Test: Risen 3 – Titan Lords Enhanced Edition

Wir haben die Risen 3: Titan Lords Enhanced Edition für euch getestet. Ob die Version für die Current-Gen-Konsolen die Fehler und Kritikpunkte der alten Version ausgemerzt hat und was es sonst noch für Änderungen und Wissenswertes gibt, erfahrt ihr in unserem Test.

Story

Die Handlung des Spieles hat sich im Vergleich zu der älteren Version natürlich nicht geändert und bleibt somit auch eher unspektakulär. Als junger Pirat befindet ihr euch mit eurer Schwester Patty auf Schatzsuche und werdet von einem mysteriösen Dämon getötet. Bei diesem Dämon handelt es sich um den Schattenlord der Feigheit, welcher eure Seele raubt. Eure Begleiter betrauern euch und begraben euch schließlich. Doch dann trifft der Voodoo-Arzt Bones auf euer Grab und erweckt euch zu neuem Leben. Mit diesem zusammen begebt ihr euch auf die Reise und Sucht einen Weg, eure Seele wieder zu bekommen. Doch während eurer Abwesenheit begann ein Krieg zwischen den Menschen und den Schatten. Nun gilt es, einer der drei Fraktionen beizutreten und mithilfe dieser die Schatten zu bezwingen und die Seele zurückzuerlangen.

Der Einstieg: Direkt wieder aufhören?

Quelle: Deep Silver

Beim Einstieg in das Spiel läuft quasi alles falsch, was nur falsch laufen kann. Direkt zu Beginn bekommt man jede Menge Matschtexturen zu sehen und wird während des gesamten Einstiegs von permanentem Tearing, jeder Menge Rucklern und holprigen Animationen begleitet. Dieses Problem gab es schon bei der PlayStation 3 und Xbox 360-Version, also wieso gibt es dieses auch auf der Current-Gen? Hat man das erste kurze Level überstanden ohne abzuschalten, kann man sich direkt auf das lächerliche Tutorial vorbereiten, welches erwachsene und erfahrene Rollenspieler an so mancher Stelle verzweifeln lassen wird. Im Tutorial ist man mit seiner Schwester Patty unterwegs, die gerne mal Sätze sagt wie „Eine Schaufel! Hier hat jemand wohl etwas vergraben. Aber wo genau?“, während man direkt vor einem in rot auf den Boden gemalten Kreuz steht.  Schon nach kurzer Zeit hat man das Gefühl, man Spiele einen kleinen Jungen und keinen erwachsenen Pirat. Während man sich im Tutorial immer weiter bewegt, stößt man auf einen riesigen Baum vor einer Schlucht, den man sehr gut als Brücke nutzen könnte. Doch wie fällt man einen riesigen Baum? Ach ja: Man reißt ihn heraus und schmeißt ihn um. Man hat das Gefühl es will kein Ende nehmen, auch wenn das Tutorial eigentlich sehr kurz ist. Liegt man schlussendlich im Grab, da der mysteriöser Dämon (der Schattenlord der Feigheit) uns ausgesaugt hat, sieht man wie die Schwester Patty am Grab weint. Diese Szene hätte sehr emotional werden können, doch leider war sie es nicht. Das weinen von Patty klingt einfach falsch und dadurch wird der Moment eher unfreiwillig lustig. Des weiteren ist es verwunderlich, dass man nach drei Wochen als toter Mann durch Bones aufersteht und sich dann verhält, als wäre nie etwas passiert. Dies sind vielleicht eher Kleinigkeiten, doch muss genau auf so etwas in einem Rollenspiel geachtet werden.

Kampfsystem

Quelle: Deep Silver

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Gegner mit der Zeit auch fordernder werden. Somit steigt der Anspruch in den Gefechten auch immer mehr und man muss sich überlegen, wann ein schneller oder starker Hieb, ein Schuss oder ein Ausweichmanöver. Die Balance ist also gegeben, allerdings wirken die Kämpfe oft auch etwas langweilig. Man schlägt relativ langsam zu, während die Gegner oft blitzschnell ausweichen oder zuschlagen können. Somit wird der Kampf teilweise immer mehr in die Länge gezogen. Es gibt auch zum Teil Probleme in Räumen mit schnellen Gegnern, denn ist man einmal in der Ecke, so kann es passieren, dass jeder einzelne Schlag unterbrochen wird, da der schnellere Gegner angreift. Doch hier kann die Pistole das ganze etwas retten, da diese schnell einzusetzen ist. Hat man allerdings fordernde Gegner (möglichst nur einen) so kann man mit gutem Timing auch einen ordentlichen Kampf zeigen und starke Trefferfolgen erzeugen. Hat man den dreh aber noch nicht raus, kann man sehr schnell von der Bildfläche verschwinden. Es empfielt sich daher auch, nur einen Gegner gleichzeitig zu bekämpfen. Und das ist dank der zum Teil wirklich blöden Feind-KI auch meistens möglich. Ein Begleiter lenkt sie ab und ihr schnappt euch einfach einen Gegner nach dem anderen. Falls es doch einmal knapp wird, kann man sich so viel Heilen wie man möchte, da es keinen Abkühltimer gibt und Vorräte in Massen zu finden sind.

Dann kommt aber noch Magie hinzu. Bringt diese etwas mehr Spannung in die Kämpfe? Eher im Gegenteil, denn schon recht früh ist es euch möglich, sehr starke Magie zu verwenden, wodurch euer Feind nur noch schneller besiegt wird. Wenn man erst einmal ein paar Stunden gespielt hat, ist es meistens möglich, Feinde auf die immer selbe Art zu besiegen. Auch hier wird es nur dann wieder schwer, wenn es zu viele Feinde sind und es dadurch unübersichtlich wird.

Quests, Ruhm und Moral

Quelle: Deep Silver

Die Konversationen im Spiel sind in erster Linie für das vergeben von Quests nötig. Hier und da gibt es noch etwas Zusatzinformation, jedoch sollte man nicht mit tiefen Dialogen rechnen. Meistens sind diese einfach Platt und nur für die Überlieferung der wichtigsten Informationen gut. Mich persönlich freute das an vielen Stellen auch, denn -wie bereits erwähnt- sind einige der Stimmen einfach unpassend und die Charaktere gestikulieren in einem beängstigenden Maß. Statt auf Gestik hätte man hier eher auf Mimik setzen sollen. Darüber muss man allerdings hinweg sehen, wenn man auf der Suche nach Quests ist. Zum Glück gibt es mehr als genug Quests und die Spielwelt öffnet sich auch recht schnell, so dass man dann seine eigene Geschichte erzählen und jede Menge Gold verdien kann. Das Gold ist auch nötig, denn es wird immer teurer an gute Ausrüstung heran zu kommen. Glücklicherweise findet man aber auch quasi überall etwas Gold -sogar auf Dächern. Allgemein sind die Quests recht gut miteinander verbunden, auch wenn viele  Quests nach Art „Geh da hin und hol mir das!“ ablaufen. Da muss man in den Gesprächen oft nicht einmal zuhören.

Piraten wollen natürlich auch viel Ruhm (Erfahrungspunkte) für ihre Taten bekommen. Und den bekommt ihr auch. Andauernd. Für fast jede Aktion. Sobald ihr etwas Entdeckt oder sogar eine Truhe öffnet erhaltet ihr Ruhm. Das wird irgendwann beinahe lächerlich für ein Rollenspiel. Ihr könnt mit dem Ruhm insgesamt acht Attribute verbessern, wie etwa Nahkampf, Fernkampf, Magie oder List. Nichts besonders neues oder interessantes. Allerdings ist es interessant, dass man für manche Fähigkeiten einen Trainer besuchen muss, welcher euch dann zum Beispiel das Schmieden beibringen kann.

Dann gibt es da noch die Moral: Seid ihr ein guter oder ein böser Mensch? Dies bestimmt euer Moral-Wert. Beraubt oder tötet ihr unschuldige Menschen, so sinkt der Moral wert. Führt ihr gute Aktionen durch, steigt dieser. Das Moralsystem gaukelt eine Trennung zwischen gut und böse vor, denn mit Konsequenzen habt ihr nicht zu rechnen. Sowohl Begleiter als auch andere Menschen zeigen keine Reaktion darauf. Wieso sollten sie auch auf Moral reagieren, wenn man sie sogar bestehlen kann und oft keine Konsequenzen zu erwarten hat? Allgemein sind die Reaktionen der Menschen auf fragwürdige Aktionen oft unrealistisch. Ihr steht etwas und werdet ermahnt, dann steht ihr noch etwas und es passiert das selbe, noch mehr und es kommt zum Beispiel gar keine Reaktion mehr. Dass sie zu den Waffen greifen kann passieren, ist aber eher selten der Fall und falls doch haut man die frisch gebackenen Gegner um, denn Moral interessiert sowieso niemanden.

Grafik

Die Grafik ähnelt der, der bereits erschienenen Version von Risen 3. Für die Current-Gen-Version wurden angeblich neue Post-Processing-Effekte eingesetzt, allerdings ist davon kaum etwas spürbar. Die Texturen sind zum Teil einfach matschig oder verschwommen und die Weichzeichnung des Vordergrunds ist ungemein nervend. Ich könnte noch weiter zur Grafik ausschweifen, allerdings belasse ich es lieber dabei und sage, dass sich diese im Vergleich zu der alten Version kaum verändert und nicht auf dem Stand von PlayStation 4 und Xbox One ist.

Fazit

Die Story in Risen 3 ist nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt fesselnd und die Technik ist -ähnlich wie bei der älteren Version- zum Teil fehlerhaft, beziehungsweise zeigt sich oft nicht von der besten Seite. Wer den misslungenen Einstieg übersteht, kann mit dem Titel am Ende sicherlich noch etwas Spaß haben, sollte jedoch kein ausgefeiltes Rollenspiel mit super Grafik erwarten. Im Grunde genommen ist die Risen 3: Titan Lords Enhanced Edition nur etwas für die unter euch, die das Spiel noch nie gespielt haben und Interesse am karibischem Setting haben. Daher muss ich leider sagen, dass Deep Silver auch bei der normalen Edition hätte bleiben können, vor allem da die PC-Version nun auch ein Update bekommen hat, welches zum Beispiel neue Post-Processing-Effekte dem Spiel hinzufügt.

Good

  • Jede Menge Quests
  • Schon früh eine offene Spielwelt
  • Viel zu Entdecken
  • Gutes Balancing

Bad

  • Furchtbarer Einstieg mit technischen Schwächen
  • Aktionen haben kaum Einfluss auf Spielverlauf
  • Schwache Grafik
  • Schlechte Dialoge
  • Kampfsystem nicht ausgereift
6.1

Okay

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