Horizon: Zero Dawn – Die Jagd auf Maschinen

In unserem heutigen Test widmen wir uns dem kürzlich erschienenen Horizon Zero Dawn. Wir haben einen Reise in die Post-Post-Apocalypse gemacht, in welcher die Maschinen die Mächtigsten auf der Welt sind. Ob Horizon Zero Dawn neben einer interessanten Geschichte auch gute Gameplay-Aspekte aufzuweisen hat, erfahrt ihr in diesem Test.

  • Horizon: Zero Dawn -
Update Required To play the media you will need to either update your browser to a recent version or update your Flash plugin.

In der neuen Welt

Horizon Zero Dawn (4)

Quelle: Sony

Da wir von der Geschichte rund um die rothaarige Aloy nicht all zu viel spoilern möchten, halten wir uns hier an den Anfang des Spieles. In den ersten Minuten des Spieles wird man mit Aloy, einer kleinen Waisen, die von ihrem Ziehvater aufgezogen wird, vertraut. Sie leben in einer Welt, in welcher die moderne Zivilisation bereits vor vielen Generationen untergegangen ist und in welcher nun die Maschinen die Lande bevölkern, während die verbleibenden Menschen in steinzeit-ähnlichen Verhältnissen leben. Warum Aloy eine Waise ist oder wieso ihr (anscheinend nicht verwandte) Ziehvater sie aufzieht, ist nicht bekannt und bleibt auch erst einmal ein Geheimnis. Beide leben abgeschieden vom Stamm, denn sie werden vom Stamm geächtet und es ist verboten, mit ihnen Kontakt aufzunehmen; sie sind sogenannte Ausgestoßene. Eines Tages fällt Aloy (noch im jungen Kindesalter) in eine Ruine der Alten aus der „Metallwelt“ (sprich: Menschen vor der Apokalypse) und findet dort den „Fokus“, ein Stück Technik, welches ihr erlaubt, ihre Umgebung genau zu analysieren. Dieses Werkzeug behält Aloy bis sie erwachsen wird. Während Aloy altert, stellt sie sich immer wieder die Frage was mit ihren Eltern passiert ist und warum ihr Ziehvater auch ein Ausgestoßener ist. Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, entschließt sie sich, an einer Prüfung teil zu nehmen, mit deren Hilfe sie wieder in den Stamm aufgenommen werden kann. Als sie bei dieser Prüfung gewinnt, greifen allerdings eine Horde Mörder die Veranstaltung an, woraufhin eines zum anderen führt und die nun wieder in den Stamm eingegliederte Aloy etwas mehr über ihre rätselhafte Vergangenheit erfährt. Ohne nun weiter ins Detail zu gehen: Sie wird daraufhin beauftragt, die Mörder zu finden und herauszufinden, wieso diverse Maschinen von der sogenannten Verderbnis heimgesucht werden, wodurch die sonst vergleichsweise friedfertigen Maschinen die Menschen nun angreifen.

(Über)leben in einer Welt voller Maschinen

Auf den ersten Blick erinnert das Spielprinzip von Horizon: Zero Dawn an das von Far Cry, Assassin´s Creed und co., da man diverse Mechaniken mit Spielen dieser Art vergleichen kann. Allerdings sind diese in Horizon so verpackt, dass sie deutlich mehr Spaß machen. Zum Beispiel findet sich hier das wohl klassische Open-World-Türme besteigen: Die Türme sind hier allerdings gigantische laufende Maschinen, welche freiwillig erklimmt werden können, da die Karte auch durch reines Erforschen Stück für Stück sichtbar wird. Wenn man also einfach nur durch die Landschaft läuft oder eine der Maschinen überbrückt und daraufhin reitet, so kann man trotzdem die gesamte Karte erkunden. Die laufenden Türme ermöglichen es aber, schnell einen großen Teil der Karte mit wichtigen Markierungen (wie zum Beispiel Speicherpunkte) offen zu legen.

Horizon Zero Dawn (2)

Quelle: Sony

Das minimalistische Crafting-System von Munition, Fallen, Tränken und co. erinnert an andere Genre-Vertreter und ist auch nicht sonderlich anders. Man läuft durch die Wildnis und sucht Holz und Pflanzen und muss Tiere und Maschinen jagen, um an bestimmte Komponenten zu kommen. Während Holz und Pflanzen sammeln nicht gerade anspruchsvolle Arbeit ist, so ist das Jagen von Maschinen zum Teil nicht gerade simpel, doch dazu später mehr. Das Jagen von Tieren ist allerdings ein eher störendes Extra. Will man seine Tragekapazität für diverse Gegenstände erhöhen, so muss man immer wieder bestimmte Tiere (Wildschwein, Fuchs, Kaninchen, Truthahn und Fische) jagen, um an ihre Knochen oder ihre Haut zu kommen. Diese Jagd bietet allerdings keinerlei Herausforderung, da die Tiere nur in mittelmäßiger Geschwindigkeit davonlaufen und auch nicht angreifen. Somit wird es auf Dauer etwas ermüdend das dreißigste Kaninchen zu jagen, um endlich diese Kaninchenknochen zu bekommen, denn anscheinend besitzt nur gefühlt jedes zehnte Kaninchen Knochen.

Horizon Zero Dawn (5)

Quelle: Sony

Die Jagd auf Maschinen beziehungsweise der Kampf mit diesen ist hingegen um einiges spannender. Je nach Regionen trefft ihr auf bestimmte Maschinen, die verschiedenen (realen) Lebewesen nachempfunden sind. Im Startgebiet zum Beispiel, wo die Landschaft an nordeuropäische Verhältnisse erinnert, trefft ihr unter anderem auf pferde-ähnliche und hirsch-ähnliche Maschinen. In der Wüstenregion könnt ihr Maschinen antreffen, welche an Geier, Büffel und Krokodile in gigantischer Form erinnern. Das Spannende hierbei ist, dass jede Maschine auf ihre eigene Art neue Schwierigkeiten für Aloy bereithält, aber das Loot nach der Jagd zahlt sich jedes Mal aus. Wem die normalen Maschinen zu langweilig sind, der kann sich in verdorbene Zonen begeben. Dort findet man verdorbene Maschinen vor, die von der Verderbnis befallen sind, und dementsprechend viel aggressiver und scheinbar auch stärker sind. So oder so gestaltet sich die Jagd auf Maschinen sehr facettenreich, besonders durch die vielen Waffen, die Aloy bei Händlern erwerben kann. Neben dem Bogen, den Aloy bereits zu Beginn besitzt, könnt ihr euch auch eine Art Schrotflinte oder zum Beispiel eine Art Harpunenkanone kaufen. Somit ist eigentlich jeder Kampf gegen eine der großen und oft sehr starken Maschinen immer wieder eine Herausforderung und mit Planung, Strategie und gutem Timing verbunden. Der Kampf gegen die schwächeren Standard-Mobs ist zwar wenig taktisch, doch auch diese können in größeren Gruppen von 5+ ganz schön gefährlich werden. Meistens wird man sich wohl anschleichen, die Schwachstellen mithilfe des Fokus scannen, Fallen platzieren und gegebenenfalls Schleichangriffe aus dem hohen (magischen „hier-bin-ich-unsichtbar“) Gras ausführen, um extra Schaden auszuteilen. Es ist also nicht so einfach, wie man anfangs denkt. Oft kommt es vor, dass die etwas größeren Maschinen euch mit 2-3 Schlägen problemlos den Game Over Screen zeigen können, wenn ihr euch nicht schnell genug heilen könnt, daher kommt es fast immer auf Timing und Präzision an.

Horizon Zero Dawn (6)

Quelle: Sony

Um euch im Überleben zu verbessern, gibt es einen recht simplen, überschaubaren Skilltree. Indem ihr Fertigkeitspunkte beim Stufenaufstieg und durch Quests sammelt, könnt ihr Fähigkeiten erlernen, die bei der Jagd, beim Kampf oder auch beim Überleben an sich nützlich sind. Beim ersten Spielen fiel auf, dass man erstaunlich schnell aufsteigt und ebenso schnell Fertigkeitspunkte sammelt. Jedoch wird dies ausgeglichen dadurch, dass jede weitere Fertigkeitsstufe einen Fertigkeitspunkt mehr erfordert. Das heißt, bei Stufe 1 wird ein Fertigkeitspunkt gebraucht, bei Stufe 2 zwei Punkte, usw. Dennoch bereitete das erstaunlich schnelle Leveln anfangs ein wenig Sorgen: Wenn man so schnell levelt, wird das Spiel dann nicht sehr schnell sehr einfach? Nein, wird es nicht. Die 0815-Maschinen könnt ihr vielleicht schneller besiegen, aber die großen Maschinen werden auch weiterhin eine Herausforderung sein, sodass selbst der x-te Kampf nicht langweilig wird.

Wie bereits angesprochen, so ist die Karte in mehreren Regionen gegliedert, in denen ihr verschiedene Landschaftstypen vorfindet, zum Beispiel kaltes Gebirge, Tundra, heiße Wüste oder exotischer Dschungel. Diese sind sehr ausführlich und auch sehr realistisch gestaltet und bieten daher viel Abwechslung. Zwischen den schönen Landschaften könnt ihr auch Höhlen besuchen, welche Erinnerungen und verbliebene Reste der vergangenen Zivilisation beinhalten. Statt Büchern finden sich hier Sprachaufnahmen und dergleichen, die ihr sammeln könnt, um mehr über die „Alten“ herauszufinden. In manchen Höhlen werden auch Maschinen gebaut. Ihr könnt diese erkunden und Wissen über die Maschinen sammeln, sodass es euch möglich wird, bestimmte Maschinenarten zu überbrücken. Die Überbrückung ist nicht nur wichtig, um eine Reitmaschine zu finden, sondern auch im Kampf, um manch einen Säbelzahn friedlich zu stimmen. Je mehr Wissen ihr also sammelt, desto mehr Maschinen könnt ihr überbrücken.

Horizon Zero Dawn (3)

Quelle: Sony

Kommen wir zu einem wichtigen Punkt des Spiels: Die Grafik, die für PS4-Verhältnisse erstaunlich gut ist. Der Wow-Effekt beim ersten Starten des Spiels war sehr groß, da alles sowohl farb- als auch detailreich und sehr scharf dargestellt wird. Dies bezieht sich nicht nur auf die Landschaft, sondern auch auf die Charaktere. Besonders in Dialogen zeigt sich, wie ausgesprochen schön die Charaktere ausgearbeitet sind. Haare wehen relativ dynamisch im Wind, fein ausmodelierte Gesichter, atmosphärisches Sonnenlicht, etc. – das volle Programm für alle Grafik-Liebhaber. Leider zeigt sich bei solch einer Grafik schnell, dass bei den Dialogen weniger auf die Lippensynchronisation geachtet wurde. Vielleicht liegt es an der deutschen Übersetzung, doch es fällt schnell auf, dass die Lippen sich noch bewegen, während die Stimme bereits verstummt ist. Ebenso problematisch ist, dass die Charaktere mit ihren Gesichtern wenig Emotion ausdrücken können. Während die Stimme so klingt, als würde der Charakter gleich in Tränen ausbrechen, so spiegelt das Gesicht wenig davon wieder. Zwar ist dies kein störendes Merkmal für das Spiel an sich, aber auf Dauer verdirbt es ein wenig die Dialoge und die Charaktere verlieren ein wenig an Glaubhaftigkeit. Andererseits könnt ihr (wie es sich für ein ordentliches Rollenspiel gehört) verschiedene Dialog-Optionen wählen, um den ein oder anderen Dialog nach euren Wünschen zu gestalten. Prinzipiell bieten sich immer drei Arten von Optionen an, die verschiedene Aspekte von Aloys Charakter zum Ausdruck bringen: Erstens die clevere Antwort, zweitens die emotionale und drittens die boshaft geneigte. Je nach dem was ihr wählt, hat dies auch Einfluss auf den Dialog und die Geschichte von Aloy.

Fazit

Horizon: Zero Dawn ist den Hype wirklich wert, denn das Rollenspiel bindet alles ein, was ein gutes Rollenspiel braucht. Das Kampfsystem ist interessant, die Waffen bieten vielseitige Kämpfe und die Maschinen immer wieder Abwechslung. Neben schöner Grafik und spannender Geschichte gibt es nur wenige Makel, über die man hinwegsehen kann. Wer in eine neue Welt eintauchen will, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden, der ist in Aloys Welt genau richtig.

Good

  • Detaillierte Welt
  • Interessante Geschichte
  • Ausgeklügeltes Kampfsystem
  • Anspruchsvolle Kämpfe
  • Durchdachte Maschinen
  • Neues Spielprinzip (trotz alten Rollenspiel-Elementen)

Bad

  • Nebenquests schwer zu finden
  • Lippensynchronisation schlecht bzw. nicht vorhanden
  • Absurder Tag-Nacht- und Wetterwechsel
9.8

Hervorragend

Lost Password