Serien sind populär wie selten. Streaming Dienste setzen immer mehr auf das Unterhaltungsformat, und neben schlechten Serien gibt es aber auch viele gute Inhalte, die über Wochen fesseln können. Eine davon war für mich schnell „The Walking Dead“. Naja gut, Filme mit Zombies hab ich eigentlich zur Genüge konsumiert, was will man mir da schon neues erzählen können. „The Walking Dead“ aber hat mich gleich mit den ersten Episoden gefesselt. Menschen werden aus ihrem alltäglichen Leben herausgerissen und müssen versuchen zu verstehen, wie sich ihr Leben, ihr Umfeld und ihre Welt verändert und was überhaupt vor sich geht. Während ein Film meist nicht mehr als eine halbe Stunde aufbringen kann, um uns die Hauptcharaktere vorzustellen und zu zeigen, wie sie auf eine bestimmte Situation (den Main Plot) reagieren, konnte sich „The Walking Dead“ alle Zeit der Welt nehmen mir das Universum, die Charaktere und die neue Situation vorzustellen.
Es beherrschten zwei wesentliche Themen die Serie: Zum einen das Verhalten der Menschen, also die zwischenmenschlichen Verhältnisse und zum anderen wollten die Protagonisten herausfinden was überhaupt passiert ist, dass es so weit kommen konnte. Dabei kamen Charaktere hervor, die man direkt mochte und jene, die man einfach nicht ab konnte. Carl als kleiner Junge ging mir zum Beispiel ständig auf die Nerven, ebenso wie die labile und quengelnde Carol. Nichtsdestotrotz gefielen mir die Charaktere und wie die Geschichte im Allgemeinen voran getrieben wurde. Die große Gefahr waren die Zombies.
Viele Episoden weiter voran gespult wandelte sich das Bild ein wenig, ein zweiter Feind kam dazu, nämlich der Mensch selbst. Wem konnte man vertrauen? Wer hatte ganz eigene Interessen? Die Serie entwickelte sich also positiv weiter, ohne die anderen beiden Gefahren zu vernachlässigen. Persönliche Probleme der verschiedenen Figuren prägen trotzdem weiterhin das Geschehen, ebenso wie die Gefahr vor den „Beißern“. Rick und seine Gefährten stoßen immer wieder auf neue Gefahren und Personen. Doch man merkt zunehmend, dass die Frage der Ursache des Geschehens immer mehr in den Hintergrund rückt, was mit dem Auftreten von Eugene neuen Antrieb bekommt. Spätestens nach seinem Outing aber, fällt dieser Punkt komplett weg.
Abgesehen davon entwickeln sich bis einschließlich Staffel 5 immer verschiedene, sich vielleicht leicht ähnelnde, aber spannende Handlungsstränge, die das Zwischenmenschliche besonders hervorheben. Mit der sechsten Staffel aber fällt zum einen die Suche nach dem Ursprung komplett weg, zum anderen aber wiederholt sich das Erlebte in einer Form nur wieder. Dass eine andere menschliche Gruppierung zur Gefahr wird ist sicherlich einmal spannend, vielleicht auch ein zweites Mal, aber danach auch nicht mehr. Und da beginnt das große Problem der Serie, man wiederholt sich nur noch. Die Zombies verkommen zur Nebensache, jeder Charakter ist jetzt ein echter Survivor und metzelt sich ohne große Furcht durch die Untoten. Zugegeben, man wächst natürlich auch mental mit der Zeit, aber was hat uns The Walking Dead dann noch zu bieten, wenn die Ursache der Katastrophe gar nicht mehr behandelt wird, die Untoten kaum noch als die große Gefahr suggeriert werden und man von einer bösen Gruppe zur nächsten stolpert? Selbst die zwischenmenschlichen Konflikte werden spätestens zu Beginn der siebten Staffel dermaßen uninteressant und langweilig, dass die Serie seine letzte große Stärke aufgibt, sodass ich mich nur noch durch die Episoden gequält habe, bis ich Mitte der siebten Staffel einen Cut gemacht habe, und mich lieber anderen Serien zuwende. „The Walking Dead“ hat für mich die Kernelemente aufgegeben ohne neue an Board zu holen, und dreht sich mit seiner Hauptgeschichte im Kreis.
Die Negan Fehde ist mein persönlicher Tiefpunkt der Serie, wo es einfach nur noch ins Absurde abdriftet, da die neue Gefahr kaum wirklich Tiefe zu bieten hat. Dazu noch ein Freak der nen Tiger als Haustier hat in einer apokalyptischen Welt (WTF??) und damit komplettiert sich meine Kritik an der Serie und warum ich einfach meine Leidenschaft zu ihr komplett verloren habe. Dabei wünsche ich mir nicht einmal, dass die Serie abgesetzt wird, ich wünsche mir nur, dass die Serie ihre Geschichte voran treibt. Eine neue böse Gruppe vorzustellen, die man bekämpft nur um die nächste böse Gruppe zu treffen, das ist für mich kein Voranschreiten, das ist nur Stillstand. Das Universum hat aber so viel mehr zu bieten und sollte sich wieder auf das Besinnen, weswegen damals Millionen von Menschen überhaupt angefangen haben diese Serie zu schauen. Da ich im Zuge dieser Kolumne aber auf rottentomatoes.com gesehen habe, dass auch Staffel 8 mit derart schlechten Wertungen, wie Staffel 6 und 7 zu kämpfen hat, sehe ich nach wie vor keinen Antrieb mehr zu „The Walking Dead“ zurückzufinden…Leider.