Aktueller Stand zum Verhältnis zwischen Politik und eSport

Sport ist nur Sport, wenn geschwitzt und keine Gewalt ausgeübt wird – richtig? Für viele ist dies die kurze Definition von Sport. Seit Jahrzehnten scheiden sich in unserer Gesellschaft die Geister, ob Schach eine Sportart ist oder nicht. Schließlich ist keine körperliche Anstrengung involviert. Ähnliches gilt für Sportarten wie Boxen. Für die einen ist es einfach nur ein brutales aufeinander gekloppe, für die anderen eine der faszinierendsten Sportarten der Welt. Dieser nie zu enden scheinenden Diskussion gesellt sich nun eine weitere aufstrebende “Sportart” hinzu. Es ist der eSport. Die wichtigen Akteure im eSport setzen sich vehement für die Anerkennung des eSports als offizielle Sportart in Deutschland ein. Manch einer ist sogar schon einen Schritt weiter und möchte eSport als olympische Disziplin etablieren. Wie kam es zu diesen Entwicklungen und wie sieht der aktuelle Stand zum Verhältnis zwischen Politik und eSport in Deutschland aus?

Der rasante Aufstieg der eSport Branche

Die Deloitte-Studie zum deutschen eSports-Markt 2018 und dem Branchenverband game zeigt deutlich, dass der Bereich kein Nischendasein mehr fristet. Stefan Ludwig, Partner und Leiter der Sport Business Gruppe bei Deloitte, sagt diesbezüglich: “Wir rechnen damit, dass eSports 2020 ein globaler Milliardenmarkt mit einem Umsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro ist. Für den deutschen Markt erwarten wir Umsätze von etwa 130 Millionen Euro.” Die wichtigsten Erlösquellen sind dabei Sponsoring und Werbung. Hauptursache für die vermehrte Beteiligung am Esport ist die hohe Relevanz der adressierbaren Zielgruppen, darunter beispielsweise die Generation Z. Das Esport-Publikum wird als fachlich gebildete Gruppe junger Erwachsener mit erheblicher Zahlungskraft charakterisiert. Während die Generation Z aufgrund ihres geänderten Medienkonsums nur noch schwer über etablierte Massenmedien erreicht werden kann, ermöglicht der Esport aufgrund seiner hohen Reichweite durch Internet und Live-Events eine wirkungsvolle Alternative. Wie ernst zunehmen E-Sport ist zeigt sich auch daran, dass Vereine wie Schalke 04 und Paris Saint Germain mittlerweile eigene League of Legends-Teams – ein Multiplayer-Online-Spiel – unterhalten. Oder auch daran, dass bei Buchmachern wie vulkanbet.com/de Wetten auf eSport Ereignisse platziert werden können.

Das schwierige Verhältnis von Politik und eSport

Wie in den traditionellen Sportarten entsteht auch im eSports inzwischen ein eigenes Vereins- und Verbandssystem. Neben dem von Spielern gegründeten „eSport-Bund Deutschland“ (ESBD) ist hier vor allem der Verband „game“ zu nennen. Er vertritt die Interessen von Entwicklern, Publishern und Spiele-Anbietern und ist Träger der „gamescon“, dem weltgrößten Event für Computer- und Videospiele. Beide Institutionen verfolgen derzeit ein wesentliches Ziel: Die Anerkennung von eSports als Sportart und damit auch die Anerkennung der Gemeinnützigkeit von eSports-Vereinen und einer olympischen Perspektive. Die aktuelle Regierung aus CDU und SPD hat diese Thematik zu Beginn ihrer Amtszeit in den Koalitionsvertrag mit aufgenommen. Die Koalitionspartner fordern im Koalitionsvertrag, dass der elektronische Sport in Deutschland als offizielle Sportart anerkannt wird. Das im Koalitionsvertrag festgehaltene Ergebnis besagt, man erkenne „die wachsende Bedeutung der E-Sport-Landschaft in Deutschland an. Da E-Sport wichtige Fähigkeiten schult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind, Training und Sportstrukturen erfordert, werden wir E-Sport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen.“ Im Februar 2019 hat sich der Sportausschuss des Deutschen Bundestags mit dem Thema eSport beschäftigt und dazu unter anderem Experten des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) und des eSport-Bund Deutschland (ESBD) geladen. Ergebnis: Sowohl in der Union als auch in der SPD gibt es komplett gegensätzliche Positionen mit Blick auf die im Koalitionsvertrag vorgesehene „vollständige Anerkennung von eSport als Sport“. Seit dem 14. März 2019 existiert im Bundestag der „Parlamentskreis eSport und Gaming“, initiiert von FDP-Digitalpolitiker Manuel Höferlin. Von Anfang an dabei sind Bundestagsabgeordnete, die sich bereits in der Vergangenheit mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Mehr als 40 Abgeordnete sollen grundsätzliches Interesse am Parlamentskreis angemeldet haben – auch eSport-Skeptikern und -Kritikern soll das Gremium offen stehen. Auf Landesebene profiliert sich Nordrhein-Westfalen immer mehr als eSport- und Gaming-Standort, angetrieben von der schwarz-gelben Landesregierung.  Deutschland nähert sich dem Thema jedoch noch zögerlich. In asiatischen Ländern wie Japan, Südkorea und China, aber auch den USA und Frankreich ist eSport längst als Sportart anerkannt und erfährt damit eine deutlich stärkere Förderung. Wenn Deutschland nicht weiter ins Hintertreffen geraten soll, muss die Politik jetzt das zu Papier gebrachte noch mehr in die Tat umsetzen.

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