Fortnite im Test – Tolles Spiel, fragwürdiges Veröffentlichungsmodell

Epic Games ist vielen Gamern ein Begriff. Unreal Engine, Unreal Tournament, Shadow Complex und natürlich die Gears of War Reihe. Das neuste Projekt nennt sich Fortnite und macht aus dem beliebten Horde Modus ein eigenes Spiel. Aber reicht das? Zunächst gibt es abseits des eigentlichen Spiels einiges zu klären. Denn Fortnite ist eigentlich ein Early Access Spiel, kostet in der Standard Edition 40€, in der Limited Edition 150€, ist aber dann 2018 ein Free to Play Spiel. Merkt euch euren jetzigen Blick, den hatte wohl jeder, als er das erfahren hat. Aber nun gut, ins Detail werde ich diesbezüglich noch später gehen.

Fortnite

Quelle: Epic Games

Horde-Modus als Spiel

Fortnite nimmt sich Epic’s früheres Werk Gears of War zum Vorbild, genauer gesagt den Horde Modus, und daraus hat man die Basis für den bunten Koop-Shooter geschaffen. Die lauernde Gefahr sind allerdings keine muskulösen  Aliens, sondern etwas dümmlich und abgedreht wirkende Zombies, die mich etwas an Pflanzen gegen Zombies erinnerten, auch wenn letztere deutlich schräger sind. Die Zombies kommen auch weniger abwechslungsreich daher, zwar gibt es verschiedene Arten, aber besonders viele sind es nicht. Auch werdet ihr nicht sofort von den stümperhaften Untoten angegriffen, denn zunächst müsst ihr euch auf die Welle vorbereiten. Maximal zu viert könnt ihr die großzügigen Areale erkunden, und besonders eins machen: Looten, looten und looten. Denn die Materialien die ihr dabei findet, benötigt ihr zum Bau von Waffen, Munition oder sogar eurer eigenen Basis. Diese könnt ihr entweder aus Holz, Stein oder Eisen bauen, und nach euren Vorstellungen aufziehen. Ihr könnt bequem in den Bau Modus per O – Taste oder B wechseln und dann Objekte wie Böden, Decken, Wände, Treppen oder Fallen errichten. Das funktioniert unkompliziert und relativ schnell.

Fortnite

Quelle: Epic Games

So hat man innerhalb sehr kurzer Zeit bereits einen Rundum Wall errichtet, inklusive Obergeschoss mit Treppe und Fallen. Letztere könnt ihr an Böden, Wänden oder Decken platzieren, je nachdem wie effektive Fallen ihr aufstellen wollt, braucht ihr auch die nötigen Ressourcen. Daher macht es Sinn, sich insgesamt anfangs etwas Zeit zu lassen. Denn nur selten erscheinen die Gegner nach einer vorgegebenen Zeit. Oftmals müsst ihr erst ein bestimmtes Event auslösen, bevor der sogenannte „Sturm“ aufzieht und die Zombies zu euch schickt. Das macht insgesamt aber richtig Spaß´, da der Bau sehr einfach ist, nur an Tiefgang scheitert es da leider. Zwar kann man eine Wand, die normalerweise in der Höhe aus drei Teilen besteht, auch einfach zurecht stutzen, damit man stets über die hüfthohe Mauer schießen kann, spezifische Objekte zur Abwehr der Basis, abseits der Fallen, vermisst man aber.

Fortnite

Quelle: Epic Games

Looten, Crafting, Schießen

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Quelle: Epic Games

Natürlich lassen sich die Zombies nicht nur durch einen bösen Blick ausschalten. Es ist auch wichtig die richtigen Mittel zu haben, glücklicherweise gibt es davon reichlich. Fortnite beherbergt ein üppiges Angebot aus Nahkampf – und Schusswaffen, die sich noch in Sturmgewehr, Schrotgewehr, Scharfschützengewehr und Pistole unterteilen. Diese unterscheiden sich dann in ihren Werten, welche mit der Zeit per Upgrades jedoch verbessert werden können. Auch neue Waffen lassen sich craften, dazu benötigt man Ressourcen, die man beim Looten im Spiel findet, aber auch, indem man Glück beim Ziehen von Lootboxen hat. Viele Teile einzusammeln ist äußerst wichtig, denn die Geräte halten nicht für immer, sie verschleißen und sind irgendwann unbrauchbar. Dazu dienen schließlich die Skizzen, denn mit ihnen haben wir quasi eine Liste an benötigten Ressourcen für unsere Wunschwaffe.

Fortnite

Quelle: Epic Games

Individualisierung wird nicht nur bei Waffen groß geschrieben, sondern im gesamten Spiel! Was es hier alles zum Aufleveln gibt, ist zunächst erschlagend und es benötigt einiges an Zeit sich aus dem Upgrade Dschungel ein klares Bild gemacht zu haben. Waffen, Helden, Items, die vier Skill Bäume, die vier Forschungsbäume, Basen-Verteidiger, Angriffs-Unterstützer, Fallen…hier scheint alles aufrüstbar zu sein. Daher gibt es auch so wahnsinnig viele Ressourcen und verschiedene Erfahrungspunkte für die jeweiligen Kategorien. Der Plan ist klar, hier soll die Grind-Grundlage für das Endgame liegen, denn darauf ist das Spiel ausgelegt. Durch die massig vielen Möglichkeiten will man nicht nur mit kleinen Erfolgen die Motivation hoch halten, man möchte die Spieler auch lange mit Grinding am Spiel halten und dank Lootboxen den ein oder anderen zusätzlichen Euro verdienen, um Spielern das Aufleveln zu erleichtern. Zwar sind die Erfahrungspunkte, die man damit zusätzlich sammeln kann wertvoll, nicht immer aber die Ressourcen, denn wie es bei solchen Spielen eben ist, einiges findet man in Massen, andere wiederrum sind eine Seltenheit. Letztere braucht man aber, um Fortschritte auf lange Sicht machen zu können, aber selbst die Lootboxen garantieren nicht immer, das zu ernten was man braucht. Ob man also mit dem zusätzlich ausgegebenen Geld immer richtig liegt, um auch tatsächlich schneller voran zu kommen, sei dahin gestellt. Letztlich ist es eher das Glück, welches darüber entscheidet.

Dickes Endgame

Jedoch entscheidet das Glück nicht, in welche Rolle ihr in Fortnite schlüpfen wollt. Es gibt vier unterschiedliche Helden-Klassen, aber noch viel mehr verschiedene Helden. Alle Helden einer Klasse, können dieselben Skills erlernen, allerdings in einer anderen Reihenfolge. Während der Soldat mit besseren Werten und Fähigkeiten im Kampf punkten kann, hat der Konstrukteur dagegen Vorteile im Basen-Bau. Ideal ist es natürlich dann im Spielgeschehen, wenn man ein möglichst ausgeglichenes Team hat, da reine Feuerkraft insgesamt auf lange Sicht nicht reicht, um in Fortnite große Schritte nach vorne machen zu können. Im großen und Ganzen steuern sich die Helden alle recht ähnlich, bis auf die spezifischen Fähigkeiten. Und wo wir schon bei der Steuerung sind, die funktioniert gut, ist solide und auch stets präzise. Die Fortbewegung, als auch die Schusswechsel aus der Third-Person Sicht sind damit einwandfrei zu spielen.

Fortnite

Quelle: Epic Games/ Ingame.de

Das Spielgeschehen ist an sich eigentlich relativ repetitiv und einseitig. Erkunden und looten, Basis bauen, Zombies abknallen, im Menü dann upgraden und dann geht der Spaß von vorn los. Ohne Ausnahme. Mehr Abwechslung hätte da eine schöne Story bringen können. Aber Fortnite schafft es bis auf ein paar belanglose Sprachfunks oder Mini Sequenzen nichts zu erzählen, auch der gewollt aufgezwungene, leider aber unlustige Humor macht das Ganze nicht ansprechender. Fortnite hat zwar auch Humor, diesen zeigt es aber wohl mehr im Spielgeschehen, als über seine Dialoge, was zu großen Teilen auch dem wirklich sehr gelungem Comic-Look zu verdanken ist. Dass diese selten auch mal in die englische Sprachausgabe wechselt und dazu noch ganz andere Dinge sagen, als es die Untertitel anzeigen, hilft hier nicht sonderlich.

Fortnite

Quelle: Epic Games

Trotzdem macht Fortnite eine Menge Spaß. Zum Einen ist das Spielprinzip zwar unlängst bekannt, aber immer noch gut und hier nochmal verfeinert worden. Das Looten, Basen aufziehen und Zombie abschießen macht einfach richtig Laune, besonders wenn man mit Freunden im Teamchat spielt, blüht Fortnite so richtig auf. Dadurch, dass uns das Spiel immer wieder kleine Erfolgserlebnisse gönnt, hält es auch die Motivation zum Weiterspielen aufrecht. An der reinen Shooter-Mechanik gibt es ebenfalls nichts auszusetzen.

Early-Access oder was?

Aber ich muss nochmal auf die anfangs erwähnte Konzeption des Spiels zu sprechen kommen, weil man hier schnell auf Missverständnisse stoßen kann. Das Koop-Spektakel von Epic Games ist offiziell ein Early-Access Spiel, das ist leider irreführend, denn Fortnite ist eigentlich fertig. Zwar versprach man, das Spiel mit Inhalten und Fixes zu füttern, aber ich habe kein Indiz bemerkt, welches Fortnite unfertig erschienen ließ und ein Early Access Konzept rechtfertigt. Zumal will Epic Games jetzt 40 bis 150 Euro für das Spiel, nächstes Jahr kostet es nichts. Insofern muss man sich fragen, ob es das Geld plus ein paar Lootboxen wert ist, wenn man später auch komplett auf Zahlungen verzichten kann.

Fortnite

Quelle: Epic Games

Zudem fühle ich mich unwohl in einer ca. 60€ Version eines Spiels ständig mit F2Play Mechanismen konfrontiert zu werden, sprich den ganzen Mikrotransaktionen. Immerhin muss man aber auch anmerken, dass es trotz allem nicht zu einem völligen Ungleichgewicht kommt, da es keine Player vs. Player Matches gibt, sondern man stets Koop gegen die CPU vorgeht. Daher gibt es hier auch nicht wirklich Pay to win, sondern eher pay to progress, also zahlen, um schneller voranzukommen. Das mag für die geplante Free to Play Version sogar ein faires Modell zu sein, für die kostenpflichtigen Missionen finde ich es in der Menge etwas too much.

Fazit

Tolles Spiel, fragwürdiges Veröffentlichungsmodell. Mit diesen wenigen Worten lässt sich Fortnite am ehesten zusammenfassen. Die Koop Mechanik, in der man ein Areal erkundet, lootet, sich eine Verteidigungs-Basis errichtet, um schlussendlich eine Horde von Zombies nieder zu mähen ist wirklich spaßig und fesselnd, auch wenn das Prinzip auf Dauer eigentlich eher repetitiv ist. Die schier unendlichen Upgrade und Crafting Möglichkeiten motivieren aber trotzdem noch lange, was für ein ordentliches Endgame sorgen dürfte. Dem gegenüber steht ein merkwürdig gewähltes Early Access Modell. Fortnite kann ich an sich absolut empfehlen, ob ihr aber tatsächlich jetzt Geld ausgeben wollt, um das Spiel zu spielen, oder lieber auf den Free to Play Release wartet, bleibt eure Entscheidung.

Good

  • Gute Koop-Mechanik
  • Basenbau mit Fallen
  • Stetige Motivation durch kleine Belohnungen
  • Schöner Cartoon-Look
  • Gutes Handling
  • Dank massig Loot und Upgrades stimmt das Endgame

Bad

  • Merkwürdiges Veröffentlichungsmodell
  • Gegner-Variation könnte üppiger ausfallen
  • Könnte für manche zu repetitiv
8.2

Toll

The Guy who loves Videogames

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