Kolumne: PS4 Slim & Pro – Stolpert Sony erstmals in der PS4 Geschichte?

Quelle: Sony

In aller Euphorie um das vergangene Playstation Event trugen sich in rasender Geschwindigkeit viele Meinungen und erste Eindrücke zu den neuen Sony Konsolen auf. Ein gutes Recht. Auch ich habe mir so meine Gedanken gemacht, mir das Event sogar noch ein zweites mal angesehen, und viele Berichte gelesen. Und nun glaube ich mir meine endgültige Meinung zum Playstation Meeting und zu den Konsolen gemacht zu haben. 

Die PS4 feiert Erfolge. Sony darf sich zurecht mit dem verdienten Ruhm schmücken. Nintendo machte den Konkurrenzkampf einfach, Microsoft kommt ebenfalls auch nach dem großen 180-Point und besserer Strategie nicht an Sony heran. Darum geht das Kapitel „Playstation 4“ in einen neuen Abschnitt. Die kleine Playstation 4 wird nämlich noch kleiner. Eine Slim Version für 299€ wird erscheinen. Anders als die Xbox One S ist sie jedoch nur ein bisschen kleiner als ihr Ur-Modell, beinhaltet aber sonst keinerlei Zusatzfunktionen. Und für mich ist die PS4 Slim die unnötigste Konsole seit sehr vielen Jahren. Wechseln wir nochmal zur Xbox.  

Die Xbox One. Was für ein klobiger Kasten. Die Meinungen zum Design der Konsole waren fast einstimmt. Hübsch war und ist sie nicht, und dazu ein echter Brocken. Schon seit Announcement wusste ich, hier wird mal ne Slim Version kommen. Und sie kam. Und sie lohnt sich aus platztechnischen Gründen. Man spart 40% an Platz, und jeder der eine One besitzt wird wissen wie gut das tut. Zudem bietet sie 4K Video Inhalte per Stream und per Bluray Disc, inklusive HDR, sowie überarbeiteten Controller mit Bluetooth zu einem Preis von 299€, inklusive Spiel. Auch ein der Leistung wurde minimal geschraubt. Man erhält nicht nur eine kompaktere Konsole, sondern auch den günstigsten nativen 4K Bluray Player den man kaufen kann. Das ist ein Deal, der sich durchaus lohnen kann. 

Quelle: Sony

Die Playstation 4 Slim macht dagegen nichts anders. Für wen soll diese Konsole dann bitte sein? Für Neukunden? Gewiss nicht. Die normalen Playstation 4 Modelle werden mit Erscheinen der Slim, sowie der PS4 Pro rapide im Preis sinken und sicher bald für 200-250 Euro zu haben sein. Wieso also 50-100 Euro mehr ausgeben für eine kompaktere Version? Die PS4 ist ohnehin schon so schlank, dass man keine Platz Probleme hat. Man schafft also eine Lösung, für ein nicht vorhandenes Problem. Sony kreiert dagegen eins! Die PS4 neigt nämlich gern auch mal bei hohen Temperaturen den kleinen Lüfter etwas schneller zu kreisen, das erzeugt Lautstärke. Eine noch kleinere Version erhitzt somit schneller, der Lüfter dreht sich noch schneller und die Lautstärke könnte von „im Rahmen“ zu „nervt etwas“ überwandeln. Eine zu schlechte Kühlung kann unter Umständen auch gern den Hardware Tod bedeuten. Hier hätte sich Sony ruhig Microsoft’s Historie mit der Xbox 360 anschauen dürfen, die können davon ein Lied singen.  

Oder ist die PS4 Slim etwa für PS4 Besitzer? Auch hier greift wieder das Argument, dass die Konsole eigentlich keinen Mehrwert bietet. Zudem kommt einen Monat später für 100€ mehr schon die PS4 Pro. Welchen Vorteil soll eine Slim also bieten? Und wenn ich ehrlich bin, sie sieht nicht besser aus, im Gegenteil. Während die PS4 mit ihren Kanten und ihren klaren Linien ein echter Hingucker ist, wirkt die Slim sehr viel weicher und „langweiliger“.  Zudem erscheint die Playstation 4 Pro nur einen Monat später. Als Überbrückung ist sie somit auch nicht zu gebrauchen. 

Ihr merkt schon, die PS4 Slim kommt bei mir nicht gut weg. Und der Tenor im Netz klingt ähnlich. Aber die Präsentation beim Playstation Meeting hat gezeigt, welchen Stellenwert die Konsole bei Sony einnimmt. Fast gar keinen, angesichts der sehr kurzen und drögen Vorstellung. Interessanter war dagegen die Sache mit der Pro. 

Quelle: Sony

Die PS4 soll in die Welt von Ultra HD Inhalten eintauchen. Die PS4 Pro soll’s möglich machen. Dafür sorgen sollen eine doppelt so starke Grafikkarte und eine etwas verbesserte CPU. Wahres 4K ist aber dennoch nicht drin. Zumindest Sony nicht ein mal während der Präsentation, dass man eine „native“ 4K Auflösung bieten können. Daher sollen spezielle Rendering Verfahren ein 4K Bild möglichst nachbilden. Doch das war schon vor der Präsentation klar. Schließlich ist natives 4K enorm hungrig. Digital Foundry etwa baute eine PS4 Pro mit den vermeintlich passenden Specs nach. Ergebnis war, dass trotz der besseren CPU, als sie tatsächlich bei der PS4 Pro zum Einsatz kommen wird, schaffte das Testmodell bestenfalls 30 Frames per Second bei diversen Spielen. GTA 5 oder Witcher 3 kommen mit der wahrscheinlich eingesetzten Grafikleistung auf knapp über 20 FPS. Schnell wird klar, die PS4 Pro wird nicht immer das virtuelle 4K bieten können. Man machte auf der Präsentation klar, dass es in den Händen der Entwickler läge. Im Fall des kommenden Spider-Man Spiels, ruckelte die vorgerenderte Szene ziemlich. Schnelle oder besonders riesige Spiele werden somit wahrlich komplett ausscheiden.  

Wer die Show per Stream verfolgte, wird zudem Probleme gehabt haben, dass gezeigte UHD Material in irgend einer Form zu bewerten, denn für alle, bis auf die in der Halle anwesenden, sah das Bildmaterial eben sehr nach Standard aus. Manch einer machte sich im Zuge dessen darüber lustig. Aber ich finde Sony’s Entscheidung, UHD Material zu zeigen gut! Schließlich konnten sich die Anwesenden ein gutes Bild davon machen, zum anderen wäre es fragwürdig eine 4K Konsole anzupreisen, ohne 4K Inhalte zu präsentieren. Auch habe ich Sätze gelesen wie, es würde sich eh noch nicht lohnen, da zu wenig Menschen einen 4K TV besäßen. Ja aber warum besitzen sie keinen? Weil es keine Inhalte gibt! Und die werden nun endlich kommen. Die PS4 Neo wird nicht nur Streams, sondern auch Gaming in (fast) 4K liefern. Nun hat man einen Grund. Manch Enthusiast wird im Hinblick auf den günstigsten Bluyray Player nun die Stirn runzeln. Bleibt die Xbox One S etwas der EINZIGE Bluray Player unter den Konsolen? Ja, denn Sony verbaut trotz Patent auf Bluyray keinen Player dafür! Somit sind 4K Inhalte nur auf einige Games und zwei, drei Serien auf Netflix beschränkt. Was ein Dämpfer. 

 

Den großen Mehrwert der PS4 Pro wird aber etwas ganz anderes ausmachen, nämlich der Verzicht auf 4K! Während grundsätzlich schon mal die Auswahl an umsetzbaren 4K Spielen beschränkt ist, kann die Konsole bei 1080p voll auf den Putz hauen. Mehr Details, klarere Texturen und erhöhte Framerates sind das Ergebnis. Sony zeigte nämlich viel solchen Materials. Das sah auch nett aus, aber wieso stellte man kein herkömmliches PS4 Material gegenüber um einen Vergleichswert zu haben? Das machte die erneute Einschätzung ziemlich schwierig, obwohl der Leistungsboost natürlich in dem Fall deutlich nachvollziehbarer ist. Ähnlich wie eine PC Version, die man mit mittleren und hohen oder sehr hohen Einstellungen vergleicht. Der Mehrwert ist da! Und nicht nur für herkömmliche Spiele, sondern auch für Playstation VR. Auf der normalen PS4 wurden ja nur kleinere Spiele und Tech Demos gezeigt, Resident Evil 7 in VR soll dagegen laut erster Spieler viele sehr matschige Texturen und enorm grob aufgelöste Pixel beinhalten. Und da greift die Pro dazwischen und könnte für deutlich bessere Texturen sorgen. Wer also nicht nur kleine Spielchen per PS VR zocken will, sollte unbedingt auf PS4 Pro rüsten. 

Quelle: Sony

Zuletzt noch ein kleiner Rant gegen HDR. Spätestens seit der Xbox One S der Trendbegriff schlechthin, wenn es um Farbendarstellung und Beleuchtung bei Konsolen bzw. Displays geht. Während dieses Feature auf Seiten Microsofts allein den Xbox One S und wahrscheinlich Scorpio Usern gehört, sollen alle Playstation 4 Nutzer in den Genuss kommenden können, was natürlich eine gute Entscheidung ist. Viel mehr rege ich mich aber über die Wahrnehmung auf. Im IGN Stream schwärmte man förmlich deswegen auf Wolke 7. Klar, das Update ist kostenlos. Aber cui bono? Wem nützt das? Die meisten wissen wahrscheinlich wohl gar nicht, dass ihr TV Gerät überhaupt kein HDR unterstützt, viel mehr noch, um es nutzen zu können muss man sehr tief in die Tasche greifen. Selbst bei 1000€ Fernsehern ist HDR oftmals noch nicht mal enthalten, erst wenn man dann noch einige Hunderter drauf legt wächst die Auswahl auch. Zudem muss man, um das Versprechen Sony’s genießen zu können auch einen 4K TV kaufen, idealerweise also mit HDR, dazu natürlich PS VR, um die Vorteile der Konsole nutzen zu können, und schon landet man in einem ordentlichen vierstelligen Bereich. Und das alles um unechtes 4K, HDR und ein VR Headset nutzen zu können? Enthusiasten sind hier an der falschen Adresse. Vielmehr möchte Sony zu einem möglichst niedrigen Preis lediglich den Einstieg in die Welt solcher Technologien bieten. Das ist an sich keine schlechte Strategie, in einem Bereich der von Leuten umgeben ist, die dafür auch tiefer in die Tasche greifen würden ist dies jedoch auch wiederum fraglich. 

Wenn ich rein die Präsentation beachte, und die Slim Ankündigung mal komplett ignoriere, dann hat Sony eine ganz trockene, aber voll und ganz solide Show geboten. Die Präsentation der PS4 Pro Features war gelungen, da diese auf Grund technischer Limitierung für viele nicht greifbar war, aber schwierig. Das ist allerdings kein Vorwurf, sondern ein eben unglücklicher Umstand. Aber so ist das eben wenn man in die Zukunft weisen will. Zudem punktete man mit viel Gameplay Material, welches leider nicht mit der normalen PS4 verglichen wurde. Auch schade ist, dass man keine konkreten Zahlen zur Leistung nannte. Wenn ich dagegen rein über die Konsole nachdenke, so erheben sich viele Zweifel. Kein Bluray Laufwerk, kein echtes 4K, das zudem nicht immer genutzt werden kann, und wenn dann nur mit 30 FPS. Ein zudem mäßiges Design, denn das Gerät ist enorm groß und sieht aus wie zwei zusammen geklebte PS4 Slim’s, und abseits davon ist das volle Potenzial nur erreichbar, wenn man damit verbundene hohe Anschaffungskosten für TV und/oder VR Gerät in Kauf nimmt. Punkten kann man dagegen mit einen unglaublich guten Preis für die Konsole selbst. Auch die Vorwärtskompatibilität für Spiele und Netflix Inhalte ist lobenswert. Am besten gefällt mir aber die Nutzung der Leistung für die bekannte 1080p Auflösung, als auch für Playstation VR. Im Fazit fällt meine Reaktion also sehr gemischt aus. 

 

Fazit

Sony bringt zum einen mit der Playstation 4 Slim eine völlig unnötige Konsole, die eigentlichen keinen Markt hat, und zum anderen die für die meisten viel attraktivere PS4 Pro. Die Slim dürfte aufgrund der anfangs erwähnten Position am Markt nur eine Randnotiz werden, die preislich trotz der 299€ gegen die „alte“ PS4 verlieren wird, als auch wegen ihrer Größe keine wirklichen Vorteile bringt, dazu sogar in Sachen Funktionalität gegen die nur einen Monat später erscheinende und nur 100€ teurere PS4 Pro klar den kürzeren zieht. Die sei für Pro Gamer, für Enthusiasten. Erstmals ist  4K Gaming auf der Konsole möglich, und auch das müsste in Anführungsstrichen gesetzt werden. Es wird lediglich auf 4K hochgerendert, nur ein paar Spiel werden vorerst unterstützt und mehr als 30 FPS kann man nicht erwarten. Zudem fehlt aus unerklärlichen Gründen der von Sony patentierte Bluray Player, weswegen lediglich zwei Serien auf Netflix vorerst als 4K Inhalt genügen müssen. Immerhin ist die Konsole vorwärtskompatibel. Nein, die PS4 Pro ist wahrlich nicht die beste Lösung für ein optimales 4K Erlebnis. Da bilden der PC, als auch bald Scorpio, die deutlich bessere Alternative in Sachen Qualität der 4K Leistung. Dafür bietet Sony die preislich beste Möglichkeit, und das scheint es viel mehr zu sein, was man erreichen möchte. Sony gibt euch nicht das beste Erlebnis mit der PS4 Pro, aber sie gibt es euch zum Kampfpreis, um es möglichst vielen bieten zu können. Zudem bietet die Pro Version innerhalb der PS4 Familie das deutlich beste VR Erlebnis, gegenüber der herkömmlichen PS4. Dies ist also zusammengefasst eher eine Konsole zum reinschnuppern, die großen Vorteile liegen dagegen bei der hochwertigeren Darstellung von Full HD Inhalten. Wer aber ein wahres 4K Erlebnis mit Bluray Player sucht, der wird ungeachtet des Preises mit dem PC oder, um bei den Konsolen zu bleiben, mit Scorpio glücklicher werden. Um abschließend also die Überschrift zu beantworten: Ja! Sony offenbart erstmals seit PS4 Vorstellung klare Schwächen im Unternehmens -und Produktkonzept ihrer Konsolenpolitik. Nach all den großen E3 Auftritten und Marketing Auftritten ist ein ewiger Höhenflug aber natürlich nicht möglich. Schadet es der PS4? Natürlich nicht, Sie wird nach wie vor als Verkaufssieger dieser Generation herausgehen. Aber viel gespannter sollten unsere Augen nun ins Grüne Lager blicken, denn die reiben sich augenscheinlich die Hände und prahlen schon mit ihrer Scorpio Konsole. Zurecht? Warten wir es ab. Fest steht, dieser Konsolenkrieg ist noch nicht gänzlich vorbei. Oder fängt eine neue Schlacht gar schon an?

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