Im Review: Der Butterfly-Effekt in Life is Strange – Episode 1 Chrysalis

Quelle: Square Enix

Grafisches Niveau im Mittelfeld, Sound dafür in der Oberklasse

In Sachen Grafik ist Life is Strange zwar ein sehr schönes Spiel, aber grafisch nicht im Oberfeld anzusiedeln. Die Umgebungen sind zwar alle sehr detailreich bestückt, was gerade dadurch auffällt, dass ihr fast alle zwei Meter euch ein Poster anschauen könnt, auf den zweiten Blick sind die Texturen jedoch nicht wirklich detailliert. Wobei man das auch nicht verallgemeinern darf. Die Außenumgebungen und Bäume in der Akademie wirken z.B. eher plump, während im Wald diese detaillierter dargestellt sind. Häßlich ist dies auch im ersten Fall bei weitem nicht, sondern zeigt eher, worauf die Entwickler an den jeweiligen Orten mehr Wert gelegt haben.

So laufen an der Akademie viele Leute rum, mit denen man sprechen kann und die alle auch irgendwas am machen sind. Die einen fahren Skateboard, die andern steuern eine Drohne, einige gehen spazieren und weiteres. Dadurch wirkt die Welt von Life is Strange einfach belebt und glaubhaft, als sei man wieder auf einem wirklichen Schulhof. Die Atmosphäre der jeweiligen Orte stimmt auf jedenfall. Schade ist jedoch, dass meiner Ansicht nach die Charaktere ein wenig mehr Beachtung verdient hätten. Ansehnlich sind sie allemal, aber gerade in Bereichen wie Haare oder Kleidung hätte man technisch nachlegen können. Diese wirken alle relativ platt und ein wenig dahingeklatscht, wobei man da auch von Charakter zu Charakter unterscheiden muss.

Die Flure der Blackwell Academy
Quelle: Square Enix

Was mich jedoch wirklich ein wenig stört war die Tatsache, dass Emotionen in den Gesichtern nur schwer wiederzuspiegeln waren. Da die Gesichter scheinbar weniger detailreich sind, ist es wohl schwieriger die entsprechenden Emotionen dort zu zeigen. Erkennen kann man sie zwar noch, meiner Meinung nach aber nur, weil in der Regel die verdammt gute Synchronisation mir sagt, wie sich der Charakter fühlt. Ausnahmen, in denen ich wirklich nur anhand des Gesichts erkennen konnte, wie die Stimmung eines Charakters ist, hatte ich selten.

Auf der von mir getesteten Xbox One Version muss ich auch sagen, dass es Probleme mit Texturnachladern gab. Immer wenn ein Szenenwechsel statt fand, hat man gesehen wie die Texturen der einzelnen Gegenstände nacheinander aufploppten. Dafür, dass das Spiel nicht gerade das Anforderungs-intensivste ist und wir mit der Xbox One eine starke Hardware haben, ist dies schon verwunderlich.

Ein verdammt großer Pluspunkt hingegen ist das, was unsere Ohren zu hören bekommen. Immer wieder betont Max, dass sie Zweifel an ihrem Leben, an ihrem Talent hat. Sie plagt halt die typische Unsicherheit des Erwachsenwerdens. Dabei wird dann bewusst eine eher melancholische Musik eingesetzt von Künstlern wie Mogwai, Syd Matters und Alt-J. So ist die Musik immer stimmig gewählt worden oder wurde sogar ganz weggelassen, wenn es nötig war. Auch die Synchronsprecher machen ihren Job unglaublich gut. Sei es Chloe, die wirklich ihren Verlustschmerz teilt, Nathan der ein egozentrisches Arschloch ist oder, und das vor allem, Max die mir bewusst macht, wie schwer es ist heutzutage seinen Platz im Leben zu finden. Es wirkt einfach verdammt glaubwürdig. Natürlich ist es schade, dass es keine deutsche Synchronisation gibt, wobei ich auch ehrlich gesagt zuviel Angst hätte, dass diese bei weitem nicht an die bisher gebotene Qualität heranreicht.

Weiterhin schade ist, dass zum aktuellen Zeitpunkt es noch keine deutschen Untertitel gibt, sondern lediglich englische. Dies könnte sich aber noch ändern, da im offiziellen Launchtrailer deutsche Subs gezeigt wurden.

Das Schlafzimmer von Max
Quelle: Square Enix

Fazit

Life is Strange ist ein kleines Stück Kunst. Schnell konnte mich, dass ca. 3 Stunden umfassende Werk, in den Bann ziehen und immer wieder fieberte ich mit Max mit. Zwar kommt die Geschichte langsam nur in Fahrt, doch wenn sie beginnt, macht man sich mehr Gedanken und hinterfragt vieles von dem, was man tut. In gewisser Weise ist das Spiel sogar eine Art Sozial Experiment, ob wir mit unseren eigenen Entscheidungen Leben können oder nicht. Doch auch storytechnisch stelle ich mir schnell viele Fragen. Wer ist Rachel? Wieso ist sie verschwunden? Warum kannte sie jeder und hat sie quasi verehrt? Zugegeben, wirkt das ganze ein wenig wie Twin Peaks und die verschwundene Laura Palmer und auch hier frage ich mich, welche Geheimnisse verstecken sich in Arcadia Bay? Bis wir das ganze Rätsel gelöst haben werden, werden noch einige Monate ins Land gehen. Etwa alle 6 Wochen möchte Dontnod eine weitere Episode des Spiels veröffentlichen. Inwiefern das Serienformat gut gewählt ist, muss jeder Spieler für sich selber wissen.

Worauf ich aber wirklich, wirklich hoffe ist, dass die Entwickler es wirklich ernst meinen und meine Entscheidungen Einfluss haben. Ich erwähnte schon in meinen Reviews zu den Telltale Spielen, dass es mir bewusst ist, dass nicht jede Entscheidung die Story ändern kann, aber dass alles so gar keinen Einfluss hat, ich dann doch als Farce empfinde, da es für mich keinen Wiederspielwert bietet. Dontnod behauptet nun, dass die Entscheidungen wirklich Konsequenzen haben werden und darauf bin ich echt gespannt, da ich mich jetzt schon dabei ertappt habe, dass ich doch einige Entscheidungen bereue und vielleicht doch hätte ändern sollen. Wenn Dontnod das durchziehen kann, machen sie einen großen Schritt nach vorne und erzeugen für mich auch einen Wiederspielwert, die anderen Entscheidungen zu testen. In puncto Glaubwürdigkeit der Charaktere und Story, haben sie es schon jetzt mit der ersten Episode geschafft, mit den Telltale Spielen gleichzuziehen. Ich hoffe doch sehr, dass sie dieses Niveau auch weiter hin halten können. Bisher bin ich von Life is Strange auf jedenfall begeistert und kann es nach dem Cliffhanger am Ende eigentlich gar nicht erwarten zu erfahren, wie die Geschichte um Max, Chloe und Arcadia Bay weitergeht.

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Gamer aus Leidenschaft, Nerd aus Liebe, Liebhaber aller Konsolen Bei Fragen, Anregungen, Wünschen oder einfach Small Talk schreibt mir an sascha.mensfeld@gamersplatform.de

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