unsichtbare Wand und einer am Boden verlaufenden Lichtleiste begrenzt. Wieder: Sehr unschön und völlig außer Mode. So zum Beispiel ist es auch, dass es teilweise vorkam, dass ich während meiner Aktionen gegen andere Kaiju an den Hitboxen kleinerer Gebäude schlichtweg hängen geblieben bin, was abermals: sehr unschön, völlig aus der Mode und einfach nur schlecht programmiert ist. Ich könnte diese Kette jetzt noch beliebig weiter führen: Kollisonsabfrage, Animationen oder Effekte. Alles wirkt nur so eben hin geklatscht und ohne jede Liebe zum Detail oder zumindest zur Materie. Leider wirkt Godzilla hier einfach wie altbacken Brot.

So kann euer Godzilal später aussehen, wenn ihr durchhaltet
Quelle: Bandai Namco

Fazit

Ich würde mich wahrlich als Fan der Riesenechse und des Universums bezeichnen. Und ich bin wahrlich jemand, der immer was positives für sich selbst finden kann, an jedem Spiel. Aber bei diesem Stück Software hab ich es mir wirklich schwer getan. Über technische Details kann ich gern hinweg sehen, wenn Spielgefühl und Motivation stimmen. Doch bis auf dass man Monster freischalten und sich interessante Infos über diese anlesen kann, hat mich an diesem Spiel so wirklich gar nichts gepackt. Selbst das „Destroy all Monsters“ hätte heute wahrscheinlich noch besser abgeschnitten als dieser neue Ableger. Ich meine der Fan in mir ist angesprochen worden, es ist immerhin Godzilla! Aber der geneigte Gamer wird sich wahrscheinlich über das rausgeschmissene Geld ärgern. Denn immerhin reden wir hier von einem Vollpreistitel und nicht über irgendeine Indiegeschichte oder so. Letztendlich war ich von dem Spiel mehr als enttäuscht. Ich würde es Leuten ans Herz legen, die mit einfacher Mechanik und Gameplay zufrieden sind und nicht unbedingt viel davon erwarten. Die Filme sind ja auch nur was für Liebhaber. Aber Trash ist eben nicht gleich Trash. Ich werde mich jetzt mit den Filmen trösten gehen und versuchen meine Liebe zur Riesenechse wieder aufleben zu lassen, nachdem sie doch arg strapaziert wurde.

Good

  • Endlich wieder Godzilla Franchise
  • Interessante Infos im Kaiju Guide
  • Viele Monster stehen zur Wahl

Bad

  • Keine Liebe zum Details
  • PS4 Hardware nicht ausgenutzt
  • Langweiligies Spielprinzip
  • Eintönige Steuerung
3.8

Schlecht

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