Das war sie nun, die Stadia Connect. Ähnlich wie eine Nintendo Direct aufgebaut führte uns Phil Harrison durch die Fakten der Stadia Welt. Der Streaming Dienst will Gaming für jeden zugänglich machen. Aber geht die Rechnung auf?
Funktioniert Stadia überhaupt bei uns? Seitens Google ja und auch die Verbindung sollte in den meisten deutschen Haushalten ausreichen. Schon ab 10 Mbp/s läuft der Stream, bei 20 Mbp/s ist sogar Full HD und 60 fps drin. Eine 50.000er Leitung reicht hier voll und ganz. Nur für 4K Gaming wirds dann schon wieder etwas eng, zumindest wer über Wlan zockt. Damit möchte uns Google gewährleisten, dass wir ohne Installationen oder Patches direkt ins Spiel einsteigen können. Chrome öffnen, auf Stadia gehen und Spiel starten. Auch welchen Controller man benutzt ist egal, auch die Xbox 360 Controller für PC funktionieren. Für TV Geräte ist lediglich der Chrome Cast Ultra nötig, der schlägt im Google Store mit 79€ zu Buche, ist aber zwingend notwendig, wenn man auf dem großen Bildschirm zocken will. Aber welches Spiel denn?
Und da kommen wir zu dem Part, wo es knifflig wird. Wer nur einen Stadia Account besitzt, ist auf den Kauf eines Spiels angewiesen, ähnlich wie bei Steam. Der durchschnittliche PC Gamer mit Gaming PC wird demnach wohl kaum auf diese Variante zugreifen, denn so ist der Spieler vom Internet abhängig, bei Steam/ GOG/ Epic nicht und zudem ist Mod Support gewährleistet, sowie die Features der jeweiligen Plattformen, wie etwa die Community. Zu Stadia wissen wir noch gar nichts darüber, wenn das überhaupt möglich ist. Diejenigen ohne Gaming System dürften sich hier angesprochen fühlen, so spart man sich gegebenenfalls große Anschaffungskosten.
Allerdings ist das, was an Spielen geboten wird, sehr überschaubar. Ja das neue Baldur’s Gate 3 wird ein Teil dessen sein, sowie das kommende Ghost Recon oder Borderlands 3. Aber auch viele ältere Spiele bekleiden das Portfolio, wie Doom, Dragonball Xenoverse 2, Final Fantasy 15, Rise of the Tomb Raider oder The Crew 2. Die Auswahl ist jedoch insgesamt noch sehr überschaubar. Gerade ein Titel wie Borderlands 3 wird man aufgrund der größeren Community doch auch eher auf einer beliebteren Plattform spielen wollen. Die Installationszeit dürfte bei dem Abo-Modell ohnehin keine Rolle spielen, wer sich ein Spiel kauft, wird auch noch das bisschen Zeit aufbringen können.
Anders ist das beim viel interessanteren Pro Modell. Für 9,99€ kann man auf die Liste von Stadia Spielen zugreifen, wie man Lust hat, ohne Wartezeit. Das ist wirklich komfortabel. Allerdings ist auch hier das noch überschaubare Spieleangebot eine Hürde. Der Xbox Game Pass etwa bietet für das gleiche Geld deutlich mehr. Zum Vergleich: Stadia umfasst 31 Spiele, der Xbox Game Pass 221! So toll der nahtlose Übergang per Streaming und die Aufhebung der Leistungsbarriere auch ist, aber sollte Microsoft auf die Idee kommen den Game Pass für 9,99€ auch als Streaming Variante anzubieten, dann wird Stadia gewaltige Probleme bekommen. Und man darf nicht Sony mit PS Now aus dem Gedächtnis verlieren.
Zudem haben die Alteingesessenen ihre Infrastruktur. Xbox Live und das PS Network bilden seit vielen Jahren ein umfangreiches Netzwerk aus vielen spannenden Features. Was Stadia im Detail kann? Ich hätte gerne ein Video gesehen, wo man uns die Plattform mal genauer zeigt. Wie sieht sie aus, wie sieht das Starten aus Stadia in der Realität aus, wie ist der Shop aufgebaut, wie ist die Freundesliste strukturiert, kann man auch hier eine Party erstellen? Fragen über Fragen.
Google hat nun vorgelegt, Microsoft wird in wenigen Tagen nachlegen und Sony beobachtet alles entspannt aus der Ferne. Stadia ist interessant, lässt zu viel aber noch unbeantwortet und bietet den Redmondern als auch Japanern zu viel Angriffsfläche. Meine Prognose: Wenn sich Microsoft und Sony, als auch die klassischen PC Plattformen einigermaßen clever anstellen, dann dürfte Stadia das Google + der Gaming-Szene werden. Nett gemeint, aber brauchen tut man es nicht. Google muss hier wirklich Überzeugungsarbeit leisten!
Bildquelle: Google