Darum rockt Quantum Break! – Unser Test klärt auf

Quantum Break war einer der Titel, der schon vor der 180° Drehung der Xbox One entwickelt wurde und nach einer verlängerten Entwicklungszeit ist der Shooter nun endlich erhältlich. Doch längere Entwicklungszeit bedeutet nicht auch besseres Spiel. Oder in diesem Fall etwa doch? Zudem gab es im Vorfeld etwas Verwirrung, zugegebenermaßen war ich auch einer derjenigen, der nicht so wirklich verstanden hat, wie es aussehen sollte. Die Rede ist von der Serie. Schließlich heuerte Microsoft namenhafte Schauspieler an, um dort für entsprechende Qualität zu sorgen. Aber wie genau die Serie integriert ist, möchte ich gern zu einem späteren Zeitpunkt erklären.

Spannung, Mitfiebern und Kopfzerbrechen

Quelle: Microsoft/ Remedy Entertainment Ltd.

Quantum Break erzählt die Geschichte von Jack Joyce, der ein fehlgeschlagenes Zeitreiseexperiment, welches die Zeit als Ganzes auseinanderbrechen lässt, rückgängig machen will. Die Rolle des Helden übernimmt Schauspieler Shawn Ashmore aus X-Men, der per Motion Capture aufwendig nach modelliert wurde. Sein Freund Paul Serene, gespielt von Game of Thrones Star Aidan Gillen, tritt plötzlich als um 17 Jahre gealterter Chef von Monarch auf, einem Großkonzern mit Einfluss in den Medien. An seiner Seite agiert seine rechte Hand, Martin Hatch, der von Lance Reddick (White House Down, Lost, Fringe, Law & Order, CSI Miami) verkörpert wird. Die versuchen Jack’s Vorhaben, die zerbrochene Zeit zu reparieren, zu unterbinden. Jack’s Bruder William, der von Dominic Monaghan gespielt wird (bekannt durch Merry in Der Herr der Ringe), ist der Einzige, der jedoch weiß, wie das möglich ist. Es ist okay, wenn man anhand dieser Informationen noch nicht so wirklich die Story durchschaut, aber so viel sei gesagt: Sie hat es in sich!

Quelle: Microsoft/ Remedy Entertainment Ltd.

Das liegt vor allem daran, dass es die Schöpfer von Max Payne und Alan Wake schaffen, zu narrativer Höchstform aufzulaufen. Alle wichtigen Charaktere werden gründlich beleuchtet, Motive und Hintergründe genau dargestellt. So ist der Feind nicht einfach nur Feind, weil er „Böse“ ist, sondern weil er sehr nachvollziehbare Gründe für sein Vorgehen hat. Zudem lässt sich die Geschichte nicht einfach in „Held will Welt retten, Bösen wollen Weltuntergang“ ordnen, Quantum Break ist viel komplexer und vielschichtiger. Verrat, eigene Interessen und Zweifel schaffen hier ein gutes Polster um das Grundgerüst. Zudem sind einige Cliffhanger enthalten, die immer wieder zum Mitdenken anregen. Zudem sind viele Dokumente im Spiel verteilt, die Hintergrund Infos bieten. Solche zu lesen ist keine Pflicht, zum Verständnis sind die aber sehr hilfreich. Die Zwischensequenzen sind qualitativ sehr hochwertig und erzählen und inszenieren für die Story relevante Passagen. Für ein Spiel des Action Genres ist die Geschichte somit überdurchschnittlich gut und komplex, was zu großen Teilen auch an der hervorragenden Erzählweise liegt, zum anderen an der später erläuterten TV-Serie.

Nicht einfach nur ein Shooter

Quelle: Microsoft/ Remedy Entertainment Ltd.

Also erzählerisch und inszenatorisch wird man gut unterhalten, aber was ist dem Anteil „Gameplay“? Kommt der zu kurz? Überzeugt das überhaupt? Quantum Break ist zunächst einmal ein Deckungs-Shooter im Third-Person Gewand, ähnlich wie Uncharted, The Order, Gears of War oder The Division. Automatisch duckt sich der Protagonist hinter Objekten wie Tischen, Wänden oder Containern. Eine manuelle Taste gibt es dafür nicht. Dennoch funktioniert das automatische System sehr souverän. Nähert man sich einem Objekt, sucht Jack dahinter Schutz. Einen flüssigen Deckungswechsel, wie in Gears of War zum Beispiel berühmt gemacht hat, findet man leider nicht. Und das fehlt mir tatsächlich etwas. Neben der klassischen Pistole, kann ich auch die Waffen meiner Feinde aufsammeln, um mein Arsenal etwa mit einem Schrotgewehr, Sturmgewehr, einem Karabiner oder Maschinenpistole zu erweitern, wovon es teilweise noch abgewandelte Varianten gibt. Die fühlen sich allesamt gut und griffig an, steuern sich so wie man es auch erwartet. Zudem sind die Schusswechsel sehr effektreich und fast schon filmisch inszeniert. Dadurch wirken die Feuergefechte auch optisch sehr hochwertig. Aber das klingt etwas zu klassisch, oder?

Quelle: Microsoft/ Remedy Entertainment Ltd.

Aber Remedy wäre nicht Remedy, wenn sie der Thematik entsprechend auch Features hinzu packen würden. Da sich die Story rund um die Zeit dreht, und auch unser Held Jack Joyce selbst die Auswirkungen des misslungenen Zeitreiseexperiments über sich ergehen lassen musste, hat er aber einige Fähigkeiten erhalten. Mit RB etwa lassen wir die Zeit in einem von uns anvisierten Bereich einfrieren. Der Zustand hält natürlich nur für kurze Zeit an. Aber die Zeit lässt sich nutzen, um in der Zeit eingefrorene Gegner schnell auszuschalten. Hält man RB gedrückt, kann man eine Zeitexplosion aufladen. Ist diese aufgeladen, kann man in einem einen anvisierten Bereich die Zeit explodieren lassen. So nehmen gleich mehrere Feinde großen Schaden. Mit LB dagegen löst man den „Woosh“ aus. Hier bewegt man sich ganz kurz schneller als die Restumgebung ein paar Meter weiter. Eine Art Teleportation also. Zielt man direkt im Anschluss mit seiner Waffe, verlangsamt sich kurz die Zeit, was man zum Zielen auf andere Gegner für sich nutzen kann. Bullet Time aus Max Payne lässt grüßen. Lässt man LB gedrückt, rennt man in erhöhter Geschwindigkeit in der Welt, die sich aber in Slow Motion bewegt. So kann man etwa um Kugeln herumgehen, die plötzlich ganz gemächlich aus dem Lauf der gegnerischen Geschosse geflogen kommen. Zu guter Letzt gibt es den Zeitschild, der mit B ausgelöst wird. Dieser stößt Gegner in unmittelbarer Reichweite um und hält uns kurz die gegnerischen Kugeln fern. Es erweckt den Eindruck, als sei man eine Art Superheld. Genau so spielt es sich zu Beginn auch. Und dass man richtig Laune mit den Fähigkeiten herum zu spielen. Doch schon bald wird aus „herumspielen“ plötzlich „taktieren“. Denn während normale Monarch Soldaten in unseren Zeit Angriffen gefangen sind, gibt es auch Elite Soldaten. Diese tragen Geräte, die sie vor Einbrüche der Zeit schützen. Sie bewegen sich also genauso wie wir in der Welt umher. Zeit Anomalien, in denen die Zeit einfriert, macht ihnen also recht wenig aus. Spätestens dann macht man sich Gedanken wie man seine Kräfte einsetzt. Weil auch die müssen sich nach jeder Nutzung erst einmal kurz aufladen, bevor sie wieder einsatzbereit sind. Je nach Art der Gegner und Anzahl solcher, bestimmt die Wahl der Fähigkeiten den Verlauf. Zwar ist der Schwierigkeitsgrad auch auf „Normal“ noch recht gut machbar, auf der höchsten Stufe ist ein übereifriger Einsatz der Fähigkeiten schnell mal auch mit dem Ableben verbunden.

Genießt die Show!

Aber nicht nur geschossen wird in Quantum Break. Das Gameplay gleicht sich mit auch ruhigeren Passagen, in denen man mal Dialogen folgen soll oder die sich mit kleineren Rätseln befassen. Zugegeben, die haben mich zu keinem Zeitpunkt herausgefordert, aber ich mich durch sie nie gelangweilt gefühlt.

Quelle: Microsoft/ Remedy Entertainment Ltd.

Sie sind sehr dosiert eingesetzt worden und schaffen eine gute Balance, auch weil es immer wieder Kletterpassagen gibt, die gerade in der Zeit Anomalie sehr eindrucksvoll inszeniert sind und auch gut unterhalten. Nachdem man sich durch Action geladene Passagen schießt, an der Uhr der Zeit dreht und kleine Rätsel löst, endet auch irgendwann der Akt. Von denen gibt es fünf, die jeweils noch in mehrere Teile unterteilt sind. Nach jedem Akt greift dann die TV Serie ins Geschehen. In Quantum Break gibt es so zum Beispiel nicht einfach nur eine Serie neben dem Spiel, sondern wenn man so will, längere „Zwischensequenzen“, die so wie Serienepisoden aufgebaut sind.

Quelle: Microsoft/ Remedy Entertainment Ltd.

Nach einem Akt kann man sich also Popcorn schnappen, oder vielleicht auch eine Pizza und sich erst einmal 20 Minuten entspannt zurücklehnen. Denn was die realen Schauspieler auf den Bildschirm bringen hat auch definitiv die Qualität einer reinen Serie. Auch hier punktet die Erzählweise, die Schauspieler absolvieren größtenteils überdurchschnittlich gute Leistungen und thematisch ist das Gezeigte nicht nur als Ergänzung zu verstehen. Zwar werden viele Hintergrundinformationen dargestellt, aber auch für die Hauptstory durchaus relevante Ereignisse. Auch hier findet sich eine gelungene Mixtur aus guten Dialogen, die übrigens auch eine gute deutsche Vertonung spendiert bekommen haben, und Action Sequenzen. Wer aber überhaupt kein Serien Fan ist, kann das Ganze auch überspringen.

Die Videos sind wie bei Video on Demand Diensten zudem auch pausierbar, vor -oder zurückspulen ist genauso möglich. Ich als Fan von guten Videospielen und Serien habe hier wohl das bisher beste Crossover erlebt, weil man hier ein klares Konzept sieht, Herzblut und viel Liebe zum Detail. Schon viele Videospiele mit eigenen Serien scheiterten im Gesamten, man siehe Defiance oder Halo in gleich doppelter Ausführung. Zugegeben, Quantum Break liefert vom Umfang her keine richtige TV Serie, aber besser so als ich es bisher erlebt habe. Und ja, ich hätte mir sogar noch mehr Serien Anteil gewünscht, nicht zum Leiden des eigentlichen Spiels, aber vielleicht im Anschluss an das Durchspielen als eine Art Extra Content. Denn ich habe diesen Anteil sehr genossen und hoffe, dass dies nicht das letzte Crossover von solcher Qualität war.

Zu cineastisch?

Quantum Break sieht zwar natürlich nicht so gut aus, wie die real gefilmten Szenen, aber optisch imposant ist das Spiel ohne Frage. Die gescannten Schauspieler wurden gut getroffen, die Umgebungen sind detailliert, die Animationen flüssig und realistisch. Doch nicht nur das Gameplay und das Konzept hinter dem Spiel klingen cineastisch, auch der Grafikstil wurde deutlich nach dieser Vorlage gehalten. So wurden viele sichtbare Filter über die Optik gelegt, die den Film/Serien Faktor auch während des Spiels erhöhen. Besonders die Schuss-, Explosions- und Lichteffekte haben es mir angetan, obwohl die laut Remedy „nur“ in 720p gerendert wurden, zumindest was die Xbox One Fassung betrifft. Hin und wieder aber tritt ein recht körniger Effekt in den Vordergrund, der mir persönlich etwas too much war, da streiten sich im Netz die Geister. Für mich hätte hier gezählt: Weniger ist mehr. Dafür aber sehen die Zeit Anomalien großartig aus. Immer wenn die Zeit kollabierte, erfreute sich mein Auge. Was aber nicht zu übersehen ist, sind die gelegentlichen Textur Nachlader. Das geschieht nicht allzu häufig, aber etwas stören tun sich dann schon. Akustisch passt dagegen alles bei Quantum Break. Ob Vertonung oder Soundeffekte. Quantum Break ist in dieser Hinsicht ein sehr stimmiges Erlebnis, nur die Musik bietet etwas zu wenig Wiedererkennungswert.

Quelle: Microsoft/ Remedy Entertainment Ltd.

Aber gibt es nicht mehr, was mir hier negativ aufgefallen ist? Es ist nicht viel, aber tatsächlich habe ich noch einen weiteren Aspekt, der mir noch nicht ganz so gut gefallen hat. Es gibt nach jedem Akt nämlich immer einen Punkt, an dem man eine Story relevante Entscheidung fällen muss, wir erhalten eine kleine Vorschau auf das was möglicherweise unsere Entscheidung verursachen könnte. Je nach Entscheidung sehen wir dann auch einen anderen real gefilmten „Serien“ Abschnitt. Das ist nichts Schlechtes, jedoch sind mir die Auswirkungen aufs Gameplay zu gering, die Anzahl an Entscheidungsmöglichkeiten deutlich zu knapp und auch das Ende ist immer dasselbe. Hier hätte ich mir, wenn man schon Entscheidungen einbaut und in Bezug zur Serie auch gut einsetzt, aber auch eine vollständigere Integration gewünscht, mit noch konsequenteren Auswirkungen. Witcher 3 hat es vorgemacht.

Fazit

Fans guter Action Kost und guter TV Serien könnten mit Quantum Break echt einen kleinen Segen erfahren. Der Third-Person-Shooter weiß sich mit seiner Zeit Thematik und den darin verborgenen Fähigkeiten gekonnt vom mittlerweile stagnierenden Genre abzuheben und bietet dazu eine tolle Präsentation und Inszenierung. Die wird von der integrierten „TV-Serie“ auf ein noch höheres Level gebracht, sodass der Anteil derer für mich sogar noch größer hätte ausfallen können. Remedy zaubert ein modernes Max Payne, welches sich große Achtung verdient hat und einer der besten Vertreter seines Genres der letzten Jahre ist. In jeder Hinsicht merkt man einfach wie viel Arbeit und Hingabe hinter diesem Projekt stecken. Die dazu gehörigen real gefilmten Sequenzen beweisen in seiner Qualität, dass Spiel und Serie durchaus verschmelzen können. Der Spagat zwischen großer Inszenierung, aber einfach spaßigen und abwechslungsreichen Gameplay ist geglückt. Ich freue mich schon auf den nächsten Streich der Finnen. 

Good

  • Starke Erzählung und Präsentation
  • Komplexe, aber durchdachte Story
  • Gute Einbindung der qualitativ hochwertigen Serie mit überzeugenden Schauspielern
  • Abwechslungsreiches Gameplay mit coolen Fähigkeiten
  • Optisch ein echter Hingucker
  • Viel Liebe zum Detail

Bad

  • Kein Deckungswechsel
  • Die wenigen Entscheidungsmöglichkeiten bieten nur zu geringe Auswirkungen
  • Etwas knackigere Rätsel hätten dem Spiel gut getan
8.7

Toll

The Guy who loves Videogames

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