Lost Horizon 2 – Auf Thor’s Spuren mit dem britischen Archäologen

Das originale Lost Horizon war ein cooles Adventure, dass sehr stimmig irgendwie an Abenteuer im Stile von Indiana Jones denken ließ. Nun wurde am 28. August Lost Horizon 2 herausgebracht, der Nachfolger, in dem wir wieder einmal die Rolle von Fenton Paddock übernehmen und auf ein neues Abenteuer schicken. Ob das Spiel von Publisher Deep Silver uns wirklich auch vor Spannung fesseln konnte, oder wir versuchten verzweifelt den Ausgang zu erreichen, lest ihr hier.  Anmerkung: Während wir diesen Test geschrieben haben, erschien ein Patch zu dem Titel, der einige Fehler behebt, aber auch zwingend die Neuinstallation des Spiels voraussetzt und alte Speicherstände ggf. unbrauchbar macht. Der Patch ist jedoch nicht in der Wertung mit einberechnet.

Nazis, KGB, Wikinger, Thor und Asgard

Lost Horizon 2 hat auch echt schöne Ingame Grafik
Quelle: Deep Silver

Achja, der zweite Weltkrieg ist vorbei und es hätte so schön sein können für Fenton Paddock und seiner Tochter Gwen. Leider ist Fenton immer wieder eingespannt in kleinere geheime Missionen, um den Frieden der Welt zu bewahren scheint es. So befindet er sich gerade in Ägypten und soll dabei helfen das Hauptquartier einer terroristischen Vereinigung zu finden, damit diese bombardiert werden kann. Gesagt getan, als er am Ende von einer jungen Frau namens Anna gerettet wird. Diese blonde Schönheit arbeitet für den Mossad (moment sollten da nicht mehr Leute arabischer Herkunft sein und nicht wer blondes mit deutschen Nachnamen) und erzählt Fenton, dass seine Tochter entführt wurde. Nun ja, da ist Anna gar nicht so unschuldig dran, denn sie hat ein Artefakt gesucht, welches die Nazi’s besaßen, eine Schatulle von Wikingern, welche Thor persönlich gehörte und angeblich den Weg nach Asgard weisen soll. An dieser sind leider auch die Leute des KGB interessiert, denn der Feind Amerika sitzt einem im Nacken. Kurz nach dem Fund tauchte das KGB nämlich auf und leider war durch unglückliche Umstände auch Fenton’s Tochter Gwen anwesend, die sie mitgenommen haben. Folglich stimmt Fenton zu, Anna zu helfen um seine Tochter zu retten und auch zu verhindern, dass der KGB den Weg nach Asgard findet. Ein Auftakt für ein eigentlich spannendes Abenteuer. Natürlich denken sich jetzt einige, dass die Geschichte doch vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist und auch Quatsch. Stimmt, ist es auch. Aber darum geht es ja auch, ein actionreiches „Was wäre wenn?“ Szenario aufzubauen, das mit der Mystik und dem Unglaublichen spielt. Jedoch gibt es bei solchen Geschichten immer wieder Probleme und auch Logiklücken. Lost Horizon 1 konnte dabei durch eine grandiose Inszenierung vieles überspielen, während dies hier fehlt. Andauernd tun sich Fragen auf oder passieren Sachen, die einfach keinen Sinn ergeben oder so erscheinen, als hätte der Autor ein Teil der Geschichte vergessen. Dies fängt schon ganz zu Anfang an, dass man als Anna sich verzweifelt über Rätsel einen Weg in einen Bunker sucht. Dort taucht dann plötzlich zum ersten Mal Gwen auf, ohne dass erklärt wird, wie sie wohl vernünftig dahin kommt oder was sie gemacht hat, vor allem ohne Strom und ganz alleine dort. Und solche Sachen, passieren leider viel zu oft, obwohl die grundlegende Story spannend ist und auch einen interessanten Ansatz verfolgt.

Gehobene Rätselkost gemischt mit unlogischen Schlussfolgerungen

Klick, klick, klick, das Inventar
Quelle: Deep Silver

Lost Horizon 2 ist bei der ganzen Geschichte aber immer noch ein Adventure, zum Großteil des Spiels. Ihr sammelt also Gegenstände ein, kombiniert diese um Rätsel zu lösen und redet mit diversen Personen um die Geschichte voranzutreiben. Zwischendurch wird das Spiel dann auch noch mit QTE Einlagen aufgelockert, wo ihr zum Beispiel auf einem Motorrad Fahrzeugen und Löcher ausweichen müsst. Dann gibt es auch hin und wieder minimale Stealth Einlagen, wo ihr im Prinzip auch im richtigen Moment die Taste drückt. Generell braucht ihr auch nicht bei einem Klick zu unterscheiden, ob ihr ein Gegenstand bei einem Klick mitnehmen, untersuchen oder sonst was machen wollt. Denn ihr habt nur die linke Maustaste und das Spiel macht dann alles automatisch. Die rechte ziegt euch nämlich alle Hotspots an, ein Standard inzwischen. Vereinfacht natürlich das ganze ein wenig, aber kürzt auch das Spiel, da ihr euch so nur bestimmte Sachen genauer anschauen könnt, die vorgegeben wurden usw.

Die Rätsel selber schwanken zwischen gut durchdacht und smart, bis zu vollkommen unverständlich. Ein sehr gutes Beispiel gibt es dabei aus dem Anfangsszenario, bei dem ihr Anna spielt. Achja, ihr spielt im Spiel nicht nur als Fenton, sondern auch als Anna und Gwen, dabei soll jeder Charakter eigentlich eine andere Art von Rätseln haben, stimmt jedoch nur in Maßen. Doch zurück zum Topic. Anna soll zum Beispiel am Anfang in einer alten Nazi Villa den Code für den Safe herausbekommen. Schaut ihr euch um fällt euch auf, das Bilder mit Zahlen im Haus hängen und ihr findet ein Fläschen mit Jod um Flecken zu entfernen. Schnell wird klar auf den Bildern muss irgendwas sein. Hier fügt sich einfach alles logisch zusammen und ihr bekommt am Ende eine Karte, wo der Bunker drauf verzeichnet sein soll.

Springen wir dahin, fällt gleich am Anfang schon auf, dass es merkwürdig ist, dass man die Karte zum Abgleich mit dem Waldstück, indem sich der Bunker befindet, auf eine Übersichtskarte von diesem legen muss. Dies ist natürlich nicht merkwürdig, jedoch, dass unbedingt das Schild mit der Waldkarte erst gezoomt werden muss, sonst kann man den Wisch mit der Bunkerkarte nicht nutzen. Daraus erfahrt ihr, dass der Bunker zwischen zwei bestimmten Gebäuden liegt in der Mitte und ihr könnt den Wald betreten. Theoretisch wisst ihr also wo der Bunker liegt und eigentlich geht jeder automatisch zu dieser Stelle. Anna weiß es scheinbar jedoch nicht und muss stattdessen an zwei Standorten selbstgebastelte Ballons in die Höhe fliegen lassen und dann von einem Wachturm aus erst die Linie ziehen. Wie man auf diese Lösung kommen sollte, abgesehen von probieren oder in der integrierten Lösung nachschlagen, ist mir das größere Rätsel, denn das Spiel selber geizt mit Tips bei der Lösungsfindung von Rätseln.

Fenton Paddock in Russland
Quelle: Deep Silver

Anbei sind auch einige Rätsel einfach Zeitschinder. Fenton muss später zum Beispiel den Eingang zu einem Labor finden, welches in einem Museum versteckt ist. Da dort eine Wache steht, darf er nur seine Brieftasche mit rein nehmen. In diese kann er aber Gegenstände reinschmuggeln, jedoch nur bestimmte und auch maximal 1-2 gleichzeitig. Da ihr aber ca. 4 braucht, müsst ihr extra raus und wieder reingehen, bis ihr nacheinander alle Schritte gelöst habt. Dies ist einfach unnötig.

Nebenbei erwähnt ist übrigens, dass das Kombinieren von Gegenständen eigentlich eine nette Idee erfahren hat. Denn damit ihr bei größeren Gegenstandskombinationen nicht wirr rumraten müsst, öffnet sich bei passenden Kombinationen ein Fenster, euer Basteltisch. Dort seht ihr am rechten Rand welche Gegenstände ihr für die Kombination braucht und wenn euch ein Gegenstand noch fehlt, wird es mit einem Fragezeichen angezeigt. Danach zieht ihr die Gegenstände auf den Basteltisch und kombiniert dies. Ansich eine nette Idee, aber teilweise auch blöd gelöst. So gibt es immer nur eine bestimmte Reihenfolge, in der ihr die Items auf den Basteltisch legen müsst, wobei dies doch vollkommen egal sein müsste. Teilweise macht es Sinn, da man so natürlich Schritt für Schritt das Item erstellt, manchmal ist es aber auch unsinnig. Dabei scheinen die Entwickler auch später keine Lust mehr auf diesen Tisch gehabt zu haben. Zumindest gegen Ende gab es dann doch ein paar Kombinationen, wo der Tisch nicht mehr aufging um man selber im Inventar klicken musste. Ob gewollt oder nicht, kann ich nicht beurteilen.

Dies zieht sich jedoch mit vielen Elementen durch, sei es der Basteltisch, die QTE’s, die Stealtheinlagen oder auch die Möglichkeit, dass ihr viele Gegenstände mit der Maus interaktiv bedienen sollt, verschwinden im Verlauf des Abenteuers, als wäre den Entwicklern die Luft ausgegangen.

Grafische und technische Probleme

Vermutlich erkennt ihr auch hier, das verwaschene in der Cut-Scene
Quelle: Deep Silver

Eigentlich schreibe ich ungerne über die grafischen Aspekte eines Adventures, dennoch sollte man hier ein paar Worte verlieren. Auf der Gamescom 2015 fand ich den Titel eigentlich schon ganz hübsch und hat mir gefallen, jedoch kann man dies einfach schlecht vergleichen mit anderen Titeln. Was mir jedoch da schon aufgefallen ist, waren die Zwischensequenzen. Diese sahen einfach nicht gut aus, verwaschen, schlecht aufgelöst und auch im Detailgrad deutlicher geringer als die eigentliche Spielegrafik. Dachte mir aber dies würde sich bis zum Release vielleicht ändern. Da war ich jedoch zu naiv.

Auch im fertigen Produkt sind die Cut-Scenes miserabel und ich wünschte man hätte einfach Ingame Cut-Scenes benutzt. Sicher sieht auch dort nicht alles super aus, gerade die Gesichter wirken detail- und animationsarm, aber es sieht immer noch besser aus, als in den Cut-Scenes. Auch ist es merkwürdig, wann so eine Szene kommt. Zu Anfang dachte ich bei wichtigen Momenten oder Kapitelübergängen, aber kurz darauf erchien es mir, als ob die Sequenzen vollkommen willkürlich eingefügt wurden. Mal ist es eine wichtige Sequenz, wo jemand erschossen wird, dann wird ein anderer Charakter mit einem Messer zur Ruhe gebracht oder gerettet und da ist keine Sequenz, dann aber wieder, wenn einfach kurz ein Schrank verschoben wird. Irgendwie erkenne ich keine Logik dahinter, bin aber immer wieder froh am Ende, wenn diese Szenen weggelassen wurde, da sie einfach nicht hübsch sind.

Vor allem, da man scheinbar auch nicht darauf achtete die Ingame-Szene vernünftig umzusetzen in der Cut-Scene. Beispiel: Eine Wüstenszene, es weht Wind, an und einige Palmen wiegen sich. Das Wasser wird nicht vom Wind berührt. Dann Wechsel in die Cut-Scene, das Wasser wird vom Wind durchgeschüttert, einige Palmen dafür nicht mehr, wobei einige plötzlich woanders stehen und auch taucht plötzlich eine wehende Flagge am Fort auf. Zauberei? Irgendwie fehlt da die Mühe oder die Liebe der Entwickler.

Anna besucht Deutschland
Quelle: Deep Silver

Weiterhin wirkt das Spiel an einigen Ecken unfertig. Die Dialoge ansich sind z.B. ganz in Ordnung, aber bei der Auswahl sieht das System sehr aus, als ob es noch in Entwicklung wäre, als ob kurz vor Release einem noch einfiel, dass die Dialogauswahl-Kästchen noch leer sind und jemand Text eintippen muss. So passt die Fontart absolut nicht zum restlichen Design. Passend dazu sieht auch das Inventar aus, als wäre es mit der heißen Nadel gestrickt. Ansich ist ja nichts gegen ein Pop-Up Menu am oberen Rand einzuwenden und es passt auch zum Setting vom Design, ist aber eine einfache Leiste, die nach einer Handvoll Items schon voll ist man dann mittels Pfeiltasten nicht seitenweise, sondern jeden Gegenstand durchgeht. Geklicke for the win!

Dann fallen noch Sachen auf, dass Charaktere sich teleportieren wenn man diese wechselt. So könnt ihr an bestimmten Stellen zwischen Charakteren hin und herspringen, lustigerweise scheint das Spiel die Szene zum Teil zumindest, für jeden Charakter zu speichern, so dass der andere Charakter in der jeweils anderen Szene nicht da stand wo ich ihn abgestellt hatte. Zwischen den Charakterwechseln und Ladefenstern kommt auch manchmal ein plötzlicher Bildschirm mit roten und gelben Farben, von dem ich immer noch nicht weiß ob das ein gewollter Effekt ist oder was zur Hölle man mir mitteilen möchte.

Auch Kamera und Steuerung sind merkwürdig. So gibt es zum Beispiel am Anfang eine Szene, in der Fenton ein Holzrad  braucht aus einem Loch und dafür Wasser in dieses Schütten muss. Gehen wir paar Schritte weiter, holen wir das Wasser und wollen es in das Loch schütten. Da sich jedoch die Kamera gedreht hat, weil wir einen Gang von oben betrachten, sehen wir das Loch nicht mehr und auch mit der Hotspot-Anzeige sehen wir es nicht. Manuell die Kamera drehen geht nicht, müssen also nochmal paar Schritte zurücklaufen und die Kamera dreht sich dann erst wieder. Eine andere Sache ist, dass die Entwickler wohl den Titel auch für Konsolen zugänglich machen wollen. So kann man die Charaktere auch mit Controller und Tastatur steuern. Offenbar ist dies auch wichtiger gewesen, denn in einer Stealthpassage konnte ich den Bildschirm nicht verlassen, da ich mit der Maus nicht auf den Ausgang klicken konnte.

Folglich hat mich immer kurz vor Ende die Wache gesehen und ich durfte die Szene wiederholen. Erst mit Tastatur konnte ich dann durch den Ausgang gehen. Hinzu kamen dann bei mir Probleme mit der Installation. Auf dem Laptop ging noch alles ganz normal, am nächsten Tag konnte jedoch die DVD nicht mehr gelesen werden, die ihr für das Starten des Spiels benötigt. Am Desktop Rechner dann installiert, weil kann ja auch mein Laufwerk sein. Hat auch geklappt und DVD wird immer noch gelesen, jedoch zeigt mit der Launcher des Spiels an, dass der Titel nicht installiert sei, aber ist es und kann es aus dem Verzeichnis heraus dann auch starten.

Fazit

Ohmann, wo fange ich am besten an. Ich mochte Lost Horizon sehr, zumindest den ersten Teil. Es war ein wirklich packendes Adventure, das einfach diesen Indiana Jones Stil hatte und mich zumindest ein wenig in die Nostalgie jener LucasArts Adventures zurück holen konnte. Dementsprechend machte ich mir viele Hoffnungen für Lost Horizon 2. Jedoch bin ich wirklich einfach enttäuscht. Während die Geschichte ansich interessant ist und mir auch Spaß machte, ist das ganze drumherum einfach traurig. Ich weiß nicht, ob die Entwickler keine Lust hatten oder was da los war, aber das fertige Spiel sieht so aus, als ob es noch in der Alpha Phase wäre. Dabei stören mich noch nichtmal wirklich die Bugs, aber Animationen sind staksig, Cut-Scenes einfach häßlich, häliche Dialog Menus und Charaktere wirken generell einfach detailarm. Vor allem im Kontrast zu den gut gemachten Hintergründen wirkt dies merkwürdig. Die Rätsel, die ein Aushängeschild bei Adventures sind, wirken auch zum Großteil völlig undurchdacht und ich frage mich deswegen warum ich vom Spiel keine Hilfe oder Inspiration bekomme. Stattdessen werde ich schon fast genötigt in die integrierte Lösung zu schauen, was ich eigentlich gar nicht möchte, aber es gibt sonst keinen Hinweis darauf, was ich zu tun hab. Das liegt nicht daran, dass die Lösung abstrakt ist, sondern dass die Überlegung dies zu tun unverständlich ist. Genauso unverständlich ist, warum man uns auf der gamescom 2015 Elemente wie interaktives Türöffnen oder QTE’s anpries, um das Adventure aufzulockern, aber diese Sachen im fortschreitenden Spiel fast gar nicht mehr anzutreffen sind. Der Titel hätte einfach nochmal ein halbes Jahr gebraucht um grafische Elemente zu verbessern und einige Logiklücken in der Geschichte und den Rätseln zu entfernen. Somit ist das ganze ein unwürdiger Nachfolger eines guten Spiels, welches nach ca. 8 Stunden auch schon wieder vorbei ist, und das mit einem leisen „Thor sei Dank!“

Good

  • Interessante Story
  • Gute Vertonung im Deutschen
  • Verschiedene schöne Schauplätze
  • Integrierte Komplettlösung bei Bedarf

Bad

  • Grafik der Cut-Scenes unschön
  • Story viele ungeklärte Logiklücken
  • Charakteranimationen staksig und detailarm
  • Vieles weckt den Zustand das Spiel sei nicht fertig
  • Spiel gibt bei Rätseln keine Hinweise
  • Viele Rätsel unlogisch und ohne Lsg. oder rumprobieren nicht lösbar
6.7

Okay

Gamer aus Leidenschaft, Nerd aus Liebe, Liebhaber aller Konsolen Bei Fragen, Anregungen, Wünschen oder einfach Small Talk schreibt mir an sascha.mensfeld@gamersplatform.de

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