Der Aufstieg der Profi-Gamer

Traumberuf Profi-Gamer: Immer mehr Videospieler weltweit streben gezielt eine Karriere als eSportler an. Was ursprünglich als Nische für Jugendliche im stillen Kämmerlein galt, zählt mittlerweile Millionen von Fans, die gemeinsam Massively Multiplayer Online oder Battle Arena Games zocken, sich in Ligen und hochdotierten Meisterschaften messen oder bei eSports Wetten online auf ihre Teams setzen.

Dabei haben die Videospiele als Wettbewerb eine recht lange Geschichte, die weit vor dem Internet beginnt. Als erstes Spiel Mensch gegen Mensch am Computer gilt das 1958 in Cambridge vorgestellte „Tennis for Two“. Zwei Spieler schlugen dabei mit Hilfe einer frühen Form des Joysticks einen virtuellen Ball über das Netz, wobei sie die Flugbahn einstellen konnten.

Nur vier Jahre später entwickelten Informatiker in ihem Hobbyverein „Tech Model Railroad Club“ an der Eliteuniversität MIT mit „Spacewar!“ das erste digitale Computerspiel der Welt. Dabei mussten die Spieler in Raumschiffen mit knappen Treibstoff- und Munitionsvorräten fertig werden, und außer dem Feuer des gegnerischen Schiffs galt es zudem noch dem Gravitationsfeld eines Planeten zu entkommen. Ähnliche Szenarien zählen noch 60 Jahre später zu den Dauerbrennern in der Gamingwelt.

„Spacewar!“ stand außerdem im Mittelpunkt des ersten eSport-Turniers der Welt.  Bei den „Intergalactic Spacewar-Olympics“ trafen sich 1972 zwei Dutzend Videospieler an der Universität Stanford, um epische Schlachten im Einzel und Doppel auf einem PDP-10-Computer auszutragen – dem einzigen Gerät dieser Art, das das Laboratorium für künstliche Intelligenz der Uni besaß. Der Sieger erhielt ein Jahresabo des Musikmagazins „Rolling Stones“. Die Teilnahme war auf Universitätsangehörige beschränkt, weil diese schlicht und einfach die einzigen waren, die auf Computer zugreifen konnten. Selbst als Atari mit „Space Invaders“ ein Konsolenspiel für de Arkaden herausbrachte, das 1980 rund 10.000 Teilnehmern zum ersten großen eSport-Turnier der Geschichte anzog, galt Gaming immer noch als Domäne von technikbegeisterten Jungen und jungen Männern.

Der Siegeszug des PCs in den 80er und 90er Jahren und die Erfindung von Spielekonsolen und Internet änderte das. Plötzlich standen die technischen Möglichkeiten fürs Zocken zuhause und zugleich mit anderen Fans weltweit einer breiten Masse zur Verfügung. Clans und Ligen folgten.

Wie viel Interesse Wettbewerbe von kleinen Ligen bis zu großen Lan-Partys fanden, blieb den Entwicklern in der Gaming- und der Softwarebranche nicht verborgen. Spätestens die Erfolgsgeschichte des von einem Studententeam entwickelten „Counter-Strike“ bewies das Potenzial von eSports. In dem 1999 erschienen Spiel drehte sich alles um den auf eine Karte begrenzten Kampf einer Anti-Terroreinheit gegen Terroristen. „Counter-Strike“ wurde schnell zum weltweiten Multiplayer-Hit und ist bis heute in seinen diversen Ausgaben eines der erfolgreichsten Videospiele aller Zeiten. Das von Valve aufgekaufte und gemeinsam mit seinen Erfindern weiterentwickelte Spiel wurde 2004 sogar zum Auslöser für die erste professionelle eSports-Liga. Hochdotierte Meisterschaften folgten.

esports“ – sam_churchill via Flickr (CC BY 2.0)

Obwohl das seit 2012 verbreitete „Counter-Strike: Global Offensive“ zu den Superhits unter den Spielen zählt, hat das Strategie-Kampfspiel längst Konkurrenz bekommen, was Verkaufszahlen und Preisgelder bei den Profiturnieren anbelangt.

Dabei setzen die meisten hauptberuflichen Gamer wie andere Spitzensportler auch auf intensive Vorbereitung. Bei allem Spaß am Spiel ist Profi-Gaming eine Leistung, die Körper und Geist jede Menge Leistung abfordert. Etliche der erfolgreichsten Zocker haben sich ausgiebig etwa mit einem Studium von Informatik, Game-Programming, Computer-Visualistik und Gamedesign beschäftigt, um zu wissen, wie sie ihr eigenes Spiel verbessern können. Reaktionsschnelligkeit, sehr gute Hand- und Augenkoordination, Teamfähigkeit und nervliche Belastbarkeit sind unerlässlich, um im Turnier Partie nach Partie bestehen zu können.

Dafür sind die Belohnungen groß. Allein durch Preisgelder haben es etliche Profigamer in die Reihe der Millionäre geschafft. Der erfolgreichste deutsche Videogamer ist Kuro Salehi „KuroKy“ Takhasomi, der mit wechselnden Teams in „Dota 2“ allein bis zum Sommer 2020 mehr als 5,1 Millionen US Dollar eingenommen hat.

Noch weitaus lukrativer kann das Gaming werden, wenn statt im virtuellen Turnier auf den diversen Streaming-Plattformen gezockt, erklärt und gechattet wird. Am populärsten sind dabei die speziell fürs Gaming entwickelte Plattform „Twitch“ und „YouTube“.

Der Superstar unter den zockenden Streamern ist „Ninja“. Der Amerikaner, der seine Profi-Karriere 2009 mit „Halo“ startete, hat seitdem unter anderem „PUBG“ gespielt, ehe es ihn zu „Fortnite“ zog, wo er 2020 sogar seinen eigenen Skin erhielt. Im Streaming ist er seit 2011 aktiv. 2018 wurde „Ninja“ zum ersten Profi-Gamer, der auf dem Titelbild vom ESPN-Magazin war. So populär sind seine Kanäle, dass „Ninja“ 2019 für seinen Wechsel von „Twitch“ zur neuen Plattform „Mixer“ 20 bis 30 US Dollar erhalten haben soll. Sein Jahreseinkommen wird auf rund 17 Millionen US Dollar geschätzt.

Eine etwas andere Art des Gamings hat den Amerikaner Mark „Markiplier“ Fischbach reich und bekannt gemacht. Der Zocker, Schauspieler und Musiker, der seine Talente gern auch in den Dienst der Wohltätigkeit stellt, hatte sich ursprünglich auf „YouTube“ durch seine zum schreien komischen Reaktionen auf Horror-Games einen Namen gemacht, ehe er 2019 auf seinem Kanal das Original „A Heist with Markiplier“ veröffentlichte. Auftritte in Filmen und Musikvideos trugen zu seinem 2020 als 14 Millionen Dollar genannten Jahreseinkommen bei.

Derartige Erfolge sind allerdings selten. Allein in Deutschland gibt es rund 34 Millionen Leute, die sich regelmäßig oder gelegentlich mit Videospielen amüsieren. Die Zahl der Profi-Gamer in der Bundesrepublik, die ihren Lebensunterhalt von eSports aller Art beschreiten können, liegt hingegen bei geschätzten 1000. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und schließlich machen die Spiele als reines Hobby ebenfalls jede Menge Spaß, ohne dass es in Arbeit ausartet.

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