Wertungswahnsinn – Warum das neue Zelda objektiv gesehen keine 10 von 10 sein kann!

Quelle: Nintendo

The Legend of Zelda: Breath of the Wild schlägt große Wellen. Zu große. Denn neben all dem Hype und der Euphorie macht eine absolut beschämende Story ihren Weg durchs Netz. Jim Sterling hat nämlich dem Spiel eine 7/10 gegeben. Ja unglaublich oder? Das dachten sich auch hunderte Fanboys, warfen mit Beleidigungen um sich, sprachen Morddrohungen aus und versuchten seine Seite lahm zu legen. Extreme Fanboys sind im Netz an sich ja schon gruselig anstrengend, aber hier wurde doch eindeutig zu weit geschossen. Darüber dass solch ein Verhalten einfach ohne Würde, Anstand und Verstand ist, braucht man nicht zu diskutieren. Darüber wurde im Netz genug debattiert. Viel mehr möchte ich eigentlich mal hinter der eigentlich Thematik her sein. Denn bei Breath of the Wild schlugen viele mit der Höchstwertung um sich. Ein perfektes Spiel also. Jim Sterling sieht das anders. Und ich übrigens auch, denn in dieser Kolumne werde ich möglichst objektiv versuchen aufzudröseln, warum eine Höchstwertung bei Breath of the Wild ungerechtfertigt ist, oder noch klarer, warum es einfach kein perfektes Spiel ist. 

Zuvor muss ich erwähnen, auch wenn wir ein Wertungssystem mit Zahlen benutzen, bin ich ein Gegner solcher Zahlen, aber die Leute wollen es nun mal. Auf die letzte Seite skippen, Zahl anschauen und direkt so tun als wisse man über alles Bescheid, ist nun mal gängige Praxis. Daher für das Überleben einer kleinen Seite also wichtig, das System zu nutzen, welches am meisten gewollt wird. Nur die Meinung, die werden sicher nicht alle toll finden. Und ich muss auch dazu sagen, dass Breath of the Wild ein wundervolles Spiel ist, das ich absolut liebe. Aber rein objektiv, kann es einfach keine 10/10 sein. Aber warum eigentlich? 

Zelda

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Es gibt einige Dinge in dem neuen Zelda, die nicht perfekt sind. Das kann ich behaupten, weil es andere Spiele einfach besser gelöst haben. Nehmen wir doch mal die Waffen. In vorigen Teilen hatten wir insgesamt vielleicht drei Schwerter, die man durchgehend genutzt hat, am Ende hatte man dann das Masterschwert und alles war gut. In Breath of the Wild gibt es etliche mehr oder weniger starke Waffen, die man selbst finden muss. Doch die zerbrechen nach einiger Zeit. Bzw. Nach kurzer Zeit und sind dann futsch, die nächste Waffe muss her. Daher entsteht ein ständiges Suchen neuer Waffen, denn Waffen lassen sich nicht reparieren, nicht mal ihr Status ist einsehbar, also wie lange sie noch ihre Dinge verrichten können. Da muss der alte Herr aus Riva mal zeigen wie es besser geht. Auch hier gibt es dasselbe Grundgerüst, aber dort sehe ich immer, wie der Status meiner Waffe ist, ich kann sie auch reparieren lassen, bevor sie zerbrechen, was aber dennoch viel, viel seltener passiert als in Zelda. Das ist viel angenehmer. Zudem finde ich es frustrierend starke und seltene Waffen zu finden, aber zu wissen, dass sie nach einigen Kämpfen eh verloren ist. Ich habe nie das Gefühl, mich mit meiner Waffe irgendwie identifizieren zu können, irgendwie das Gefühl aufzubauen, dass mir eine Waffe mit der Zeit wichtig wird.  

Machen wir hier doch mal mit Gefühlen weiter. Wer kennt ihn nicht, den Moment wenn man zum ersten Mal ins große Freie tritt, und man von einem wunderschönem, imposanten und atmosphärischen Theme Song empfangen wird. Naja zumindest nicht in Breath of the Wild. Bis auf die Dörfer und die Kämpfe herrscht hier musikalische Ebbe. Das ist objektiv natürlich zum einen schade, weil dadurch das Spielerlebnis steriler ist, als es sein sollte. Zum anderen ist aber eine subjektive Enttäuschung, weil ich die Serie immer mit einem absolut hervorragenden Soundtrack verbunden habe. Der neue Teil packt mich musikalisch aber wirklich nur selten. Dabei ist Musik so ein wichtiges atmosphärisches Mittel, gerade eine offene Welt sollte doch besonders viele Facetten bieten und den Spieler auf eine Reise mitnehmen, die auch unsere Gefühle beeinflusst. 

Kommen wir aber wieder zu einem Punkt, der wieder objektiver betrachtet werden kann. Was hat denn etwa ein Zelda groß gemacht? Die riesigen Dungeons, mit ihren Kopfnüssen, Geschicklichkeitspassagen, dem Nutzen von neuen Gadgets und dem Ausnutzen der jeweiligen örtlichen Thematik. Wenn ich in den Feuer Dungeon gegangen bin, dann wusste ich, ich werde die nächsten Stunden erst einmal in dieser Feuerwelt versinken und viele Rätsel lösen, sowie spezifische Feinde umlegen müssen. Aber wo ist das geblieben? Ich habe hier vier Titanen, die wie ein Dungeon aufgebaut sind, und das auch sehr hochwertig! Aber aus dem Wasser Titan bin ich nach 20-30 Minuten schon wieder herausspaziert und war doch ein bisschen enttäuscht, dass „das“ nun der Dungeon Ersatz sein sollte. Das wirkt wie der Versuch die Fans der Dungeons noch irgendwie so mit ins Boot zu nehmen. Immerhin gibt es viele Schreine, die mit einem kleinen Rätsel geschmückt sind. Aber da ist man auch nach 1-5 Minuten draußen. Es war eine der größten Sorgen, die ich im Vorfeld hatte, und sie wurde zumindest zu einem kleinen Teil bestätigt. Wenn ich die Qualität der Dungeons mit einem Ocarina of Time, A Link to the Past oder Twilight Princess vergleiche, muss ich klar sagen, dass deren Qualität einfach etwas höher war. Nicht nur vom Umfang, denn ich erinnere mich gerne daran, dass ich anfangs in Dungeons auf Rätsel gestoßen bin, die sich aber erst im Laufe des Dungeons zu einem großen Puzzle zusammengefügt haben, und das Gefühl, wie sich alles nach und nach zusammenfügt und man ein umfangreiches Rätsellöst , auch räumlich gesehen, ist für mich immer ein magischer Moment gewesen, den ich in Breath of the Wild nicht in dieser herausstechenden Form hatte. 

Zelda

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Kommen wir zu einer weiteren Sache, die mich schon etwas stört und die The Witcher 3 wieder einmal besser gemacht hat. Um die Welt zu erkunden muss ich natürlich alles bereisen und kann dann von Ort zu Ort porten, sofern ich diverse Türme und Schreine besucht habe. Wenn ich aber über die halbe Map laufen muss (und die Map ist gigantisch) und Link dabei nur gemütlich joggen kann, weil sein Sprint nur begrenzt ist, dann kann sich das hin und wieder ziehen. Es gibt Bereiche, die sehr spannend zu durchqueren sind und auch viel zu bieten und zu entdecken haben. Aber da sind auch Abschnitte, wo ich zwar das Ende sehe, aber mir einfach nur wünsche da endlich anzukommen weil ich außer geradeaus laufen nicht viel machen kann. Aber es gibt doch Pferde. Ja Pferde… Das ist sehr toll gelöst. Ich kann mir Wildpferde fangen und wenn es in der Nähe ist, kann ich es per Pfeifen zu mir holen. Nur schön ist ja dabei, es muss dabei so nah sein, dass ich auch beinahe gleich hinlaufen kann. Viele Male habe ich mich aufgeregt warum mich das Tier nicht hört. Klar, ist realistisch. Aber unheimlich nervig. Und weil Zelda keine Simulation ist, sollte man eher darauf bedacht sein, ein zugängliches und spaßiges Erlebnis zu schaffen. In Witcher 3 kann ich von überall aus Plötze herbeipfeifen, um die Abschnitte schneller zu durchqueren, die nicht so spannend sind, was in einem Open-World Spiel nun mal auch nicht ganz ausbleibt. Aber dass ich immer erst zu einer Pferde Farm muss damit ich ein Pferd abholen kann, welches ich zuvor suchen und zähmen musste, ist kein besonders unterstützender Umstand. 

Und tut mir Leid, aber Witcher 3 hat noch etwas entscheidendes deutlich besser gemacht. Denn, kann eine Geschichte Spaß machen? Definitiv! Manche Spiele basieren nur darauf und sind dennoch absolut herausragend, Witcher 3 konnte beides verbinden, die Zelda Reihe ist in Bezug auf die Story leider größtenteils einfach unspektakulär und wenig mitreißend, da sie nicht besonders breit umwoben ist. Da macht auch der neue Teil keine Ausnahme. Zudem sind die Quest in Zelda zwar toll und unterhaltsam, aber das waren sie in Witcher auch, UND zudem boten sogar die Nebenquest oft so herausragende Geschichten, die alleine schon mehr Spaß bereitet haben, wie manche Spiele in ihrer Gänze. Solche mitreißenden Geschichten hat Breath of the Wild leider nicht sehr oft. 

Ich könnte noch Absatz um Absatz schreiben. Die vielen Pop Ins, die instabile Framerate, das träge Zielen beim Bogenschießen etc. Was ich eigentlich aufzeigen will, ist dass jedes Spiel Schwächen hat, und manche muss man einfach, wenn man objektiv sein will, auch einfach ansprechen, ganz gleich ob es Fanboy Tränen hagelt. Denn dafür sollten doch Tests da sein oder? Dass der Tester Konzept, Stärken und Schwächen benennt, damit sich der Leser selbst ein Bild davon machen kann, welche Punkte für ihn selbst aber mehr oder weniger schwer zu gewichten sind. Ich habe vieles aufgezählt, doch manchen sind diese Punkte für ihr Spielererlebnis egal, weil sie drüber hinweg sehen und einfach glücklich sind. Und das ist auch nicht verkehrt oder? Doch ist es die Aufgabe des Testers Objektivität über Bord zu werfen und dem Leser direkt die Subjektivität weiß zu machen? Nein, das macht die BILD doch schon. Objektiv gesehen gibt es das perfekte Spiel nicht, subjektiv ja. Doch Gaming Seiten sollten dennoch versuchen, ihren Fokus darauf zu lenke, dem Leser selbst die Gewichtung zu überlassen, natürlich kann und sollte eigene Meinung dort enthalten sein. Doch der Weg der goldenen Mitte ist kein einfacher. Das merken wir gerade in den letzten Tagen. So scheint es im Falle des neuen Zeldas, dass mehr das geschrieben wurde, was gelesen werden wollte. Eine falsche Entwicklung, die einen Menschen wie Sterling, der dem Spiel eine 7/10 gab zu einem Außenseiter machen, der nun mit Mobbing leben muss, einfach weil er nicht mit der Masse schwimmt. Die Medien sollten nicht die Stromrichtung vorgeben und ein positives Beispiel dafür sein, damit sich so ein Debakel, welches uns Gamer in unserer Gesamtheit nach außen hin einfach als furchtbar hinterblieben darstellt, nicht nochmal wiederholt. 

The Guy who loves Videogames

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