Sex in Videospielen – überflüssig oder gute Ergänzung?

Witcher 3 Sex Scene

Quelle: CD Project

Die Filmindustrie macht es vor: Je mehr Sex, desto besser – sex sells. Während früher mit schüchternen Liebesszenen gearbeitet wurde, so steht es für einen Film heutzutage auf der Karte, mindestens eine Sexszene zu haben. Mittlerweile zieht auch die Videospielebranche nach, sodass es auch nicht mehr ungewöhnlich ist, die ein oder anderer Sexszene in einem Spiel zu sehen. Aber Sex und Videospiele – passt das? Aus der Marketing-Sicht würden manche sagen, dass dies selbstverständlich passt, da in der Lernpsychologie empirisch bestätigt wurde, dass sich Produktnamen besser einprägen, wenn sie in einem emotional erregenden Kontext auftreten. Andere berufen sich hingegen auf aktuellste empirische Untersuchungen, die starke Zweifel am Thema Sex-Sells aufkommen lassen. Zudem da ein so genannter Vampir-Effekt auftreten kann, wodurch die Aufmerksamkeit auf das Objekt der emotionalen Erregung gezogen wird anstatt auf das eigentlich beworbene Objekt. Ob dies nun aus marketing-technischer Sicht Sinn macht oder nicht, sollte eher nicht Teil dieser Kolumne werden. Viel mehr soll es darum gehen, ob es nötig ist, so wie es ist.

In den Spielen der letzten Jahre bemerkt man eine deutliche Zunahme von sexuellen Interaktionen zwischen Spielcharakteren, oft auch mit eigens dafür entwickelten Mechaniken und ausführlich beworbenem Romance-System. Werfen wir einen Blick in Richtung Mass Effect oder Dragon Age, dort gehört es eigentlich mehr oder weniger zum Spielgefühl, sich jemanden aus der Truppe auszusuchen und dessen Loyalitäts-Mission zu beenden um im Bett zu landen. Ein weiteres gutes Beispiel wäre wohl vor allem The Witcher 3, wo man neben Triss Merigold und Yennefer von Vengerberg auch noch mit diversen anderen Frauen seinen virtuellen Spaß haben kann. Ein weiteres populäres Beispiel wäre wohl die GTA-Reihe, wo einem auch immer wieder Gelegenheiten für die eine oder andere Nummer geboten werden. Selbst wenn es sich wie in Metro: Last Light zum Beispiel nicht um komplett freizügigen Sex handelt und man kaum mehr als eine Brust zu sehen bekommt oder es in unzähligen anderen Spielen auch nur Stripsteases gibt, so kann man nicht abstreiten, dass Sex in Spielen nun allgegenwärtig ist.

Es geht hierbei um die Debatte, wieso es in dem jeweiligen Umfang eingebaut wurde. In Mass Effect hält sich das noch in Grenzen, man absolviert Loyalitäts-Missionen und entscheidet sich (wenn man möchte) schlussendlich für ein Crew-Mitglied. Im Witcher hingegen kann man eben nicht nur zwischen den zwei Hauptdamen wählen, sondern hat noch jede Menge anderer Möglichkeiten, wie etwa Prostituierte. Nun stellt sich zwangsläufig die Frage, ob dies eingebaut wurde, damit der „Charme“ von Novigrad und co. eingefangen wird, oder ist dies eher ein Selling-Point für die etwas Jüngeren und leicht zu beeindruckenden ist. Möglicherweise ist es auch von beidem etwas. Immerhin kann man hier auch frei entscheiden, ob, wann und mit wem man es tun möchte. Da es vom Spieler initiiert werden muss und sich in den genannten Beispielen gut in die Spielwelt einfügt, sollte sich wohl keiner beschweren dürfen.

Kritischer stehe ich den gescripteten Sex-Szenen (und ähnlichem) gegenüber, wenn es also „zur Story gehört“ dass man sich ein paar Minuten lang anschauen muss, wie sich der Protagonist mit einem NPC vergnügt. Dies kann, selbst wenn es gut in die Welt eingebaut wurde (siehe Metro: Last Light), einfach nur unangenehm werden (siehe Metro: Last Light), nicht zuletzt, da man immer wieder das Gefühl hat, diese Szene wurde nur für die Zielgruppe männlich und 12-16 Jahre eingebaut. Leider kommt es aber auch immer wieder vor, dass eben solche Szenen mehr schlecht als recht in Spiele eingebaut werden (siehe Far Cry 3), in denen sie nicht nötig wären oder auch einfach nur schlecht umgesetzt werden (siehe QTE-Sex in Heavy Rain). Oft würde es völlig ausreichen und wäre sogar schöner, wenn man sich seinen Teil zu der Geschichte selbst denken muss – da kann ich auf die im Detail ausmodellierten Brüste auch gerne verzichten.

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