Heute haben wir uns Rage 2 angenommen und sind auf der Suche nach Upgrade-Material durch das Ödland gestreift und haben dabei jede Menge Gegnern in diversen Action-Spektakeln den Garaus gemacht. Was das Spiel unter dem Strich zu bieten hat, erfahrt ihr in diesem Test.
Die Authority… und weiter?
Worum geht es in Rage 2? Dabei handelt es sich um eine Frage, die am besten nur kurz beantwortet wird: Böse Buben der Gruppierung Authority planen etwas gewaltiges, das die gesamte Menschheit bedroht. Da sie zu Beginn gleich eure gesamte Basis ausschalten und dabei noch so gut wie jeden eurer vorgesetzten töten, bleibt nur noch Walker (wahlweise weiblich oder männlich) um die Authority zu stoppen. Während der Story werdet ihr dann von A nach B und C geschickt, um aus verschiedensten Gründen diverse Gegner zu erledigen. Diese Gründe sind mal mehr, und mal weniger Interessant. Insgesamt will ich hier allerdings nicht aus Spoilergründen auf genaue Ausführung verzichten, sondern weil die Geschichte einfach nicht sonderlich viel Fleisch bietet und mehr oder weniger ein nettes Extra zu dem Eigentlichen Spielkern bietet (dazu später mehr).
Während die Hauptmissionen wenigstens spielerisch immer wieder mal etwas Abwechslung bieten, so kann man das nicht von den Nebenmissionen behaupten, wenn man sie überhaupt so nennen will. Diese basieren eigentlich immer auf den gleichen Blaupausen, welche nur in verschiedenen Gebieten angewendet werden. Entweder heißt es man soll alles und jeden an einem Ort erledigen, oder alles und jeden erledigen und noch ein paar Sachen zerstören, oder manchmal sogar nur einen (großen) Gegner erledigen. Dann gibt es noch diverse Rennen, oder das Ausschalten von Konvois und ähnliches. Hat man Mad Max gespielt (welches auch von Avalanche Studios stammt), versteht man das Konzept jedenfalls.
Das Ödland
Das Ödland in Rage 2 wird seinem Namen teilweise ziemlich gerecht – es ist stellenweise sehr öde. Der Trend zu Open-World-Spielen geht weiter und da ist Rage 2 keine Ausnahme, doch leider zeigt sich auch hier eines der üblichen Probleme: die Welt ist groß, aber leblos. Klar, wir reden hier von einem Ödland, natürlich ist das leblos, wird sich vielleicht der ein oder andere denken. Leider beziehe ich mich hier eher auf die Ereignisse innerhalb des Ödlands. Während das Aussehen ziemlich genau so ist, wie ich es erwartet habe mit zerstörten Straßen und Gebäuden, vielen Klippen und so weiter, passiert leider viel zu wenig auf den Straßen. Hin und wieder trefft ihr auf gegnerische Konvois, könnt ein Rennen gegen jemanden fahren oder zerlegt die ein oder andere Straßensperre. Viel mehr gibt es da leider nicht. In den einzelnen Locations wird es nicht viel besser, da diese teilweise viel zu leer aussehen und die Gebäudestruktur fast immer nur aus Gängen oder ein bis zwei großen Räumen besteht. Die Übergänge zwischen den einzelnen Gebieten sind dazu auch noch etwas sehr abrupt. Die Spielwelt ähnelt mehr einer Zwischenstation auf dem Weg von Location A nach Location B.
Jede Menge Action
Die Action ist das Kernstück von Rage 2. Hier entfaltet sich der Shooter auf voller Linie und wenn man gerade mit aktiviertem Overdrive und Schrotflinte inmitten von Gegnermassen ein wahres Spektakel aufführt, vergisst man die negativen Aspekte der Story und Spielwelt recht schnell. Doch fangen wir am Anfang an.
Spielcharakter Walter startet mit einer Pistole, einem Sturmgewehr, dem Phoenix (das Auto) und ein paar wenigen Fähigkeiten. Dabei handelt es sich aber auch um die absolute Mindestausstattung. Man merkt schon recht schnell, dass einige Waffen, Fähigkeiten und Autos fehlen, die man gerne hätte. Dem kann allerdings damit Abhilfe geschaffen werden, dass man sie einfach sucht. Überall in der Welt befinden sich Archen, Truhen und ähnliches, bei denen man sich entweder die fehlenden Fertigkeiten oder passende Upgrade-Punkte für Waffe, Fähigkeit und Fahrzeug besorgen kann. Das heißt, man kann seinen Charakter Stück für Stück mit besserer Ausrüstung versorgen und immer mehr und vor allem spaßiger im Ödland wüten. Jedoch bedeutet das auch, dass man sich diese Verbesserungen erarbeiten muss und sich somit ggf. erst recht spät im Spiel das volle Potenzial von Rage 2 entfalten kann. Als genereller Tipp ist hier anzuführen, dass man zu Beginn versucht möglichst viel freizuschalten, um daraufhin erst richtig loszulegen.
Und Apropos Loslegen: Das kann Rage 2 wirklich gut. Das Waffenhandling ist richtig gut und fühlt sich schön wuchtig an, die Vor- und Nachteile der Waffen sind schön ausgeglichen und durch schnelle Wechsel entstehen richtig spaßige Schlachten. Auch die Fähigkeiten von Walker sind wunderbar einsetzbar und sorgen für noch mehr Dynamik im Spiel. Gerade Schläge von oben auf Gegner herab oder schon einfaches Dashen sorgen für ein lebhaftes und schnelles Spielgefühl. Einzig hindernd ist hier, dass die Zeit zwischen zwei Schlägen etwas lange ist und auch diverse Fähigkeiten einen etwas zu langen Cooldown haben. Diese Kritik verfliegt allerdings, wenn man erstmal den Overdrive aktiviert (man regeneriert dann Gesundheit und die Waffen haben noch mehr Wumms) und einfach in die Gegner hineinstürmt. Die Hilfsmittel wie Wingsticks, Granaten oder Geschützdrohnen sorgen dann für noch mehr Action.
Das Trefferfeedback muss ich hier auch noch gesondert Erwähnen, denn das ist wirklich klasse. Gegner geraten ins Taumeln, Rüstungsteile fliegen mit richtiger Wucht von den Körpern, Kopfschüsse knacken und Nahkampfangriffe zerlegen die Gegner auch gerne mal in Einzelteile. Genau so habe ich mir das für Rage 2 auch gewünscht.
Neben dem Kämpfen auf zwei Beinen kann man auch im Fahrzeug bleiben und von drinnen mit diversen Waffen auf die Gegner losgehen. Das geht von einfachen Gatling-Guns bis Raketenwerfer, also eigentlich alles was man will – Konvois auszuschalten macht damit richtig Laune und ist dank guter Fahrzeugsteuerung (zumindest auf der PS4) auch immer wieder mal schön. Teilweise kann man auch vom Auto aus das ein oder andere Camp von Feinden ausschalten, oft gibt es jedoch Beschränkungen beim Eingang.
Charakterentwicklung
Um den vollen Spaß zu genießen sind, wie schon erwähnt, Verbesserungen für Waffen, Fähigkeiten und Fahrzeuge nötig. Auch wenn ich es vielleicht etwas zu einfach formuliert habe, so ist das Verbessern leider nicht ganz so einfach. Das ewige Suchen nach den Upgrade-Punkten und den nötigen Verbesserungsteilen ist zwischenzeitlich schon nicht besonders aufregend, schlimmer ist allerdings das Menü für das verbessern. Neben den immer wieder auftretenden Lags bei Wechsel zwischen Kategorien und einer generellen Unübersichtlichkeit fällt vor allem die unnötige Komplexität der Verbesserungs-Abschnitte auf. Diese weisen zum Teil Upgrade-Menüs innerhalb von Upgrade-Menüs auf – das wäre nun wirklich nicht nötig. In Rage 2 will man sowieso so gut wie alle Fähigkeiten und co. um so richtig loslegen zu können – wieso also so kompliziert?
Fazit
Rage 2 bleibt etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Während es rein Spielerisch ziemlich vieles richtig macht, so fehlt mir in der Spielwelt die Tiefe, in der Story der Witz und in den Missionen die Abwechslung. Wenn man auf der Suche nach kurzweiliger Unterhaltung ist und nicht allzu großen Wert auf eben genannten legt, dann liefert Rage 2 gut ab. Leider wird der Spielspaß immer wieder durch Materialiensuche und umständlich komplexe und langwierige Charakterentwicklung etwas gebremst.