Aus Alt mach Neu – Age of Empire 2: Definitive Edition im Test

Wahrscheinlich hat kaum jemand, der auch nur ein wenig Affinität zu Strategiespielen besitzt, Age of Empire 2 ausgelassen. Der Ableger gilt selbst heute noch als Meilenstein des Genres und hat vor einigen Jahren sogar ein HD-Update, sowie neue Erweiterungen erhalten. Mit der Definitive Edition wird die dennoch angestaubte Technik endlich modernisiert und alle Inhalte für das Spiel sind dort enthalten. Ist das Lifting gelungen oder bloß ein müder Aufguss?

Aller Einstieg ist...einfach!

AOE 2

Quelle: Microsoft

Es soll ja tatsächlich Menschen geben, die nie ein Age of Empire gespielt haben. Doch selbst bisherigen AoE Verweigerern gibt man ein Tutorial an die Hand, um sie mit den Mechaniken des Spiels vertraut zu machen. Das Prinzip ist jedoch einfach, man startet mit einem Dorfzentrum und nicht einmal einer Hand voll Dorfbewohnern. Es gilt, ganz unabhängig der vielen verschiedenen Spielmodi, sich nach und sein Reich zu erschaffen. Dafür braucht man doch jedoch weitere Dorfbewohner, jedoch hindert uns ein Bevölkerungslimit daran weitere zu produzieren. Somit müssen erst weitere Hütten erbaut werden, die wiederum Holz benötigen. Weitere Arbeiter kosten zudem Nahrung, somit sollten einige Dorfbewohner für die Abholzung eingesetzt werden, andere für die Beschaffung von Nahrung. Hier gibt es viele Möglichkeiten, etwa das Pflücken von Beeren, Viehzucht, Jagen oder auch Landwirtschaft. So kann eure Zivilisation wachsen und ihr könnt euch auf weitere Bereiche fokussieren.

Age of Empire 2 ist nun mal keine Wirtschaftssimulation, dementsprechend liegt der wirtschaftliche Fokus auch auf der Entwicklung und Weiterentwicklung von Soldaten und Verteidigungsanlagen. Für diese benötigt man unter anderem noch Stein und Gold. Auch diese Rohstoffe finden sich auf den Maps verteilt und können abgebaut werden. Während die unteren beiden Schwierigkeitsgrade einem noch relativ viel Zeit lassen entspannt eine Armee aufzubauen, sollte man aber bei den höheren Schwierigkeitsgraden auch auf Schnelligkeit und Effizienz achten. So können etwa Karren erforscht werden, um die Laufgeschwindigkeit für die Arbeiter zu steigern. Parallel gilt es natürlich ein Heer aufzustellen. Ob Bogenschützen, Nahkampfeinheiten, berittene Soldaten oder Artillerie. AoE 2 gibt euch viele verschiedene Einheiten an die Hand. Je nachdem welche der 35 Fraktionen ihr spielt unterscheiden sich diese. Einige nutzen Kamele als Reittiere, manch eine Fraktion besitzt sogar gar keine Kavallerie. So spielen sich die Völker durchaus anders, auch wenn sich die Einheiten oft ähneln.

Zu den Waffen!

AOE 2

Quelle: Microsoft

Mit einfacher Kriegsführung ist es jedoch nicht getan. Forschung bringt euch in Age of Empire 2 sehr weit. Neben einem Technologiebaum gibt es spezielle Gebäude für stärkere Einheiten oder effizientere Wirtschaft. Die Schmiede etwa verbessert die Rüstung oder die Schwerter eurer Kämpfer. Die Universität hingegen nimmt eher wirtschaftlichen Einfluss, zum Beispiel im Bezug auf schnellere Bauzeiten. Einen wichtigen Faktor nehmen auch die Klöster ein. Hier können Mönche rekrutiert werden, die nicht nur eure eigenen Einheiten heilen, sondern auch feindliche Soldaten bekehren können. Zudem sind nur sie in der Lage Reliquien, die quer auf der Map verteilt sind, zum eigenen Kloster zu bringen. Das ist besonders im entsprechenden Spielmodus wichtig, bei dem es ums Sammeln von Reliquien geht.

AOE 2

Quelle: Microsoft

Ums Eingemachte geht’s dann aber, wenn Klingen aufeinander prallen. Je nach Hirngröße der KI stören euch schon relativ früh die feindlichen Truppen, glücklicherweise können Mauern errichtet werden, um die Nervensägen etwas auf Abstand zu halten. Einfach Palisaden aus Holz können dabei natürlich schneller niedergerissen werden, als ein solides Mauerwerk aus Stein. Mit Türmen können diese unterstützt werden, denn Belagerungstürme etwa greifen selbstständig nahende Gegner an. Mit Toren sorgen wir dafür, dass man sich nicht selbst einsperrt. Die Positionierung stellte sich allerdings hin und wieder als etwas unglücklich dar, denn die Kamera kann nicht gedreht werden. Das stellt grundsätzlich eigentlich kein Problem dar, hin und wieder wünscht man es sich jedoch schon. Was mich dagegen eher störte ist die teilweise fragwürdige Wegfindung der eigenen Einheiten. Das Problem zeigte sich bereits in der Definitive Edition des ersten AoE, aber auch Teil 2 schleppt diese Last noch mit sich rum, auch wenn es hier spürbare Verbesserungen gibt. Insgesamt agiert die KI jedoch ordentlich, die Gegner erkunden das Umland, rüsten auf, und versetzen auch mal mit kleinen Angriffen Nadelstiche, um meine Entwicklung zu stören.

Für mich bildet das Highlight der Reihe aber ohnehin die Belagerung großer Burgen. Dank diverser Artillerie gibt es verschiedene Möglichkeiten die feindlichen Mauern einzureißen. Gerade wenn dann noch mehrere Spieler involviert sind entpuppen sich stets spaßige Geplänkel. Spielerisch haben die Entwickler das Spiel unberührt gelassen, was seine Vor -und Nachteile mit sich bringt. Zum einen bewahrt man die Seele des vor 20 Jahren erschienenen Klassikers, andererseits täte es dem Spiel auch gut, wenn es noch mehr Variation bei den Einheiten innerhalb eines Volkes geben würde und auch ein bisschen mehr spielerische Tiefe wäre durchaus zu begrüßen, um inhaltlich noch ein Stückchen zeitgemäßer zu sein. Aber allein aufgrund der Tatsache, dass AoE 2 auch noch heute enorm viel Spaß macht zeigt, dass diese Spieleperle zeitlos ist, die Technik allerdings nicht, weswegen hier besonders geschraubt wurde.

Gelungene Schönheits-OP

Wie bereits der Erstling der Reihe wurde Age of Empires 2 komplett restauriert. Nun erstrahlt das Urgestein in neuem Glanz, wunschweise sogar in 4K Auflösung. Zudem kann man nun Zoomen und sich nun auch im Detail an den neu gestalteten Grafikelementen erfreuen. Ob Einheiten, Fauna oder Gebäude, alles wurde optisch aufgewertet. Zwar ist im Jahre 2019 optisch sicher noch mehr drin, verglichen mit dem Original liegen hier aber Welten zwischen. Besonders ansehnlich ist Zerstörung von Gebäuden gestaltet, diese zerbröseln förmlich in einzelne Steine. Die Optik liegt insgesamt in etwa auf dem Level der Definitive Edition des Vorgängers, die Wassereffekte erscheinen mir im neuen Teil nochmal deutlich detaillierter aus.

AOE 2

Quelle: Microsoft

Aber nicht nur grafisch hat sich etwas getan, auch die Ohren werden mit neuen Sounds verwöhnt. Natürlich gibt es noch Original-Sounds, der Sprecher bei Missionen hingegen stimmt atmosphärisch auf das folgende Szenario ein. Einzig die Musik schwankt qualitativ, da manche Stücke nicht so Recht ins Setting passen und etwas zu modern und poppig klingen.

Die Variationen der Spielmodi begeistert sicherlich jeden AoE Fan. Im Gegensatz zum Original genießt man hier massig Zusatz-Content, da alle Erweiterungen in der Definitive Edition enthalten sind. Damit gibt es nun 27 Kampagnen, 16 Historische Schlachten, sowie mit „Die Kunst des Krieges“ weitere Herausforderungs-Missionen. Daneben gibt es noch das Standardspiel, bei welchem man sich Missionsziel, Rahmenbedingungen und Maps aussuchen kann, sowie Multiplayer und den Editor. Letzterer bietet einen Kampagnen -und einen Szenarien Editor. Außerdem gibt es im Spiel einen Mod-Manager für installierte Mods. Wer sich hier also über zu wenig Missionen beklagt, dem kann nicht mehr geholfen werden. Die Missionen aus dem Original wurden zudem überarbeitet. Eine bestimmte Anzahl an Gold zu sammeln war damals vielleicht noch neuartig, würde aber heute keinen mehr vom Sessel reißen, daher wurden solche Missionen gestrichen oder ersetzt.

Fazit

Age of Empire 2 ist einfach ein zeitloser Klassiker, das stellt die Definitive Edition einmal mehr unter Beweis. Mit massig Inhalt und verbesserter Technik macht das Spiel auch im Jahr 2019 noch eine tolle Figur und ich als Fan des Originals fühle mich wie in die Vergangenheit versetzt, als mich der Strategie-Hit damals in seinen Bann zog. Neueinsteiger können dank des ausgiebigen Tutorials aber ebenso gut in die Reihe einsteigen und ein bisschen RTS-Geschichte nachholen. Bis auf ein paar kleinere Wehwehchen ist AoE 2: Definitive Edition eine gelungene Neuauflage, die den Charme des Klassikers perfekt bewahrt. Spielerisch war dieses Spiel immer modern, optisch und inhaltlich ist es das nun auch. Strategie-Liebhaber, als auch Fans des Originals, dürfen sorgenfrei zugreifen. Auch da man für faire 19,99€ mit über 100 Stunden Spaß rechnen darf.

Good

  • Schöne optische Aufbereitung
  • Zahlreiche Zivilisationen und Missionen
  • Gutes Tutorial
  • Mod-Support
  • Tolles Balancing

Bad

  • Probleme bei der Wegfindung
  • Kamera nicht drehbar
8.5

Toll

The Guy who loves Videogames

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