Im Review: Der Butterfly-Effekt in Life is Strange – Episode 1 Chrysalis

Quelle: Square Enix

Nach dem umstrittenen Remember Me von dem Entwicklerstudio Dontnod, welches Kritiker und Spieler leider nicht ganz überzeugen konnte, aber viele interessante Ansätze hatte, wagen sie nun ein neues Projekt. Zusammen mit Square Enix als Publisher veröffentlichten sie jetzt ihre erste Episode zu Life is Strange für PS4, PS3, PC, Xbox 360 und Xbox One. Ganz wie die Telltale Spiele versucht man sich an ein Episodenformat und nicht nur das erinnert an den Konkurrenten. Wie wir die erste Folge mit dem Titel Chrysalis fanden, erfahrt ihr bei uns im Test. Wollen wir mit der Zeit voran schreiten oder doch lieber wieder auf Anfang zurückspulen?

Drogen, Cheerleader, Sex und Mobbing

Die Geschichte in Life is Strange dreht sich um die 18 jährige Max. Diese kehrt nach 5 Jahren in ihre einstige Heimatstadt Arcadia Bay zurück, um auf die renommierte Blackwell Academy zu gehen. Jenes Institut nimmt nur ausgewählte Personen auf und Max hat es geschafft, dort einen Platz und ein Stipendium zu bekommen, um in dem Bereich Photographie sich weiter vertiefen zu können. Dabei könnte alles so schön sein, wo doch auch der berühmte Fotograf Mark Jefferson ihre Klasse unterrichtet.

Jedoch ist Max nicht gerade die extrovertierteste. Während diese eigentlich hoffte, den kindischen Grabenkämpfen von der Highschool entkommen zu können, die sie einfach nur unmöglich fand, stellt sie schnell fest, dass es auch hier nicht anders ist. Üblicherweise gibt es auch hier wieder Cliquen wie die Überprivilegierten, wie Nathan und Victoria, die eher versuchen Max fertig zu machen. Andere Themen wie Drogen, Sex, Musik, Hobbys oder die Sprache werden alle thematisiert, was das Ganze schon fast sozialkritisch erscheinen lässt. Max hat die Stellung einer Beobachterin, die alles nur durch ihre Kamera festhalten möchte. Dies ändert sich jedoch alles an dem Tag, als Max feststellt, dass sie besondere Fähigkeiten besitzt, die ihr eine gewisse Verantwortung bescheren. Frei nach Onkel Ben aus Spider-Men: „Mit großer Macht kommt große Verwantwortung!

Die Szene, die alles verändert
Quelle: Square Enix

So beobachtet sie relativ zu Anfang des Spiels, wie Nathan eine blau-haarige Punkerin auf der Damentoilette mit einer Pistole erschießt. Vor Schreck streckt Max ihren Arm aus und das Unglaubliche geschieht. Die Zeit beginnt rückwärts zu laufen und sie hat die Möglichkeit die Punkerin zu retten. Von da an kann Max diese Fähigkeit nach Belieben einsetzen um Entscheidungen oder Antworten zu beeinflussen. Hieraus entspannt sich dann eine Geschichte um alte Freundschaften und die Suche nach Rachel, einem verschwundenen Mädchen, dass offenbar in der ganzen Stadt beliebt und bekannt war, aber auch ihre Geheimnisse hatte. Zusammen mit ihrer ehemals besten Freundin Chloe möchte sie nicht nur herausfinden, was an der Blackwell Academy vor sicht geht, sondern muss vielleicht sogar die ganze Stadt retten.

Dabei trefft ihr auf allerhand verschiedener Charaktere, wie den Sicherheitsdienst der Akademie, der scheinbar zwanghaft paranoid ist und überall Kameras installieren möchte. Ein anderer wichtiger Charakter ist Kate, eine Mitschülerin die offenbar sehr religiös ist und eher Enthaltsamkeit unter den Mitschülern verbreiten möchte und daher nicht nur einmal zum Ziel des Spott und Hohn wird. Auf Akte X macht dann der Hausmeister, der in kryptischen Rätseln spricht und scheinbar auch mehr weiß, als er zu gibt.

Was diese ganzen Charaktere für die Geschichte bedeuten, wird sich erst im Laufe des gesamten Spiels entfalten. Viel kann bzw. darf man an diesem Punkt auch nicht über die Story verraten, da diese der wesentliche Aspekt des Spiels ist. Sie versucht aber relativ von Beginn an eine starke Verbindung zu den anderen Charakteren aufzubauen, sei es dabei Zuneigung oder Abneigung, welches einen schnell mitfiebern lässt.

Quelle: Square Enix

Bitte nochmal von vorne

Life is Strange ist wie Eingangs schon erwähnt stark von den Telltale Spielen inspiriert. Ihr könnt Max in der Umgebung frei bewegen und habt hier aber eine dynamische Kamera und keine festen Positionen wie beim Konkurrenten. Dies erzeugt einen größeren Hauch von Freiheit. Auf eurer Erkundung habt ihr dann die Möglichkeit mit Gegenständen zu agieren, diese zu betrachten, teilweise zu Nutzen oder ihr redet mit den verschiedenen Personen. Dabei werden interagierbare Objekte durch eine Schraffierung hervorgehoben, wenn man sich in der Nähe befindet. Im Grunde alles was man schon kennt. Gegenstände werden wenn nötig automatisch aufgenommen und benutzt, so dass bisher keine großartigen Rätsel zu erwarten sind. Doch das Hauptfeature des Spiels ist die Rückspulfunktion von Max, mit der sie vorangegangene Ereignisse wiederholen kann.

So könnt ihr in einem Gespräch eine Antwort lernen, die euer gegenüber hören wollte und zack! Ihr reist zwei Minuten in der Zeit zurück, gebt ihm die richtige Antwort und bekommt damit eine andere Auswirkung auf das Geschehen. Ihr wisst nicht ob ihr bei einem unfairen Streit dazwischen gehen sollt? Probiert beide Varianten aus und entscheidet euch dann. Großartig für Rätsel wird das Feature nur einmal eingesetzt, was eher ein Timing Element ist, statt wirkliches Rätsel. Da könnten die Entwickler ruhig ein wenig nachbessern und sich mehr trauen. Die Spieler heutzutage werden zwar von einer guten Atmosphäre und Story gefesselt, sind aber nicht dumm, so dass man diese auch mal fordern darf.

Unangenehme Situation zwischen Max, Chloe und ihrem Stief-Dad
Quelle: Square Enix

Somit bleibt das Gameplay auch in Life is Strange relativ seicht und man darf nichts forderndes erwarten. Doch die Intention der Entwickler ist vor allem, dass wir uns genau darüber klar werden, welche Entscheidung wir treffen wollen. Dies soll dabei nicht nur sein sich in Streits einzumischen oder die Verantwortung zu übernehmen, sondern auch ob wir im Müll von Mitschülern wühlen und Sachen finden, Fotos durcheinanderbringen oder ein Bild von uns auf Facebook hochladen. Viele kleine Dinge die wir tun, sollen sich stark auf das Spiel auswirken und das machen, was Telltale bisher nie wirklich halten konnte.

Folglich bleibt die Funktion des Zurückspulens stets interessant. Immer wieder erwischte ich mich dabei, ob ich wirklich mit der Entscheidung so weiter machen möchte, oder welche Konsequenzen mich erwarten werden. Soll ich z.B. Chloe vor ihrem Vater beschützen und die Schuld auf mich nehmen oder könnte ich deswegen mein Stipendium an der Akademie verlieren? Das Spiel kann einen sehr schnell in seinen Bann ziehen und wirkt dabei auch glaubwürdig. Vor allem die Dialoge sind hierbei sehr gut geschrieben und machen einen Großteil des Spiels aus.

Leider muss man sagen, dass zumindest in der ersten Episode davon noch nichts zu merken ist. Die Entwickler sagten aber schon vorab, dass erst in den späteren Episoden man die Auswirkungen spüren werde. Potential dafür ist auf jedenfall vorhanden durch die unterschiedlichen Herangehensweisen und was man alles anfassen kann. Es bleibt zu hoffen, dass die Entwickler ihr Wort halten werden. Insgesamt sollen 5 Episoden im ca. 6 Wochen Rhytmus erscheinen, was den Entwicklern Zeit lässt, ihr vorhaben in die Tat umzusetzen.

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Gamer aus Leidenschaft, Nerd aus Liebe, Liebhaber aller Konsolen Bei Fragen, Anregungen, Wünschen oder einfach Small Talk schreibt mir an sascha.mensfeld@gamersplatform.de

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