Ein großes, kleines Meisterwerk – Ori & the Blind Forest im Test

Quelle: Moon Studios/ Microsoft

Ori and the Blind Forest. Hinter dem mystisch anmutenden Namen verbirgt sich ein Spiel, welches in Kooperation mit den Moon Studios und Microsoft entstanden ist. Schon die ersten Bilder und Trailer verrieten uns, dass es den Spieler auf eine schöne Reise zum Wohlfühlen mitnehmen wird. Nun ist mir aber klar, nachdem ich die Xbox One Fassung gespielt habe, wie falsch wir alle damit lagen. 

 

Lass dich entführen

Naru, ein molliges schwarzes Wesen mit weißem Gesicht, bemerkt in einer stürmischen Nacht ein auffälliges Licht. Naru durchstreift den Wald in Richtung des Lichts, welches sich als kleines Wesen entpuppt. Ein sogenannter Waldgeist. Naru nimmt den kleinen Geist namens Ori auf und zieht es auf, behütet es wie eine Mutter. Eines Tages ereignet sich jedoch eine Katastrophe, die den Wald verändert. Die einst mit Früchten gefüllten Baumkronen sind leer, Dürre und Kälte beherrschen das Land. Im Zuge dieser Tragödie stirbt Naru, und der kleine Waldgeist verlässt den Ort und folgt dem Ruf des Waldgeistes.  

Schon das Intro von Ori & the Blind Forest versprüht eine unglaubliche Magie. Das ist auch dem großartigen Grafikstil des Spiels zu verdanken. Die Umgebungen sind malerisch, bunt, auch mal düster, aber immer mit einer Detailverliebtheit versehen, wie man sie nur selten bestaunen darf. Mich hat der Charme direkt eingefangen. Zudem waren schon die ersten Minuten von Ori & the Blind Forest so voller Traurigkeit und Emotionen. Ich habe mich wirklich auf eine Spiel eingestellt, dass sich so spielen lässt, wie es aussieht. Falsch gedacht! 

„Magisch“ beschreibt das Spiel wohl am besten
Quelle: Moon Studios/ Microsoft

Wir spielen den namensgebenden Charakter Ori, ein kleines flinkes Wesen, in einer zweidimensionalen Welt. Es gilt das Gleichgewicht der Welt zu richten und das Spiel führt uns dabei durch ein großes Abenteuer. Ori springt zunächst nur mit einem Druck auf dem A-Knopf. Wir erhalten jedoch noch weitere Fähigkeiten, wie etwa den Doppelsprung, den Stampfer, oder den Wandsprung. Sie sind extrem wichtig um sich in der Welt des Spiels fortzubewegen, die Level sind voll gespickt mit Geschicklichkeitspassagen und kleinen Rätseln, die sich nur mit Hilfe der Fähigkeiten bewältigen lassen. Und mit der Zunahme der neuen Errungenschaften, steigt auch schnell der Schwierigkeitsgrad. Und so passiert es schnell, dass man eine Passage schon mal im zweiten Durchlauf meistern muss. Oder im Dritten…oder Vierten…oder noch mehr. Denn Ori & the Blind Forest ist nämlich eins ganz besonders: Bockschwer! 

 

 And again, and again, and again….

Die Fassade täuscht. Das so kindlich wirkende Spiel, das den Spieler in eine Traumwelt gefangen nimmt, hat einen Schwierigkeitsgrad wie ich ihn selten erlebt habe. Ich war nicht nur einmal kurz davor den Controller durch das Fenster zu werfen, oder ihn mal meiner Wand vorstellen zu wollen.  Auch wenn jetzt der Verdacht aufkommen könnte, es wäre eine Spiel mit Frust, kann ich das nicht so ganz unterschreiben. Wenn nämlich Frust entsteht, dann ist der Spieler Schuld. Ich ganz allein war dafür verantwortlich, dass ich so viele Tode gestorben bin, das Spiel selbst ist nie unfair oder selbiges, ich habe mich immer über mich geärgert und nicht über das Spiel. 

Spiele werden immer einfacher? Das hier ganz sicher nicht!
Quelle: Moon Studios/ Microsoft

Und habe ich den Abschnitt dann doch endlich geschafft, fühlte ich mich so glücklich und stolz darüber weiter gekommen zu sein. Denn die Motivation geht nie verloren. Ich war immer trotzdem drauf und dran die Passage zu durchqueren. Es lohnt sich sogar die Orte auch ein zweites Mal zu bereisen, denn mit dem wachsenden Arsenal an Fertigkeiten ergeben sich neue Wege und Stellen, die Ori dann erreichen kann. 

Das liegt vor allem auch an der Abwechslung, die Ori & the Blind Forest mir bietet. Die Entwickler ließen sich immer wieder neue Hürden und Hindernisse einfallen, immer wieder andere Knobeleien, die mich vor eine große Herausforderung stellten. Ob Magnetsteine, an denen man nur mit einem bestimmten Stein haftet, mit Stacheln behaftete Wände, die uns zwingen mit einer Feder als Fallschirm, die Wege entlang zu gleiten, oder Schieberätsel, die wir noch mit zusätzlichen Hindernissen meistern müssen, Ori bietet eine solche Kreativität was die Rätsel anbelangt, dass ich mich hin und wieder wie in einem Zelda-Teil mit malerischer Grafik fühlte. 

Die Rätsel sind herrlich kreativ
Quelle: Moon Studios/ Microsoft

Glücklicherweise steuert sich Ori butterweich durch die Umgebungen und hüpft und springt absolut präzise durch das Geäst oder Höhlen. Xbox One Pad sei Dank. PC Spieler sollten ebenfalls unbedingt ein Gamepad anschließen. Das Spiel ist so schon eine große Herausforderung, es mit Tastatur durchspielen zu wollen, erscheint mir schon fast unmöglich zu sein. 

Aber auch so manche Gegner haben mich hin und wieder vor eine harte Probe gestellt. Mit einem Klick auf die X-Taste verschießt Ori Geistesblitze, mit denen die Feinde bezwungen werden sollen. Die machen es einem dennoch nicht einfach. Sie unterscheiden sich nämlich in ihren Schwächen, Stärken und Angriffsweisen und machen es einem nicht gerade einfacher, als es die Sprung- und sonstigen Geschickligkeitspassagen tun. Wenn ich X gedrückt halte, lädt sich der Blitz auf und löst einen größeren Angriff aus. Aber das geht nicht immer. Die Attacke benötigt nämlich eine Energiezelle, welche man auf seinem Weg immer wieder durch einige Pflanzen auffüllen kann.

Mit neuen Fähigkeiten erreicht ihr Vorsprünge, die euch zuvor verwehrt geblieben sind
Quelle: Moon Studios/ Microsoft

Mit der Zeit kann man auch immer größere Mengen an Energiezellen mit sich tragen, aber nicht nur für Angriffe solltet ihr die blauen Kugel einplanen, denn in Ori & the Blind Forest speichert ihr mit ihnen auch. Hält man die B-Taste gedrückt, wird ein Speicherpunkt errichtet, auf Kosten einer Energiezelle, deswegen sollte durchdacht werden wo man speichert, was eine taktische Note einbringt, die ebenfalls dazu einlud, dass ich mich über meine Vergesslichkeit ärgern konnte, wenn ich nach mehrmaligen Scheitern immer noch vergessen habe an der nächsten Plattform zu speichern. Es gibt aber ebenfalls feste Speicherpunkte. An ihnen kann nicht nur der Spielstand gesichert werden, dort lassen sich auch Fähigkeitspunkte einlösen, ihr erhaltet auf eurer Reise nämlich immer wieder die begehrten gelben XP. Zu einem vollen Punkt angesammelt könnt ihr diesen dann in einen der drei Zweige des Skill-Trees investieren. So ist es euch überlassen, ob ihr eure Kampffertigkeiten verbessern wollt, beim Speichern extra Leben erhalten wollt oder ähnliches. 

Die Entwickler beschreiben ihr Spiel nämlich als Vertreter der Metroidvania Spiele, spielerisch also angelehnt an die früheren Ableger der Metroid und Castlevania Reihe. Die Moon Studios versehen ihr Spiel somit aber noch um einen Hauch von RPG, und das funktioniert wirklich sehr gut. Tatsächlich ist man oft angespornt Fähigkeitspunkte zu sammeln, um die hilfreichen Fähigkeiten zu ergattern. Auch spielerisch wird Ori seinen geistigen Vorgängern absolut gerecht. Fans der alten SNES Spiele werden sofort damit ihre Freude haben. 

 

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